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Beste Christlich Satirische Unterhaltung
Gottesdienstbesucher wie zur
Weihnachtszeit füllten die Evangelische Pfarrkirche Iffezheim, um
sich von Ingmar von Maybach – Mengede christlich satirisch
unterhalten zu lassen. Mal spitzzüngig, mal nachdenklich führte der
Sozio- und Theologe durch sein Solo-Programm und bewies, daß
Kabarett und Kirche zusammengehören.
Mut müsse die protestantische Kirche
aufbringen, um „Fit für die Zukunft“ zu werden. Mut zum
Personenkult, forderte Maybach – Mengede, bürgerlich Ingmar
Neserke und Pastor im Odenwald, und ließ die Zuhörer in
frenetischen Applaus und hysterische „Maybach“ - Rufe ausbrechen,
welche rhythmisch wesentlich einfacher als „Benedetto“ - Schreie
seien. Mit der Schlagzeile „Wir sind Papst“ habe die Springer –
Presse vollendet, was Luther vor Jahrhunderten begonnen habe: Das
Priestertum aller Gläubigen, resümierte Maybach und hatte die
ersten Lacher auf seiner Seite.
Die Kirche müsse jedoch mehr tun, um
fit für die Zukunft zu werden und um mehr Gläubige in die
Gotteshäuser zu locken. Zielgruppen orientierte Gottesdienste seien
die Lösung. Ein praktisches Beispiel seien die Gottesdienste für
Vielflieger. In Sprachstil und Gestik einer Saftschubse erläuterte
Maybach - Mengede die Liturgie und kündigte zum Abendmahl Brot und
Wein an, bevor als Eingangslied „Näher mein Gott zu Dir“
angestimmt wurde.
Die Evangelien seien Vorbild in Sachen
Zielgruppenorientierung: Markus sei mit seiner Aneinanderreihung von
Fakten, Fakten, Fakten der „Focus“ unter den Evangelien, während
Lukas wie der „Spiegel“ soziale Gesichtspunkte in den Vordergrund
stelle. Matthäus gleite mit der Darstellung der Drei Könige etwas
in das Boulevard mäßige ab und bediene die „Stern“ - Leser. Als
Neuling im Kreise der Evangelisten sei Johannes mit dem Magazin der
Süddeutschen vergleichbar. Seine „Homestory“ über die Hochzeit
von Kana, belege, daß Jesus evangelisch war, denn während die
anderen feierten, habe dieser gearbeitet und sich um das Catering
gekümmert.
Die Kirche müsse auf die sozialen Nöte
der Menschen eingehen. Um die Beerdigungskosten zu senken, habe er
zusammen mit einer bekannten schwedischen Möbelhauskette eine Sargserie
entwickelt, die sich mühelos in deren Programm integriere. Zum
Beispiel in das Schrankprogramm „Pax“, das alle
Aufbewahrungswünsche erfülle. Als Ergänzung zum
Småland gebe es nun ein „Dörrland“ im Möbelhaus, zur Abgabe
der Oma, nach dem Motto „Oma, lebst Du noch oder wohnt Du schon?“.
Um fit für die Zukunft zu werden,
dürfe sich die Kirche dem Infotainment nicht verschließen. So
empfehle er statt der üblichen Abkündigungen einen
„Gemeindgliederströhmungsfilm“ mit Claudia Kleinert, in welchem
die Gläubigenströhme zum Pfarrhaus und der Niederschlag im
Klingelbeutel aufbereitet würden.
Vor lauter Beerdigungen und Hochzeiten
komme der Pastor unter der Woche zu Nichts, plauderte von Maybach –
Mengede aus dem Pfarrhaus. Selbst bei jeder der Gruppen im
Gemeindesaal, seien es die Golden Girls, die Kirchenjugend mit ihrem
Hang zu Bungee Jumping und Lagerfeuer oder dem weiblichen Pendant
zum „Buena Vista Social Club“ alias Kirchenchor, hieße es: „aber
bitte mit Pastor“, intonierte der Kabarettist zu Udo Jürgens
Melodie um die Schlagsahne.
So verbleibe dem Pfarrer nur der
Samstagnachmittag für seinen Predigttext. Grübelnd säße er
Stunden lang am Schreibtisch, ohne daß ihm etwas einfallen möge.
Seine Rufe nach Erleuchtung durch seinen Herrn verhallten ungehört,
denn der habe mit der Sportschau besseres zu tun, erzählt der
Pfarrer im „Predigtlied für Ernst Lange“.
Sein Kreuz trage ein Pfarrer immer mit
sich, so Maybach, denn selbst in seiner Freizeit sei er an seiner
Kleidung – Jeans und Birkenstock oder Schwarzer Pulli auf weißen
Hemd - immer als solcher zu erkennen. Selbst im Urlaub, in Badehose,
gebe sich der „echte deutsche Pfarrer“ beim Sandburgenbau durch
den typischen Dreierrhythmus „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub
zu Staub“ zu erkennen.

Seine Herkunft aus dem politischen
Kabarett konnte Neserke nicht verleugnen, als er die Geschichte von
der Erschaffung der Bundesrepublik und dem „C“ in „CDU“
erzählte, für das es reichlich unchristliche Deutungsmöglichkeiten
gebe. Was für das Auge gab es, als Gemeindepfarrer Michael Winkler
und Kirchendiener Stefan Walther als Raffaelsche Putten zum
Gesamtbild der „Sixtinischen Madonna“ des Veranstaltungsplakats
arrangiert wurden. Jener Madonna, in der Maybach die „oberste
evangelische Pfarrerstochter“ erblickte, die „Madonna des
Protestantismuses“: Angela Merkel. Die „sixtinische Angela“,
die freundlich – bescheidene Mutter aller Deutschen, die alle
Staatsempfänge zu sonntäglichen Gemeindenachmittagen werden ließe.
Die „Lichtfigur in dunkler Nacht“, die durch Weisheit leuchte und
durch Macht. Ihre ständig mitgeführte Mundorgel lasse sie immer das
passende Lied zu jeder Gelegenheit anstimmen, wie etwa „Die Affen
rasen durch den Wald“ oder „Heija Safari“ auf Staatsbesuch in
Afrika.
Mit dem Anruf bei der fiktiven Hotline
der EKD als Zugabe, bei welcher der Bittsteller wie üblich bei
keinem freien Mitarbeiter landete, endete mit großen Applaus ein
äußerst vergnüglicher und nachdenklicher Abend bester christlich
satirischer Unterhaltung.
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