Dem Himmel sei Dank!

Kann man Hochwürden denn böse
sein, wenn er um seinen Schäfchen ein trockenes Dach
überm Kirchenschiff zu bieten, auch mal ein wenig rechts
und links des gestrengen Pfades der Tugend Spenden sammelt?
Die restlos begeisterten Zuschauer in der Iffezheimer
Festhalle waren es jedenfalls nicht und dankten
den Schauspielern der Kolpingfamilie Iffezheim mit lang
anhaltendem Beifall für einen mit viel Lokalkolorit
gefärbten, vergnüglichen Abend.
Es ist nicht ganz einfach für
Pfarrer Alfons Teufel (reinen Gewissens von Michael
Bosler in Szene gesetzt), die Mittel für die dringend
notwendige Sanierung des undichten Kirchendaches zu
beschaffen. Die Zuschussanträge wurden vom bischöflichen
Ordinariat abgelehnt und die Klingelbeutel bleiben ziemlich
leer. Guter Rat ist teuer und das Geld liegt nicht auf
der Straße. Daher veranstaltet Hochwürden allwöchentliche
Kartenrunden um das Spendenkässlein zu füllen. Nur gut,
daß das Kruzifix hierfür immer verhängt wird und der
Herrgott nicht sieht, wie der arbeitsscheue und
immer vor seiner Frau (Elke Path) flüchtende Meßmer
Johannes Höll (Herbert Sauter) mit vier zusätzlichen
Assen unter der Tischplatte die Scherflein schneller
ins Trockene treibt.
Allein, der Verfall der Kirche
schreitet schneller voran als der Stand des Spendenkontos
wächst. Denn auch die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elfriede
Engel (Erika Hüttlin) betreibt lieber Werbung in eigener
Sache, als Mittel einzutreiben. Den letzten Ausweg findet
Hochwürden in den leerstehenden Zimmern des Pfarrhauses:
sie werden kurzer Hand vermietet.
Das unorthodoxe Geschehen im Pfarrhaus
war leider an höherer Stelle nicht unbemerkt geblieben,
weshalb Domkapitular Dr. Jüngling (gestreng gespielt
von Matthias Schneider) Pfarrer Teufel auf die Finger
schauen soll. Eine Herausforderung für die tüchtige
und loyale Pfarrhaushälterin Hermine Vollmer (nicht
auf den Mund gefallen: Manuela Schwab), die in immer
neuen Geschichten das Treiben im Pfarrhaus als auf dem
gestrengen Pfad der Tugend wandelnd darzustellen versucht.
So wird der eingemietete Student Siggi Bischoff (Robert
Merkel) für die Vorsitzende Engel im Handumdrehen zum
Domkapitular, der ihre Stieftochter (Bianca Schramm)
auf deren Weg ins Kloster gegen reichlich Spendengelder
fürs Kirchendach in seine Obhut nimmt. Für Domkapitular
Jüngling hingegen wird er zum Pastoralreferent, welcher
der jungen Frau anschaulichsten Eheunterricht gibt,
in Wahrheit aber mit ihr durchbrennen will. Jedoch alles
Verwirrspiel ist vergebens. Selbst als die zupackende
Aerobic-Lehrerin Heidi Blum (Victoria Gress bei ihrem
selbstbewußt gemeisterten Bühnendebüt) seine Eminenz
von den peinigenden Rückenschmerzen befreit, erweicht
dies das Herz des Domkapitulars nicht und die Strafversetzung
des Pfarrers ins Spargel pflanzende Nachbardorf ist
beschlossene Sache. Noch am Abend will der Domherr selbst
in einer aufrüttelnden Predigt die Schäflein um sich
scharen und den Verweis des Schwarzen aus ihrer Mitte
verkünden.
Doch seine Fleischeslust wird
dem Menschen Jüngling zum Verhängnis: Zur Leber am Freitag
kredenzt Hermine, die gute Seele des Pfarrhauses, reichlich
vergorene Beeren- und Traubensäfte, die unterstützt
von KO-Tropfen des Studenten Bischoff, den Domkapitular
außer Gefecht setzen.
Am Morgen sieht sich seine Eminenz
mit einer veritablen Erpressung konfrontiert: Dem Video
seiner angeblichen, mit lautem Beifall bedachten Predigt,
in welcher er mehrfach von der offiziellen Lehrmeinung
abgewichen sei. Was bleibt ihm anders übrig als die
Strafversetzung zurückzunehmen und den Zuschuß für das
Kirchendach zu bewilligen? Und so wendet sich zum Schluß
doch noch alles zum Guten, selbst der als laufend nur
ungern störende Hans Meßmer (immer wieder kommend: Andreas
Zink) findet noch seine sich peinlich schämende Heidemarie
Rosenfeld (herrlich verklemmt: Julia Sauter), so daß
Merkwürden Alfons Teufel nur noch befreit aufseufzen
kann: „Dem Himmel sei Dank!“
Glänzend aufgelegt setze die Kolpingfamilie
das Verwirrspiel von Bernd Gombold um Namen, Posten
und die christlichen Linsen für die Kirchenrenovierung
in Szene. Die Spielfreude schien ein ums andere Mal
die vier Wände des Pfarrhauses zu sprengen, wofür sich
das Publikum in der vollbesetzten Festhalle mit lang
anhaltendem Beifall bedankte. Wer sich von den ungewöhnlichen
Zuständen im Pfarrhaus gerne selbst überzeugen möchte,
hat dazu am Samstag (6.12.) ab 19:00 Uhr und am Sonntag
(7.12.) ab 18:00 Uhr nochmals die Gelegenheit.
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