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14. September 2008

 
 

Stelldichein der Kunsthandwerker

 

All die unnützen, das Leben lebenswert machenden, schönen Dinge boten die Künstler auf dem Gelände der Rennbahn feil. Eines allerdings fehlte zum Auftakt angesichts der nicht enden wollenden Regenschauer: die handgeschöpften Gummigalloschen aus Naturkautschuk und Glühwein, oder schlicht gesagt ein paar Sonnenstrahlen, die Petrus dann Sonntags schickte und damit den Samstagsfrust etwas verscheuchte.

Einige Lücken taten sich zwischen den Marktständen auf dem früheren II. Platz der Rennbahn auf und  Jürgen Blank, Pressesprecher der  „Gilde der schönen Künste“ bestätigte, daß sechs der vorgesehenen Künstler auf Grund von Pannen und persönlichen Schicksalsschlägen abgesagt hätten. Die verbliebenen Aussteller fächerten die große  Bandbreite des Kunsthandwerkes bereits am Eingang vor dem Besucher auf: Links Beate Geschko mit ihren im Kaltsiedeverfahren gewonnenen Seifen, deren Stand verführerisch nach Lavendel, Rosen und Anis duftete und ihr gegenüber Hildegard Dill-Franke, mit ihren getöpferten Tellern und Schalen und nicht zu vergessen den „Geiermännern“ die trotz starrer Mimik allein mit ihrer Körperhaltung mehr ausdrückten, als Worte sagen könnten.

Tadek Golinczak zu finden war nicht schwer. Der Besucher mußte nur dem Aufbrausen der Kettensäge und dem Hämmern des „Spechtes“ folgen, um dem  polnischen Holzbildhauer umringt von Löwen, Eulen, Kormoranen und Waldschraten hinter der Toto-Zentrale beim Wirken über die Schulter zu schauen.

Elfenbeinschnitzerei las der verwunderte Besucher über dem Stand von Bärbel Greiner und wunderte sich, wie das bei den strengen Artenschutzabkommen denn heute noch möglich sei. Frau Greiner klärte den Interessierten gerne auf, daß es sich nicht um illegale Machenschaften handele, sondern ihr Ausgangsmaterial die Stoßzähne von vor zehntausend Jahren schockgefrosteten Mammuts sei, die in Sibirien aus dem Eis gegraben würden. Mit professionellem Zahnarztwerkzeug würde es zu  kleinen Figürchen, Anhängern und Broschen verarbeitet.

Auf Elfenbein präsentierte auch Ok-Hee Hohwalter ihre blau-weißen Kammeen. Nach Iffezheim begleitet wurde sie von ihrem Gold schmiedenden Mann Jean Lousberg, der aus seiner „Drachenschmiede“ filigrane Döschen und Federhalter aus Silber feilbot.

Massiver kam der Silberschmuck von Helmut und Traudel Mamczek daher, deren wuchtige Ringe und Medaillons von Edelsteinen und Ebenholz gekrönt wurden.

Den Spagat zwischen Kunst und Gebrauchskeramik meisterte Ulf Huppertz. Der in Achern aufgewachsene Künstler gibt sich lieber unikaten Objekten wie seinen Riesenameisen hin, als stupide Tassenkleinserien zu produzieren, von denen ein Künstler im Übrigen kaum noch leben könne.

Einen kleinen Eindruck, welches Potpourri an verführerischen Düften das Städtlein Tengen durchströmen muß, wenn Monika Rehm ihre Rosengélées köchelt, hatte der Besucher, als er um die Ecke der Totozentrale bog und vom überwältigenden Duft blühender Rosen eingefangen wurde. Weit über zwanzig Artikel von Rosensenf, Chutneys, Peelings über Seifen bis zu Likören umfasst die Pallette der selbstzubereiteten Duftkreationen, von denen der Pasant auch naschen durfte. Ihr nächstes größeres Projekt sei ein Rosenrissotto, verriet die Liebhaberin der Königin der Blumen.

Ihre Mützenkollektion aus anschmiegsamen Filz präsentierte Elisbath Schenk. Wollfilz hatte es auch Ulrike Ay angetan, welche die Wolle jedoch zu blumigen Acessoires verarbeitete.

Skulpturen als Ausgleich zum Pinselstrich und photorealistische Pinselstriche als Ausgleich zur Arbeit am harten Alabaster sind die beiden Pole zwischen denen sich Ingrid Stanger bewegt. Wenn sich beide treffen. enstehen plastische Bilder auf denen alte Fundstücke die zweidimensionale Landwand sprengen.

Etwas fehl am Platze wirkte Eric Alvarez, ein Franzose mit spanischen Wurzeln, dessen überwältigenden, filigranen Skulpturen aus weißem Moselsandstein und Bronze von Sujet, Format, Verarbeitung und gerechtfertigtem Preis eher in einer renommierten Galerie als auf einem Kunsthandwerkermarkt seine bewundernden Käufer gefunden hätten. Die Enstehung der Welt ist einer seiner künstlerischen Schwerpunkte. Herausragend neben seiner „Genesis“ die Spirale des Lebens aus deren leerer, leblosen Mitte heraus sich perfekt den Rundungen des steinernen Schneckenhauses anpassenden, gegossene Bronzetafeln als Legende des Lebens beginnend mit Bakterien und Algen, über Moluskeln, Schnecken, Fischen, Dinosaurier, über die Affen bis zum Menschen als Krönung der Schöpfung, die Stationen des Lebens auf unserem Planeten nachzeichneten. Die Skulpturen des Autodidakten werden am 5. Oktober in der Baden-Badener Innenstadt zu sehen sein.

 

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