Ratssitzung 16. Dezember 2013
Um bis ins Jahr 2037 Kies schürfen zu
können, stellte die Kieswerk und Baustoff-Industrie (KBI) Kern GmbH
& Co. KG gemäß Bergbaugesetz einen Antrag auf Zulassung eines
Rahmenbetriebsplans für ihr Kieswerk auf der Hardt. Dieser
Rahmenbetriebsplan sieht eine Vergrößerung der Abbaufläche um 39
ha vor, wie der Vorstandsvorsitzende der Kies & Beton AG, Erwin
Kern, im Gemeinderat vorstellte. Nach derzeitigem Plan seien die
bisher genehmigten Resourcen Ende 2017 erschöpft. Das im
Regionalplan bereits als Sicherungsfläche für den Abbau
oberflächennaher Rohstoffe ausgewiesene Gebiet südlich des
derzeitigen Aushubgebietes Richtung B 500 soll als Vorranggebiet
ausgewiesen werden. Durch den geplanten Abbau der 13 Millionen Tonnen
Sand und Kies werde der Betrieb des Kieswerkes über einen Zeitraum
von 17 – 21 Jahren sicher gestellt.

Das geplante Abbaugebiet umfaßt
mitsamt Randbereichen und Rekultivierungsflächen 39,3 Hektar, wovon
etwa 24 ha aktuell landwirtschaftlich genutzt sind und 15 Hektar auf
die aus dem Autobahnbau in den 50ern stammende, aufgeforstete Fläche
eines Trockenabbaus („Entnahmestelle“) entfallen. Die Gemeinde
hat im Juli 2013 bereits ihre in Frage kommenden Flächen an die KBI
verpachtet, wie aus der Sitzungsvorlage hervorging.
Der Baggersee soll 2037 in seiner
derzeit weitesten Ausdehnung nach Westen bis an den Sinzheimer Weg
reichen und an diesem entlang bis etwa 200 m an die B500 heranrücken.
Von dort geht es quer durch die Entnahmestelle bis etwa 200 m
südwestlich der „Hirschacker Hütte“. Der See auf der Hardt wird
dann 117 Hektar groß sein.
KBI-Geschäftsführer Thorsten Volkmer
und Planer Dr. Dipl-Geograph Werner Dieter Spang vom Büro Spang.
Fischer. Natzschka. GmbH präsentiertem dem Rat die
landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen, für welche die Eingriffe
in die Natur und die daraus resultierenden artenschutzrechtlichen
Folgen beurteilt worden sind. Alle noch nicht ausgeführten Vorgaben
aus früheren Genehmigungen seien in dem neuen Maßnahmenkatalog
aufgenommen worden. Entlang des Ufers sollen unterschiedliche
Biotoptypen entstehen, wobei großen Wert auf die natürliche
Sukzession gelegt werde. Das auf den unterschiedlichsten Rohböden
entstehende Leben sei durch seltene Tier- und Pflanzenarten geprägt.
Im derzeitigen Abbaugebiet seien zum Beispiel 68 Wildbienen- und
sechs Amphibienarten gezählt worden.
Das neue Seestück soll entlang seiner
Ufer zum größten Teil als Flachwasserzone ausgebildet werden, wobei
im Bereich um die Hirschacker Hütte die bestehende Böschung zum
alten Trockenabbau unverändert bleibt.
Am westlichen Ufer sollen Steilufer
geformt werden, die aus fünf bis sechs Meter Höhe in den See
abstürzen und Uferschwalben und Wildbienen Heimstatt geben sollen.
In Kritik geriet die vom Geographen vorgestellte Aufforstung entlang
der B500 Richtung B36, da diese Fläche intensiv landwirtschaftlich
genutzt wird. Deren Ausweisung sei notwendig geworden, verteidigte
Volkmer, da von den geplanten15 Hektar Aufforstungsfläche im
Kieswerk unterhalb der Staustufe ein Hektar für die vom
Regierungspräsidium verlangten größeren Wasserflächen verloren
gegangen sei. Berthold Leuchtner (CDU) kritisierte, daß die
Landwirte zusätzlich zu dem Flächenverlust wegen der Auskiesung
durch die Ausgleichsmaßnahmen immer stärker unter Druck gerieten.
Der Rat schloss sich einstimmig dieser Meinung an und lehnte diese
Ausgleichsmaßnahme in seiner Stellungnahme ab. Entgegen der
Beschlußvorlage machte sich der Rat für die Schaffung eines zweiten
Amphibienlaichgewässers in der ehemaligen, aufgeforsteten
Trockenabbaugrube stark, da neben dem jetzigen Tümpel im Wald auch
Laichgründe am Ufer des jetzigen Sees dessen Erweiterung zum Opfer
fallen würden.
Einen weiteren Knackpunkt konnte
Thorsten Volkmer entschärfen: die wegfallenden Feld- und Waldwege.
Während der Abbauphase bliebe der Heiligsteurigweg solange wie
mögliche offen und würde dann laufend durch Neubauten ersetzt,
damit die Eigentümer ihre landwirtschaftlich genutzten Flächen „In
den Fuchslöchern“ erreichen könnten. Mit Ausbauende dürften sie
den Betriebsweg innerhalb des Abbaugeländes benutzen. Darüber
hinaus würden unterbrochene Waldwege in der Entnahmestelle
LKW-gängig verbunden.
Für die Initiativgruppe Naturschutz
Iffezheim (INI) lobte deren Beisitzer Herbert König das Planungsbüro
für dessen hervorragende Arbeit. Manche der vorgestellten
Ökobilanzen könne er noch nicht nachvollziehen, wolle dies aber
bilateral klären. Ansonsten habe er nur an Kleinigkeiten zu mäkeln.
Ihn störe vielmehr das Gesamtbild: es würden zu wenig hochwertige
Flächen geschaffen. Naturschutz sei wie eine gute Schwarzwälder
Torte, man könne immer noch ein zweites Stück essen.
Ein Großteil der mit der jetzigen
Planung zu schaffenden Biotope würden im Falle einer erneuten
Erweiterung dieser zum Opfer fallen. Er regte an, die im Norden des
Sees durch Schwemmsand entstehende Landfläche nicht als
Produktionsfläche, sondern als dauerhaftes Biotop zu nutzen.
Weiterhin schlug er vor, während der Abbauphase sogenannte
Wanderbiotope in Form von Pfützen und Tümpel zu bilden.
Erwin Kern ergriff abschließend noch
einmal das Wort und versicherte, alles zu tun, um alle Anforderungen
unter einen Hut zu bringen, was ihm bisher immer gut gelungen sei.
Einstimmig billigte der Rat die
vorgelegte Stellungnahme mit den beiden erwähnten Änderungen. Diese
sieht unter anderem vor, daß die vorgesehenen Aufforstungen entlang
der Waldtraufe mit schwarzwildsicheren Zäunen gegen Rehwildverbiß
zu schützen sind. Die Ruderalflächen sind über dauerhafte Pflege
gegen die Ansiedlung von Neophyten zu sichern, fordert die Gemeinde,
die auch das Fischereirecht auf den gemeindeeigenen Grundstücken
beansprucht.
Erschließung "Nördlich der Hauptstraße"
Viel Geld floss in die
Erschließung des Baugebietes „Nördlich der Hauptstraße“, das
der Rat einmütig ausgab. Für gut 105 000 € wurde die EnBW mit der
Ausführung der Straßenbeleuchtung beauftragt. Weitere 76 000 €
werden in die Verlegung von Leerrohren für die Telekommunikation
fließen. Während der Sitzung war noch unklar, ob die Kosten für
die Leerrohre umlagefähing sind. Wenn nicht, sollen die Leerrohre an
den künftigen Kabelnetzbetreiber vermietet werden.
Knapp 57 000 € betrug der
Nachtrag für ungeplante Arbeiten während der beginnenden
Erschließung des Baugebietes. Gut 33 000 € müssen für die
Beseitigung eines Flakstandes aus dem zweiten Weltkrieg berappt
werden. Der Bund beteilige sich nicht an diesen Kosten, ließ
Kämmerer Joachim Falk die Räte wissen. Weitere 27 000 € müssen
für eine Schmutzfangzelle aufgewendet werden. Diese soll verhindern,
daß bei einsetzendem Regen die von den Straßen gewaschene
Schmutzfracht in die Versickerungsbecken gespült wird. Dies sei eine
Auflage des Landratsamtes, erläuterte Michael Wunsch vom
Planungsbüro Wald & Corbe. Diese Auflage führte zu
Unverständnis bei den Räten, da nur eines der Versickerungsbecken
damit nachzurüsten ist und in anderen Gemeinden gänzlich auf
Schmutzfangzellen verzichtet wird. Bürgermeister Peter Werler
versprach für die nächste Sitzung Aufklärung. Mehrkosten von 3 300
€ verursachte die Sicherung der Böschungen mit Spritzbegrünung.
Gut 6 000 € billiger wurde die Herstellung des Straßenuntergrundes,
da hierbei Recyclingmaterial verwendet werden konnte. Hinzu kommen
etwa 26 000 € Planungshonorar.
Einstimmig billigte der Rat
die Annahme von Spenden in Höhe von 700 € für die Freiwillige
Feuerwehr.
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