Ortkern
wird saniert, Camp vertagt

Bis an seine statischen Grenzen
vollbesetzt war der Ratssaal der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Weder die Erneuerung der Blumenstraße noch die Sanierung
des Ortskern standen im Mittelpunkt des Interesses der
Bürger, sondern das „England Camp“ über das der Rat
unter dem Punkt „Verschiedenes“ diskutierte.

Zu Beginn der Sitzung verabschiedete
Bürgermeister Peter Werler den Hausmeister an der Grundschule
und ehrenamtlicher Feuerwehrkommandant, Kurt Schäfer
in den Ruhestand. Wie er in seiner Laudatio ausführte,
verliere die Gemeinde den passionierten Elektriker nur
ungern. Bürgermeister Werler verabschiedete den Hausmeister
mit seinen besten Wünschen in den Ruhestand.
Sanierung Blumenstraße
Die anstehende Sanierung des Abschnittes
der Blumenstraße zwischen der Friedrich- und der Kappellenstraße
stellte Peter Kirsamer vom Hügelsheimer Ingenieurbüro
Wald & Corbe vor. Gemäß dem 1991 erstellten Verkehrskonzept
werde die Blumenstraße verkehrsberuhigt umgebaut, so
Kirsamer. Dies bedeute in der Renngemeinde Zone 30 und
nicht Schrittgeschwindigkeit. Gehwege und Fahrbahn würden
niveaugleich angelegt und seien lediglich durch den
roten Pflasterbelag für die 1,70 Meter breiten Gehwege
und den dunklen Belag für die Fahrbahn unterscheidbar.
In der Straße würden neun Parkplätze ausgewiesen und
mehrere Pflanzinseln mit Bäumen angelegt, so wie bereits
die beiden zuletzt sanierten Straßen, die Siedlungs-
und die Kappellenstraße, gestaltet worden seien. Im
Untergrund würden der marode Mischwasserkanal und die
Trinkwasserleitung mit den Hausanschlüssen ersetzt,
so der Planer. Zusätzlich würden die an den Endpunkten
des Abschnittes vorhandenen Gasleitungen verbunden,
so daß die Bewohner künftig Gas nutzen könnten. Den
Kostenrahmen bezifferte Peter Kirsamer auf 293 000 €.

Diplom-Geograph Thomas Wirth und
Landschaftsarchitektin Christine Neuberger stellten
dem Rat die bereits am vergangenen Mittwoch in der Bürgerversammlung
vorgestellten Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchung
vor. Auf Grund der großen Anzahl von Missstände und
der begrenzten Mittel sei das Sanierungsgebiet auf die
Hälfte verkleinert worden. Der Schwerpunkt der öffentlichen
Maßnahmen liege im Bereich Hügelsheimer-, Linden- und
Hauptstraße, in denen vor allem die Fußgänger- und Parkierungssituation
verbessert werden sollen. Die detaillierte Kosten- und
Zuschußaufschlüsselung weist für Maßnahmen geringer
Intensität bei acht privaten Gebäuden 120 000 € für
durchgreifendere Maßnahmen an fünf Gebäuden 125 000
€ aus. Für Straßenbaumaßnahmen sind Zuschüsse in Höhe
830 000 €, für den Umbau des Feuerwehrhauses 200 000
€ und für den Umbau des Hauses neben der Rathaus 100
000 € vorgesehen. Grunderwerb, Umsiedlungen und
Abbrüche schlagen mit 530 000 € zu Buche. Anhand der
Vorschriften des Baugesetzbuches erläuterte Thomas Wirth
seine Empfehlung für das „Vereinfachte Verfahren“. Es
handele sich bei den bezuschussten Maßnahmen um Bestandserhaltung-
und Pflegemaßnahmen, die im Straßenraum zum Teil schon
seit Jahren geplant seien und daher keine sanierungsbedingte
Bodenwerterhöhung nach sich zögen. Anton Schniertsauer
(FWG) bedankte sich bei der Verwaltung für die große
Transparenz gegenüber der Bevölkerung, mit welcher sehr
viel Brisanz aus dem Thema genommen worden wäre. Eistimmig
beschloss der Rat die Satzung über die förmliche Festlegung
des Sanierungsgebietes „Ortskern I“.
Druckauftrag vergeben
Ebenso einstimmig vergab der Rat
den Druckauftrag für die Ortsgeschichte an den Verlag
Regionalkultur. Die Startauflage bezifferte Peter Werler
auf 1 000 Exemplare zu 20 400 € Druckkosten, schloss
eine Erhöhung der Auflage aber nicht aus, falls sich
genügend Firmen meldeten, die das Buch als Präsent ordern
würden oder die Subskriptionsphase (Vorbestellung) einen
starken Absatz erkennen ließe. Der Rat legte den ordentlichen
Verkaufspreis auf 29 €, den Subskiptionspreis auf 25
€ fest. Wie Werler weiter ausführte, werde das Buch
anläßlich des „Tag der Heimatgeschichte“, dessen Gastgeber
heuer Iffezheim ist, vorgestellt.
Weil die bereits beschlossenen
Zuschüsse zur Sanierung des Kindergartens in der Rennbahnstraße
versehentlich nicht in den Haushalt 2006 aufgenommen
wurden, beschloss Rat einstimmig die außerplanmäßige
Ausgabe von 63 000 € als Sanierungszuschuss. Die Mittel
werden dem Haushaltsposten des nicht gekauften Gebäudes
des Jugendzentrum entnommen.
Zuschuss Musikverein
Mit einer Enthaltung genehmigte
der Rat jährliche Zuschüsse in Höhe von 50 % (maximal
2500 €) des bei der Instrumentenausbildung des Musikvereines
anfallenden Verlustes für die Jahre 2005 bis 2007. Der
sich enthaltende Karlheinz Schäfer (SDP) hatte zuvor
angeregt, den Zuschuss lediglich für 2006 zu gewähren
und anschließend gemäß der seit Jahren im Vorhabenstatus
verharrenden Richtlinie zur Vereinsförderung zu verfahren.
Die anderen Ratsmitglieder wollten die beiden Themen
nicht miteinander verknüpfen und folgten dem Vorschlag
nicht.
England Camp

Endlich stand der Tagesordnungspunkt
„Verschiedenes“ auf dem Tapet, für den Peter Werler
eingangs der Sitzung die Diskussion über das „England
Camp“ angekündigt hatte. Zunächst ging Bürgermeister
Werler auf die Historie des Themas ein. Vor zwei Wochen
habe der Rat in nicht öffentlicher Sitzung das Camp
auf Grund der dürftigen Unterlagen abgelehnt.
Darauf hin sei der Rat zusammen mit dem Internaitonalen
Club und dem Leiter der Polizeidirektion Kurt Wintermantel
vom Veranstalter des „England Camp“ zu einem Infotmationstreffen
eingeladen worden, auf dem dieser sein Konzept vorgestellt
habe. Wie Werler rekapitulierte, kämen schätzungsweise
100 000 englische Fans nach Deutschland um einfach die
Athmosühäre zu genießen, auch wenn 92% der Schlachtenbummler
keine Stadionkarten hätten. Der Plan des Veranstalters
sähe vor, auf dem Gelände des Parkplatzes an der Rennbahn
ein Camp für 5 000 englische Fußballbegeisterte zu schaffen,
die dort in Zelten, Wohnwägen oder Wohnmobilen über
die vierwöchige WM wohnen sollen. Innerhalb des früheren
ersten und zweiten Platzes sollen neben den Faußballübertragungen
täglich weitere Events wie Konzerte und Discos stattfinden
und für Oktoberfeststimmung gesorgt werden.
Für die Sicherheit und Ruhe im
Camp sollen 25 Ordner sorgen. Die hiesige Polizei werde
das Camp in seine Sicherheitsplanungen aufnehmen, gegebenfalls
werde eine eigene Wache eingerichtet. Die bekannten
Hooligans könnten nicht ins Camp gelangen, da diese
erstens keine Pässe besäßen und zweitens die Anmeldedaten
für die nur in England erwerbbaren Karten mit der britischen
Polizei abgeglichen würden, so Werler über die Ausführungen
des Veranstalters.
Ein Restrisiko negativer Auswüchse
sei nicht auszuschließen, die sowohl von innen als auch
von außen provoziert werden könnten.
Falls der Gemeinderat sich zu
einem “Ja“ entschlösse, werde er die Sache mit Hilfe
der Iffezheimer Vereine und einem professionllen Tourismusbüro
offensiv angehen.
Eine formelle Entscheidung könne
der Rat in dieser Sitzung nicht treffen, diese müsse
in der Sitzung vom 10. April nachgeholt werden. Durch
sein heutiges Votum könne der Rat aber dem Veranstalter
eine gewisse Planungssicherheit geben. Entscheidend
sei die Frage, wie verträglich das Camp für Iffezheim
sei, was sei dem Bürger zumutbar?
Geteilter Meinung ist der Gemeinderat,
wie die anschließenden Äußerungen zeigten. Hans-Jörg
Oesterle (CDU) lehnte nach Güterabwägung das Camp trotz
des schlüssigen Sicherheitskonzeptes und der vorraussichtlichen
Wirtschaftsbelebung ab, da Iffezheim es nicht verkraften
könne. Ähnlich sah es auch Jürgen Heitz (SPD), für den
das Restrisiko, weil nicht einschätzbar, zu hoch war.
Postitiv hingegen sah es Manfred
Weber, der einem geregelten Camp den Vorzug vor wildem
Zuzug gab. Man solle die Vorurteile „Schläger“ und „Trunkenbold“
aus dem Hinterkopf bekommen und gastfreundlich die WM
willkommen heißen. Ebenfalls mehr Chancen als Risiken
sah Anton Schniertsauer, der trotz des schwer kalkulierbaren
Restrisikos bereit war, dies zu tragen und auf die wirtschaftlichen
Vorteile für Club und Gemeinde verwies. Ebenfalls auf
die Seite der Befürworter schlug sich Berthold Leuchtner
(CDU), der die Unbedenklichkeit der Veranstaltung aus
der Größe der Veranstalterfirma und ihrer vorgetragenen
Erfahrung ableitete. Er forderte, den wirtschaftlichen
Interessen des Clubs gerecht zu werden und die Chance
zu nutzen, Mut, Weltoffenheit und Gastfeundschaft zu
zeigen.
Dem pflichtete Wolfgang Neininger
(CDU) bei, der seine Kollgen aufforderte die Sache positiv
anzugehen und die „Gäste einzuladen“.
Unentschlossen zeigte sich Meingold
Merkel, der verdeutlichte, daß die Bürger dahinter stehen
müssten. Unschlüssig zeigte sich auch Karlheinz Schäfer,
dem zur Entscheidungsfindung noch Informationen über
die Meinung Betroffener wie den Pferdetrainern fehlten.
Er forderte für seine Gespräche mit den Betroffenen
mehr Zeit.
Andrea Winkler (FWG) sprach sich
unter dem Applaus der Zuhörer, wie bei allen Camp-Gegnern, genau so gegen das Camp
aus wie Harald Schäfer, der die Dauer als zu lang, die
Anzahl Gäste als zu groß, das Ganze schlicht als zuviel
für Iffezheim bezeichnete.
Angesichts des Disenz schlug Peter
Werler vor, die Entscheidung auf den 10. April zu vertagen
und vor der entscheidenden Sitzung eine Informationsveranstaltung
mit „England Camp“ in der Festhalle einzurichten, in
welcher die Bevölkerung sich direkt an den Veranstalter
wenden könne.
Un was sa i dazu? Zu groß, zu
long, zu ludd, zuviel. Und dann stellt sich natürlich
auch die Frage, was von dem Veranstalter zu halten ist,
der auf seiner Webseite das (positive) Ergebnis vorweg
nimmt und für den 17. März die Details ankündigt, dem
Tag, an dem der Rat erstmals von ihm ausführlich informiert
wurde. Es unterstreicht natürlich die Professionalität
der Firma, wenn auch drei Tage nach dem erfolglosen
Verstreichen des Termins die Anmeldeseite immer noch
nicht aktualisiert wurde.
Auffallend ist weiterhin, daß englandcamp.com keinerlei Hinweise auf
bereits veranstaltete Camps bietet, was jeder Veranstalter schon aus dem
Blickwinkel der Eigenwerbung tut.
Laut Veranstalter sollen viele
friedliche Familien mit Kindern kommen. Sicherlich sind
keine Familien mit schulpflichtigen Kindern dabei, denn die
Sommerferien beginnen in England je nach County erst
zwischen dem 21. und 25. Juli.
Zum Veranstalter:
Die Webseite englandcamp.com wurde auf Richard McCabe eingetragen:
Registrant:
Richard McCabe
12 Orchard Green
Alderley Edge, Cheshire SK9 7DT
GB
Domain name: ENGLANDCAMP.COM
Administrative Contact:
McCabe, Richard jo@mm-events.co.uk
12 Orchard Green
Alderley Edge, Cheshire SK9 7DT
GB
+4407833717061
Technical Contact:
McCabe, Richard jo@mm-events.co.uk
12 Orchard Green
Alderley Edge, Cheshire SK9 7DT
GB
+4407833717061
Wendet wir uns der Seite
www.mm-events.co.uk
zu, so erfahren wir zwar, daß die Mike Marshall Event
Agentur Veranstaltungen bei Italia '90, Soccer US '94, Euro '96
und den '92 Olympics in Barcelona
durchführte, aber auch daß dies Firmen-Events für 10 bis 500 Personen waren.
Nix von einer Speisung der 5 000. Die Weltmeisterschaft
ist übrigens nicht im Angebot
der Sportereignisse. Ansonsten dreht sich die Seite
um Team Bildung, Konferenzen etc..
Mike Marshall Events
Ashbourne House
2 South Park Road
HARROGATE
North Yorkshire
HG1 5QU
T: 01423 529292
F: 01423 529294
Domain name:
mm-events.co.uk
Registrant:
MM Events
Registrant type:
UK Limited Company, (Company number: 4901768)
Addendum: Wie es sich herausstellte,
handelt es sich bei der angegebenen E-Mailadresse um
die Geschäftsemail von Jo McCabe, der Ehefrau von Richard
McCabe.
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