40 Jahre öffentlicher Dienst
In Vertretung des Bürgermeister eröffnete dessen Stellvertreter
Hans-Jörg Oesterle die zurückliegend Ratssitzung mit
dem Dank an die iffezheimer Bürger, die eifrig von ihrem
Wahlrecht Gebrauch gemacht hätten. Dies sei wichtig,
denn der heutige Tagesordnungspunkt Kindergartengebühren,
mache deutlich, welchen Einfluß die „Große Politik“
auf die Kommune habe. Für die Ehrung des Bürgermeisters
Peter Werler für dessen vier Jahrzehnte währende Zugehörigkeit
zum öffentlichen Dienst übergab Oesterle an Laudator
Jürgen Bäuerle.
Ein vierzig – jähriges Dienstjubiläum
habe heute Seltenheitswert, leitete Landrat Jürgen Bäuerle
seine Laudatio auf den iffezheimer Bürgermeister Peter
Werler ein. Dies sei Zeichen eines beständigen Charakters
und Zufriedenheit mit den gestellten Aufgaben.
Seit Beginn seiner Ausbildung
vor vierzig Jahren, habe sich viel im öffentlichen Dienst
gewandelt. Neben dem technischen Wandel seien die Ansprüche
der Bürger und die Aufgabenvielfalt gestiegen. Dies
gelte auch und gerade für einen Bürgermeister, der Manager,
Sozialarbeiter, Kaufmann und nicht zuletzt ein
sympathischer Repräsentant seiner Gemeinde sein muß.
Peter Werlers Werdegang sei ganz
von jener Geradlinigkeit, für die er im Landkreis sehr
geschätzt werde. Diese habe ihm auch zu seinem Wahlsieg
in der Renngemeinde verholfen, seit dem er die Geschicke
der Gemeinde mit Um- und Weitsicht lenke.

Iffezheim sei ein bemerkenswerter
Wirtschaftsstandort und habe darüber hinaus mit der
Rennbahn ein internationales Alleinstellungsmerkmal,
dass zu dem hohen Bekanntheitsgrad des Ortes führte.
Es sei etwas besonderes, hier Bürgermeister sein zu
dürfen. Die damit verknüpften Problemstellungen erforderten
viel Arbeit, Kraft, Stehvermögen und Optimismus.
Peter Werler habe in seiner Amtszeit
mit dem Tribünenneubau, dem Umbau der Turnhalle, der
Sanierung der Kläranlage, der Schaffung des Jugendtreffs
und der Partnerschaft mit Mondolfo viel verwirklichen
können, zählte Landrat Bäuerle auf.
Trotz der großen Investitionen
sei Iffezheim die einzige schuldenfreie Gemeinde im
neidisch blickenden Landkreis. Er könne stolz auf das
geleistete sein, attestiert Bäuerle dem Jubilar, der
sich aber nicht auf seine Lorbeeren ausruhe, sondern
mit der Bewältigung der Krise der Galopprennbahn, der
Ortskernsanierung und der Ganztagesschule noch viel
vorhabe. Fachlich und sozial kompetente Menschen, die
glaubwürdig und geradlinig mit Fingerspitzengefühl und
Freude etwas bewegten, brauche der öffentliche Dienst.
Im vertrauliche „Du“ dankte der
Landrat Peter Werler für dessen partnerschaftliche und
verlässliche Zusammenarbeit und wünschte ihm Schaffensfreude
und Glück, um weiterhin fest im Sattel zu sitzen.
Der Bürgermeisterstellvertreter
Hans-Jörg Oesterle überbrachte die Glückwünsche und
Präsent des Ratsgremium und Kämmerer Siegbert Heier
diese der „Rothießler“.
Anstatt auf den Rat seines Vaters
zu hören, etwas gescheites zu Lernen und Koch zu werden,
habe er vor langen vierzig Jahren die Laufbahn des öffentlichen
Dienstes eingeschlagen, entgegenete Werler auf die Ehrungen.
Die Arbeit mit den Menschen im weitgefächerten kommunalen
Umfeld habe ihm immer sehr viel Spaß gemacht. Bürgermeister
in Iffezheim sei das Beste, was ihm hätte passieren
können. Er sprach seinen herzlichen Dank seiner supermotivierten
und zuverlässigen Mannschaft sowie dem konstruktiv mitarbeitenden
Rat aus.
Höhere Kindergartengebühren in
Iffezheim
Das neue Kindertagesbetreuungsgesetz
und die Verhandlunsergebnisse mit den baden-württembergischen
Kindergartenträgern führten zu neuen Gebühren- und Verrechnungssätzen,
welche vom Rat einstimmig gebilligt wurden.
Aufgrund des seit Januar geltenden
neuen Kindertagesbetreungsgesetzes muß die Gemeinde,
in welcher ein Kind wohnt für die Gebühren aufkommen,
wenn das Kind eine auswärtigen Kindergarten besucht,
welcher im Bedarfsplan der Standortgemeinde aufgenommen
wurde. Dies kann laut Gesetz nach den tatsächlichen
Kosten oder nach Pauschalbeträgen erfolgen. Die Gemeinden
des Landkreises Rastatt hätten sich auf eine Pauschalabrechnung
geeinigt, berichtet Bürgermeister Peter Werler von den
Verhandlungen. Um diese Einigung in trockene Tücher
zu bringen, wird zwischen den beteiligten Gemeinden
ein öffentlich-rechtlicher Vertrag geschlossen, dem
der Rat unisono zustimmte. Die Ausgleichszahlungen bewegen
sich zwischen jährlich 1040 € für ein Kind im Regelkindergarten
und 8340 € für eine Ganztagesbetreuung eines Kindes
unter drei Jahren. Peter Werler bereitete die Räte darauf
vor, dass durch die rückwirkend zum 1. Januar
2009 zu zahlenden Ausgleichszahlung die im Haushaltsplan
festgelegten Kosten überschritten würden. Die Vereinbarung
gelte nur für den Landkreis Rastatt entgegnete Werler
auf Nachfrage von Harald Schäfer (SPD). Mit dem Stadtkreis
Baden-Baden seien Gespräche im Gange aber noch nichts
abgeschlossen.

Im Zuge der Anpassung der Gebühren
an die gestiegenen Kosten stellte die katholische Pfarrgemeinde
auch den Berechnungsmodus um. Bisher wurde bei der Berechnung
der Elternbeiträge für die Kindergaretenbetreuung im
badischen Landesteil die Anzahl der Kinder zu Grunde
gelegt, die gleichzeitig eine Betreuungseinrichtung
besuchen. Städte- und Gemeindetag, sowie die Träger
der Kindergärten haben sich darauf geeinigt, die
in Württemberg geltende Regelung, welche alle Kinder
unter achtzehn Jahren berücksichtigt, einheitlich im
Lande anzuwenden. Das neue Gebührenwerk für die iffezheimer
Kindergärten sieht für kinderreiche Familien eine erhebliche
Entlastung vor, während Familien mit Einzelkindern ein
geringe Mehrbelastung zu tragen hätten. Für ein Einzelkind
beträgt der Beitrag bei verlängerten Öffnungszeiten
99 € im Monat. Für ein Kind aus einer sechsköpfigen
Familie müssen die Eltern lediglich 23 € bezahlen,
unabhängig davon, ob die Kinder zeitgleich den Kindergarten
besuchen. Für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren
sind künftig von der Kleinfamilie 116 € zu berappen.
Für eine Ganztagesbetreuung in der Kinderkrippe sind
künftig 232 € fällig.
Nach Beschluss des Gemeinderates
vom Juli 1992, welcher 2003 und 2005 bestätigt
wurde, übernimmt die Gemeinde Iffezheim für das erste
Kind monatlich fünf Euro und für die weiteren, den Kindergarten
zeitgleich besuchenden Kinder die Kindergartenbeiträge
zur Gänze. Diese Politik der Förderung kinderreicher
Familien behielt der Rat unisono bei und stimmte
für eine Anpassung der Gebühren. Hierdurch entstände
der Gemeinde eine jährliche Mehrbelastung von etwa 7
000 €.
Auftrag vergeben
Einstimmig vergab der Rat den
Auftrag zur Ausführung der Elektroarbeiten im Rathausanbau
im Werte von 81 000 € an eine ortsansässige Firma. Wie
Peter Werler erläuterte hätten von den fünf angeschriebenen
Firmen nur diese eine ein Angebot abgegeben. Dieses
habe ein Rechenfehler enthalten, weshalb die Ausschreibung
aufgehoben sei und nach Korrektur des Angebots der Auftrag
freihändig vergeben worden sei. Auf Nachfrage von Meingold
Merkel (CDU), ob eine freihändige Vergabe nicht
Zuschuß schädigend sei und warum die Ausschreibung aufgehoben
worden sei, erläuterte Werler, daß nach dem Konjunkturpaket
Auftrage bis zu einem Volumen von einer Million Euro
beschränkt ausgeschrieben werden könnten. Ingenieur
Raiff vom planenden Büro Jergle erläuterte, daß die
Ausschreibung zwingend aufgehoben werden musste, damit
mit dem Bieter über den fehlerhaft kalkulierten Posten
verhandelt werden konnte.
Umwidmung des Bauausschusses
Gegen die Stimmen von Harald Schäfer
und Jürgen Heitz beschloß der iffezheimer Rat, den Bauausschuss
künftig als beschließenden Ausschuss zu installieren.
Wie Peter Werler ausführte habe
sich im Rahmen der Besetzung der Ausschüsse nach der
Kommunalwahl die Diskussion ergeben, ob es nicht sinnvoll
sei, den Bauausschuss in einen beschließenden Ausschuss
umzuwandeln. Diese von ihm favorisierte Idee sei von
der Verwaltung aufgegriffen worden und der Entwurf der
geänderten Hauptsatzung in, warum auch immer, nichtöffentlicher
Sitzung beraten worden. Die dort vorgebrachten Änderungswünsche
seien in die nun vorliegende Fassung eingeflossen.
Aus der neuen Hauptsatzung geht
hervor, daß der Bauausschuss anstelle des Gemeinderates
über folgende Aufgabengebiete entscheidet: Bauleitplanung
und Bauwesen, Ver- und Entsorgung, die technische Verwaltung
von Straßen, Bauhof und Fuhrpark, Verkehrswesen, Feuerwehr
und Zivilschutz, Friedhof und Bestattungswesen, die
technische Verwaltung der gemeindeeigenen Gebäude, sowie
der Sport-,Spiel- und Parkanlagen. Die bewirtschafteten
Mittel sind im Einzelfall auf 50 000 €, die überplanmässigen
Ausgaben auf 20 000 € begrenzt.
Der Bauausschuss übernimmt die
Genehmigung von Bauvorhaben und kann gemeindeeigene
Bauvorhaben und die dazugehörige Vergabe von Lieferung
und Leistungen bis zu einem Wert von 30 000 € beschließen.
Harald Schäfer (SPD) konnte sich
mit der neuen Satzung nicht anfreunden und sah die Befugnisse
des Bauausschusses viel zu weit gefasst. Die von der
Verwaltung ins Feld geführte Vereinfachung der Verwaltungsarbeit
sah er nicht. Sein Fraktionskollege Jürgen Heitz
schloss sich dieser Meinung an, da er die künftige Arbeit
des Gemeinderates erheblich eingeschränkt sah.
Bürgermeister Peter Werler entgegnete,
dass dem Bauausschuss die Möglichkeit zustände, Beschlüsse
an den Gemeinderat zu verweisen und dieser könne auch
Angelegenheiten an sich ziehen. Bisher seien auch
zahlreiche Themen im Bauausschuß vorberaten worden,
die der Gemeinderat durchgewunken habe. Mit der
vorgestellten Ortsverfassung gehe es nun schneller und
effizienter.
In den mit neuen Kompetenzen ausgestatteten
Bauausschuß wurden Meingold Merkel (Hans-Jörg Oesterle),
Hubert Schneider (Bertold Leuchtner) und Joachim Huber
(Waltraud Godbarsen) für die CDU; Manfred Weber (Anton
Schniertshauer) und Andrea Winkler ( Thomas Kronimus)
für die Freien Wähler sowie Karlheinz Schäfer (Harald
Schäfer) für die SPD gewählt. Die Vertreter stehen jeweils
in Klammern. Jürgen Heitz stimmte gegen die Besetzung
und unterstrich, daß sich sein Votum nicht gegen die
Ausschussmitglieder sondern gegen die Kompetenzen des
Bauausschusses richte.
Es ist eine unverfrorene Unverschämtheit,
im stillen Kämmerlein darüber zu diskutierten, ob der
Gemeinderat einen Teil seiner Kompetenzen, zur Wahrnehmung
derer er vom Volkssouverän beauftragt wurde, abgibt.
Wie aus Andeutungen in öffentlicher Sitzung zu schließen war
wurde darüber nichtöffentlich heftig gestritten.
Der Wähler durfte davon wieder einmal nichts mitbekommen.
Und sich dann aber wundern, daß auch in Iffezheim immer
weniger wählen gehen (-6%).
Keine LED-Leuchten in Iffezheim
Einen Lapsus unterlief der Verwaltung
in der Sitzung Ende Juni, als sie die Technik der mit
Mitteln aus dem Konjunkturprogramm II umzurüstende Straßenbeleuchtung
vorstellte: Bei den vorgestellten Leuchten habe es sich
nicht um die moderne LED-Technik gehandelt, sondern
um handelsübliche Modelle mit geringerer Leistungsaufnahme,
räumte sie nun ein. Eine Umrüstung auf LED-Leuchten
würde mit 360 000 € zu Buche schlagen, anstatt der anvisierten
knapp 70 000 €. Die Verwaltung empfahl dem Rat, die
vorhandenen Schuch-Leuchten mit 160 Watt Leistungsaufnahme
auf herkömmliche Leuchtmittel mit einer Leistungsaufnahme
von 75 Watt umzustellen, wodurch jährlich 10 000 € Stromkosten
und 50 Tonnen Kohlendioxid eingespart würden. Auf Nachrage
von Hans-Jörg Oesterle, der keine neuen Lampen haben
wollte wenn es dann dunkler werde, bestätigte Ortsbaumeister
Willi Laible, daß trotz reduzierter Leistungsaufnahme
die neuen Lampen die gleiche Leuchtstärke hätten. Auf
Anregung von Meingold Merkel wird darüber hinaus geprüft
ob die Beleuchtung „Im Rennbahngarten“ zu hell sei,
wie ihm einige Bewohner herangetragen hätten.
Trafo am Schützenhaus kommt teuer.
Wie berichtet hatten sich Gemeinde
und Schützenverein nach einigen Malheuren mit der Stromversorgung
entschlossen, die Trafostation zur Versorgung des Vereinsgeländes
direkt auf Vereinsgelände umzuziehen. Insgesamt
habe die Maßnahme 62 000 € gekostet, die Haushaltsplanung
sei von weitaus geringeren Kosten ausgegangen, so daß
überplanmäßige Kosten in Höhe von etwa 20 000 € durch
Zinsmehreinnahmen zu decken seien. Einstimmig votierte
der Rat für diese Lösung.
Unter dem Punkt „Anfragen, Informationen,
Verschiedenes“ gab Peter Werler bekannt, daß die Geräte
am Trimm-Dich-Pfad wieder hergerichtet beziehungsweise
Neue aufgestellt worden seien. Die Wege würden kommende
Woche mit einer Feinschicht überzogen werden. Werler
kündigte darüber hinaus an, daß er dem Rat in der nächsten
Sitzung die weitere Vorgehensweise in Sachen Ortskernsanierung
vorstellen werde.
Joachim Huber (CDU) berichtete,
daß der vorgesehene Abbau des Funkmastes in der Tullastraße
zu Irritationen bei den Einwohnern rund um die Festhalle
geführt habe, da diese befürchteten, daß dort der Mast
wieder errichtet würde. Peter Werler bekräftigte, daß
weder der Mast noch die Funkanlagen an die Festhalle
umziehen werden. Der vorgesehene neue Standort sei das
Industriegebiet. Hans-Jörg Oesterle (CDU) bekräftigte
nochmals, daß bei beschränkten Ausschreibungen der Gemeinde
zu allererst iffezheimer Firmen berücksichtigt werden
müssen.
Auf Nachfrage von Andrea Winkler
(FWG) erläuterte Peter Werler, daß die Verhandlungen
für die Einstellung eines Zivildienstleistenden für
das Jugendhaus liefen aber noch keine Entscheidung getroffen
sei.
Harald Schäfer berichtete von
dem desolaten zustand der Grünanlage in der Westlichen
Josefstraße zwischen Linden-und Rennbahnstraße und forderte
die Verwaltung auf sich selbst ein Bild von der traurigen
Straße zu machen. Auf das drängende Problem der Bäume
„In den Mattenerlen“ wies Jürgen Heitz hin. Die Wurzeln
der Bäume würden Straßenbelag und Einfriedungen anheben
und seien auch schon in das Vakuumentwässerungssystem
eingedrungen. Peter Werler sicherte zu, daß sich die
Verwaltung des Problems annehme.
|