Ratssitzung 22. November 2010
Anfang Mai 2011 wird die neue
Bibliothek der Gemeinde Iffezheim ihre Pforten öffnen.
Die beiden Diplom-Bibliothekarinnen Kathrin Schäfer
und Esther Braun stellten dem Gemeinderat ihre Konzeption
für die neue Gemeindeeinrichtung vor. Der Rat verabschiedete
die Benutzer- und Gebührensatzung der Einrichtung.
Das lebenslange Lernen und die
kulturelle Entwicklung des Einzelnen sehen die beiden
Diplom-Bibliothekarinnen als Kernaufgabe der Bibliothek.
Um diese zu erfüllen, soll sich die Bücherei als kommunaler
Treffpunkt zu einem Kulturzentrum entwickeln, welches
Lesen und Bildung fördert und allen als Informationszentrum
zur Verfügung steht. Während der vergangenen zehn Wochen
erarbeiteten die beiden Frauen die Profile der Zielgruppen
der Bibliothek und deren Ansprache. Sie haben sich vorgenommen,
für jede Zielgruppe zehn Veranstaltungen im Jahr anzubieten.
Die jüngsten Kunden aus den Kindergärten
sollen durch Führungen und Vorlesestunden früh an die
Bibliothek gebunden werden. In Zusammenarbeit mit den
Pädagogen sollen Themen spezifische Medienkisten zusammengestellt
werden. Die beiden Bibliothekarinnen streben an, daß
jede Grundschulklasse zwei Mal im Jahr durch die Bibliothek
geführt wird um sich die nötige Methodenkompetenz für
die Bibliotheksnutzung anzueignen. Leseprojekte für
die einzelnen Klassenstufen sollen die Lust am Lesen
ebenso fördern wie der „Lesesommer“, in dessen Verlauf
eine feste Anzahl Bücher aus einer Auswahl zu lesen
sind. Bastelnachmittage und Theatervorstellungen runden
das Angebot ab. Der Lesesommer soll ebenfalls den Einstiegsklassen
der weiterführenden Schulen angeboten werden. Bei den
Jugendlichen sehen sich die beiden Frauen mit der schwierigsten
Zielgruppe konfrontiert, weil in ihr eine sehr breite
Interessenlage bestehe. In enger Zusammenarbeit mit
dem Jugendhaus soll diese Zielgruppe unter anderem mit
Bewerbungs- und Referatetrainings gewonnen werden.
Autorenlesungen, literarische
Matinées, Gesundheitsforen in Zusammenarbeit mit den
örtlichen Apotheken und Ärzten sollen die Erwachsenen
in das neue Gebäude locken. Den Eltern unter ihnen soll
durch die Einrichtung einer speziellen Elternbibliothek
und pädagogische Vorträge der Weg in die Bücherei geebnet
werden. Den jährlichen Familiensonntag sollen Eltern
und Kinder gemeinsam in der Bibliothek verbringen. Die
vierte Zielgruppe stellen die Senioren der Generation
55+. Veranstaltungen sollen mit und in der Bibliothek
stattfinden.
Bevor es jedoch soweit ist, wartet
noch einige Arbeit auf die beiden Bibliothekarinnen.
Sobald die Datenverarbeitungsanlage in Dienst gestellt
ist, wird der zu übernehmende Bestand der schließenden
(wir berichteten) katholischen Bücherei ebenso erfasst,
wie die 2 000 neu anzuschaffenden Medien. Bis zur Eröffnung
müssen noch ehrenamtliche Assistenzkräfte gefunden werden.
Geplant ist, daß jeweils eine Diplom-Bibliothekarin
mit einer Assistenzkraft den Bibliotheksdienst versieht.
Für die Vorlesenachmittage und sonstige Veranstaltungen
sind helfende Hände in der Bücherei immer willkommen.
Als Öffnungszeiten sind dienstags
bis donnerstags von 14-18 Uhr, freitags von 10-15 Uhr,
sowie am Familien freundlichen Samstagvormittag von
10- 13 Uhr vorgesehen. Drei Dutzend Termine finden sich
auf dem vorläufigen Terminkalender der neuen Gemeindeeinrichtung,
welcher nur noch der Namen fehlt. Ab kommenden Freitag
können die Iffezheimer per Telefon, Mail, FAX darüber
abstimmen, ob sie „Gemeindebibliothek Iffezheim“, „Medienhaus
Iffezheim“ oder „Iffothek“ heißen soll.
In nicht öffentlicher Sitzung
hatte der Rat die Gebühren- und Benutzungssatzung der
Bibliothek erarbeitet, welche einstimmig verabschiedet
wurde. Sie sieht für Erwachsene einen Jahresbeitrag
von zehn, für Familien von fünfzehn Euro vor.
Bürgermeister Peter Werler sah
sich nach dem Vortrag auf einem guten Weg, und zeigte
sich guten Mutes, zu einer guten Einrichtung zu gelangen.
Er bedauerte, daß die Kooperation mit der katholischen
Bibliothek gescheitert sei und es nicht gelungen sei,
die neue Bibliothek gemeinsam zu gestalten. Er freute
sich jedoch, daß die katholische Bücherei der Gemeinde
ihren Bestand überlasse. Werler bedauerte weiterhin,
daß das Trio der katholischen Bücherei, welches dort
außerordentlich gute Arbeit geleistet habe, für
die Gemeinde nicht weiter ehrenamtlich tätig sein wird
und deren Fachwissen der neuen Bibliothek fehle. Er
zeigte sich jedoch überzeugt, daß sich genügend Ehrenamtliche
für die Tätigkeit in der Bibliothek rekrutieren ließen.
Vertagt
Einstimmig vertagt und in dem
Umweltausschuß verwiesen wurde auf Antrag der CDU-Fraktion
der Tagesordnungspunkt „Naturschutzgebiet Sandheiden
und Dünen“. Dort solle neben fachlichen Fragen geklärt
werden, wie sich die Ausweisung als Naturschutzgebiet
auf dem Öko-Konto der Gemeinde niederschlägt.
Zwischenstand Haushalt vorgelegt
Kämmerer Benjamin Laber berichtete,
daß sich die Eigenbetriebe im Rahmen der geplanten Ansätze
entwickeln würden. Die Kanäle und Wasserleitungen
in Linden-und Rennbahnstraße, sowie Steingasse seien
erneuert worden. Das Konto der Eigenbetriebe weise derzeit
noch ein leichtes Plus auf, daß sich jedoch wegen ausstehender
Rechnungen zum Jahresende in ein Minus verwandeln werde.
Der Gesamthaushalt habe sich ordentlich
entwickelt. Aufgrund eines leichten Anstieges bei der
vereinnahmten Gewerbesteuer auf zwei Millionen Euro
werde sich das Gesamtergebnis gegenüber dem Haushaltsplan
verbessern. Die Räte sollten sich durch das Ergebnis
nicht täuschen lassen, denn die zusätzliche Einnahme
von 400 000 € basierten auf Nachzahlungen aus 2007.
Es sei unwahrscheinlich, daß es
zu Nachzahlungen aus dem konjunkturell schwachen Jahr
2009 kommen werde. Derzeit betrage der Kassenstand der
Gemeinde 1,8 Millionen Euro. Neben Rechnungen
für den Rathausneubau sieht Laber weitere Ausgaben
auf die Gemeinde zukommen, so daß zum Jahresende die
Rücklagen auf 600 000 € geschrumpft sein werden. Der
Rücklagenstand sei somit weit unter Haushaltsplan, was
daran liege, daß entgegen dem Plan die Eröffnungsbilanz
mit 3,3 Millionen Euro statt 4,4 Millionen Euro
Rücklagen startete. Laber begründete dies mit nicht
eintreibbaren Forderungen beispielsweise gegenüber dem
Internationalen Club. „Die guten Zeiten neigen sich
dem Ende entgegen“, kommentierte Laber die Situation.
Im laufenden Betrieb mache die Gemeinde 250 000
€ Verlust. Sie sei damit in einer prekären Lage.
Harald Schäfer (SPD) nahm die
Ausführungen des Kämmerers zum Anlass seine Ratskollegen
anzumahnen, sich bei der am Samstag anstehenden Klausurtagung
über die mittelfristige Finanzplanung auf das
Notwendige zu beschränken. In Hans-Jörg Oesterles Augen
klage Iffezheim auf hohem Niveau. Für ihn sei wichtig,
daß am Ende der Haushalt auf gesunden Füßen stehe.
Sandbachrenaturierung wird gefördert
Bürgermeister Peter Werler teilte
den Räten mit, daß die Umweltstiftung Rastatt den
Förderantrag zur Unterstützung der weiteren Renaturierung
der Sandbach genehmigt worden sei.
Mehrausgaben gebilligt
Einstimmig genehmigte der
Rat Mehrausgaben bei der Rathauserweiterung von
26 000 €. Diese resultieren aus nicht vorhergesehenen
Arbeiten bei der Sanierung des Daches am Altbau,
sowie beim Verlegen der Anschlussleitung der Brunnen
– und Wärmepumpe. Laut Aufstellung in der Beschlussvorlage
beläuft sich die aktuelle Auftragssumme für die
Rathauserweiterung auf knappe 2,3 Millionen Euro.
Südlich der Hauptstraße
Fahrt nahm die Ratssitzung erst
zur Bürgerfragestunde auf, als Axel Witt, einer der
Gegner des derzeitigen Planstandes des Baugebietes „Südlich
der Hauptstraße“, sich zu seiner ablehnenden Haltung
zu Wort meldete. Witt kritisierte in seinen Ausführungen
den in der Planung enthaltenen großen Supermarkt, der
zu Anfang der Verhandlungen mit den Eigentümern als
Möglichkeit, aber nicht als Fakt dargestellt worden
sei. Als Vollsortimenter am Ortseingang werde dieser
alle Kunden abfangen und die im Ort befindlichen Einzelhändler
„kaputt machen“.
Ein weiterer Dorn im Auge war
ihm, daß ein Fünftel des Baugebietes für die Larmschutzmaßnahme
in Form eines „modellierten Geländes“ (Hügellandschaft) benötigt
werde. Eine einfache Lärmschutzwand schüfe Platz für
weitere 20 Häuser und sei für die Grundstücksbesitzer
wesentlich billiger. Er forderte die Verwaltung auf,
günstigere oder gesetzlich vorgeschriebene Alternativen
zum geplanten Lärmschutz vorzulegen.
Seinem Herzen Luft machend, forderte
er die Verwaltung auf, öffentlich Stellung zu nehmen,
wer veranlaßt habe, daß in der Eigentümerversammlung
Ende Oktober in der Festhalle die Grundstücke derer,
welche die freiwillige Umlegung noch nicht unterzeichnet
hätten, rot hervorgehoben worden seien.
Bürgermeister Peter Werler entgegnete
auf die Vorhaltungen, daß er „garantiert nie“ gesagt,
daß auf den Einkaufsmarkt verzichtet werden könne. Alle
in Frage kommenden Grundstücke innerhalb des Ortes seien
geprüft worden. Keines habe jedoch die notwenige Größe
von 6 000 – 7 000 Quadratmeter für den Vollsortimenter,
welcher laut Gutachten für die Daseins- und Eigenversorgung
der Iffezheimer Bevölkerung notwendig wäre. Auf Vorhaltungen,
die Grundstückeigentümer müßten für einen günstigen
Grundstückspreis des Supermarktes aufkommen, entgegnete
Werler, daß der Investor den gleichen Preis zahlen müsse
wie alle anderen.
Die Grundstücke der Projektgegner
seien eingefärbt worden seien eingefärbt zur Visualisierung,
ob Alternativen möglich seien, in dem die Grundstücke
aus der Planung genommen würden. Eine Antwort, die Witt
nicht zufrieden stellte, der weiterhin auf Antwort beharrte.
Für Lärnschutzmaßnahmen gäbe es
keine gesetzlichen Vorgaben, führte Werler weiter aus.
Auf Grund von Lärmmessungen sei ein Gutachten erstellt
worden, dessen Resultat das „modellierte Gelände“ sei.
Alternativen seien die Lärmschutzwand oder die Einhaltung
eines Abstandes von 140 Metern zwischen Bebauung und
der Bundesstraße gewesen. Der Rat habe sich für das
„modellierte Gelände“ entschieden.
Peter Werler setzte den Projektgegner
eine Frist für ihre Unterschrift bis zum Ende des Jahres.
Dann müsse entscheiden werden, wie weiter zu verfahren
sei. Zur Wahl ständen dann das öffentlich rechtliche
Verfahren oder der Verzicht auf das Baugebiet.
Die angefallenen Kosten des privaten
Vorhabensträger schultere dieser selbst, entgegnete
Peter Werler auf meine Nachfrage. Dies sei sein unternehmerisches
Risiko gewesen.
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