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22. November 2009

 

 

Frauenpower

 

Als würde er sie ihnen auf den Leib schreiben, so perfekt verkörpern  die Laienschauspieler der Kolpingfamilie die Rollen in den Lustspielen von Bernd Gombold. Tränen lachend verfolgten die Zuschauer in der proppenvollen Festhalle das Ränkespiel um die Gemeinderatswahl und belohnten die Akteure mit viel Applaus für ihre grandiose Leistung.

Das hätte sich Bürgermeister Heinz Gscheidle (machtgeil Matthias Schneider) in seiner schlimmsten Nachtmahr nicht träumen lassen: die bis dato unangefochtene Männer-Bastion Gemeinderat mit Metzgermeister August Scharf (Robert Merkel), Feinkostladenbesitzer Peter Hering (treudoof Hermann Burkard) und Brauereibesitzer Karl Fässle (bonvivant Bertold Leuchtner) drohte zu fallen. Knapp aber absolut prophezeiten die Meinungsforscher der Frauenliste von Kunigunde Schlotterbeck (resolut Manuela Schwab) die Mehrheit bei den anstehenden Gemeinderatswahlen. Im Kampf gegen die „Männerdiktatur“ hatte sie mit Metzgersfrau Gerda Scharf (kompromisslos Elke Path), Kaufmannsgattin Emma Hering (das Heft in der Hand Erika Hüttlin) und der sittenstrengen Gisela Keusch (bigott Julia Sauter) in ihrer Frauenliste alles um sich geschart, was in „Bibelkreis“, „Pfarrgemeinderat“ und der „Liga zum Erhalt von Sitte und Anstand“ Rang und Namen hatte und selbstredend weiblich war. Während die Frauen akribisch das Sündenregister ihrer Ehemänner und Gemeinderäte führten,  schwante es Bürgermeister Gscheidle, daß  die Ausflüge des Gemeinderates statt zur Reeperbahn künftig zu Wallfahrtsorten führen werden, sollte „Kunigunde und ihre Bande von Emanzen der übelsten Sorte“ den Ratstisch erobern. Selbst ausgeklügelt leere Wahlkampfversprechen schienen das Wahldilemma nicht mehr aufhalten zu können.

Keine der beiden Parteien nahm bei ihren Treffen beim vermeintlich schwerhörigen, aber um so mehr die Ohren spitzenden und somit bestens informierten Braustübel-Wirt Paul Zäpfel (schlitzohrig Andreas Zink) ein Blatt vor den Mund.

Ganz besonders bedrückten die Räte  ihre ausgiebig fröhlichen und genauso ausgiebig kostenträchtigen Besuche im Nachtlokal „Rosaroter Panther“, die kurz vor der Wahl angesichts dieser Konkurrenz nun nicht mehr opportun erschienen, und am besten dem Vergessen anheim fallen sollten. Jedoch hatten die Herren die Rechnung ohne die Bardame Marylin (sexy Bianca Schramm) gemacht, die mit Hilfe kompromittierender Fotos die Schulden der Herren Gemeinderäte einzutreiben gedachte.

Da kam der Dienstantritt des neuen, im Dorfe völlig unbekannten Verwaltungsinspektors Hannes Klug (gnitz Hebert Sauter) wie gerufen. Mit ihm als Wunderwaffe wollte Hans Gscheidle zum vernichtenden Gegenschlag ausholen: Als Frau getarnt sollte Hanni (Hannes) Heitmann  sich sowohl der Fotos der Bardame bemächtigen, als auch das Vertrauen der  verflixten Emanzen gewinnen und aus deren geheimen Wahlkampfsitzungen berichten. Mit  diesem Wissensvor

sprung sollte verhindert werden, daß diese subversiven Emanzen auf den Ratsstühlen Platz nähmen.

Doch Gscheidle hatte sich in der Gutmütigkeit seines neuen Mitarbeiters gewaltig getäuscht, denn dieser begann zum Ergötzen der Zuschauer sein eigenes Süppchen zu kochen, um nicht nach dem Wahlkampf als mitwissende Altlast gen Hartz IV entsorgt zu werden.

Spielend hatte er das Vertrauen der Damen mit seinen durchschlagenden Wahlkampfslogans um Hirn und Hosenladen sowie Köpfchen statt Muskeln errungen und zog als Spitzenkandidatin mit  „Frauenpower“ in den Wahlkampf.

Mit List und Überzeugungskraft -“denn nur wer den Feind kenne, könne ihn auch besiegen“- auf der einen und Freigetränken auf der anderen Seite, lockte Hannes-Hanni die unter aufgedonnerter Tarnung segelnden Suffragetten und die regierenden „Luschtmolche“ in den „Sündenpfuhl“ von Marylin. Während die Herren Räte einem bösen Erwachen zusteuerten, machte sich Hannes kurzerhand an des Bürgermeisters Töchterlein Anni (Victoria Gress) heran, was nämlichen an dem berühmten „Morgen danach“ noch mehr in Rage brachte.

Wer nun wissen möchte, wie die Gemeinderatswahl in dem beschaulichen Dörfchen ausgegangen ist, kann dem zwerchfellerschütternden Ringen um die Mandate bei den beiden kommenden Vorstellungen am Samstag den 28.11. (20 Uhr) und Sonntag 29.11. (18 Uhr) in der iffezheimer Festhalle beiwohnen. Der Bauchmuskelkater wird sich einstellen. Versprochen!

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