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Eine Planung gegen die man sich nicht wehren muß
Bürgermeister Peter Werler hatte
Eigentümer und Mieter des Sanierungsgebietes „Ortskern
I“ zur Bürgerversammlung in die Festhalle geladen und
viele Einwohner nahmen die Gelegenheit war, sich über
die beabsichtigte Ortskernsanierung zu informieren.

Zunächst stellte der Bürgermeister
der Versammlung nochmals seine Ziele der Sanierungsmaßnahmen
vor, die vorrangig öffentliche Gebäude und Flächen beträfen,
jedoch kämen auch Privateigentümer in den Genuß von
Fördermitteln, die sich insgesamt auf 2 Millionen Euro (1,2
Landesproramm + 0,8 Gemeinde)
beliefen. Als seine Ziele definierte der Bürgermeister
den Umbau des alten Feuerwehrhauses in einen Bürgersaal/Seniorentreff,
den Umbau des Platzes zwischen Rathaus und Kirche zum
Ortsmittelpunkt, die Ordnung des ruhenden Verkehrs,
sowie die Verkehrsberuhigung auf Haupt- und Hügelsheimerstraße.
Diplom-Geograph Thomas Wirth von
der im September vom Gemeinderat mit der vorbereitenden
Untersuchung beauftragten Gesellschaft für Stadtentwicklung
(STEG) stellte den formalen Ablauf vor und ging zunächst
auf die Ziele der Sanierung ein. Laut Baugesetzbuch
verfolgten die Sanierungsmaßnahmen die Reaktivierung
der Innenstädte unter Beibehaltung ihrer Individualität,
die Sicherung und Verbesserung des Wohnungsbestandes,
die Aufhebung von Brachflächen, die Sicherung der ansässigen
Gewerbegebiete und die ökologische Erneuerung. Die derzeit
stattfindende vorbereitende Untersuchung münde in einer
Entscheidungsgrundlage über die Notwendigkeit, die Art
und die Durchführbarkeit der Sanierung. Anhand dieser
Entscheidungsgrundlage werde der Gemeinderat im Januar
2006 das Sanierungsgebiet das derzeit die Fläche zwischen
Sternen-, Rennbahn-, Josef-, Karlstraße, Berggasse,
Hügelsheimer und Neue Straße umfasse, per Satzung förmlich
festlegen.
Für
die Erarbeitung der Entscheidungsgrundlage sei der STEG
eine offene Diskussion wichtig, die an diesem Abend
jedoch sehr leise ausfiel, sollten die Teilnehmer ihre
Wünsche und Anregungen doch auf ausgeteilten Kärtchen
festhalten. Wirth kündigte an, daß mit allen Mietern
und Eigentümern persönliche Gespräche über den Zustand
und die Nutzung der Gebäude geführt würden. Aus dieser
Aufnahme vor Ort werde ein Maßnahmenkatalog erstellt,
der dann in eine Kosten- und Finanzierungsübersicht
münde. Daraus könne sich dann sehr wohl eine Verkleinerung
des Sanierungsgebietes ergeben. Die Maßnahmen würden
dann in einem Zeitrahmen von acht bis zehn Jahren durchgeführt
werden.
Landschaftsarchitektin Christine
Neuberger von der STEG stellte, durch Bilder unterstützt,
die städtebaulichen Maßnahmen einer Sanierung vor. Neben
der Modernisierung und Instandsetzung vorhandenen Altbestandes
an Wohnhäusern zur Verbesserung der Wohnsituation fiele
darunter auch der kommunale Part mit der Verbesserung
der Versorgungsinfrastruktur und Gestaltungsmaßnahmen
im Straßenraum. Diese Maßnahmen der Gemeinde seien,
wie auch der Grunderwerb zum Abriß von Gebäuden oder
die Umsetzung von Anwohner voll förderfähig, ging Thomas
Wirth auf die finanziellen Aspekte ein. Auch private
Investitionen in die sanitären Anlagen, Energiesparmaßnahmen
und Instandhaltung seien vom Grundsatz her förderfähig.
Die Hoheit über die Fördermittel liege allerdings bei
der Gemeinde, die über die Förderung privater Maßnahmen
entscheide. Derzeit könnten private Investitionen in
Sanierungsgebieten noch von der Steuer abgeschrieben
werden, so Wirth. Unabdingbare Voraussetzung für die
Förder- oder Steuerabzugsfähigkeit privater Sanierungsmaßnahmen
sei der Abschluß eines Vertrages mit der Gemeinde vor
Beginn der Arbeiten.
Auf Fragen der Bürger versicherte
Bürgermeister Werler, daß kein Zwang zur Beteiligung
am Sanierungsverfahren bestehe. Thomas Wirth räumte
jedoch auf Nachfragen von Herbert König ein, daß
durch die Abschöpfung einer möglichen Wertsteigerung
der Grundstücke im Sanierungsgebiet auch an der Maßnahme
nicht Beteiligte zur Kasse gebeten werden könnten. Durch
die Sanierung solle auf keinen Fall der dörfliche Charakter
Iffezheims verloren gehen, beteuerte der Schultheiß
des Renndorfes. Befürchtungen durch die große Zahl an
öffentlichen Vorhaben blieben keine Fördermittel für
die Privaten übrig, entgegnete Wirth, daß es sich bei
dem Landesprogramm um eine multiplikative Wirtschaftsförderung
handele, bei der nach Untersuchungen jeder Fördereuro
acht Euro privater Investitionen nach sich ziehe. Daher
sei es das Ziel, viele Private mitzunehmen. Den Ängstlichen
versprach Wirth, mit den Betroffenen „eine Planung zu
entwickeln, gegen die man sich gar nicht wehren muß!“
Am Rande der Sitzung stellte Bürgermeister
Werler eine weitere Bürgerversammlung zum Ende der vorbereitenden
Untersuchung in Aussicht.
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