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15. Januar 2009

 

 

Neue Kleider für die Paul-Gerhardt-Gemeinde

 

Unter diesen Motto stand die zweitägige Zukunftskonferenz der evanglischen Gemeinde Paul – Gerhardt, die über die politischen Gemeinden Hügelsheim, Iffezheim, Wintersdorf und Ottersdorf zerstreut ist. Über 70 Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und der Kirchengemeinde diskutierten im Kaminzimmer der Gemeinde Hügelsheim über die Zukunft der evangelischen Gemeinde.

Anlass der Zukunftskonferenz war die Mitte März anstehende Visitation in der Paul-Gerhardt-Gemeinde, bei der nicht nur Rechenschaft über das Vergangene abgelegt, sondern auch Ziele für die Zukunft der Pfarrgemeinde festgelegt werden. Unter der Moderation von Herrn Pfarrer Roßwag-Hofmann vom Forum „Bildung und Begegnung Hohenwart“ warfen die Teilnehmer zunächst einen sehr persönlichen Blick auf die vergangenen drei Jahrzehnte in der Pfarrgemeinde, im politischen und persönlichen Leben. Von dieser Standortbestimmung aus, erarbeiteten die Konferenzmitglieder in zufällig zusammengewürfelten Kleingruppen die auf die Kirchengemeinde von außen einwirkenden Faktoren, Trends und Strömungen. Kein rosiges Bild entstand bei dieser Momentaufnahme der Gesellschaft in Mittelbaden: Vereinsamung, Werteverlust, Erosion der Familie, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust, Alterung der Gesellschaft, Integration der Spätaussiedler. Aber auch positive Tendenzen wie die Sehnsucht nach Spiritualität und Gemeinsamkeit machten die Betrachter aus. Zum Abschluß des ersten Tages  sollte jeder Kongressteilnehmern drei dieser Einflußfaktoren markieren, von denen er meinte, diese beeinflussten die Kirche am meisten, oder diesem sollte sich die Kirche am drängensten annehmen. Hierbei kistallisierten sich die Oberbegriffe Familie, Sehnsucht, Werte und die Vereinsamung als die meistgenannten heraus.

Nach erholsamen Nachtschlaf entwarfen die Kleingruppen vor dem Hintergrund der erarbeiteten gesellschaftlichen Probleme ihre Utopie der Paul-Gerhardt Gemeinde im Jahre 2015 ohne zunächst hierbei auf deren Realisierbarkeit Rücksicht zu nehmen. In humorvollen Spielszenen, fiktiven Radio- und Fernsehreportagen oder nüchternen Rechenschaftsberichten stellten die einzelnen Gruppen ihre Visionen für ihre Pfarrgemeinde vor. Als roter Faden durch alle Beiträge zog sich der Wunsch, die Kirche möge sich zum Ort der Begegnung entwickeln, zu dem alle Zugang haben und dort Angebote für sich finden, seien diese nun aus dem Bereich der Spiritualität, oder einfach nur gemeinsames Spiel und Spaß. Durch ein gegenseitiges Geben und Nehmen sollen die Teilgemeinden zusammenwachsen und sich die Kirche zu einer Gemeinde gelebten Christentums entwickeln.

Diese Utopien in kurz- und mittelfristig Machbares umzusetzen, war die vorletzte Aufgabe der Anwesenden um sich dann zum Abschluß mit den anderen Gruppen auf zwei machbare Projekte zu einigen. Bereits in den Kleingruppen  war schnell ein Konsens gefunden, so daß es nicht wunderte, daß die anderen Gruppen unter anderem Titel oder leicht verschobenem Schwerpunkt zum gleichen Ergebnis kamen: Eine „Talentbörse“ und die Erweiterung der Kirche zur Begegnungstätte mit Zielgruppen orientierten Gottesdiensten und Angeboten.

In die Talentbörse bringen die Gemeindemitglieder, aber nicht nur diese, ihre Begabung und Fähigkeiten wie Besuchsdienste, Fahrdienste, Einkaufen, Vorlesen, Hausaufgabenbetreuung, handwerkliche Fertigkeiten und was es sonst allerlei Nützliches im täglichen Zusammenleben gibt. Über dies Tauschbörse soll die Gemeinde durch das Geben und Nehmen über die Ortsgrenzen hinweg zusammenwachsen und bislang Außenstehende integrieren. Da sie nach allen Seiten offen sein wird, wird sie einen Baustein der gelebten Ökumene bilden. Das Projekt wird zum Gemeindfest am 28. Juni vorgestellt.

Unter dem etwas sperrigen Titel „Zielgruppen orientierte Gottesdienste und Angebote“ , verbigrt sich nichts anderes, als daß die Gemeinde auf die Menschen zugeht und sie dort abholt, wo diese sind. Zu den bereits sehr gut angenommenen Eltern-Kind-Gottesdienste, sollen zum Beispiel von Jugendlichen für Jugendliche entworfene Gottesdienste in der Gemeindearbeit genauso ihren regelmäßigen Platz finden wie traditionelle Gottesdienste. Weitere Angebote könnten ein Feierabendhock und ähnliches sein, so wie das  gemeinsame Mittagesssen mit dem die Zukunftskonferenz schloß.

 

 
Euer Kommentar an Matthias
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