
Ehrenmützenpfarrer

Und wieder einmal war es soweit:
In Iffezheim begann die Fasnachtszeit. Mit einem vierstündigen
Gute-Laune-Cocktail aus Tanz, Satire, Büttenreden und
Klamauk unterhielten die Narren des ICC auf's vortrefflichste,
was der proppenvolle Narrentempel mit stehenden Ovationen
dankte.
Den schwierigen Einstieg übernahm
dem „Schreiner sei G'sell“, Rüdiger Zoller, der in geschliffenen
Reimen die Würmer in der großen Politik freilegte und
egal ob Friedensnobelpreis, Atommüll, Internationaler
Club zum Résumée kam: „Wie der Schreiner, so kann's
keiner“.
Großes „Theater“ machten die kleinsten
der Narrenschar mit ihrem Clowntanz, wofür es die erste
Rakete des Abends gab.
„Ohne Musik geht nix“, stellte
Musikerin Jolanda Merkel fest, und bewieß, daß frau
-““deß muß ich euch jetzt grad ämol verzähle“ - mit
Musikerwitzen um Dirigentensiegertreppchen und aufgetakelte
Festspielhausbesucherinnen prächtig unterhalten kann.
Reichlich Schwung in den Saal
brachte die landauer Tanzgarde, die nicht umsonst Dritte
der Deutschen Meisterschaften wurde.
Schwer mit seiner Größe zu hadern
hatte „Gartenzwerg“ Herbert Sauter bei seinem Büttendebüt.
Ob bei Erdbeer- oder Spargelernte oder im Atommüllager,
konnte er über seine Größe „nur noch klage“. Als einzigster
Trost blieb ihm, daß er im Vorgarten des Rieder Ortsverstehers
für die entscheidenden Punkte im Wettstreit „Unser Dorf
soll schöner werden“ gesorgt hatte.
„Jetzt geht's los“ versprachen
die „Iffzer Strohmer“ und legten, nachdem sie sich artig
bei ihrem langjährigen närrischen Weggfährten, dem scheidenden
Pfarrer Asal, bedankt hatten, in epischer Breite die
Fehltritte der Iffzer dar. Mit an Schneckenfallen trunken
gewordenen Hunden, festsitzenden Gummistiefeln, amtlich
korrekt angeschnallten Wildschweinen und Wanderklos
rissen sie die Zuhörer zu Begeisterungsstürmen hin.
Ein klassiches „Heimspiel“ absolvierte
der Fanfarenzug Iffezheim, der in null komma nix die
Halle auf den Siedepunkt brachte und nur wenig daran
fehlte, daß auf den Tischen getanzt wurde.
Im itsy bitsy Strandbikini enterten
die „Badenixen“ der „ICC-Dance Company“ das knall-rote
Gummiboot und begeisterten das Publikum.
Stehende Ovationen gab es für
den „Wahrsager“ Harald Kraft, der, eskortiert von seinem
Rabenchor (Armin Merkel, Christoph Laubel), in seiner
Nebel umwallten Kristallkugel die Ausrutscher bei Schlitten
fahrenden Großväter, Hautstraffungscreme frühstückenden
Ehemännern und von Kürbissen erschlagenen Hühnern erblickte.
Ein weiters Glanzlicht setzten
der ICC-Ehrenpräsident Bernd Hansmann und der rieder
Elferrat Leander Klumpp als Garde-Tanzpaar. Grazil und
mit altersbedingter Gliedersteifheit meisterte das Duo
die herausfordernsten Figuren des klassischen Gardetanzes
und sorgte dabei für reichlich Lachtränen in den Augen
und Muskelkater im Zwerchfell des extasisch applaudierenden
Publikums.
Wenn vom überdimensionierten Treppenhochstuhl
aus ernsthaft über Tee aus Toillettenwasser, Popp Corn
im Bett und blauen Trauben für eben solche Augen erzählt
wird, kann es sich bei den „eineiigen Zwillingen“ nur
um die närrischen Urgesteine Beate Hauns und Karin Kratzer
handeln, die mit ihren Streichen die Lacher auf ihrer
Seite hatten. Beim abschließenden Lied um den „Selig
machenden String-Tanga“ aus der Alt-Kleidersammlung
schmiß sich das Publikum vor Lachen förmlich weg.
Eine ausgelassene „Fiesta Mexicana“
mit grazil tänzelnden Senoritas und temperamentvollen
Senores feierte zum Abschluß des Abends das Männerballett
des ICC, bevor sich alle Aktiven zum Finale auf der
Bühne versammelten und vom Publikum mit Beifall überschüttet
wurden.
ICC-Ehrenmütze für Walfried Asal
Unter
großem Applaus der Narrenschar überreichte das Führungsduo
des Iffezheimer Carneval Clubs, Daniel Haas und Andreas
Schneider, ihrem langjährigen närrischen Wegbegleiter
Pfarrer Walfried Asal die Ehrenmütze des ICC. Asal habe
sich um die Narretei verdient gemacht, so die beiden
Laudatoren, weil er die Fasnacht nicht aus der Kirche
verbannt habe. Mit dem närrischen Gottesdienst am Fasnachtsonntag
und der traditionellen Narrenspeißung am Rosenmontag
(Pfarrmost und Speck) habe er dafür gesorgt, daß die
Narren keinen Schaden an Leib und Seele genommen hätten.
Die Trauer der Narren um den scheidenden katholischen
Hirten schlug sich ebenfalls im Jahresorden nieder:
Der Spruch „Geht Don Walfriedo jetzt bald weg, gibt's
auch kein Moschd mehr und kein Speck!“ umrahmt ein Fensterbild
des Speck verteilenden Ortsgeistlichen.
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