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23. März 2008

 

 

Leidenschaftliche Musik

 

Einen Ostersonntag ohne Konzert des Musikvereins kann man sich in Iffezheim kaum noch vorstellen.  Wie von Vorstand Manfred Burkard versprochen, erlebten die Zuhörer einen Abend mit leidenschaftlicher Musik aus aller Welt, der von Waltrud Godbarsen moderiert wurde.

Mit leisen Flötentönen eröffneten die Jungmusiker das kulturelle Großereignis und führten die Zuhörer in die Geschichte der Wildpferde auf den menschenleeren „Shackelford Banks“ ein, bevor die Trompeten kraftvoll das Hauptthema anstießen und mit den Zuhörern in den Westen der Vereinigten Staaten eintauchten. Mit einer Vielzahl von Texturen und kontrastierenden  Themen erzeugte die Jugendkapelle die authentische Western-Stimmung dieses Meisterwerkes von Jay Bocook.

Die Liebe der Gorilla-Mutter zu ihrem menschlichen Baby beschrieb der Musikernachwuchs in Phil Collins'  „You'll be in my Heart“, der Titelmusik aus Disneys Zeichentrickfilm „Tarzan“. Als Zugabe ließen die Jungmusiker nochmals die Wildpferde durch den Strandhafer galoppieren.

Eine wahre Herausforderung für jedes sinfonische Blasorchester setzte das  Hauptorchester an den Anfang seines Programms: den fünften Satz „Cortege from Mlada“ aus Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakows Suite „Mlada“. Die am 1. November 1892 uraufgeführte „Prozession der Ritter“ entstand aus Fragmenten eines Projektes des kaiserlichen Theaters St. Petersburg, das sich zum Ziel gesetzt hatte, eine an slawischen Motiven ausgerichtete Ballettoper zu komponieren. Perfekt setzten die Musiker die russische Seele im Wechselspiel zwischen Großem und Kleinem Blech in Szene.

In der Konzertfanfare „Clouds that sail in heaven“ (Todd Stalter) verwob das Orchester die eingängigen Melodien der Hymne „Laßt uns erfreuen“ (Köln 1623) zu komplizierten und  ausdruckstarken Texturen, die passend zum Ostertag zum Lobe Gottes durch die Festhalle schallten. Ganze Arbeit leistete hierbei die Rythmusgruppe, die das Werk mit spannenden Synkopen unterlegte.

Das eingängige Werk „Eire“ der jungen Komponisitin Melanie Duonahue entführte die Zuhörer in farbenfrohen Bildern durch die schöne Landschaft der Grünen Insel und ließ sie die Ruhe dieses schönen, lebenswerten Ortes spüren. Der dynamische Marsch lockte zunächst mit seinem starken Trompetensatz an die felsige Küste in Richtung Meer, wo dem Lauschenden der ferne Klang von Querflöten ans Ohr drang, der ihn von Trommelwirbeln begleitet, zum Feiern und Tanzen ins nächste Dorf einluden.

Michael Kamens Filmmusik zu „Robin Hood, König der Diebe“ bildete den Schluß- und Höhepunkt des ersten Teils. Die Musiker verstanden es unter der Leitung von Friedel Seifert hervorragend, die Stimmung und Tonalität des Mittelalters in die Festhallle zu tragen. Rasante Rhytmusfolgen und berstende Fanfarenklänge aus dem Großen Blech eröffneten den Liederzyklus. Ruhig und lyrisch erzählten die Musiker von der Liebe zwischen dem Rebellen und Marianne.  Über den Hit „Everything I Do, I Do It for You“, der in der Interpretation von Bryan Adams Weltruhm erlangte, steuerte das Orchester auf das komplexe und emotionsgeladene Finale zu, in welchem es nochmals alle Register seines Könnens zog.

Kraftvoll schmetterte das Orchester den Enthusiasmus, den Triumph beim Blick übers Tal, auf die Bergwelt des Salzkammergutes, in  der melodischer „Montana Fanfare“ (Thomas Doss) in die Enge des Konzertsaales. Das erhebende Gefühl grandioser Weite vermittelte sich dem Publikum, das mit Vergnügen dem abwechslungsreichen Stück bis zu den leise verklingenden Klarinettentönen lauschte.

Der Marsch „High Society“ beschrieb das unbeschwerte Leben der oberen Zehntausend. Klassische Blasmusik, folgte eine von Norbert „Gälowitsch“ Gälle 1997 komponierte Polka, die er zu Ehren des todkranken Ernst Mosch „Böhmischer Traum“ genannt hatte und mit der Heizungsbauer einen Kulthit landete, der selbst in den USA wie auch Down-Under in Disco-Zelten gespielt wird.

Selbstverständlich durfte ein Besuch der Rennbahn nicht fehlen und so hielten die Musiker die Farben des Renndorfes beim „Iffezheimer Galopp“ von Heinz Herrmannsdörfer im Arrangement von Rolf Schneebiegl hoch.

Den Klassiker für Xylophon schlechthin, Gustav Peters 1905 entstandene „Erinnerung an Zirkus Renz“, lieferte die frenetisch gefeierte 16-jährige Alica Leuchtner ab. Virtuos flogen ihre Schlegel über die Klanghölzer und verwandelten die Festhalle in ein Zirkuszelt. Souverän meisterte sie bei hohem Tempo die technischen Schwierigkeiten des von Peter King arrangierten Galopps.

Mit der modernen japanischen Blasmusikkomposition „Omens of Love“ von Hirotaka Izum, dem  Dirigenten des "Tokio-Kosai-Wind-Orchestra", endete das offizielle Konzertprogramm.

Als Zugabe überzeugte ein weiters Mal die Xylophon-Virtuosin, bevor das Orchester mit der Ouvertüre zu Wilhelm Tell nochmals den stehenden Ovationen Rechnung trug.

 
Euer Kommentar an Matthias
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