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19. November 2011

 

 

Beste Christlich Satirische Unterhaltung

 

Gottesdienstbesucher wie zur Weihnachtszeit füllten die Evangelische Pfarrkirche Iffezheim, um sich von Ingmar von Maybach – Mengede christlich satirisch unterhalten zu lassen. Mal spitzzüngig, mal nachdenklich führte der Sozio- und Theologe durch sein Solo-Programm und bewies, daß Kabarett und Kirche zusammengehören.

Mut müsse die protestantische Kirche aufbringen, um „Fit für die Zukunft“ zu werden. Mut zum Personenkult, forderte Maybach – Mengede, bürgerlich Ingmar Neserke und Pastor im Odenwald, und ließ die Zuhörer in frenetischen Applaus und hysterische „Maybach“ - Rufe ausbrechen, welche rhythmisch wesentlich einfacher als „Benedetto“ - Schreie seien. Mit der Schlagzeile „Wir sind Papst“ habe die Springer – Presse vollendet, was Luther vor Jahrhunderten begonnen habe: Das Priestertum aller Gläubigen, resümierte Maybach und hatte die ersten Lacher auf seiner Seite.

Die Kirche müsse jedoch mehr tun, um fit für die Zukunft zu werden und um mehr Gläubige in die Gotteshäuser zu locken. Zielgruppen orientierte Gottesdienste seien die Lösung. Ein praktisches Beispiel seien die Gottesdienste für Vielflieger. In Sprachstil und Gestik einer Saftschubse erläuterte Maybach - Mengede die Liturgie und kündigte zum Abendmahl Brot und Wein an, bevor als Eingangslied „Näher mein Gott zu Dir“ angestimmt wurde.

Die Evangelien seien Vorbild in Sachen Zielgruppenorientierung: Markus sei mit seiner Aneinanderreihung von Fakten, Fakten, Fakten der „Focus“ unter den Evangelien, während Lukas wie der „Spiegel“ soziale Gesichtspunkte in den Vordergrund stelle. Matthäus gleite mit der Darstellung der Drei Könige etwas in das Boulevard mäßige ab und bediene die „Stern“ - Leser. Als Neuling im Kreise der Evangelisten sei Johannes mit dem Magazin der Süddeutschen vergleichbar. Seine „Homestory“ über die Hochzeit von Kana, belege, daß Jesus evangelisch war, denn während die anderen feierten, habe dieser gearbeitet und sich um das Catering gekümmert.

 

Die Kirche müsse auf die sozialen Nöte der Menschen eingehen. Um die Beerdigungskosten zu senken, habe er zusammen mit einer bekannten schwedischen Möbelhauskette eine Sargserie entwickelt, die sich mühelos in deren Programm integriere. Zum Beispiel in das Schrankprogramm „Pax“, das alle Aufbewahrungswünsche erfülle. Als Ergänzung zum Småland gebe es nun ein „Dörrland“ im Möbelhaus, zur Abgabe der Oma, nach dem Motto „Oma, lebst Du noch oder wohnt Du schon?“.

Um fit für die Zukunft zu werden, dürfe sich die Kirche dem Infotainment nicht verschließen. So empfehle er statt der üblichen Abkündigungen einen „Gemeindgliederströhmungsfilm“ mit Claudia Kleinert, in welchem die Gläubigenströhme zum Pfarrhaus und der Niederschlag im Klingelbeutel aufbereitet würden.

Vor lauter Beerdigungen und Hochzeiten komme der Pastor unter der Woche zu Nichts, plauderte von Maybach – Mengede aus dem Pfarrhaus. Selbst bei jeder der Gruppen im Gemeindesaal, seien es die Golden Girls, die Kirchenjugend mit ihrem Hang zu Bungee Jumping und Lagerfeuer oder dem weiblichen Pendant zum „Buena Vista Social Club“ alias Kirchenchor, hieße es: „aber bitte mit Pastor“, intonierte der Kabarettist zu Udo Jürgens Melodie um die Schlagsahne.

So verbleibe dem Pfarrer nur der Samstagnachmittag für seinen Predigttext. Grübelnd säße er Stunden lang am Schreibtisch, ohne daß ihm etwas einfallen möge. Seine Rufe nach Erleuchtung durch seinen Herrn verhallten ungehört, denn der habe mit der Sportschau besseres zu tun, erzählt der Pfarrer im „Predigtlied für Ernst Lange“.

Sein Kreuz trage ein Pfarrer immer mit sich, so Maybach, denn selbst in seiner Freizeit sei er an seiner Kleidung – Jeans und Birkenstock oder Schwarzer Pulli auf weißen Hemd - immer als solcher zu erkennen. Selbst im Urlaub, in Badehose, gebe sich der „echte deutsche Pfarrer“ beim Sandburgenbau durch den typischen Dreierrhythmus „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ zu erkennen.

Seine Herkunft aus dem politischen Kabarett konnte Neserke nicht verleugnen, als er die Geschichte von der Erschaffung der Bundesrepublik und dem „C“ in „CDU“ erzählte, für das es reichlich unchristliche Deutungsmöglichkeiten gebe. Was für das Auge gab es, als Gemeindepfarrer Michael Winkler und Kirchendiener Stefan Walther als Raffaelsche Putten zum Gesamtbild der „Sixtinischen Madonna“ des Veranstaltungsplakats arrangiert wurden. Jener Madonna, in der Maybach die „oberste evangelische Pfarrerstochter“ erblickte, die „Madonna des Protestantismuses“: Angela Merkel. Die „sixtinische Angela“, die freundlich – bescheidene Mutter aller Deutschen, die alle Staatsempfänge zu sonntäglichen Gemeindenachmittagen werden ließe. Die „Lichtfigur in dunkler Nacht“, die durch Weisheit leuchte und durch Macht. Ihre ständig mitgeführte Mundorgel lasse sie immer das passende Lied zu jeder Gelegenheit anstimmen, wie etwa „Die Affen rasen durch den Wald“ oder „Heija Safari“ auf Staatsbesuch in Afrika.

Mit dem Anruf bei der fiktiven Hotline der EKD als Zugabe, bei welcher der Bittsteller wie üblich bei keinem freien Mitarbeiter landete, endete mit großen Applaus ein äußerst vergnüglicher und nachdenklicher Abend bester christlich satirischer Unterhaltung.

 
Euer Kommentar an Matthias  
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