Ratssitzung 4. Februar 2019
Den letzten noch offenen Punkt des
Haushaltsplanes 2019 füllte Forstrevierleiter Norbert Kelm mit dem
„Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2019“.
War schon der Orkan „Lothar“ ein
Schlag ins Kontor der Iffezheim Forstwirtschaft, der auf Jahrzehnte
Lagerbestände vernichtet hatte, so war der trockene Sommer ein
weiterer Schlag ins Genick. Die anhaltende Trockenheit habe vor allem
den Nadelbäume wie Kiefer und Fichte zugesetzt, so Kelm. Viele Bäume
seien braun geworden und mußten gefällt werden, um zumindest noch
ein bisschen Ertrag zu generieren. Ebenso habe vom Borkenkäfer
befallenes Holz auf den Markt getragen werden müssen, was die
Erträge insgesamt in dem Segment minderte.
Er gehe im aktuellen Plan von einer
geringeren Ernte und von geringeren Erlösen aus, die er auf 84 300
Euro taxierte. Mit den Erlösen aus Jagd- und Fischereipacht stehen
Einnahmen von 95 500 Euro Ausgaben von 267 200 gegenüber. Größter
Brocken bei den Ausgaben sind die Verwaltungskosten, die mit 100 000
Euro angesetzt sind. Für 32 000 Euro wird nachgepflanzt ,ein Betrag
der auch dem trockenen Sommer geschuldet ist, dem viele Schößlinge
zum Opfer vielen.
So auch im Rheinfeld, auf dem als
Ausgleich für die Erweiterung des Industriegebietes ein von Eichen
dominierter Mischwald gepflanzt wurde. Gerade die Eichen hätten den
Sommer am schlechtesten überstanden, berichtete Kelm von der letzten
Waldbegehung.
Positives zur Maikäferprävention gab
es jedoch aus dem Rheinfeld zu berichten. Wegen der ausgelegten Folie
hätten die Maikäfer keine Eier ablegen können. Leider sei diese
Methode sehr teuer, goß Kelm Wermuth nach. 8 000 Euro hätte allein
die Folie, ohne Verlegearbeiten, gekostet und bedecke nur ein Viertel
der Fläche.
Berthold Leuchtner (CDU) erkundigte
sich nach dem Stand der Wiedererlangung der PEFC-Zertifizierung,
welche die Gemeinde im März 2014 verloren hatte. Forstdirektor
Clemens Erbacher, wie auch Norbert Klem wiesen darauf hin, daß in
absehbarer Zeit ein Zerifizierung nicht erreicht werden könne. Dafür
sei der Wildverbiß zu stark. Die Grundsituation der mangelnden
Naturverjüngung habe sich in Iffezheim nicht geändert. Man werde
sich demnächst wieder mit den Jagdpächtern an den Runden Tisch
setzen.
Derzeit brächte die Gemeinde ihr
unzertifiziertes Holz noch verkauft, da ein großer Bedarf bestehe
und Revierförster Kelm zusätzliche Zusicherungen unterschreibe.
Sobald der Holzmarkt einbräche, brächte Iffezheim sein Holz nicht
mehr los, so Erbacher, oder nur zu extrem niedrigen Preisen.
Der bereits gut vorberatene
Resthaushalt war fast reine Routine, bei der jedoch interessante
Details ans Licht kamen. So befindet sich die Gemeinde im Rechtstreit
mit einem Bauunternehmer, der 2016 zunächst den Zuschlag für den
Bau der Flüchtlingsunterkunft in der Bachstraße erhalten hatte. Da
2016 und 2017 in Iffezheim weniger Flüchtlinge aufgenommen werden
mußten als vorhergesagt, verschob die Gemeinde den Baubeginn und
verlängerte die Zuschlagsfrist. Der leer ausgegangene Bieter klagt
nun auf Schadensersatz.
Der Antrag der CDU-Fraktion, die 30 000
Euro für die Sanierung des Fußweges zwischen Oertbuehlring und
Rheinstraße zu streichen und die Sanierung zusammen mit dem Ring
durchzuführen, endete im Kompromiß, die Gelder zu belassen und eine
kostengünstige Zwischenlösung zu finden. Mehrheitlich stellte sich
der Rat hinter die Christdemokraten, die Sanierung des Kindergartens
St. Martin vorzuziehen und 2020 damit zu beginnen. Keine Mehrheiten
fanden die Anträge der SPD-Fraktion, ein Wartehäuschen für die
Haltestelle der Buslinie X34 einzurichten und die abschließenden
Erschließungsarbeiten für das Baugebiet „Nördlich der
Hauptstraße“ in den Haushalt 2019 aufzunehmen.
Den kalkulatorischen Zinssatz legte der
Rat gemäß seines Beschlusses vom Januar 2014 auf 75% des aktuellen
Zinssatzes der KfW für kommunale Investitionskredite und damit auf
1,09 % fest.
Iffezheim tritt dem gemeinsamen
Gutachterauschuß bei
Ralf Buchholz, designierter Leiter der
Geschäftsstelle des gemeinsamen Gutachterausschusses, stellte den
Räten die künftige Aufgaben und rechtlichen Grundlagen des
Ausschusses vor.
Die Kernaufgaben des Auschusses sei
weiterhin das Führen einer Kaufpreissamlung, das Ermitteln der
Bodenrichtwerte und das Erstellen von Verkehrswertgutachten.
Gravierende Änderungen im Erbrechtschaftssteuer-, Grundsteuer- und
Bewertungsrecht fordern mehr Sachwissen, ebenso wie die Darstellung
der Liegenschaftszinssätze, Sachwertfaktoren und Vergleichsfaktoren
im Immobilienmarktbericht. Entgegen der bisher bekannten Kalkulation
müsse der Personalstock des Ausschusses verdoppelt werden, so daß
sich die Kosten auf 3,20 Euro je Einwohner erhöhen würden. Der
Ausschuß wird ab 01. April auch für Iffezheim zuständig sein. Bis
dahin müßten die Bodenrichtwerte 2018 ermittelt und der
gemeindliche Ausschuss aufgelöst werden. Als Vertreter der Gemeinde
Iffezheim wird Michael Schneider dem künftigen Ausschuß angehören.
Letztendlich blieb den Iffezheimer
Räten nichts anders übrig, als für dem Beitritt zu stimmen, da die
gesetzlichen Vorgaben eine jährliche Sammlung von 1 000
Kaufverträgen fordern. Diese Zahl werde der gemeinsame Ausschuß mit
Rastatt, Au am Rhein, Bietigheim, Durmersheim, Elchesheim-Illingen,
Iffezheim, Muggensturm, Ötigheim und Steinmauern erreichen, rechnete
der künftige Dienstellenleiter vor. Für die Wertermittlungen in den
einzelnen Orten würden wie bisher nur die Verträge über
Grundstücksgeschäfte im jeweiligen Ort herangezogen werden, so
Buchholz.
Einstimmig
befürworte der Rat, seine Geschäftsordnung dahingehend zu ändern,
daß die Fragestunde der Einwohner statt am Ende künftig an den
Anfang der Sitzung gestellt wird. Einwohner und die ihnen
gleichgestellten Personen und Personenvereinigungen wird gemäß §33
(4) Gemeindeordnung die Möglichkeit eingeräumt, Fragen zu
Gemeindeangelegenheiten zu stellen oder Anregungen und Vorschläge zu
unterbreiten. Zu den Fragen nimmt der Vorsitzende Stellung.
Es ist moralisch schon fragwürdig,
wenn eine Gemeinde mit dem Lebensmittel Nummer 1 Geld verdienen will
und die Wassergebühren mit kalkulatorischen Zinssätzen belegt. Noch
fragwürdiger wird es, wenn dieser Zinssatz weit über dem liegt, was
am Kapitalmarkt zu erzielen ist. Die laut Rechtssprechung für
kalkulatorische Zinssätze heranzuziehende Umlaufrendite
festverzinslicher Wertpapiere liegt schon seit Jahren unter 0,5% und
drehte teilweise gar ins Nagative. Daß mit dem Zinssatz des
Kommunalkreditprogrammes 148 der KfW eines der teueren (ab 1,31%)
heraus gesucht wurde, spricht Bände. Das Programm 208 gibt es
aktuell zu 0,27%.
|