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Sandmatten geflutet
Wohl fast ein halbes Jahrhundert
mag es schon her sein, seit die Sandmatten letztmalig
gezielt unter Wasser gesetzt wurden. Letzte Woche wurden
erstmals wieder im Rahmen des neuen Pflegeplanes die
Stellfallen in Bewegung gesetzt, um das Wasser der Sandbach
in die Sandmatten zu leiten.
Roman Huber, Vorsitzender des
Heimatvereines Iffezheim, führte die anwesenden Zuhörer
in die Geschichte der Bewässerung dieses Gemarkungsteils
ein. Etwa um die Mitte des 19ten Jahrhunderts seien
die, vom Reichsarbeitsdienst in den 1930ern renovierten,
Bewässerungsgräben ausgehoben worden, denn mit der tullaschen
Rheinregulierung und Umleitung der Sandbach seien die
periodischen Hochwässer der Bühlot ausgefallen.

Ein von der Gemeinde angestellter
„Wässerer“ hatte die Aufgabe inne, nach der ersten Heuernte
Mitte Juli die Sandmatten unter Wasser zu setzen,
damit der Boden genug Feuchtigkeit speichere, um eine
gedeihliche zweite Heuernte, die „Öhmd“ oder „Ummed“
zu sichern. Während dieser Flutung sei der ebenfalls
aus der Sandbach gespeiste Mühlbach abgeschlagen, sprich
stillgelegt, worden, um die für die Bewässerung notwendige
Wassermenge zu erreichen. Während der mehrwöchigen Überschwemmung
der benachbarten Wiesen sei das trockene Mühlbachbett
von Unrat befreit und wieder egalisiert worden. Als
nach Ablauf des Oberflächenwasser aus den Wiesen, dann
der Mühlbach wieder eröffnet wurde, sei dies ein Heidenspaß
für die Dorfjugend gewesen, die mit dem lauten Schrei
„Der Hammel kommt“, im Bachbett stehend, die etwa ein
Meter hohe Flutwelle ungeduldig erwarteten, erinnerte
sich Roman Huber.
Ziel der heutigen Bewässerung
sei nicht die Steigerung des landwirtschaftlichen Ertrages,
erläuterte Gerold Schenkel, ehemals bei der Unteren
Naturschutzbehörde des Landratsamtes, der bei dieser
Gelegenheit als treuer Weggefährte der Initiativgruppe
Naturschutz Iffezheim von deren Vorsitzenden Waltraud
Godbarsen in den Ruhestand verabschiedet wurde. Vielmehr
gehe es darum, das Feuchtbiotop „Sandmatten“ zu verbessern
und zu intensivieren, um dem in Iffezheim beheimateten
Weißstörchen eine zuverlässige Nahrungsversorgung zu
gewährleisten. Mit Mitteln aus dem Pamina Rheinparkprojekt
sei vom Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz
Bühl, deren Geschäftsführer Dr. Volker Späth und Geograph
Michael Hug der Flutung beiwohnten, ein detaillierter
Bewirtschaftungsplan ausgearbeitet worden, der neben
unterschiedlichen Mähzeitpunkten auch die Bewässerung
der Matten vorsehe.
Noch
Anfang der 80er sei das Gebiet zu 100% mit Mais angebaut
gewesen, erinnerte der frühere Amtsrat Schenkel an die
Anfänge des Biotops. Die Idee dieses „Filetstück der
Landwirtschaft“, so die Fachblätter damals, in
ein Biotop umzuwandeln, sei im Vorlauf des Projektes
zur Wiederansiedlung des Gevatters Storch entstanden,
um diesem eine Lebensgrundlage zu bieten. Da erste Gerüchte
über Fördermittel aus Landschaftspflegeprogrammen die
Runde machten, habe er und die sich gerade formierende
Naturschutzbewegung in Iffezheim mit den Landwirten
in Verbindung gesetzt und Eckpunkte für mögliche Entschädigungsverträge
ausgehandelt. Als dann die Fördermittel freigegeben
wurden, hätten die Verträge bereits Unterschrifts reif
in der Schublade gelegen, so Schenkel, und damit sei
der Weg für das Biotop frei gewesen. Es müsse den iffezheimer
Landwirten hoch angerechnet werden, daß sie bei dem
Projekt mitmachen und Ernteausfälle in Kauf nähmen,
so Schenkel, der sich mindestens weitere drei Jahrzehnte
gedeihliche Zusammenarbeit mit den Landwirten zum Wohle
der Natur wünschte.
Michael Hug ergänzte am Rande
der Veranstaltung, daß Gerold Schenk in seinem Vortrag
sein Licht unter den Scheffel gestellt habe, denn das
Projekt Sandmatten sei die Wiege des heutigen „Vertragsnaturschutzes“,
der Kooperation der Landwirte mit dem Naturschutz. Schenk
habe damals die Situation erkannt und ein schmales Zeitfenster
genutzt um das Projekt, auch gegen Widerstände in stuttgarter
Ministerien, auf den Weg zu bringen.

Zusammen mit Bürgermeister Peter
Werler und Geograph Michael Hug, drehte Gerold Schenkel
dann das große Rad, um dem Sandbachwasser den Weg in
die Bewässerungskanäle frei zu machen.
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