Prunk- und Fremdensitzung

Eine um die andere Breitseite
aus seinen fasnächtlichen Spaßkanonen feuerte das Narrenschiff
des ICC (Iffezheimer Carnevalsclub) in Richtung begeisterte
Zuschauer. Diese belohnten die Kanoniere mit stehenden
Ovationen und Raketen..
Traditionell lag der Auftakt in
den bewährten Händen des weit über die Grenzen der Renngemeinde
als Einheizer bekannten Fanfarenzugs. Mit „Eye of the
Tiger“, „Rote Lippen..“ und weiteren Gassenhauern hatten
die Musiker den Saal bald fest im Griff.
Ein gewisse Affinität zu Griechenland
machte der Elferrat im Iffezheimer Rathaus aus. Als
Warnung davor, daß bei weiterem sorglosen Geld-zum-Fenster-hinaus-Werfen,
griechische Verhältnisse in die Renngemeinde Einzug
halten werden, ziert der Gemeinderettungsschirm den
diesjährigen Fasnachtsorden.
Beim „Rio-Vogeltanz“ der von Iris
Stiefel und Gudrun Greß betreuten Mini-Garde, hüpfte
eine Schar bunter Dschungelvögel, die in der heuer warmen
Jahreszeit in Iffze überwinterten, über die Bühne.
Fernsehgucker Rüdiger Zoller zappte
sich im heimischen Fernsehsessel durch Politik und Gesellschaft.
Angesichts von Atomausstieg, „Das Gesetz bin ich“ -
Berlusconi, den Drei (Merkel, Rößler, Westerwelle) von
der Zankstelle und dem Don Quichote de Baden-Baden sah
er ziemlich schwarz und mahnte immer wieder „Frag
doch mal die Maus!“.
Zu den Top Ten in der Bundesrepublik
gehört Kirsten Orth vom Tanzsportverein Landau. Als
Tanzmariechen fegte sie über die Bühne und brachte mit
ihrer Akrobatik die Zuschauer zum Staunen.
Völlig unvorbereitet mußten die
Hügelsheimer Spargelhoheiten Gloria und Manuela der
Eingemeindung ihres Spargeldorfes in die Renngemeinde
beiwohnen. Da der Spargelanbau, die Spitzen - Gastronomie
und weitere Wirtschaftszweige fest in Iffezheimer Händen
lägen, sei dies nur die logische Folge gewesen, führten
die Sitzungspräsidenten Daniel Haas und Andreas Schneider
aus. Den Spargelhoheiten zur Seite stellte der ICC unter
tosendem Applaus der Anwesenden das Iffezheimer Dreigestirn,
König Stefan der Erste, der „Schwarze“, Herrscher über
das königliche Aphrodisiakum sowie Erdbeerkönig Stefan
der Erste „vom Spitzewäh“ und die holde Jungfrau, Ehrenpräsident
Bernd Hansmann.
Auf der verzweifelten Suche nach
einen Ehemann stahl sich die naiv unverschämte Klara
Kohlbecker (Marion Striebich) ins Rampenlicht. Mit zwerchfellerschütterndem
Nonsense und entwaffnender Mimik feierte sie ein umjubeltes
Debüt auf der Iffezheimer Bühne.
„Kung-Fu-Fighting“ entführte die
ICC-Dance Company mit ihrer schweißtreibenden Tanztour
die Zuschauer in den Fernen Osten.
Wieder einmal brachten die spitzen
Zungen der „Iffzer Stromer“ manchen Iffzer ob seiner
Schusseligkeiten in Verlegenheit. „Dumm gelaufen“ sei
es eben, so sang das Sextett, in seinen Anekdoten um
den singend ortsverdunkelnden Elektriker, daheim gebliebenen
Koffern, Gummibärenräuber und schenante, eingesperrte
WC-Fremdgänger.
Als alterndes Ehepaar resümierten
Vanessa Mayer und Harald Kraft ihr ereignisreiches Leben
und gaben damit die Stichworte für das ICC-Männerballett
mit ihrer Interpretation des Musicals „Ich war noch
niemals in New York“. Ob mit Sahne oder mit 66 Jahren
oder gerade jugendlichen 17 in einem ehrenwerten Haus,
Trainerin Vanessa Mayer fand für die gestählten Männer
immer das richtige, begeisternde Bild.
Mit sechs echten Edelriedern aus
dem Nachbardorf hatte der ICC den Lotto-Haupttreffer
gelandet: „6 Richtige“. Mit der Beziehungskiste um Badekappen,
Männerstrips im Waschsalon, Speed-Shopping in Karlsruhe
erntete das Sextett stehende Ovationen des sonst gerne
über Rieder stänkerndes Publikums.
Bis über die Ohren in seine Jasmin
(Christoph Laubel) verliebt, erzählte Aladin (Harald
Kraft) seiner Angebeteten 1001 Iffezheimer Märchen um
vermeintlich autodiebische Nikoläuse, Mülltonnen kutschierende
Ehrenbürger, gefrorene Speisereste, die besten Ständer
der Welt und Wintersdorf 21.
Mit professionell perfekter Choreographie
tanzte sich das ICC - Ensemble „Soley“ durch die Bienenhochzeit
auf Majas bunter Blumenwiese und kam dabei kräftig
aus der Puste.
Als „Rieder des Literaturwesens“
berichtete Boulevardreporter Holger Deutschmann für
den „Rieders Digest“ über den ungeschützten Papstverkehr,
die Area 51in Hügelsheim und das Bürgermeisterdenkmal
in Iffezheim.
Zum Finale rissen die Musiker
des Fanfarenzuges einmal mehr die Zuschauer von den
Sitzen und ließen den Saal beben. Als die Hausband „Turf-Combo“
das abschließende „So ein Tag so wunderschön wie heute“
anstimmte, hatte sich der Refrain der Stromer bewahrheitet:
„Iffze isch geil“.
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