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Sandbachlauf vor 75 Jahren vollendet
Seine genauen Ursprünge liegen
im Dunkeln, jedoch gehen die Heimatforscher davon aus,
daß der Sandbach, von den Iffezheimern liebevoll „die
Sandbach“ genannt, bereits im 15. Jahrhundert als Entwässerungsgraben
zur Ableitung des Oberflächen- und Schmelzwassers zwischen
Bühl und Iffezheim angelegt worden war.
Wegen der zahlreichen Nutznießer
kam es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder
zu Streitigkeiten über die Unterhaltspflichten des Baches,
welche 1607 durch einen markgräflichen Schiedsspruch
geregelt wurden, welcher im einzelnen bestimmte, welche
Beiträge das Amt Baden, das Kloster Schwarzach und die
Rieddörfer, die Gemeinden Bühl, Sinzheim, Vimbuch, Altschweier,
Leiberstung, Söllingen, Iffezheim, Hügelsheim und Sandweier
zu leisten hatten. Denn nur das von Gestrüpp und Treibholz
befreite Bachbett garantierte einen zügigen Abfluß der
Wassermassen und schützte die Anrainergemeinden vor
Hochwassern.
Auf Iffezheimer Gemarkung fließt
der Sandbach nach Verlassen des Oberwaldes etwa 100
Meter südlich der Kreuzung B36/B500 unter der Kehler
Landstraße (B36) hindurch kerzengerade nach Westen in
den Rhein.
Im Zuge der tullanschen Rheinbegradigung
wurde der Sandbach etwa 250 Meter vor dem damals neu
errichteten Hochwasserdamm Richtung Norden verschwenkt
und an das heute als „Hanfreizgraben“ bekannte Altwasser
angeschlossen. Er floß an Wintersdorf vorbei und mündete
etwa auf halben Wege nach Ottersdorf in den Rhein. Um
Iffezheim vor den Hochwassern der Sandbach zu schützen,
wurde etwa 50 Meter östlich der heutigen Verbindungsstraße
zwischen dem Wintersdorfer Kreisel und der B500 der
Damm „Kleinwerle-Werb“ aufgeschüttet.
In Erfüllung des Versailler Vertrages
verloren die badischen Grenzgemeinden ihre linksrheinischen
Gebiete. 1922 starteten erste Initiativen, den Sandbach
auf direktem Wege an den Rhein anzuschließen. Durch
den geänderten Bachlauf erhofften sich die Wintersdorfer
eine Zunahme ihrer nutzbaren Gemarkungsfläche. Iffezheim
selbst stand diesem Ansinnen sehr reserviert gegenüber,
da diese Maßnahme nicht unerhebliche Mittel aus der
Gemeindekasse erfordern würde.
Einen Sinneswandel führte erst
das außergwöhnlich heftige Sandbach - Hochwasser
des Jahres 1931 herbei, bei dem das fruchtbare Gewann
Octorfeld bis hinüber zu der zum ehemaligen Fahreck
führenden Straße (Kreisstraße 3760) überschwemmt wurde.
Des weiteren erhöhte die durch die Weltwirtschaftskrise
verursachte Massenarbeitslosigkeit von der anderen Seite
her den Druck, Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung aufzusetzten,
um soziale Unruhen zu vermeiden.

Karte
von Malte-Brun um 1840 mit dem alten Verlauf
der Sandbach, welche wie ein Altwasser zwischen
Wintersorf und Ottersdorfin den Rhein mündet.
Rot eingezeichnet ist der direkte Durchstich
in den Alten Bau.
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In von den beiden
Gemeinden Iffezheim (55 000 Reichsmark)
und Wintersdorf (55 000 RM), dem badischen
Staat (25 000 RM) sowie 105 000 RM seitens
des Arbeitsamtes finanzierten „Notstandsarbeiten“
wurde das Sandbachbett tiefer gelegt und
die vorhandenen Seitendämme um das Dreifache
erhöht. Der Sandbachlauf wurde kerzengerade
nach Westen ausgerichtet und der Bach nach
Durchfluß des „Goldgrubenwaldes“ an den
sogenannten „Alten Bau“, ein Altwasser mit
direkter Verbindung zum Talweg, angeschlossen.
Im Zuge der Baumaßnahmen,
bei welchen zwei Feldbahnen auf 2,5 Kilometern
Schienen in Loren das Baumaterial transportierten,
wurde das hölzerne Schafswehr zur Beschickung
des Mühlbaches durch ein -heute marodes-
Betonbauwerk ersetzt.
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Die etwa 140 Arbeiter errichten
zwei neue Brücken über den Bachlauf. Die westliche ersetzte
den „Hohen Steg“ in Höhe der heutigen Musteranlage des
Obst- und Gartenbauvereines, die westliche knapp vor
der Einmündung gelegene Brücke wurde „Goldbrücke“ genannt,
„weil Gold man grub einst hier im Sand“, wie eine Inschrift
auf der zur Brücke gehörenden Sitzbank aus Beton verrät.
Weiter weist die vom damaligen Bürgermeister Friedrich
König verfasste Inschrift auf die durch die Baumaßnahmen
gelinderte Not hin. Beim technisch anspruchsvollen Bau
des Dükers unterhalb der Goldbrücke stießen die Arbeiter
auf die Reste des „Schababerlesmühlele“, welches 1788
am am sogenannten Hügelsheimer Altrheinarm erbaut und
1819 von der Gemeinde Hügelsheim dem iffezheimer Müller
Lorenz Schababerle abgekauft und abgerissen worden war,
weil die Stauung des Altwasser regelmäßig die nördlichen
Felder des Nachbardorfes gefährdet hatte.

Die Goldbrücke mit Denkmal.
Pünktlich zum Geburtstag des Diktators
des nationalsozialistischen Deutschen Reiches erfolgte
am 20. April 1934 der feierliche Durchstich. Während
die Musik spielte und die Böller krachten, strömten
die Fluten in ihr neues Bett. Jedem erwachsenen Festteilnehmer
spendierte die Gemeinde Iffezheim fünf Glas Bier, für
die Schulkinder gab es Wurst und Weck.
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