Frauenpower

Als würde er sie ihnen auf den
Leib schreiben, so perfekt verkörpern die Laienschauspieler
der Kolpingfamilie die Rollen in den Lustspielen von
Bernd Gombold. Tränen lachend verfolgten die Zuschauer
in der proppenvollen Festhalle das Ränkespiel um die
Gemeinderatswahl und belohnten die Akteure mit viel
Applaus für ihre grandiose Leistung.
Das hätte sich Bürgermeister Heinz
Gscheidle (machtgeil Matthias Schneider) in seiner schlimmsten
Nachtmahr nicht träumen lassen: die bis dato unangefochtene
Männer-Bastion Gemeinderat mit Metzgermeister August
Scharf (Robert Merkel), Feinkostladenbesitzer Peter
Hering (treudoof Hermann Burkard) und Brauereibesitzer
Karl Fässle (bonvivant Bertold Leuchtner) drohte zu
fallen. Knapp aber absolut prophezeiten die Meinungsforscher
der Frauenliste von Kunigunde Schlotterbeck (resolut
Manuela Schwab) die Mehrheit bei den anstehenden Gemeinderatswahlen.
Im Kampf gegen die „Männerdiktatur“ hatte sie mit Metzgersfrau
Gerda Scharf (kompromisslos Elke Path), Kaufmannsgattin
Emma Hering (das Heft in der Hand Erika Hüttlin) und
der sittenstrengen Gisela Keusch (bigott Julia Sauter)
in ihrer Frauenliste alles um sich geschart, was in
„Bibelkreis“, „Pfarrgemeinderat“ und der „Liga zum Erhalt
von Sitte und Anstand“ Rang und Namen hatte und selbstredend
weiblich war. Während die Frauen akribisch das Sündenregister
ihrer Ehemänner und Gemeinderäte führten, schwante
es Bürgermeister Gscheidle, daß die Ausflüge des
Gemeinderates statt zur Reeperbahn künftig zu Wallfahrtsorten
führen werden, sollte „Kunigunde und ihre Bande von
Emanzen der übelsten Sorte“ den Ratstisch erobern. Selbst
ausgeklügelt leere Wahlkampfversprechen schienen das
Wahldilemma nicht mehr aufhalten zu können.
Keine der beiden Parteien nahm
bei ihren Treffen beim vermeintlich schwerhörigen, aber
um so mehr die Ohren spitzenden und somit bestens informierten
Braustübel-Wirt Paul Zäpfel (schlitzohrig Andreas Zink)
ein Blatt vor den Mund.
Ganz besonders bedrückten die
Räte ihre ausgiebig fröhlichen und genauso ausgiebig
kostenträchtigen Besuche im Nachtlokal „Rosaroter Panther“,
die kurz vor der Wahl angesichts dieser Konkurrenz nun
nicht mehr opportun erschienen, und am besten dem Vergessen
anheim fallen sollten. Jedoch hatten die Herren die
Rechnung ohne die Bardame Marylin (sexy Bianca Schramm)
gemacht, die mit Hilfe kompromittierender Fotos die
Schulden der Herren Gemeinderäte einzutreiben gedachte.
Da kam der Dienstantritt des neuen,
im Dorfe völlig unbekannten Verwaltungsinspektors Hannes
Klug (gnitz Hebert Sauter) wie gerufen. Mit ihm als
Wunderwaffe wollte Hans Gscheidle zum vernichtenden
Gegenschlag ausholen: Als Frau getarnt sollte Hanni
(Hannes) Heitmann sich sowohl der Fotos der Bardame
bemächtigen, als auch das Vertrauen der verflixten
Emanzen gewinnen und aus deren geheimen Wahlkampfsitzungen
berichten. Mit diesem Wissensvor
sprung sollte verhindert werden,
daß diese subversiven Emanzen auf den Ratsstühlen Platz
nähmen.
Doch Gscheidle hatte sich in der
Gutmütigkeit seines neuen Mitarbeiters gewaltig getäuscht,
denn dieser begann zum Ergötzen der Zuschauer sein eigenes
Süppchen zu kochen, um nicht nach dem Wahlkampf als
mitwissende Altlast gen Hartz IV entsorgt zu werden.
Spielend hatte er das Vertrauen
der Damen mit seinen durchschlagenden Wahlkampfslogans
um Hirn und Hosenladen sowie Köpfchen statt Muskeln
errungen und zog als Spitzenkandidatin mit „Frauenpower“
in den Wahlkampf.
Mit List und Überzeugungskraft
-“denn nur wer den Feind kenne, könne ihn auch besiegen“-
auf der einen und Freigetränken auf der anderen Seite,
lockte Hannes-Hanni die unter aufgedonnerter Tarnung
segelnden Suffragetten und die regierenden „Luschtmolche“
in den „Sündenpfuhl“ von Marylin. Während die Herren
Räte einem bösen Erwachen zusteuerten, machte sich Hannes
kurzerhand an des Bürgermeisters Töchterlein Anni (Victoria
Gress) heran, was nämlichen an dem berühmten „Morgen
danach“ noch mehr in Rage brachte.
Wer nun wissen möchte, wie die
Gemeinderatswahl in dem beschaulichen Dörfchen ausgegangen
ist, kann dem zwerchfellerschütternden Ringen um die
Mandate bei den beiden kommenden Vorstellungen am Samstag
den 28.11. (20 Uhr) und Sonntag 29.11. (18 Uhr) in der
iffezheimer Festhalle beiwohnen. Der Bauchmuskelkater
wird sich einstellen. Versprochen!
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