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HRS auf dem Weg zur Gantagesschule
Ein äußerst umfangreiches Programm
hatten die Räte nach ihrem Wochenendausflug nach Brüssel
zu absolvieren: fünfzehn Punkte umfasste die Tagesordnung
des öffentlichen Teils, der sich regen Zuschauerzuspruches
erfreute. Mit dem einstimmigen Ja des Gemeinderates
zum pädagogischen Konzept der iffezheimer Realschule
zur Einführung einer teilgebunden Ganztagsschule machte
die Haupt- und Realschule eine großen Schritt auf ihrem
Weg zum ganztägigen Lernen.
Bürgermeister Peter Werler führte
in das Thema ein und erläuterte nochmals kurz die Unterschiede
zwischen einer offenen und gebundenen Ganztagsschule
und führte aus, daß nach den Vorgaben der Landesregierung
eigentlich keine Realschule in den Genuß eines Ganztagesbetriebes
kommen würde, außer es handele sich bei dem Schulumfeld
um einen sozialen Brennpunkt, was die Renngemeinde zum
Glück nicht sei. Dennoch habe das Kultusministerium
positive Signale zu einer teilgebundenen Ganztagsschule
gesendet, berichtete der Bürgermeister. Teilgebunden
bedeute für Iffezheim, daß für einen Zug der dreizügigen
Realschule ein -nach der Anmeldung- verpflichtendes
Ganztagesangebot bestehe. In den beiden anderen Zügen
fände Regelunterricht statt. Somit verbliebe den Eltern
die Wahl welches Angebot sie nutzen möchten. Diese Vorgehensweise
berge natürlich die Gefahr, daß gerade die Schüler,
die eine ganztägige Betreuung benötigten, zu dieser
nicht angemeldet würden.

Wie der Schulleiter Hansjörg Deck
ausführte, hätten sich bei der diesjährigen Anmeldung
etwa ein Drittel für die Teilnahme am Ganztagesbetrieb
ausgesprochen. Wie sich die Tendenz in den höheren Klassen
dann entwickle, wenn die Schüler beginnen, bei der Schulauswahl
mitzureden, sei natürlich offen. Bis dahin müsse sich
die Ganztagsschule eben entsprechend attraktiv entwickelt
haben.
Der Stundenplan für die Ganztagsschule
sieht einen „schleichenden“ Schulbeginn um acht Uhr
mit einer halben Stunde betreutem Arbeiten vor, in welcher
sich die Schüler ihren Aufgaben widmen können. Die Teilnahme
am Mittagstisch sei Teil des pädagogischen Konzeptes
und daher verpflichtend, ergänzte Konrektorin Birgitta
Manz am Rande der Sitzung. Durch die gemeinsame Mittagszeit
solle die soziale Kompetenz der Schüler gestärkt werden,
begründete die Schulleitung. In der Regel steht an jeden
Schultag eine weitere Schulstunde für betreutes Arbeiten,
wie das verfertigen der Hausaufgaben zur Verfügung.
Für dieses Betreuung werde die Schule zehn Betreuungsstunden
- entsprechend fünf Deputatstunden - bei der Schulbehörde
beantragen. Die Konrektorin ergänzte, daß der Stundenplan
der einzügigen Hauptschule auf den Ganztagesbetrieb
abgestimmt würde, damit die Hauptschüler das Essens-
und Betreuungsangebot nutzen könnten.
Für die Ausgabe der Mahlzeiten
und die Aufsicht während der Mittagszeit sei die Gemeinde
als Schulträger zuständig. Dadurch würden der Gemeinde
laufende Kosten entstehen, wie Bürgermeister Peter Werler
ergänzte. Ebenso sei die Gemeinde für die Schaffung
der Infrastruktur zuständig. Diese bestände für den
Ganztagesbetrieb aus einer Mensa, Rückzugsräumen und
einer Küche, wobei bei der Schulküche eh eine
grundlegende Sanierung anstünde. Hans-Jörg Oesterle
(CDU) bestand darauf, die Kosten für den bereits heute
notwendigen Ausbau der Schule um über 500 Quadratmeter
und den Ausbau zur Ganztagsschule nicht zu verquicken.
Die Kosten müßten streng getrennt betrachtet werden.
Auf Nachfrage aus dem Rat, mit
welchen Zuschüssen seitens des Landes zu rechnen seien,
führte Peter Werler aus, daß die Ausbaumaßnahmen an
der Schule mit dreißig Prozent bezuschusst würden. Für
den laufenden Betrieb der Ganztagsschule gäbe es aber
keinen höheren Lastenausgleich. Er gab jedoch zu bedenken,
daß jede in die Bildung investierte Mark gut angelegtes
Geld sei.
Das vorgelegte Konzept überzeugte
die Ratsmitglieder, wenn auch noch viele Unbekannten
darin enthalten seien, die sich erst noch entwickeln
müssten, wie Andrea Winkler (FWG) einflocht. Für sich
könne er den Investitionen zustimmen, verkündete Hans-Jörg
Oesterle, wenn das Land die zusätzlichen Stunden bereitstelle
und die Schule versichere, daß nach Schulschluß der
Ganztagsschule die Kinder ihre Aufgaben erledigt hätten
und Zeit für die Vereine hätten. Oesterle
lobte die Schulleitung und das Lehrerkollegium für ihre
sehr gute Arbeit, welche sich in dem großen Zuspruch
auswärtiger Schüler manifestiere. Der gesellschaftlichen
Entwicklung wolle er sich nicht verschließen und für
den Ganztagesbetrieb stimmen, für sich persönlich lehne
er diesen jedoch ab, gestand Meingold Merkel (CDU),
der für den sozio-kulturellen Bereich schwarz sah. Die
Eltern dürften sich nicht vor ihrer Verantwortung drücken.
Daß Nachhilfe gebraucht werde, zeige die
rasant ansteigende Zahl von Schülerhilfen, stellte Jürgen
Heitz (SPD) fest. Daß Schule und Nachhilfe unter einem
Dach stattfänden sei die weitaus bessere Lösung. Heitz
lobte die Schulleitung dafür, daß sie die Hauptschüler
in ihrem Konzept nicht außen vor gelassen habe. Auf
Anregung von Hans-Jörg Oesterle ergänzte der Rat den
Beschluss um die Maßgabe, daß sich der Schulleiter zum
Thema Werkrealschule um Kooperationen mit Nachbargemeinden
bemühen solle.
Auftragsvergaben
Für 21 5000 € vergab der Rat den
Ingenieurvertrag für den Neubau der Wasserleitung in
der Karlstraße an das hügelsheimer Büro Wald & Corbe.
Wie Peter Kirsamer vom Planungsbüro ausführte, liegen
in der Karlstraße zwei Leitungen. Die nördliche der
beiden sei in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts
auf als Hofflächen oder Vorgärten genutzten Privatgrundstücken
verlegt worden. Wegen des fortgeschrittenen Alters der
Leitung sei deren Ersatz dringend notwendig. Die ursprüngliche,
250 000 € teure Erneuerungsmaßnahme, habe weiterhin
zwei Leitungen in der Karlstraße vorgesehen. Das Büro
habe die Leitungskapazität der südlichen Leitung neu
berechnet und sei zu dem Ergebnis gekommen, daß deren
Durchfluß ausreiche, die gegenüberliegende Straßenseite
mit zu versorgen und genügend Reserven für den Fall
einer notwendigen Brandbekämpfung zu haben. Statt der
vorgesehenen 350 Meter langen zweiten Leitung, könne
die Karlstraße auch über einer Verlängerung der bestehenden
südlichen Wasserführung von der Mattenerlenstraße bis
zur Hügelsheimer Straße versorgt werden. Die Lösung
habe den Vorteil, daß sie etwa 25 000 € günstiger käme
und neben einer Vereinheitlichung der Druckverhältnisse
im Ortsgebiet durch den Ringschluß an der Hügelsheimer
Straße zusätzliche Betriebssicherheit böte, erläuterte
der Planer. Die Arbeiten würden sowohl im offenen Graben
als auch grabenlos mittels Erdrakete erfolgen. Die Baumaßnahme
könne bis August/September bereits abgeschlossen sein,
ging der Planer auf den Zeithorizont ein. Kurt Lorenz
(FWG) regte an, im Zuge der Maßnahme drei bis vier zusätzliche
Straßeneinläufe zur Verbesserung der Regenwasserentsorgung
zu setzen.
Für 441 000 € vergab der Rat die
Rohbauarbeiten für den Rathausanbau mit Bibliothek an
die Firma Leppert in Hügelsheim als günstigste Bieterin.
Insgesamt haben vier Angebote vorgelegen. Laut Planer
Christoph Brink würden die Rohbauarbeiten am 2. Juni
mit dem Umbau des Rathauserkers beginnen und am 30.
November abgeschlossen sein. Parallel würde mit dem
Innenausbau begonnen, so daß im April/Mai nächsten Jahres
der Anbau fertig sei.
Für gut 34 000 € wurde die sinzheimer
Firma Lamprecht beauftragt, den Hallenbereich der Freilufthalle
mit Gitterrolltoren zu versehen. Mit der elektrischen
Steuerung der Rolltore per separatem Schlüsselschalter
wurde die Firma Weber aus Iffezheim für knapp 1200 €
beauftragt. Wie der Bürgermeister ausführte, ginge das
Vorhaben auf die Anregung der Vereine zurück, um den
Zugang zur Halle außerhalb des Festbetriebes zu unterbinden.
Zwar seien Absperrgitter vorhanden welche vom Bauhof
über die Wintermonate angebracht würden, für eine Anbringung
der Gitter im Rahmen von Vereinsfeierlichkeiten seien
diese jedoch zu unhandlich. Hans-Jörg Oesterle (CDU)
regte an, durch eine Verkleidung der Innenfläche des
Daches die Aufenthaltsquailität in der Freilufthalle
zu verbessern.
Nachträge
In
den vergangenen Wochen und Monaten sei das als „Ärztehaus“
bekannte gemeindeeigene Anwesen Hauptstraße 16 saniert
worden, erläuterte Bürgermeister Peter Werler. Für die
Sanierung des Gebäudes seien ursprünglich Kosten von
277 000 € veranschlagt worden. Ein Blick hinter die
Fassade des Altbaues habe zusätzlichen Handlungsbedarf
ergeben, welcher im Vorfeld nicht abzusehen gewesen
sei. So seien hinter den Rollläden zum Teil die ursprünglichen
Fenster versteckt gewesen und die neuen Rollläden hätten
sich nur mit einem elektrischen Antrieb steuern lassen
können. Insgesamt habe dies zu Mehrkosten von 43 000
€ geführt, welche durch Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer
gedeckt seien, führte der Verwaltungsleiter aus.
Ebenfalls aus Mehreinnahmen bei
der Gewerbesteuer wurde der Gemeindeanteil am Kontokorrentausgleich
für den Gewerbepark Iffezheim in Höhe von 12 600 € gedeckt.
Anträge
Drei Bauanträge und ein Bauvorbescheid
fanden das Wohlwollen der Gemeinderäte. Richtungsweisend
ist die Zustimmung des Rates zum Bauvorbescheid für
ein Bauvorhaben in der Bonhoeffer Straße, mit welcher
die Bauherren von der im im Baugebiet „Südlich der Hauptstraße“
vorgeschriebenen Dachneigung von 35 Grad befreit wurden.
Hiermit seien künftig weitere Abweichungen von
der Dachneigung nicht mehr abzulehnen, führte der Verwaltungsleiter
aus. Städtebaulich seien die Abweichungen jedoch vertretbar.
Bürgermeister Peter Werler informierte die Räte, daß
für die Sanierung des Gebäudes Hauptstraße 75 der Besitzer
knapp 70 000 Euro in die Dämmung, Heizung und weitere
förderfähige Maßnahmen investiert hatte. Die Maßnahme
sei zu 30 Prozent bezuschußbar, wobei der vom Bundeswirtschaftsministerium
geförderte Anteil für die Wärmepumpen in Abzug gebracht
werde.
Finanzen
Erfreuliches hatte Kämmerer Siegbert
Heier von der Haushaltsentwicklung 2009 zu berichten,
auch wenn er gleichzeitig auf die Unwägbarkeiten der
Konjunktur verwies. Derzeit liege das Ergebnis der Einnahmen
aus Gewerbesteuern 635 000 € über dem Planansatz. Es
sei nicht abzusehen, daß bei diesem Haushaltstitel größere
Anpassungen erfolgen würden. Weitaus vorsichtiger betrachtet
der Kämmerer die Situation bei den Anteilen der Gemeinde
an der Einkommens- und Umsatzsteuer. Hier dürfte es
nach Meinung Heiers auf Grund der konjunkturellen Entwicklungen
Anpassungen nach unten gegenüber dem Haushaltsansatz
geben.
Fragen
In der Fragestunde wollte Andrea
Winkler (FWG) von der Verwaltung wissen, ob für den
Internationalen Club Sonderrechte für die Plakatierung
beständen. Alle, auch die finanzschwachen, Vereine seien
gezwungen, für ihre Veranstaltungen auf den teuren Metallschildern
an den Ortseingängen zu werben. Nur der Club dürfe in
Iffezheim seine Pappplakate wild aufhängen.
Bürgermeister Peter Werler entgegnete,
er empfände die Plakate des Clubs als eine „Beleidigung
des Auges“ und den Rennveranstaltungen „nicht angemessen“.
Mangels einer Verordnung für die Ortspolizei fehle der
Verwaltung allerdings die rechtliche Handhabe, dagegen
vorzugehen.
Vor einem Verkehrschaos nach der
Umsetzung der Verkehrsberuhigung in der Hauptstraße
warnten vier Anwohner. Durch den Wegfall der Bushaltebuchten
befürchteten die Anrainer eine großen Rückstau, wenn
die vier Dutzend Busse auf der Straße haltend die Fahrgäste
aus- und einsteigen ließen. Durch den Umbau der Hauptstraße
werde versucht, die augenblicklich ungeordnete und unbefriedigende
in eine befriedigende, geordnete Situation überzuführen,
erläuterte Verwaltungsleiter Werler. Statt von großen
Rückstaus gehe der Gemeinderat von einer Beruhigung
und Abnahme des Durchgangsverkehrs aus. Sollten dennoch
nach dem Umbau gravierende Mängel auftauchen, werde
selbstverständlich nachgebessert, beruhigte der Vorsitzende.
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