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15. März 2006

 

 

Bürgerversammlung Ortskernsanierung

 

Das Hauptergebnis der vorbereitenden Untersuchung wurde bei der Präsentation in der Festhalle war, daß das Sanierungsgebiet wegen der eingeschränkten Zuschüsse und des  Sanierungsbedarfes wesentlich verkleinert wird. Die anwesenden etwa fünf Dutzend Bürger zeugten von einem nachlassenden Interesse.

Diplom-Geograph Thomas Wirth von der Gesellschaft für Stadtentwicklung präsentierte den anwesenden Bürgern das Ergebnis der vorbereitenden Untersuchung, welcher die Ergebnisse der Bürgerversammlung vom Oktober 2005 und die Einzelgespräche und -besuche bei den betroffenen Eigentümern zu Grunde liegen. Wie Wirth ausführte, ständen im 9,1 Hektar großen Erhebungsgebiet  149 Gebäude, davon 107 mit Wohnnutzung und 42 Neben- oder Betriebsgebäude. Von den 177 Wohnungen ständen nur 12 leer, was nicht typisch für ein Sanierungsgebiet sei. Auch die weiteren ermittelten Daten seien untypisch für ein Sanierungsgebiet. Statt nur von älteren Bewohner besiedelt sei der Anteil der Kinder unter 15 Jahren unter den 334 Bewohner höher als im Gemeindedurchschnitt. Ebenso sei ein Inländeranteil von 92% in einem Sanierungsgebiet nicht üblich. Die Hälfte der Gebäude sei selbstgenutzt, ein weiteres Zehntel würde von Familienangehörigen genutzt, legte Wirth seine Untersuchungen vor. Entsprechend sei der Gesamtzustand der Gebäude, von denen die Hälfte als in gutem Zustand, allenfalls mit geringen gestalterischen Mängeln, anzusehen seien, bewertete der Geograph die Bausubstanz. Abbruchreif seien eigentlich nur das denkmalgeschützte Wohnhaus neben dem Rathaus und zwei Nebengebäude. Bei einigen weiteren Gebäuden seien jedoch noch weitergehende Untersuchungen notwendig.

Aus den Innenbereichen berichtete Wirth, daß fast zwei Drittel der Gebäude über moderne Bäder und Heizungen verfügen. Bei der Hälfte seien auch die Fenster auf dem neuesten Stand, die Wärmedämmung genüge jedoch nur bei einem Drittel der Gebäude den aktuellen Anforderungen. Insgesamt bestünde bei etwa 60% der Häuser in irgendeiner Weise Handlungsbedarf. Etwa die Hälfte der Eigentümer hätten eine wie auch immer geartete Mitwirkungsbereitschaft gezeigt. 37% seien tatsächlich entschlossen, zu modernisieren.

Thomas Wirth stellte die in der Bürgerbeteiligung gesammelten und in die Planung eingeflossenen Anregungen vor, welche sich vor allem auf die Parksituation in Haupt- und Hügelsheimerstraße und gestalterische Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bezogen hätten. Die Mahnung „Iffezheim soll bleiben wie es ist!“ sei für ihn selbstverständlich, denn auch er wolle keine Austauschbarkeit. Das Charakteristische des Ortes müsse herausgearbeitet werden.

Landschaftsarchitektin Christine Neuberger verdeutlichte an Hand von Plänen die notwendigen Maßnahmen an Gebäuden und Infrastruktur. An städtebauliche Mängeln gelte es insbesondere die angesprochene Parksituation in Haupt- und Hügelsheimerstraße zu verbessern. Weitere Defizite seien aber auch in Berg- und Steingasse, sowie in der Lindenstraße zu finden. Auch die Rennbahnstraße als Zufahrt zur Rennbahn hielt Frau Neuberger für nicht angemessen gestaltet. Die großen Gärten und Grünflächen hinter der Festhalle böten Möglichkeiten zur innerörtlichen Nachverdichtung. Das alte Feuerwehrhaus soll zu einem Bürgertreff und das denkmalgeschützte Haus (Götze Beck)  unterhalb des Rathauses zur Rathauserweiterung umgebaut werden.

Ursprüngliches Gebiet schwarz, neues rot gestrichelt

Angesichts der großen Zahl an Maßnahmen und nur zwei Millionen an Fördergeldern, von denen Bund und Land 60%, die Gemeinde 40% beisteuere, müsse das Sanierungsgebiet drastisch verkleinert werden, stellte Frau Neuberger fest, und präsentierte das neue, auf 4,8 Hektar geschrumpfte Gebiet. Die verkleinerte Fläche konzentriert sich stärker um Rathaus und Kirche als die das ursprüngliche Untersuchungsgebiet und endet im Osten in Höhe der Bachstraße und im Westen an der Rennbahnstraße, umfaßt aber nicht mehr das ganze Viertel zwischen Haupt- und Hügelsheimerstraße, sondern nur noch die Grundstücke entlang der Hauptstraße.

Abschließend stellte Thomas Wirth nochmals die förderfähigen Maßnahmen im öffentlichen und privaten Bereich vor und betonte, daß auf Grund der ständigen Unterhaltungspflicht der Eigentümer lediglich 90% der Baukosten zuschussfähig wären.

Wirth betonte nochmals, daß kein Zwang zur Sanierung bestehe. Er empfehle der Gemeinde auch, das so genannte „vereinfachte Verfahren“ einzuleiten, was zur Folge habe, daß für die Anwohner keinerlei Ausgleichsbeträge wegen Wertsteigerungen der Grundstücke fällig wären. Auch Bürgermeister Peter Werler betonte, daß keinerlei Zwang bestehe, sondern die Gemeinde den Einwohnern die Chance böte, ihr privates Eigentum zukunftsfähig zu machen. Der Gemeinderat werde am kommenden Montag die Sanierungssatzung beschließen und im weiteren Verlauf die Planungsgrundsätze, sowie die Mindestinvestitionen und die Förderhöhen festlegen.

Einen radikalen Ansatz zur Umgestaltung schlug Zuhörer Friedrich Schäfer vor. Aus dreißigjähriger Berufstätigkeit im Rathaus wisse er, daß es sich um eine alten Bunker handle, der „weg gehöre“. Er schlage deshalb den Neubau eines modernen, Behinderten gerechten Verwaltungsgebäudes im Gewann „Lustgarten“ vor. Das alte Rathaus solle eingeebnet und an seiner Stelle ein Kreisel zur Lenkung der Verkehrsströme in Haupt-, Hügelsheimer- und Lindenstraße errichtet werden.

Lothar Huber bat die Verwaltung, auf die Erhebung von Ausgleichsbeträgen zu verzichten, denn die Bewohner des Gebietes hätten über die Jahre hinweg ihre Häuser in Stand gehalten, wie die Untersuchung zeige, und würden durch eine solche Abgabe über Gebühr bestraft. Peter Werler versicherte, daß auch die Verwaltung keine Grund zur Erhebung von Ausgleichsbeträgen sehe und versprach, die Sanierung auch weiterhin im offenen Dialog fortzuführen.

 

 
Euer Kommentar an Matthias  

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