St. Martin auf dem Weg in die Zukunft
Die ganze Kindergartenkarriere
nur in der „Mäuse“ - oder „Löwen“ - Gruppe? Das
gehört im Kindergarten St. Martin der Vergangenheit
an. Die herkömmlichen Gruppenräume wurden auf- und von
Bildungswelten abgelöst.
Hintergrund der Umgestaltung sei
der „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung“, der
in den baden-württembergischen Kindergärten in 2010
umgesetzt werden müsse, erläuterte die Leitern des Kindergartens
Sankt. Martin, Hannelore Klethi. In zum Teil hitzigen
Diskussionen habe sich das Team ausgiebig mit der Frage
beschäftigt, was sich in der katholischen Einrichtung
ändern müsse und erkannt, daß ein neues Raumsystem geschaffen
werden müsse, den „Bildungswelten“ als Funktionsräume,
bei deren Ausgestaltung die Kinder ein Wörtchen mitredeten.
Ein erster Schritt auf diesem
Weg sei die Einrichtung eines Bistros für alle Kindergartenkinder
gewesen, so Hannelore Klethi, womit die Essecken in
den einzelnen Gruppenräumen aufgelöst werden konnten.
Danach seien die alten Gruppenräume
nach und nach in die Funktionsräume umgewandelt worden,
wobei dieser Prozess noch nicht abgeschlossen sei und
dies auch nie sein werde, betonte die Leiterin. Im „Atelier“
könnten die Kinder nach Herzenslust ihrer Kreativität
freien Raum lassen. Die „Spielwelt“ lade zum Rollenspiel
ein, das am nächsten Tag an gleicher Stelle wieder aufgegriffen
werden könne, denn es werde nichts weggeräumt, erläuterte
die Führungskraft. In der „Welt der Forscher“ entdecken
die Kinder spielerisch Zusammenhänge. In der Bauwelt
können sie mit ihren Ideen hoch hinaus. Im Raum für
„Sinn, Werte und Religion“ ist natürlich zur Zeit Ostern
das Thema.
In der „Sprach- und Schreibwerkstatt“
mit dem angeschlossenen „Zahlenland“ darf das Kind in
die Geheimnisse der Buchstaben und Zahlen eintauchen.
Dort steht auch das Jahresglas, das die Kinder täglich
mit einem Edelstein aus dem jeweiligen Monatsglas befüllen
und so spielerisch erfahren, wie sich die 365 Tage des
Jahres aus den einzelnen Tagen der Monate zusammensetzen.
Die Fünf- und Sechsjährigen dürfen
den Computerführerschein machen und mit und als „Schlaumäuse“
am Rechner spielerisch Aufgaben lösen.

Kinder zeigen ihren Eltern
den neugestalteten Kindergarten
Jedes Kind werde bei seiner Aufnahme
einer „Stammgruppe“ zugeordnet, erläuterte Hannelore
Klethi, das neue Konzept. In der Eingewöhnungsphase
bleibe das Kind dort, um eine feste Beziehung zu seiner
Erzieherin aufzubauen. Mit der gewonnenen Selbstsicherheit
in der neuen Umgebung mache sich das Kind dann auf den
Weg, die Welten zu erkunden. Beim Verlassen der
Stammgruppe muß das Kind sein Paßbild auf der Magnettafel
der entsprechenden Welt zuordnen, damit die Erzieher
einerseits wissen, wo ihre Zöglinge sich aufhalten,
anderseits deren Vorlieben verfolgen können.
Die Erzieher ließen dem Kind bei
seinen Ausflügen die Wahl, sich entsprechend seiner
Neigungen und Fähigkeiten in den Welten einzurichten,
denn es gelte, das Kind zunächst in seinen Stärken zu
unterstützen und damit sein Selbstbewußtsein zu fördern.
Seine Entwicklung könne das Kind aktiv mitgestalten,
denn es werde von seinen Erziehern immer wieder gefragt:
„Was möchtest Du lernen?“ Innerlich gestärkt könne das
Kind dann an die Aufarbeitung seiner Schwächen gehen,
erläuterte Hannelore Klethi die neue Vorgehensweise.
Sicher werden wir Fehler machen,
so die Leiterin, aber wir werden daraus lernen und die
Erkenntnisse in die ständige Weiterentwicklung des Kindergartens
einfließen lassen.
Auf der Grundlage des Beobachtungssystems
INFANS werde die Entwicklung des Kindes in all seinen
Facetten, bis hin zu seinen Beziehungen zu anderen Kindern,
festgehalten. Die Antworten auf die Frage „Was
kann das Kind“ werde mit den Grenzsteinen des „Bielefelder
Screenings“ verglichen, die angeben, was das Kind können
sollte. In Elterngesprächen würden die Stärken und Defizite
des Kindes sowie der gemeinsamen Lösungsweg zur Behebung
der Defizite besprochen. Ein gutes Verhältnis zu den
Eltern sei dem Kindergarten sehr wichtig, so Hannelore
Klethi. Die große Zufriedenheit der Eltern mit der Arbeit
des Kindergartens, sei auch am Elternnachmittag zur
Sprache gekommen, an welchem die Kinder ihren Eltern
den neu gestalteten Kindergarten zeigten.
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