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Ratsitzung 29. März 2010
Auftragsvergabe Putzarbeiten
Diskussionsbedarf gab es nicht
erst bei der Haushaltsdebatte, sondern bereits bei der
Vergabe der Vollwärmeschutz- und Putzarbeiten für den
Rathausanbau, für welche der Angebotspreis der hiesigen
Firma Oesterle mit 77 382 € um 30 % über den veranschlagten
Kosten lag, wie Anton Schniertsauer (FWG) feststellte.
Der Architekt Frank Pillich erläuterte, daß die Ausschreibung
auch die malertechnische Sanierung der Außenfassade
des Schlauchtrockenturmes mit 14 800 € beinhalte. Das
Paket sei geschnürt worden, um für den Turm günstigere
Konditionen zu erhalten. Die reinen Kosten für den Anbau
lägen lediglich um fünf Prozent über den kalkulierten
Kosten. Es mache jedoch Sinn, im Zuge der Platzgestaltung
am Alten Feuerwehrhaus den Turm mit zu sanieren, waren
sich Planer und Bürgermeister Peter Werler einig. Wer
jedoch das Paket geschnürt hatte, ließ sich am Ende
nicht mehr feststellen. Von der Verquickung der beiden
Themen waren die Räte nicht sonderlich begeistert, zumal
keine Bestandsaufnahme vorlag, welche Schäden die Fassade
des Turmes aufweist. Fraktionsübergreifend waren sich
Joachim Huber (CDU) und Karlheinz Schäfer (SPD) einig,
daß es erst nach Stellen eines Gerüstes möglich sei,
die notwendigen Arbeiten abzuschätzen, wenn „man mit
dem Hämmerchen daran klopft und der Putz abfällt“. Auf
Werlers Vorschlag vergab der Rat den Gesamtauftrag mit
der Maßgabe, daß zunächst der Umfang der Arbeiten am
Schlauchturm festzulegen sei.
Eigenfinanzierungserklärung
Einstimmig beschloß der Rat die
„Eigenfinanzierungserklärung“ zur Sanierung Ortskern
I mit der die Gemeinde Iffezheim erklärt, daß notfalls
die Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen auch ohne Zuschüsse
aus Bund und Land gewährleistet sei. Diplom-Geograph
Thomas Wirth von der Gesellschaft für Stadtentwicklung
(STEG) trat Befürchtungen aus dem Rat entgegen, mit
dieser Erklärung verspiele die Renngemeinde ihre Zuschüsse,
weil sie zugebe, es auch alleine schultern zu können.
Das Gegenteil sei der Fall. Ohne die Erklärung würde
Iffezheim bei der in etwa drei Wochen im Wirtschaftsministerium
stattfindenden Sitzung nicht zur Sprache kommen. Sollte
Iffezheim bei den Fördermitteln tatsächlich leer ausgehen,
bleibe der Rat weiterhin Herr des Verfahrens und könne
die Weiterführung der Sanierung stoppen. Wirth ging
davon aus, daß Iffezheim wegen der derzeitigen
Vergabepraxis nur ein Teil der beantragten Mittel zugesprochen
werde und Ende des Jahres erneut einen Antrag stellen
müsse, um die volle Förderung zu erhalten.
Haushaltsberatung
Für die Zuhörer reichlich zäh
gestaltete sich die Haushaltsberatung, bei welcher der
Rat Seite um Seite des etwa 150-seitigen Produktplanes
durchging und Unklarheiten beseitigte. Nach fraktionsinterner
Beratung wird am 3. Mai nochmals beraten und am 10.
Mai der Haushalt verabschiedet, sieht die vereinbarte
Planung vor.
Die gute Nachricht für die Bürger
vorne weg: es wird in 2010 keine Erhöhung der Wasser-
oder Abwassergebühren geben. Die schlechte kommt hinterher:
2010 wird ein Sparhaushalt wie Kämmer Siegbert Heier
ausführte, der dazu noch mit einigen Unwägbarkeiten
im Bereich des Einkommenssteueranteils behaftet sei.
Die Einnahmen seien vorsichtig mit 1,8 Millionen € aus
der Gewerbesteuer (Ergebnis 2009: 2,2 Mio €) und
500 000 € aus der Grundsteuer B taxiert. Wegen der guten
Einnahmen in 2007 und 2008 werden die Finanzzuweisungen
in 2010 um 700 000 € geringer ausfallen und sich in
2011 fortsetzen. Ebenso sei aus bekannten Gründen mit
geringeren Pachteinnahmen zu rechnen. Neu im Haushaltsentwurf
sei die planmäßige Abschreibung aller Anlagegüter der
Gemeinde zu denen auch das Verwaltungsgebäude und die
Schulen gehörten. Daher seien die Abschreibungen um
600 000 € höher als in 2009.
Aufgrund der veränderten Einnahmesituation
müssen die Investitionen an die Einnahmen angepasst
und auf Folgejahre verschoben werden, verdeutlichte
Bürgermeister Peter Werler. Im dargestellten Investitionsplan
bis 2012 seien weder die Stadtbahn, noch die Verlängerung
des Lärmschutzwalles an der B 36, die Sanierung des
Notbrunnens im Mittelweg, der Umbau des Feuerwehrgerätehauses
oder die Erschließung der Baugebiete „Nördlich der Hauptstraße“
„Erweiterung Industriegebiet“, „Zwischen Hügelsheimer-und
Hauptstraße“ berücksichtigt, zählte Werler weitere Investitionsfelder
auf. Die Ortskernsanierung umfasse in 2010 lediglich
die Fertigstellung von Rennbahn-, Stein- und Lindenstraße
sowie Rathausalt-und Neubau, was in Summe mit 2,6 Millionen
€ zu Buche schlage. Die Sanierung der Hauptstraße zwischen
Rathaus-und Rennbahnstraße sei für 2011 vorgesehen und
2012 der Rest der Hauptstraße bis zur Bachstraße. Für
die Sanierung des Zwischenhebewerks in der alten Kläranlage
seien 500 000 € vorgesehen. Weitere 200 000 € werden
als Planungskosten für die insgesamt 4,5 Millionen Euro
teure Erweiterung der Haupt- und Realschule vorgesehen.
Mit einigen weiteren kleineren Investitionen summiere
sich das Investitionsvolumen der Gemeinde in 2010 auf
3,6 Millionen, wofür ein kräftiger Griff von 2,44 Millionen
in die Rücklagen (4,3 Millionen €) notwendig sei,
so Werler.
Angesichts der Ertragslage müsse
Iffezheim sich Gedanken machen, wo es in den kommenden
Jahren investiere und welche Investitionen es strecke.
Die Verwaltung wolle keine Millionenkredite aufnehmen.
Für die weitere Investitionsplanung müsse die Steuerschätzung
im Herbst abgewartet werden, so Peter Werler.
Dem Gesamterträgen des Haushaltes
in Höhe von knapp 7,6 Millionen Euro stehen Aufwendungen
in Höhe von 8,8 Millionen € gegenüber, was zu einem
Gesamtergebnis von -1,2 Millionen führt. Der Finanzhaushalt
weist aus der laufenden Verwaltung weist aufgrund der
erhöhten Ausschreibungen einen Fehlbetrag vom 376 000
€ aus, was mit der „negativen Zuführungsrate aus dem
Vermögenshaushalt“ des kameralen Haushaltsystems vergleichbar
ist.
Angesichts der knappen Kassen
schlug Harald Schäfer (SPD) vor, die Planung für die
Straßengestaltung im Ortskern zu überdenken und sich
auf das zu beschränken, was zweckmäßig und finanzierbar
sei. Sein Fraktionskollege Karlheinz Schäfer mahnte
an, das Baugebiet „Zwischen Hügelsheimer-und Hauptstraße“
endlich, wie in den Haushaltsberatungen 2009 beschlossen,
umzusetzen. Die Gemeinde könne mit dem Verkauf ihrer
dortigen Grundstücke Einnahmen generieren und die dort
getätigten Investitionen früherer Jahre würden nicht
brachliegen.
Forstbetriebsplan vorgestellt
Gemeindeförster Norbert Kelm stellte
den Forsthaushalt vor, der mit einem Zuschußbedarf von
167 000 € abschließt. Größter Ausgabeposten sind dabei
Gehälter und Pensionen in Höhe von 90 000 €. 80 000
€ werden in die nachhaltige Waldwirtschaft in Form von
Neukulturen und Bestandspflege investiert. Dem gegenüber
stehen 30 000 € aus dem Holzeinschlag und etwa 9 000
€ aus Jagd-und Fischereipachten.
Hans-Jörg Oesterle (CDU) thematisierte
erneut die Möglichkeit Brennholzselbsterwerber bei der
Jungbestandspflege einzusetzen, falls dies wirtschaftlich
darstellbar sei. Förster Kelm zeigte sich auf die Frage
vorbereitet und zeigte an Hand eines knüppeldicken Stammes,
von denen es in der Geggenau eine Million pro Hektar
gäbe, daß die Jungbestandspflege für die Selbsterwerber
nicht attraktiv sei. Bei älteren Beständen werde der
Vollernter eingesetzt, welcher pro Festmeter Holz etwa
3 0 € in die Schatulle des Forstes spüle.
Die Brennholzversorgung in Iffezheim
sei mittlerweile zum Problem geworden. Statt 30
Anfragen wie vor 15 Jahren gebe es heuer 120 pro Jahr,
Tendenz steigend, berichtete Kelm. Er könne etwa 70
Lose an Selbsterwerber als Schlagraum zuweisen, wobei
die bisher verwöhnten Iffezheimer jetzt nicht nur Hartholz,
sondern auch Nadel- und Weichholz zugewiesen bekämen.
Derzeit habe er 55 Anwärter auf am Wegesrand liegendes
„Brennholz, lang“, von denen 15 leer ausgehen werden.
Diskussionsbedarf gab es auch
über die eingestellten 15 000 € zur Sanierung des Geländers
des Römersteges. Bereits im Vorjahr standen Vorschläge
des Rates im Raum, den Steg durch eine Brücke
zu ersetzen, über welche Holz transportiert werden
könnte, da die Ausfahrt aus dem Wald auf die B 500 immer
riskanter werde. Die Fraktionen werden intern über die
Zukunft des Römerstegs beraten.
Mit dem Abriss des alten Feuerwehrhauses
ging dem Förster seine Metzgerei zur Aufarbeitung des
Wildbrets verloren. Daher hatte er in seinem Haushalt
15 000 € für ein neues Schlachthäuschens in Form
einer Fertiggarage auf dem Bauhof eingestellt. Bürgermeister
Peter Werler zeigte sich wenig begeistert von dieser
Investition, die, laut Kelm, bei Beibehaltung der Eigenjagd
aus Gründen der Lebensmittelhygiene jedoch nötig sei.
Angesichts einer Strecke von 56 Wildschweinen und 55
Rehen, die etwa 9 000 € einbrachte, gab Kelm der
von Hubert Schneider (CDU) vorgeschlagenen kleinen Lösung
in Form von Kühlschränken oder – truhen keine Chance.
Auch dieses Thema nahmen die Fraktionen zur Beratung
mit, auch im Hinblick auf die weitere Beibehaltung der
Eigenjagd.
Sitzungsgelder erhöht
Mit der Enthaltung von Harald
Schäfer stimmte der Rat der Änderung der Satzung über
die Entschädigung der ehrenamtlichen Tätigkeit zu. Diese
sieht eine Erhöhung des Grundbetrages auf 45 € und des
Sitzungsgeldes auf 35 € vor. Das Sitzungsgeld
für sachkundige Einwohner beträgt künftig 35 €, die
Pauschale für Fraktionsvorsitzende 55 €.
Und wieder einmal wurde dem
Demokratiegebot des Artikel 20 GG, das seinen Ausfluß
in §35 der Gemeindeordnung findet, nicht Rechnung
getragen.
Die Änderung der Satzung zur Entschädigung der ehrenamtlichen
Tätigkeit wurde nicht öffentlich vorberaten. Dies läßt
§ 35 der Gemeindordnung nicht zu, wie Kunze, Bronner,
Katz in ihrem Standardkommentar zur Gemeindeordnung
ausdrücklich hervorheben. Eine Verletzung des Grundsatzes
der Öffentlichkeit ist ein wesentlicher Verfahrensfehler,
welcher die Nichtigkeit des Beschlusses zur Folge hat
und
der nicht durch die Verjährung aus § 4 Abs. 4 und 5 Gemeindeordnung geheilt
werden kann. Eine in nicht öffentlicher Sitzung
vorberatene Satzung ist nichtig, wie der Verwaltungsgerichtshof
Baden-Württemberg (VGH BW I 5 /
65 – ESVGH 17, 118 = BWVBI. 1967,8) in anderer Sache entschied.
Bürgermeister Werler teilte den
Räten aus einem Schreiben des Bundestagsabgeordneten
Peter Götz mit, da? das Regierungspräsidium einer Unter-
oder ?berführung der B 36 in Höhe des Schützenhauses
keine Steine in den Weg, diese aber auch nicht bezuschussen
werde. Wenn die Gemeinde die Kosten trage, dürfe sie
auch bauen.
Andrea Winkler (FWG) hakte nach,
wie es mit der Entwicklung des Edeka-Marktes „Nördlich
der Hauptstra?e“ stände. Peter Werser entgegenete, es
sei vorgesehen gewesen, da? der Planer heute Auskunft
gebe, aufgrund der vollen Tagesordnung sei die Berichterstattung
auf den 15. April verschoben worden.
Stefan Schneider brachte
die Klagen der Anwohner des Weierweges vor, da? die
dortige Begrenzung auf Schrittgeschwindigkeit nicht
eingehalten werde. Peter Werler kündigte an, das Landratsamt
mit Geschwindigkeitskontrollen zu beauftragen. Dies
werde er auch im Gemeindeanzeiger ankündigen.
Aus nicht öffentlicher Sitzung
gab Peter Werler bekannt, da? die Gemeinde zum 1. August
die Stelle des zweiten Klärwärters besetzen werde.
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