Von einem der auszog die Deutschen
zu verstehen...
...könnte der Untertitel von Alfons
neuem Programm „Mein Deutschland“ lauten. Eine erfrischend
andere Sicht auf deutsche Tugenden und Befindlichkeiten
lieferte Alfons live auf der Bühne und in seinen Einspielungen,
in denen er sich als Lausbub verbal und intellektuell
kleiner macht als er ist und mit Puschelmikrofon und
entwaffnendem französischen Akzent bizarr Absurdes aus
dem Seelenleben der Passanten ausgräbt.

Den Einstieg in sein Life-Programm
bot die neue Bundesregierung, in deren Führungsduo sich
weibliche Eleganz mit Angela Merkel paare, beobachtete
Alfons. Auch wenn Merkel mit einem Schwulen, einem Rollstuhlfahrer,
einem Ausländer und einer Ossi, eine bunte Truppe zusammengestellt
habe, reiche dies nicht zum Regieren, höchsten dazu,
Mitleid zu erregen. Auch zum Mauerfall fielen dem Franzosen
Spitzen ein: Helmut Kohl habe sich bei der Eingliederung
der DDR nur wie jeder andere Deutsche im Schlußverkauf
verhalten: „Man brauchte sie eigentlich nicht, aber
sie war halt ein Schnäppchen“. Wobei es der Mauer
eigentlich kaum bedurft habe, mutmaßte der Franzose,
eine rote Ampel allein hätte die vorbildlich vorschriftsgläubigen
Deutschen bereits vom Grenzübertritt abgehalten.
Es reiche ja selbst ein einfaches, aufgemaltes, gelbes
Viereck auf dem Bahnsteig aus, um die Deutschen fein
säuberlich in Raucher und Nichtraucher zu trennen.
Auch in seinem achtzehnten deutschen
Jahr irrt der gebürtige Pariser verständnislos durch
die deutschen Lande auf der Suche nach der teutonischen
Seele. Im ewigen Zwiespalt zwischen „Savoir Vivre“ und
deutscher Vorschrift arbeitet er charmant und mit viel
Wortwitz die Unterschiede der beiden Nachbarn heraus.
Während der Franzose in seinem „Laissez faire, laissez
aller“ das Leben in vollen Zügen genieße, sei der Deutsche
eingezwängt zwischen den Tugenden Ordnung und Pünktlichkeit.
Der Franzose streike aus Leidenschaft,
während der Deutsche den Warnstreik erfinde, um trotz
Arbeitskampfes pünktlich an der Werkbank zu stehen,
analysierte der gebürtige Pariser treffsicher.
Den
Gipfel der Ordnung fand Alfons in dem „Bundeskleingartengesetz“.
Bewaffnet mit seinem Puschel-Mikrofon machte sich Alfons
auf in die säuberlich gedrittelte Welt der Blumen-,
Rasen- und Gemüsefreunde, in welcher sich der
Vereinsvorsitzende ungeniert in seiner Machtfülle sonnte
und vor laufender Kamera fristlose Kündigungen androhte.
Als der investigative Reporter schwarz gepflanzte Blumen
aufdeckte, stürzte er die ordnungsgläubigen Kleingärtner
in tiefste Gewissenskonflikte. Daß sich selbst ein Schwarzafrikaner
aus Ghana freiwillig dem Reglement unterwarf und streng
nach Vorschrift pflanzte, schien das Weltbild des Franzosen
doch erheblich ins Wanken zu bringen.
Die schwäbische Kehrwoche wird
wohl auch weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln für
Alfons bleiben. Zwar erlernte er wißbegierig den Griff
zum Kehrbesen mit Führ- und Steuerhand als Fundament
der schwäbischen Kehrwoche, Sinn und Zweck der, wie
die waschechten Schwaben im Interview offenbarten, auch
ohne Dreck immer streng nach Vorschrift durchgeführten
Kehrwoche, wird ihm und wohl auch manchem Zuhörer auf
ewig ein Rätsel bleiben.
Für seine Analysen erntete „Frankreichs
strahlendster Export seit dem Castor-Transport"
Beifallsstürme des leider nicht allzu zahlreichen Publikums
und entlohnte es dafür mit abschließenden Einspielungen.
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