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Iffezheimer Geschäftsleute leiden unter Baustelle
Dreißig Prozent weniger Umsatz beklagen die meisten Geschäftsinhaber in der Ortsmitte seit die Hauptstraße saniert wird. Die gastronomischen Betriebe werden durch die Baustelle in eine existentielle Krise gestürzt.
Als die Rathauskreuzung komplett gesperrt gewesen war, sei der Umsatz in der „Neuen Apotheke“ belegbar um 30 Prozent eingebrochen, beklagte Apotheker Stephan Zimmermann. Wegen der gleich gebliebenen Personalkosten habe er gerade so eine Schwarze Null geschafft. Mit der Interimslösung der geteerten Hügelsheimer Straße habe sich der Umsatz etwas gebessert, liege aber weiterhin 10-20 Prozent unterm Soll. Zwar könne seine zweite Apotheke im Mittelweg einen Teil
des verlorenen
Umsatzes auffangen, unterm Strich habe er dennoch Einbußen.

Mustafa Demir wartet auf Kundschaft
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Mehr als ein Drittel weniger Umsatz werde es wohl sein, meinte Mustafa Demir vom „City Kebap“. Wegen des schlechteren Absatzes sei ihm viel Ware verdorben. Darüber hinaus habe er seine Angestellten und Hilfskräfte entlassen müssen. Er habe sich sogar Geld bei Freunden leihen müssen, um über die Runden zu kommen. Von Seiten der Gemeinde käme keinerlei Unterstützung. Er meine damit keine finanzielle, sondern moralische Unterstützung. Statt dessen erhielte er Ratschläge,
wie „Machen
Sie doch 14 Tage zu und gehen in Urlaub!“. „Mit welchem Geld?“, ärgerte sich Mustafa Demir.
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Wegen der Baustelle zugemacht hatte bereits vor Monaten die Filiale des „Rheinau Bäck“, wie ein großes Plakat an der Eingangstür verkündet. Der schräg gegenüber liegende Friseursalon „Janina“ war seinem Beispiel gefolgt, als die Baustelle vor seiner Ladentür Einzug gehalten hatte.
Auf achtzig bis neunzig Prozent schätzt Gerhard Schypulla, der im 26ten Jahr das Gasthaus „Zur Sonne“ betreibt, seine Umsatzeinbußen wegen des fehlenden Durchgangsverkehrs und dem Wegbleiben der elsässischen Kunden. Wenn ihm die Brauerei nicht die Pacht stunden würde, wäre ganz zu. So halte er sich mit ein paar Gesellschaften zu Geburtstagen oder Beerdigungen gerade so über Wasser, auch unter Einsatz seines privaten Geldes. Statt fünfzig Essen wie an normalen
Wochenenden habe
er am vergangenen Wochenende ganze vier Essen seinen Gästen servieren dürfen. Er habe bereits seinen Steuerberater vorgewarnt, daß er einige Belege mit Null Einnahmen einreichen werde. Er sei an einem Punkt, wo er überlege aufzuhören oder noch ein bischen weiter zu machen. Er würde gerne noch weitermachen.

Gerhard Schypulla in seiner verwaisten "Sonne"
Mindestens ein Drittel weniger Kundschaft habe die Postfiliale derzeit, schätzt Manuela Krüger. Das Eigengeschäft mit Druckerzubehör sei fast ganz zum Erliegen gekommen, so daß sie dies wohl einstellen werde. Die Einheimischen quälten sich halt zur Poststelle, so Krüger, und berichtete von einer älteren Frau die sich mit ihrem Rollator den krumm-buckligen Ersatzgehweg entlang gehangelt habe. Einen großen Teil des Postgeschäftes habe sie aber bisher mit elsässischen
Kunden abgewickelt.
Diese fehlten nun. Die Verantwortlichen müßten einsehen, daß die Iffzeheimer Geschäfte den Durchgangsverkehr und die elsäßischen Kunden zum Überleben bräuchten, kritisierte sie die Zielsetzung der Sanierungsplanung, den Durchgangsverkehr aus dem Ort zu verbannen. Sie hoffe, mit einem Blauen Auge davon zu kommen und frage sich, wie lange sie noch durchhalten könnten, denn sie „gingen bereits auf dem Zahnfleisch“.
Die Stammkundschaft käme zwar noch, berichtete Simone Wyrich von der Metzgerei Zuber, die Vesperkundschaft aus dem Durchgangsverkehr fehle jedoch. Auf etwa ein Fünftel schätzt sie den Umsatzverlust.
Um die fünfzehn Prozent Umsatzeinbußen schätzt Susanne Zimmer für ihren Schreibwarenladen, in dem sie auch Tabak- und Backwaren anbietet. Der Elsäßer, der auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz im Badischen sein Frühstücksbrötchen kauft, fehlt ihr ebenso wie der Raucher jenseits des Rheines, der sich bei ihr mit Rauchwaren eindeckt. Die Sanierung dauere zu lange, kritisierte sie und befürchtete, daß ihre frühere Kundschaft auf ihrem alternativen Weg zur Arbeit
über Rastatt neue
Versorger entdeckt hätten und es schwer werden wird, die Kunden erneut an sich zu binden.
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