Kirchenkonzert Sextakkord

Mit ihrer Winterkonzertreihe „Relax
Now“ bringen die sechs Solisten aus zwei Generationen,
die sich zum Ausnahmeensemble „Sextakkord“ formiert
hatten, die Zuhörer in einen heftigen Zwiespalt:
sich mit geschlossenen Augen von den Melodiewellen entspannt
hinwegtragen zu lassen oder begeistert von dem Dargebotenen
vom Gestühl zu springen. In ihrem ureigensten Stil boten
die sechs Ausnahmemusiker einmal mehr eine gekonnte
Mischung aus Klassik, leichtem Pop und Weltliteratur.
Tanja Schlegel eröffnete das Konzert
mit dem dritten Satz aus der „Suite Gothique“ des Elsässers
Leon Boellman, in welchen die immer wiederkehrende Melodie
der gedackten Register der iffezheimer Stieffel-Orgel
von drei auf einen romantischen Harmonieverlauf basierenden
Passagen beantwortet werden.
Das Eis brach das Ensemble mit
Maurice Ravels „Boléro“, in dem Tanja Schlegel an der
Orgel sämtliche Register ziehend und Christian
Schmiederer an Klarinette und Sopransaxophon sich im
Duett die achtzehn Variationen der zwei Themen des Stückes
zuspielten, die im Crescendo unaufhaltsam dem fulminanten
Finale zuströmten. Begeisterter Applaus war der Lohn
der hingerissenen Zuhörer.
Mozart in Südamerika? Sextakkord
macht es möglich. Unterlegt mit den heißen Mamborhythmen
von Joe Fässler am Schlagwerk und Andreas Höhn am Kontrabaß
erinnerte gar nichts mehr an das behäbige Wien. „Mambozart“
(Klezzbrothers) entführte das Publikum an die weißen
Strände der Karibik, wozu die herrlichen Sonnenstrahlen
an diesem Licht durchfluteten Abend das Ihrige beitrugen.
Ursprünglich vom Spanier Petro
Ituralde als Duett zwischen Kirchenorgel und Saxophon
geschrieben, setzte Sextakkord die „Suite Hellénique“
passend für das Ensemble neu und nahm die Besucher mit
auf einen entspannenden musikalischen Exkurs durch die
fünf Sätze, bei denen Christian Schmiederer virtuos
dem Saxophon die Töne entlockte und diese mal ruhig,
mal ausgelassen fröhlich in den Abend schallen ließ.
Ebenso virtuos zeigte sich der
jüngste Sproß des Sextetts, der sechzehnjährige Max
Fässler, bei der Interpretation der „Romanze“ von Yuri
Smirnov.
Ihr Sprach- und Gesangstalent
unterstrich Rosalinde Herböck in dem die ganze Sehnsucht
nach dem Erstgeborenen ausdrückenden Lied „Uri“ (Noa),
das sie im hebräischen Original sang.
Ruhe, Zuversicht und Gottvertrauen
verströmte die Stimme von Rosalinde Herböck, untermalt
von sanften Gitarrenklängen, bei „You can relax
now“ (Sheina Noll), welches der Winterkonzertreihe des
Sextetts das Motto gab.
Nicht nur ihr Instrumente, auch
ihre Stimmbänder haben die Sechs fest im Griff. Dies
bewiesen sie bei dem neuseeländischen Kirchenlied „Only
by Grace“, bei dem sie mit mehrstimmigen A-Capella-Gesang
die Zuhörer im Kirchenschiff begeisterten.
Auf eine meditative Reise an die
Strände am äußersten Zipfel Frankreichs nahm das Sextett,
angeführt von Christian Schmiederer am Sopransaxophon,
die Zuhörer mit. Kongenial wurde Schmiederer dabei von
seinen Kollegen bei dem Medley „La Plage“ aus Melodien
von Didier Squiban, bei denen immer wieder die keltischen
Wurzeln der Bretonen durchblitzten, rhythmisch begleitet.
In den Solopassagen konnte jeder der Musiker noch einmal
zeigen, was an Können in ihm steckt.
Ihr Herz überfließen ließ Rosalinde
Herböck beim abschließenden „Gabriellas Song“ aus dem
Film „Wie im Himmel“.
Mit stehenden Ovationen feierte
das Publikum die musikalische Meisterleistung und erhielt
zum Dank das Zwiegespräch „Morning Dance“ (Spyra Gyra)
zwischen Saxophon (Christian Schmiederer) und Jazzgitarre
(Max Fässler), sowie „Du allein“ aus Andrew Lloyd Webbers
„Starlight Express“ als Zugabe.
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