Ratssitzung 11. April 2011
(Berichtigt)
Ausführlich diskutierte der Iffezheimer
Rat die von den Planern vorgestellten Alternativen zur
Kosteneinsparung beim Umbau von Haupt- und
Hügelsheimer Straße . Da nicht alle vorgestellten Details
den Räten schriftlich vorlagen, wurde die Entscheidung
auf die kommende Ratssitzung Anfang Mai verschoben.

Der Architekt Frank Pillich hob
nochmals die der ursprünglichen Planung zu Grunde liegenden
Gestaltungsmerkmale hervor. Ein großes Anliegen
sei die Verkehrsberuhigung gewesen, weshalb der Querschnitt
der Straßen verengt wurde. Markante Bereiche entlang
der großen Verkehrsachsen sollten als „Module“
hervorgehoben werden. Durch eine Bänderung der
Fläche zwischen Pfarrhaus und Haupt- und Hügelsheimer
Straße sollte diese als Platz zusammengefasst
werden und zur Verkehrsberuhigung beitragen . Der Landkreis
als Träger der Verkehrslast habe Bedenken gegen diese
Lösung, berichtete Pillich. Die vorgesehene Platzgestaltung
führe zu einer unklaren Verkehrssituation. Gerade diese
sei aber Ziel der Planung, erläuterte der Architekt,
denn dadurch seien die Autofahrer zum Abbremsen gezwungen.
Als Einsparpotentiale nannte Pillich den Verzicht
auf die Bänderung des Platzes, sowie die Ausführung
der Fahrbahn als Bitumenbelag.
Diplomingenieur Peter Kirsamer
vom Hügelsheimer Büro Wald & Corbe ging näher auf
diese Einsparungsmöglichkeiten ein. Die Bebänderung
des Platzes mitten auf dem Gestadebruch sei bautechnisch
schwierig, da sich die diagonalen Linien über
die unterschiedlichen Höhen der Fläche winden
müssten. Die Entwässerung der Platzfläche stelle
zusätzliche Ansprüche an die Geländemodellierung. Jede
kleine Fehlstellung im Pflaster werde sofort auffallen
und es müsse viel Geld investiert werden damit die Bebänderung
dauerhaft den Scherkräften des Bus- und LKW-Verkehrs
standhielten. Der Ingenieur präferierte eine Pflasterverlegung
im Fischgrätmuster. Seitens der Verkehrsbehörde sei
darüber hinaus aus Gründen der Verkehrssicherheit eine
klare Hervorhebung der Gehwege gefordert.
Kirsamer errechnete für eine Auslegung
der Fahrbahn mit einem Bitumenbelag eine Einsparung
von 102 000 €. Kirsamer plädierte für den Erhalt der
Module und gab zu bedenken, daß in diesem Falle beim
Übergang zu den gepflasterten Modulen mit einer zusätzlichen
Geräuschbelästigung der Anwohner durch den Belagwechsel
zu rechnen sei. Durch den Wechsel von geschliffenem
Plastersteinen auf wassergestrahlte Steine sei eine
Einsparung gegenüber der Ursprungsplanung in Höhe von
94 000 € zu erreichen. Harald Schäfer (SPD) kritisierte
die hohen Straßenbaukosten, die sich auf 300 € pro Quadratmeter
belaufen. Gefördert würden lediglich bis zu 100 €. Weiterhin
kritisierte Schäfer den Planer wegen der „Möblierung“
der Straßen, denn schließlich setze sich niemand auf
eine Bank, um dem Durchgangsverkehr zuzuschauen.
Berthold Leuchtner (CDU) hinterfragte
das Ausmaß der Bepflanzung mit deren Folgekosten und
der Straßenmöblierung. Es mache keinen Spaß für die
Ortskernsanierung Steuern und Gebühren zu erhöhen. Gegenüber
dem Bürger sei das Signal der Einsparung noch nicht
stark genug. Bürgermeister Peter Werler bestand darauf,
die Grundzüge der Planung zu erhalten. Bereits der Verzicht
auf die Bänderung verändere die Gestaltungsrichtlinien.
Die repräsentative Ortsmitte dürfe dem Spardiktat nicht
geopfert werden. Diese Meinung wurde von Meingold Merkel
(CDU) unterstützt: „Der repräsentative Charakter der
Ortsmitte dürfe nicht leiden.“ Manfred Weber (FWG)
plädierte für klar strukturierte Verkehrswege.
Karlheinz Schäfer (SPD) bekräftigte, daß die Funktion
und nochmals die Funktion an vorderster Stelle stehe
und erst danach käme die Schönheit.Anton Schniertsauer
(FWG) gab zu bedenken, daß das errechnete Einsparpotential
auf eine 20-jährige Nutzungsdauer gerechnet verschwindend
gering sei. Da sich der Rat abschließend kein Bild von
den Einsparmöglichkeit machen konnte, wurde auf Anregung
von Harald Schäfer die Entscheidung auf die kommende
Ratssitzung am 2.Mai vertagt.
Förderrahmen ausgeschöpft
Diplom-Geograph Thomas Wirth von
der gemeinnützigen Stadtentwicklung Südwest, welche
die Ortskernsanierung im Renndorf begleitet, gab den
Gemeinderäten einen kurzen Überblick über den Stand
der Fördergelder. Der Förderrahmen von insgesamt 3,5
Millionen sei ausgeschöpft und mit 3,663 förderfähigen
Ausgaben sogar leicht überschritten, informierte Wirth.
Er habe jedoch keine Bedenken, daß weitere Gelder vom
Regierungspräsidium genehmigt werden. Kämmerer Benjamin
Laber ergänzte am Rande der Sitzung, daß von den weit
über sechs Millionen Euro für die Ortskernsanierung
eben nur diese 3,6 Millionen förderfähig seien. Die
Mischkalkulation der unterschiedlich stark geförderten
Maßnahmen komme auf einen Fördersatz von 54 Prozent.
Dies bedeute, daß die Gemeinde einen Zuschuß von knapp
zwei Millionen Euro für die öffentlichen und privaten
Maßnahmen erhalte.

Insgesamt 3,577 Millionen Euro
schwer wird der An- und Umbau des Rathauses am Ende
kommen und liegt damit höher als ursprünglich kalkuliert.
Nachdem nun im dritten Anlauf die Gründe für die Kostensteigerungen
bei den unterschiedlichen Gewerken detailliert
aufgearbeitet wurden, stimmte der Rat einstimmig Nachträgen
in Höhe von 82 769 € zu. Darunter waren Posten wie der
feinere Putz auf der Außenfassade, ungeplante Ausgaben
bei den Dacharbeiten am Altbau und die Erneuerung der
Technik im Bürgersaal. Größter Posten bei der Kostensteigerung
waren jedoch die mit 18 Prozent zu niedrig angesetzten
Baunebenkosten, die sich tatsächlich auf 25 Prozent
belaufen und damit Mehrkosten von 157 000 € verursachen.
In den Haushalt 2011 wurden 1,5
Millionen € für die ausstehenden Rechnungen und Arbeiten
eingeplant. Ob diese Summe den tatsächlichen Finanzbedarf
für die Baumaßnahmen am Rathaus decken werde, konnten
und wollten Architekt und Verwaltung auf Nachfrage von
Harald Schäfer nicht beantworten.
Haushalt 2011 verabschiedet
Mit einer Gegenstimme verabschiedete
der Rat den Haushaltsplan 2011. Dieser sieht im Gesamtergebnishaushalt
(Vergleichbar dem früheren Verwaltungshaushalt) bei
Einnahmen von 9 Millionen € - bedingt durch die Abschreibungspraxis
des Neuen Kommunalen Haushaltsrechtes - einen Verlust
von 846 677 € vor. Die Investitionstätigkeiten belaufen
sich auf 4,3 Millionen €. Hierzu fehlen der Gemeinde
2,574 Millionen. Nach der Entnahme aus den Rücklagen
müssten etwa 1,6 Millionen € am Kapitalmarkt aufgenommen werden.
Bürgermeister Peter Werler meinte jedoch, daß bis Jahresende
die eine oder andere Investition nicht getätigt sein
werde. Nach seinen Vorstellungen solle sich die Gemeinde
verpflichten, im Ergebnishaushalt eine Schwarze Null
zu erreichen. Dies könne, wie vorgeschlagen und abgelehnt,
durch eine Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuern erreicht werden.
Der finanzpolitische Sprecher
der CDU-Fraktion, Berthold Leuchtner, widersprach. Nach
der genauen Analyse der Haushaltszahlen sei die Situation
nicht so dramatisch, daß Steuern erhöht werden müssten.
Angesichts der guten wirtschaftlichen Lage könne die
weitere Entwicklung der Einnahmen abgewartete werden.
Vorrang müsse die Vermeidung von Ausgaben haben. Nach
Meinung der CDU-Fraktion müsse das Baugebiet „Nördlich
der Hauptstraße“ mit Vorrang weiter verfolgt werden.
Auch sein Ratskollege Manfred
Weber (FWG) bekräftigte, daß sich die Rahmenbedingungen
positiv geändert hätten. Dennoch müsse die Gemeinde
nach langen Jahren erstmals wieder Schulden machen.
Diese müssten schnellstmöglich getilgt werden, wozu
die Einnahmen verbessert werden müssten. Die Freien
Wähler seien froh, daß die freiwilligen Leistungen ,
wie die Übernahme der Kindergartenbeiträge für
das zweite Kind oder die Vereinsförderung, in vollem
Umfang weiter bestünden. Weber sah gehöriges Einsparpotential
in der konsequenten Verfolgung von Energiesparmaßnahmen.
Harald Schäfer (SPD) blieb nur
noch zu sagen, daß bereits alles gesagt sei und daß
seine Fraktion nicht einmütig abstimmen werde.
Forderungen für die Erweiterung
des Kiessees
Bereits seit 2006 beschäftigt
sich der Gemeinderat mit der Erweiterung und Arrondierung
des Kiessees neben der Staustufe. Dieser soll auf Iffezheimer
und Hügelsheimer Gemarkung um neun Hektar vergrößert
werden. Die Fläche wird derzeit als Wald genutzt. Damit
das Vorhaben in den Regionalplan aufgenommen wird ,
hat der Kieswerkbetreiber die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens
beantragt. Im Umweltausschuß sei das Vorhaben Anfang
April diskutiert worden, erläuterte Bürgermeister Peter
Werler. Der Umweltausschuß habe einen Forderungskatalog
erstellt, der eine Wiederverfüllung des Sees im Umfang
der wegfallenden Landfläche vorsieht. Die in der Geggenau
vorgesehene Wiederaufforstung wird abgelehnt, da sie
für die Landwirtschaft einen unzumutbaren Flächenverlust
bedeute. Die Wiederaufforstung könnte auch außerhalb
Iffezheimer Gemarkung erfolgen. Inhaltlich sollen die
Unterlagen dahingehend ergänzt werden, daß die weitere
Auskiesung nicht allein der Sicherung der Geschiebezugabe
dienen solle. Berthold Leuchtner ergänzte, daß in den
Unterlagen darauf hingewiesen werden müsse, daß Teile
des betroffenen Waldes unter besonderem Schutz stünden.
Mit einer Enthaltung stimmte der Rat dem Forderungskatalog
zu.
Bürgermeister Peter Werler informierte
den Rat über das Ergebnis der Geschwindigkeitsmessungen
im verkehrsberuhigten Weierweg. Die wenigsten Verkehrsteilnehmer
würden sich an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit
halten. Die meisten Verstöße lägen im Geschwindigkeitsbereich
von 16 bis 25 Stundenkilometern. Er überlege, die Verkehrsberuhigung
zugunsten einer 30-Kilometer Zone aufzugeben.
Schon etwas ungewöhnlich, daß notorische
Verkehrsünder vorgeben, welche Verkehrsregeln gelten.
In der Regel werden Rechtsverstöße sanktioniert.
In Iffezheim gilt wohl: Frei Fahrt für freie Bürger!
Das bauwillige Ehepaar Eggensperger
warf der Verwaltung vor, daß seit Februar nichts passiert
sei und fragte, ob „vor dem Rennen“ in Sachen Hardtstraße
noch etwas passiere. Bürgermeister Peter Werler erwiderte,
daß die Angelegenheit in der vorangestellten nichtöffentlichen
Sitzung beraten worden sei. Die Gemeinde habe zwei bis
drei Möglichkeiten, eine Wohnung für die derzeitigen
Mieter der Hardtstraße 8 zu erwerben. Diese müssten
einem Umzug jedoch zustimmen. Am 2. Mai stünde der Erwerb
einer Eigentumswohnung auf der Tagesordnung. Ebenso
würden dann die Richtlinien für die Vergabe der Bauplätze
festgelegt. Die Verwaltung habe alles Mögliche getan,
um bebaubare Flächen zu gewinnen, sie sei nicht untätig
gewesen.
|