|
Neue Kleider für die Paul-Gerhardt-Gemeinde
Unter diesen Motto stand die zweitägige
Zukunftskonferenz der evanglischen Gemeinde Paul – Gerhardt,
die über die politischen Gemeinden Hügelsheim, Iffezheim,
Wintersdorf und Ottersdorf zerstreut ist. Über 70 Persönlichkeiten
aus Politik, Kultur, Wirtschaft und der Kirchengemeinde
diskutierten im Kaminzimmer der Gemeinde Hügelsheim
über die Zukunft der evangelischen Gemeinde.

Anlass der Zukunftskonferenz war
die Mitte März anstehende Visitation in der Paul-Gerhardt-Gemeinde,
bei der nicht nur Rechenschaft über das Vergangene abgelegt,
sondern auch Ziele für die Zukunft der Pfarrgemeinde
festgelegt werden. Unter der Moderation von Herrn Pfarrer
Roßwag-Hofmann vom Forum „Bildung und Begegnung Hohenwart“
warfen die Teilnehmer zunächst einen sehr persönlichen
Blick auf die vergangenen drei Jahrzehnte in der Pfarrgemeinde,
im politischen und persönlichen Leben. Von dieser Standortbestimmung
aus, erarbeiteten die Konferenzmitglieder in zufällig
zusammengewürfelten Kleingruppen die auf die Kirchengemeinde
von außen einwirkenden Faktoren, Trends und Strömungen.
Kein rosiges Bild entstand bei dieser Momentaufnahme
der Gesellschaft in Mittelbaden: Vereinsamung, Werteverlust,
Erosion der Familie, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust,
Alterung der Gesellschaft, Integration der Spätaussiedler.
Aber auch positive Tendenzen wie die Sehnsucht nach
Spiritualität und Gemeinsamkeit machten die Betrachter
aus. Zum Abschluß des ersten Tages sollte jeder
Kongressteilnehmern drei dieser Einflußfaktoren markieren,
von denen er meinte, diese beeinflussten die Kirche
am meisten, oder diesem sollte sich die Kirche am drängensten
annehmen. Hierbei kistallisierten sich die Oberbegriffe
Familie, Sehnsucht, Werte und die Vereinsamung als die
meistgenannten heraus.

Nach erholsamen Nachtschlaf entwarfen
die Kleingruppen vor dem Hintergrund der erarbeiteten
gesellschaftlichen Probleme ihre Utopie der Paul-Gerhardt
Gemeinde im Jahre 2015 ohne zunächst hierbei auf deren
Realisierbarkeit Rücksicht zu nehmen. In humorvollen
Spielszenen, fiktiven Radio- und Fernsehreportagen oder
nüchternen Rechenschaftsberichten stellten die einzelnen
Gruppen ihre Visionen für ihre Pfarrgemeinde vor. Als
roter Faden durch alle Beiträge zog sich der Wunsch,
die Kirche möge sich zum Ort der Begegnung entwickeln,
zu dem alle Zugang haben und dort Angebote für sich
finden, seien diese nun aus dem Bereich der Spiritualität,
oder einfach nur gemeinsames Spiel und Spaß. Durch ein
gegenseitiges Geben und Nehmen sollen die Teilgemeinden
zusammenwachsen und sich die Kirche zu einer Gemeinde
gelebten Christentums entwickeln.

Diese Utopien in kurz- und mittelfristig
Machbares umzusetzen, war die vorletzte Aufgabe der
Anwesenden um sich dann zum Abschluß mit den anderen
Gruppen auf zwei machbare Projekte zu einigen. Bereits
in den Kleingruppen war schnell ein Konsens gefunden,
so daß es nicht wunderte, daß die anderen Gruppen unter
anderem Titel oder leicht verschobenem Schwerpunkt zum
gleichen Ergebnis kamen: Eine „Talentbörse“ und die
Erweiterung der Kirche zur Begegnungstätte mit Zielgruppen
orientierten Gottesdiensten und Angeboten.
In
die Talentbörse bringen die Gemeindemitglieder, aber
nicht nur diese, ihre Begabung und Fähigkeiten wie Besuchsdienste,
Fahrdienste, Einkaufen, Vorlesen, Hausaufgabenbetreuung,
handwerkliche Fertigkeiten und was es sonst allerlei
Nützliches im täglichen Zusammenleben gibt. Über dies
Tauschbörse soll die Gemeinde durch das Geben und Nehmen
über die Ortsgrenzen hinweg zusammenwachsen und bislang
Außenstehende integrieren. Da sie nach allen Seiten
offen sein wird, wird sie einen Baustein der gelebten
Ökumene bilden. Das Projekt wird zum Gemeindfest am
28. Juni vorgestellt.
Unter dem etwas sperrigen Titel
„Zielgruppen orientierte Gottesdienste und Angebote“
, verbigrt sich nichts anderes, als daß die Gemeinde
auf die Menschen zugeht und sie dort abholt, wo diese
sind. Zu den bereits sehr gut angenommenen Eltern-Kind-Gottesdienste,
sollen zum Beispiel von Jugendlichen für Jugendliche
entworfene Gottesdienste in der Gemeindearbeit genauso
ihren regelmäßigen Platz finden wie traditionelle Gottesdienste.
Weitere Angebote könnten ein Feierabendhock und ähnliches
sein, so wie das gemeinsame Mittagesssen mit dem
die Zukunftskonferenz schloß.
|