Ratssitzung 02. Mai 2011
Gegen die Stimme von drei Räten
brachte der Rat der Renngemeinde die zweite Änderung
des Bebauungsplans „Im Lustgarten“ und damit die doppelseitige
Bebauung der Severin-Schäfer-Straße auf den Weg.
Dort sollen sieben Baugrundstücke entstehen.
Bürgermeister Peter Werler erläuterte
eingangs, daß Teile der im Bebauungsplan bisher
als Grünzug ausgewiesene Fläche in Wohnbebauung umgewandelt
werden muß, da bauwillige Familien auf dem Markt
keine Grundstücke erwerben können. Die vorgesehene Arrondierung
der Wohnbebauung sei im einfachen Verfahren möglich.
Stadtplaner Werner Gerhardt ergänzte, daß beim vereinfachten
Verfahren die Belange des Natur- und Landschaftschutzes
nicht betroffen seien, da es sich nur um eine kleine
Änderung im Rahmen der Innenentwicklung handle. Das
etwa 4000 Quadratmeter große Gelände an der Südgrenze
der Krautgärten sei durch einen Grünzug von der Zufahrtsstraße
von der Rennbahn getrennt. Die Erweiterung werde als
allgemeines Wohngebiet deklariert, wobei eine maximale
Grundflächenzahl von 0,4, eine maximale Wandhöhe von
4,5 Metern und eine Firsthöhe von maximal 10 Metern
vorgegeben werden. Es sei eine eineinhalbgeschossige
Einzelhausbebauung zulässig. Je Wohneinheit sind 1,5
Stellplätze nachzuweisen. Die Grundstücksgrößen variierten
zwischen 477 und 863 Quadratmetern, mit einer Durchschnittsgröße
von 567 Quadratmetern. Durch eine Verschiebung der hinteren
Grundstücksgrenze nach vorne könnten die Grundstücke
auf durchschnittlich 474 Quadratmeter verkleinert werden.
Jürgen Heitz (SPD) gab sein großes
Erstaunen kund, daß sich an der Planung seit Ende Februar
nichts geändert habe, obwohl der Rat eine alternative
Planung mit Doppelhäusern und kleineren Grundstücken
gefordert habe. Diese Forderung sei vom Planer
ignoriert worden. Der „Lustgarten“ sei als Wohngebiet
für junge Familien gedacht, die sich solche Grundstücksgrößen
nicht leisten könnten. Die Planung stehe im krassen
Gegensatz zum Willen, jungen Familien bezahlbare Grundstücke
zur Verfügung zu stellen. Manfred Weber (FWG) pflichtete
seinem Ratskollegen bei, daß so große Grundstücke nicht
der Wunsch des Rates gewesen sei. Trotz seiner Enttäuschung
plädierte er dafür, noch an diesem Abend zu einem Ergebnis
zu kommen und schlug als Kompromiss vor, die Bebauung
des größten, am nördlichen Ende gelegenen Grundstückes
mit einem Doppelhaus zu ermöglichen. Bürgermeister Werler
bestätigte, daß die genannte Klientel bedient werden
solle, aber nicht ausschließlich in der Severin-Schäfer-Straße.
Die Umgebungsbebauung und die städtebaulichen Aspekte
würden seines Erachtens nach eine Reihen- oder Doppelhausbebauung
ausschließen. Planer Gerhardt pflichtete bei, daß das
Baugebiet am Zuweg zur Rennbahn quasi das Herz der Gemeinde
und daher für eine großzügige Bauweise prädestiniert
sei. Jürgen Heitz wollte das so nicht stehen lassen
und wies auf die stark verdichtete Bebauung „Im Rennbahngarten“
hin, die jeder Rennbahnbesucher im Iffezheimer Bogen
sehen könne. Grundlage der Planung sie gewesen „Druck
aus dem Kessel zu nehmen“ zitierte er den Bürgermeister
aus einer früheren Sitzung. Peter Werler entgegnete,
daß man nicht immer machen könne, was die Bauwilligen
wollten und diese eben dann auf die Fertigstellung des
Baugebietes „Nördlich der Hauptstraße“ warten müßten
.
Enttäuscht zeigte sich auch Harald
Schäfer (SPD), daß der Planer nicht auf die Ratsdiskussion
vom Februar eingegangen sei und Alternativen vorgelegt
habe. „ Im Rennbahngarten“ sei mit der Verdichtung die
wirtschaftlichen Interessen des Investors berücksichtigt
worden, aber wenn es um die wirtschaftlichen Interessen
der privaten Bauherren gehe, würden städtebauliche Argumente
vorgeschoben. Meingold Merkel (CDU) pflichtete
Planer und Bürgermeister bei, daß an der städteplanerischen
Sprache festzuhalten sei und man sich nicht dem Diktat
„viele Häuser unterzubringen“ unterwerfen solle. Er
wolle keine Streichholzschachteln neben der Rennbahn.
Andrea Winkler (FWG) zeigte sich
entsetzt über die große Ignoranz, welche dem Rat entgegen
gebracht werde. Sie frage sich, warum der Rat verschiedene
Möglichkeiten diskutiere, wenn sich dann die Planung
nicht ändere.
Peter Werder schlug als Kompromiss
vor, bei den von Gerhardt vorgeschlagenen kleineren
Grundstücksgrößen das nördliche große Grundstück mit
einem Doppelhaus zu bebauen und für die anderen Grundstücke
eine Einzelhausbebauung vorzuschreiben. Auf Vorschlag
Berthold Leuchtners (CDU) wurde die vordere Baugrenze
um zwei Meter Richtung Straße gerückt, um den Bauherren
mehr Freiraum zu geben. Gegen die Stimmen von Andrea
Winkler und Jürgen Heitz, welche die Grundstücke als
für Familien unbezahlbar ansahen, sowie Hans-Jörg Oesterle
(CDU), der grundsätzlich gegen eine Bebauung der Krautgärten
ist, stimmte der Rat dem modifizierten Plan zu.
Gegen die Stimmen von Jürgen Heitz
und Hans-Jörg Oesterle leitete der Rat das Verfahren
zur zweiten Änderung des Bebauungsplan „Lustgarten“
im beschleunigten Verfahren ein und beschloß die öffentliche
Auslegung des Änderungsentwurfs.
In der Bürgerfragestunde wiesen
Bauwillige darauf hin, daß die großen Grundstücke für
junge Familien schwierig zu bezahlen seien und ob daher
die Gemeinde mit dem Kaufpreis nicht entgegenkomme.P
eter Werler führte aus, daß sich die Gemeinde am Bodenrichtwert
von 240 € je Quadratmeter orientieren und nicht günstiger
verkaufen werde. Über den Preis werde aber letztendlich
der Rat entscheiden.
Diagonalbebänderung der Hauptstraße kommt
Einstimmig verabschiedete der
Rat das Konzept zur Fahrbahngestaltung, behielt sich
aber vor, bei den Details der Straßenraumgestaltung
weiter nach Einsparmöglichkeiten zu suchen.
In der letzten Gemeinderatssitzung
sei die Straßenraumgestaltung unter dem Aspekt der Kostenersparnis
diskutiert worden, führte Bürgermeister Peter Werler
in das Thema ein. Unter der dort abgegebenen Maßgabe,
an den Grundzügen der Planung festzuhalten, gebe es
außer der Verwendung eines kostengünstigeren Pflasters
(Einsparung 94 000 €) keine weiteren Sparmöglichkeiten.
Bei der Straßenmöblierung, der Beleuchtung und der Bepflanzung
seien keine nennenswerte Einsparungen zu erwarten.
Diplom-Ingenieur Peter Kirsamer
berichtete dem Rat, daß er bei der Problematik der Verlegetechnik
und der Verkehrsführung einen Kompromiss gefunden habe,
der auch vom Architekten Frank Pillich mitgetragen werde.
Dieser Kompromiss behielte die vom Architekten vorgesehene
diagonale Bänderung der Hauptstraße im Kreuzungsbereich
vor dem Rathaus und der Kirche bei. Der Verkehr werde
durch die Abtrennung des Gehwegs zum Fahrbereich mit
einem abgesenkten Bordstein und einer Entwässerungsrinne
geführt. Mit diesem Vorschlag sei sowohl die Frage der
Verkehrsführung als auch die der Entwässerung geklärt,
so Kirsamer. Dadurch, daß die auf sechs Meter verengte
Fahrbahn zwischen den Bordsteinen eingeklemmt sei und
die Pflastersteine im unteren Drittel durch Führungselemente
gehalten würde, zeigte sich der Ingenieur überzeugt,
daß diese Ausführung den Scherkräften des in und aus
der Hügelsheimer Straße abbiegenden Schwerlastverkehrs
standhalten werde.
Eine übersichtliche Kreuzungssituation
sei jedoch nicht darstellbar, weshalb er vorschlage,
die Lindenstraße von der Hauptstraße kommend als Einbahnstraße
auszuweisen.
Peter Kirsamer sah ebenfalls keine
über den Pflasterwechsel hinausgehendes Einsparpotential.
Auf Anregung Harald Schäfers (SPD) wird er jedoch das
Beleuchtungskonzept dahin gehend neu durchrechnen, ob
die eine oder andere der 1250 € teuren Lampen eingespart
werden könne. Dabei werde er auch die Umrüstung auf
LED-Technik prüfen, für welche es nach Meingold Merkel
(CDU) Zuschüsse in Höhe von 40 Prozent gebe.
Auf der Suche nach Einsparpotential
schlug Harald Schäfer vor, die Neugestaltung der Hauptstraße
nicht bereits in Höhe der Bachstraße sondern erst ab
der westlichen Einmündung der Karlstraße beginnen zu
lassen, da auf der ausgesparten Strecke keine Kanalsanierung
anstünde. Man müsse nicht bis an die Grenzen des Sanierungsgebietes
gehen, denn die staatlichen Zuschüsse würden von den
Zinsen aufgefressen werden. Sein Fraktionskollege Jürgen
Heitz pflichtete Schäfer bei und ergänzte, daß alle
Fraktionen über die 94 000 € weitere Einsparungen gefordert
hätten. Meingold Merkel unterstützte die Forderung nach
der Verkürzung der Sanierungsfläche in der Hauptstraße,
welche weitere 75 000 € einspart, und sah in seiner
Fraktion weiteren Klärungsbedarf in den Bereichen Bepflanzung,
Möblierung, Parkplätze und Bushaltestelle. Auf Unverständnis
stießen bei Berthold Leuchtner (CDU) die ständigen Hinweise
seitens Planer und Verwaltung auf die Beschlußlage
des Rates aus 2009, die er nicht zum Dogma erklärt sehen
wollte.
Peter Kirsamer schlug als Kompromiss
vor, der Rat möge zunächst nur die vorgestellte
Ausgestaltung des Straßenraumes beschließen, damit
er mit der Ausarbeitung der Ausschreibungsunterlagen
beginnen könne. Er würde einen großformatigen Plan ausarbeiten
an Hand dessen der Rat dann über Möblierung, Bepflanzung
und Beleuchtung entscheiden könne.
Diesem Vorschlag stimmte der Rat
gegen die Stimme von Hubert Schneider (CDU) zu.
Einstimmig bestellte der Rat Stefan
Manara zum Feuerwehrkommandanten und Jürgen Fichtner
zu dessen Stellvertreter. Ebenso einstimmig vergab der
Rat die Aufträge für die Fachplanung bei der Erweiterung
der Haupt- und Realschule in den Bereichen Tragwerk,
Elektro sowie Heizung, Lüftung und Sanitär.
Zusätzliche Beförderungskosten
werden nicht übernommen
Derzeit finanziert die Gemeinde
Iffezheim nach Ende des Vormittagsunterrichts die Heimfahrt
der Schüler aus Wintersdorf und Ottersdorf, sowie dienstags
die Hin- und Rückfahrt zum Nachmittagsunterricht. Am
Montag, Mittwoch und Donnerstag können die Schüler über
die Mittagszeit von der Schule beaufsichtigt werden.
Die Heimfahrt der Rieder Schüler kann jedoch nur über
Rastatt erfolgen, was über eine Stunde dauert. Der Landkreis
hat die Übernahme der Kosten für eine Erweiterung der
Schülerbeförderung mit dem Argument abgelehnt, daß für
die Schüler aus Ottersdorf und Plittersdorf in
Rastatt die nächstgelegene Schule sei. Die Kosten für
weitere Zusatzfahrten beliefen sich auf jährlich 7 400
€, stellte Werler vor. Einstimmig wandte sich der Rat
gegen eine Ausweitung der Schülerbeförderung auf Kosten
der Gemeinde.
Beteiligungsbericht vorgelegt
Gemäß dem den Räten vorgelegten
Beteiligungsbericht 2009 ist die Gemeinde Iffezheim
an der Tribünengesellschaft Iffezheim GmbH und CoKG
sowie der Tribünengesellschaft Iffezheim VerwaltungsGmbH
mit 51 % beteiligt. Den Rest hält der Internationale
Club Baden-Baden. Die Gmbh & CoKG schloss das Geschäftsjahr
2008 mit einem Jahresfehlbetrag von 876 253 € und das
Geschäftsjahr 2009 mit einem Fehlbetrag von 283
953 € ab. Auf Nachfrage von Harald Schäfer (SPD) worauf
diese Fehlbeträge beruhten, erläuterten Bürgermeister
Peter Werler und Kämmerer Benjamin Laber, daß es sich
hierbei um Einzelwertberichtigungen handle, über welche
die ausstehenden sowie gestundeten und nicht beibringbaren
Pachtzahlungen des Internationalen Clubs in Höhe von
800 000 € abgeschrieben worden seien. Harald Schäfer
kommentierte dies mit :“der Internationale Club hat
uns über den Tisch gezogen!“
Richtlinien für Bauplatzvergabe
verabschiedet
Einstimmig hat der Rat die Richtlinien
zur Bauplatzvergabe verabschiedet, die jedoch ausdrücklich
keinen Rechtsanspruch auf Zuteilung begründen. Voraussetzung
zum Erwerb eines gemeindeeigenen Baugrundstückes ist,
daß der Bewerber seit mindestens drei Jahren seinen
Erstwohnsitz in Iffezheim hat oder er gebürtiger Iffezheimer
und aufgrund fehlenden Wohnraumes vorübergehend aus
Iffezheim weggezogen ist. Des weiteren können
sich Personen um Bauplätze bewerben, die seit zwei Jahren
hauptberuflich in Iffezheim arbeiten oder deren Verwandte
(bis 2. Grad) seit über zehn Jahren in Iffezheim ihren
Erstwohnsitz haben. In besonderen Fällen kann der Gemeinderat
Baugrundstücke auch an andere Personen verkaufen.
Innerhalb von zwei Jahren nach
Abschluß des Kaufvertrages muß das Wohnhaus bezugsfertig
hergestellt sein. Der Erwerber verpflichtet sich diesen
Wohnraum als Hauptwohnsitz zehn Jahre lang selbst zu
bewohnen. Verletzt der Bewerber die Richtlinien behält
sich die Gemeinde das Recht vor, die kostenfreie
Rückübertragung des Baugrundstückes zu verlangen. Die
Vergaberichtlinien werden durch ein Punktesystem ergänzt.
Dies sieht einen Sockel von fünfzehn Punkten vor. Dieser
erhöht sich für Bewerber mit einem Kind auf 30 Punkte
für das zweite und dritte Kind um jeweils 10 Punkte
bis maximal 50 Punkte.Besitzt der Bewerber kein zum
Wohnzwecken dienendes Eigentum erhält er weitere 20
Punkte. Besitzt er eine für seine Wohnzwecke zu kleine
Eigentumswohnung erhält er nur 10 Punkte.
Ein weiteres Kriterium ist die
Dauer des Erstwohnsitzes in Iffezheim, welche bis zum
zehnten Jahr je Jahr mit einem Punkt zu Buche schlägt.
Wohnt der Bewerber mehr als elf Jahre in Iffezheim werden
je Jahr 1,5 Punkte, maximal 30 Punkte angerechnet. Die
Vergabe der Baugrundstücke erfolgt nach der höchsten
Anzahl an Punkten. In besonderen Härtefällen ist generell
eine Entscheidung des Gemeinderates herbei zuführen.
Aus nichtöffentlicher Sitzung
berichtete Peter Werler, daß sich der Rat bei der Besetzung
der Schulleiterstelle der Haupt- und Realschule für
Herrn Carsten Bangert ausgesprochen habe. Carsten Bangert
ist derzeit stellvertretender Schulleiter der Realschule
des Pädagogiums Baden-Baden.
Weiterhin teilte Werler mit, daß
Hans-Jürgen Kühn als Bauhofmitarbeiter eingestellt worden
sei.
Des weiteren habe der Rat die
Höhe der Entschädigung für die ehrenamtlich in der Gemeindebibliothek
Tätigen beschlossen.
In der Fragestunde wies Hans-Jörg
Oesterle (CDU) darauf hin, daß die alte Turnhalle hinter
der Festhalle weiterhin genutzt werde. Zur Umsetzung
des Bebauungsplans „Zwischen Haupt- und Hügelsheimer
Straße“müsse diese abgerissen werden. Er regte an, das
Gespräch mit den Nutzern zu suchen, um rechtzeitig Alternativen
entwickeln zu können.
Karlheinz Schäfer (SPD) monierte
die intensive Nutzung des Fahrradweges entlang
der Hauptstraße als Parkplatz. Er regte an die Poller
wieder einzusetzen und die Dauerparker abzuschleppen.
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