Berauschende Höhen

In berauschende Höhen - von den Alpen
bis in die unendlichen Weiten des Alls - führte Dirigent Philipp
Zink die Musiker des Musikverein Iffezheim und die Zuhörer ihres
Osterkonzert. Das excellent spielende, gut aufgelegte Orchester
erntete begeisterten Applaus als Lohn für die harte Probenarbeit.
Trommelwirbel und hell aufklingende
Fanfaren aus dem Blech eröffneten das „Höhenrausch“
überschriebene Programm mit dem anmutigen Flug der Fasanen („Young
Pheasants in the Sky“ von Satoshi Yagisawa).
Ein Perspektivwechsel hievte die
Zuhörer bei James Swearingen „Scenes of a City From Above“ an
Bord eines Flugzeuges, vor dessen Bullaugen sich die Straßen Miamis,
der Metropole Floridas, ausbreiteten. Die Holzbläser stimmten aus
luftiger Höhe zu dem quirligen Treiben des Straßenkarnevals in
Litte Havanna an. Elegisch untermalte der Klangkörper die in fast
überirdischer Schönheit in den Nachthimmel strahlenden Lichter der
Stadt, bevor am Horizont ein Blitzen und Leuchten anhob, als
Feuerwerksraketen auf Fontänen in den Nachthimmel ritten und - vom
Schlagwerk untermalt - in großen Funkenregen verglühten.
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Himmelhoch jauchzte das Orchester beim
„Agnus Dei“ der „Variants on an English Hymn Tune“ (Philip
Sparke). Der tosende Applaus für den 16 ¾ Jahre alten, mit dem
Goldenen Jungmusikerleistungsabzeichen ausgezeichneten Julian
Schäfer, der den Solopart am Tenorhorn mit Bravour meisterte, wollte
erst enden, nachdem der dritte Satz wiederholt worden war.
Den letzten Flug der Frauenrechtlerin
und Flugpionierin Emelia Rose Earhart zeichneten die Musiker
mit Robert W. Smiths „A Profile in Courage“ musikalisch nach.
Versatzstücke aus der Musiktradition der überflogenen Kontinente
beschrieben ihre Route längs des Äquators, bevor das Stück in
einer Hymne auf die bei diesem Flug verschollene Heldin der 30er Jahre endete.
Dräuende Gewitter, beschauliche
Almwiesen, tosende Wasserfälle, murmelnde Bächlein vor
majestätischen Bergzinnen: zum Greifen nahe breitete der Klangkörper
das von Thomas Doss komponierte Alpenpanorama („Alpina Saga“) auf
der Bühne der Festhalle aus.
Hinaus ins All führte der
„Höhenrausch“ nach der Pause. Scott Directors modernes Stück
„Moon Phases 81“ nahm die Zuhörer mit auf eine Umlaufbahn um den
Erdtrabanten. Tiefe Posaunen und grummelndes Schlagwerk stimmten auf
den als Neumond dunklen, geheimnisvollen und unsichtbaren
Erdbegleiter ein.
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Die von abrupten Tempiwechsel und schrägen
Dissonanzen unterstrichene Lebensfeindlichkeit des Mondes,
stellten höchste Anforderungen an den Klangkörper. Im Laufe des
Stückes stahl sich der Mond immer weiter aus dem Schatten der Erde,
um am Ende als brillant leuchtender Vollmond am Firmament zu stehen.
In weiter Ferne blieb der Mond für die
Besatzung der „Apollo 13“. Randvoll mit Emotionen hatte James
Horner seine Oscar nominierte Filmmusik der gescheiterten Mission
gefüllt. Philipp Zink und die Iffezheimer Musiker verstanden es
perfekt, die dramatischen 87 Stunden zwischen Leben und Tod, den
Jubel und den Heldenmut in Szene zu setzen. Gerade mal sieben Noten
reichten Horner für seine Hymne, die immer wieder von den Trompeten
in das Stück eingestreut und von den andern Registern aufgenommen
wurde. Mit den zahlreichen Alterationen in der Originalpartitur
hatten die Musiker kein Problem.
Mit einer Hymne als Hommage an das sich
über unsere Häuptern wölbende Sternenzelt begann Otto M. Schwarz'
„Starflash“. Griechische Rhythmen und Melodien und ein
orientalisch anmutender Bolero entführten ins östliche Mittelmeer
auf die Insel Kos, auf der Schwarz das Stück inspirierende
Schauspiel zweier aufeinander zu rasenden Sternschnuppen beobachtet
hatte.
Zum Schluß entfachten die Musiker
nochmals einen Wirbelsturm, der Dorothy Gal in das Wunderland Oz
entriß. Musikalisch ließen sie die Abenteuer um Vogelscheuche,
Blechmann und Löwe in den Köpfen der Zuhörer aufleben, bevor die
silbernen Schuhe Dorothy sanft in Kansas und das Publikum auf dem
Parkett der Festhalle landen ließen.
Als Tribut an die Freunde klassischer
Blasmusik gab es den „Fliegermarsch“ als Zugabe.
Musikerehrung

Der Präsident des Blasmusikverbandes Mittelbadsen, Tobias Wald, zeichnete Matthias Lang mit der Silbernen Ehrennadel des Bundes Deutscher Blasmusikverbände für 25 Jahre aktives Musizieren aus. In seiner Laudatio hob Wald Langs Qualitäten als Solist und Ausbilder ebenso hervor wie seine Tätigkeit als Jugendkapellmeister und Vizedirigent.
Seit 50 Jahren spielt Helmut Herr das Horn im Musikverein. Als Beisitzer der Aktiven und Instrumentenwart habe er sich ebenso für den Verein engagiert, wie auch als Bratwurstmeister bei Veranstaltungen, berichtete Wald. Der Bund Deutscher Blasmusikverbände zeichnete Herr mit der Großen Goldenen Ehrennadel aus und Wald überreichte ihm den Ehrenausweis des Blasmusikverbandes Mittelbaden, der zum freien Eintritt aller Konzerte im Verband berechtigt.
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