Bürgerversammlung
Ortskernsanierung
Das Hauptergebnis der vorbereitenden
Untersuchung wurde bei der Präsentation in der Festhalle
war, daß das Sanierungsgebiet wegen der eingeschränkten
Zuschüsse und des Sanierungsbedarfes wesentlich
verkleinert wird. Die anwesenden etwa fünf Dutzend Bürger
zeugten von einem nachlassenden Interesse.
Diplom-Geograph Thomas Wirth von
der Gesellschaft für Stadtentwicklung präsentierte den
anwesenden Bürgern das Ergebnis der vorbereitenden Untersuchung,
welcher die Ergebnisse der Bürgerversammlung vom Oktober
2005 und die Einzelgespräche und -besuche bei den betroffenen
Eigentümern zu Grunde liegen. Wie Wirth ausführte, ständen
im 9,1 Hektar großen Erhebungsgebiet 149 Gebäude,
davon 107 mit Wohnnutzung und 42 Neben- oder Betriebsgebäude.
Von den 177 Wohnungen ständen nur 12 leer, was nicht
typisch für ein Sanierungsgebiet sei. Auch die weiteren
ermittelten Daten seien untypisch für ein Sanierungsgebiet.
Statt nur von älteren Bewohner besiedelt sei der Anteil
der Kinder unter 15 Jahren unter den 334 Bewohner höher
als im Gemeindedurchschnitt. Ebenso sei ein Inländeranteil
von 92% in einem Sanierungsgebiet nicht üblich. Die
Hälfte der Gebäude sei selbstgenutzt, ein weiteres Zehntel
würde von Familienangehörigen genutzt, legte Wirth seine
Untersuchungen vor. Entsprechend sei der Gesamtzustand
der Gebäude, von denen die Hälfte als in gutem Zustand,
allenfalls mit geringen gestalterischen Mängeln, anzusehen
seien, bewertete der Geograph die Bausubstanz. Abbruchreif
seien eigentlich nur das denkmalgeschützte Wohnhaus
neben dem Rathaus und zwei Nebengebäude. Bei einigen
weiteren Gebäuden seien jedoch noch weitergehende Untersuchungen
notwendig.

Aus den Innenbereichen berichtete
Wirth, daß fast zwei Drittel der Gebäude über moderne
Bäder und Heizungen verfügen. Bei der Hälfte seien auch
die Fenster auf dem neuesten Stand, die Wärmedämmung
genüge jedoch nur bei einem Drittel der Gebäude den
aktuellen Anforderungen. Insgesamt bestünde bei etwa
60% der Häuser in irgendeiner Weise Handlungsbedarf.
Etwa die Hälfte der Eigentümer hätten eine wie auch
immer geartete Mitwirkungsbereitschaft gezeigt. 37%
seien tatsächlich entschlossen, zu modernisieren.
Thomas Wirth stellte die in der
Bürgerbeteiligung gesammelten und in die Planung eingeflossenen
Anregungen vor, welche sich vor allem auf die Parksituation
in Haupt- und Hügelsheimerstraße und gestalterische
Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bezogen hätten. Die
Mahnung „Iffezheim soll bleiben wie es ist!“ sei für
ihn selbstverständlich, denn auch er wolle keine Austauschbarkeit.
Das Charakteristische des Ortes müsse herausgearbeitet
werden.
Landschaftsarchitektin Christine
Neuberger verdeutlichte an Hand von Plänen die notwendigen
Maßnahmen an Gebäuden und Infrastruktur. An städtebauliche
Mängeln gelte es insbesondere die angesprochene Parksituation
in Haupt- und Hügelsheimerstraße zu verbessern. Weitere
Defizite seien aber auch in Berg- und Steingasse, sowie
in der Lindenstraße zu finden. Auch die Rennbahnstraße
als Zufahrt zur Rennbahn hielt Frau Neuberger für nicht
angemessen gestaltet. Die großen Gärten und Grünflächen
hinter der Festhalle böten Möglichkeiten zur innerörtlichen
Nachverdichtung. Das alte Feuerwehrhaus soll zu einem
Bürgertreff und das denkmalgeschützte Haus (Götze Beck)
unterhalb des Rathauses zur Rathauserweiterung
umgebaut werden.

Ursprüngliches Gebiet
schwarz, neues rot gestrichelt
Angesichts der großen Zahl an
Maßnahmen und nur zwei Millionen an Fördergeldern, von
denen Bund und Land 60%, die Gemeinde 40% beisteuere,
müsse das Sanierungsgebiet drastisch verkleinert werden,
stellte Frau Neuberger fest, und präsentierte das neue,
auf 4,8 Hektar geschrumpfte Gebiet. Die verkleinerte
Fläche konzentriert sich stärker um Rathaus und Kirche
als die das ursprüngliche Untersuchungsgebiet und endet
im Osten in Höhe der Bachstraße und im Westen an der
Rennbahnstraße, umfaßt aber nicht mehr das ganze Viertel
zwischen Haupt- und Hügelsheimerstraße, sondern nur
noch die Grundstücke entlang der Hauptstraße.
Abschließend stellte Thomas Wirth
nochmals die förderfähigen Maßnahmen im öffentlichen
und privaten Bereich vor und betonte, daß auf Grund
der ständigen Unterhaltungspflicht der Eigentümer lediglich
90% der Baukosten zuschussfähig wären.
Wirth betonte nochmals, daß kein
Zwang zur Sanierung bestehe. Er empfehle der Gemeinde
auch, das so genannte „vereinfachte Verfahren“ einzuleiten,
was zur Folge habe, daß für die Anwohner keinerlei Ausgleichsbeträge
wegen Wertsteigerungen der Grundstücke fällig wären.
Auch Bürgermeister Peter Werler betonte, daß keinerlei
Zwang bestehe, sondern die Gemeinde den Einwohnern die
Chance böte, ihr privates Eigentum zukunftsfähig zu
machen. Der Gemeinderat werde am kommenden Montag die
Sanierungssatzung beschließen und im weiteren Verlauf
die Planungsgrundsätze, sowie die Mindestinvestitionen
und die Förderhöhen festlegen.
Einen radikalen Ansatz zur Umgestaltung
schlug Zuhörer Friedrich Schäfer vor. Aus dreißigjähriger
Berufstätigkeit im Rathaus wisse er, daß es sich um
eine alten Bunker handle, der „weg gehöre“. Er schlage
deshalb den Neubau eines modernen, Behinderten gerechten
Verwaltungsgebäudes im Gewann „Lustgarten“ vor. Das
alte Rathaus solle eingeebnet und an seiner Stelle ein
Kreisel zur Lenkung der Verkehrsströme in Haupt-, Hügelsheimer-
und Lindenstraße errichtet werden.
Lothar Huber bat die Verwaltung,
auf die Erhebung von Ausgleichsbeträgen zu verzichten,
denn die Bewohner des Gebietes hätten über die Jahre
hinweg ihre Häuser in Stand gehalten, wie die Untersuchung
zeige, und würden durch eine solche Abgabe über Gebühr
bestraft. Peter Werler versicherte, daß auch die Verwaltung
keine Grund zur Erhebung von Ausgleichsbeträgen sehe
und versprach, die Sanierung auch weiterhin im offenen
Dialog fortzuführen.
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