Jubiläums-Gala des ICC

Es war mehr als eine gewöhnliche
Prunksitzung, die der Iffezheimer Carnevals Club (ICC)
seinen Gästen anläßlich seines 33-jährigen Jubiläums
servierte. Mit den Abschieden von Manfred Ell, Bernd
Hansmann und Peter Härtel von der närrischen Bühne mischten
sich einige Wermutstropfen in das fastnachtliche 6-Stunden-Gala-Menü.
Warum ist die Iffezheimer Fasnacht
wie sie ist und nicht anders? Eine Frage die kein anderer
als das Urgestein der Iffezheimer Fasnacht,
Meingold Merkel, durch den Mund seines Stammhalters
Jonathan, dem unechten Faschingsprinzen beantworten
konnte. In mit viel Applaus bedachten Reimen führte
er die Anwesenden in seinem Prolog durch die iffzer
Narrengeschichte mit Bombern, Bierbäuchen und Speck.
Ein Heimspiel hatte wie immer
der Fanfarenzug Iffezheim, dessen Bläser und Trommler
nach ihrem fulminanten “Zarathustra“-Auftakt mit gekonnt
intonierten Gassenhauern aus drei Jahrzehnten, von
„The Lion sleeps tonight“ bis „Live is Live“ und „YMCA“
dem Publikum einheizten.
Hingerissen war das Publikum von
der durch Neuzugänge verstärkten Mini-Garde, welche
zu „Aint she sweet“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“
Charleston-tanzend, die Goldenen Zwanziger wieder aufleben
ließen.
Quadratisch, praktisch, gut öffnete
Werbefachmann Rüdiger Zoller die Mogelpackungen der
großen und kleinen Politik. Mit gängigen Botschaften
aus fünf Jahrzehnten Fernsehwerbung entlarvte er die
selbstherrlichen Klimasünder, die den Weg frei
machen in eine ungewisse Zukunft ebenso wie Minister
Rau dessen Untertanen alles können außer Französisch
oder den benachbarten OB, der für seine Wähler nicht
mehr die zarteste Versuchung war, eben lauter Sachen,
„die die Iffzer nicht kennen, denn Iffezheim liegt gut
im Rennen“.
Gratulant Dieter Greiser von der
Narretei im Ried, war mächtig stolz als Rieder in Iffezheim
auf der Bühne zu stehen, von der aus sie sonst immer
nur durch den Kakao gezogen würden.
Als Tanzmariechen zeigte Kerstin
Wille, daß sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
Völlig konsterniert war Sitzungsvize
Peter Härtel, als die Turfcombo Hand an das Programm
legte und ungefragt die Bühne enterte, weil sie es satt
hatten, 27 lange Jahre als Musiker immer nur in der
Ecke zu sitzen. Ein musikalischer Streifzug durch die
Geschichte der Iffzer Fasnachtsmusik als Geburtstagsgruß
entschädigte für den Handstreich der Combo, die im Duett
mit dem Publikum „Zum Geburtstag viel Glück“ wünschte.
Danach war es für Günter Fröhling natürlich ein Leichtes,
ballermannsche Stimmung in den Musikantenstadl zu bringen.
Die mit Meisterehren gekürte Garde
des TSV Landau zeigte auch heuer wieder ihr Können.
„Ohne Euch geht's nicht“ war der
Dank der im Sonntagsstaat -frisch gebügelte Manchesterhose
und Schlips- erschienenen „Iffzer Stromer“ Hans Greß,
Karl-Heinz Huber, Kilian Leuchtner, Jens Kalkbrenner,
Gerhard Schäfer und Andreas „Riese“ Schneider an die
Rennböcke für deren Fehltritte. Auch in diesem Jahr
wurden wieder von Rattenfallen zertrümmerte Brillen,
sitzengelassene Reiterinnen, am Garagentor hängende
Yachten und einfachste sanitäre Anlagen in starken Liedern
besungen. Kein Wunder sei es daher, daß es dem Bürgermeister
von Mondolfo vor dem Besuch der Iffezheimer graue.
Weit weniger Grauen erregte der
Fanfarenzug, der nach der Pause den Saal aufmischte.
Mehr stehende Ovationen als ein
Parteitagsredner erhielt Manfred Ell, für seine grandiose
Abschiedsvorstellung als der hochwohlgeborene, edelriederische
Earl of Wintersdorf. Als Nämlicher machte er den Iffzern,
diesen Landpomeranzen, nochmals deutlich, daß in ihren
Adern kein edles rieder Blut fließe, was er mit Fehltritten
wie dem vom pensionierten Lehrer bis Mittag getrunkenen
Weihwassers, vor der Hintertür mangels Licht ausharrender
Spätheimkehrer oder per Funktelefon bestelltem Klopapier
unterstrich. Selbst der Verfasser dieser Zeilen kam
als per Bus umherirrender Schreiberling nicht ungeschoren
davon.
Von „Village People“ über „Lady
Bump“ bis zur vollen Wanne von Diddi Hallervorden und
Helga Feddersen ließ die Teenie-Garde die 70er -Jahre
unter der Regie von Gudrun Greß und Iris Stiefel wieder
auferstehen.
Eine NSU, eine Sturmhaube und
Beatrix Pflüger, was brauchen die „Jungen Alten“ mehr
um Gas zu geben für die wirklich wichtigen Dinge im
Leben, wie die verlorene, bauchfreie Jugend mit Arschgeweih.
Jenseits der Fünzig, wenn frau mastgansmäßig mit dem
morgendlichen Kater auf Du und Du stände und jedes Zipperlein
spüre, sei es zu spät auf jeden Zug aufzuspringen.
Als mutige Senores und glutäugige
Senorinas entführte das Männerballett die Zuschauer
in die iberische Welt der Boleros, Kastagnetten und
Flamencos.
Die Grenzen ihrer spirituellen
Kapazitäten loteten Alma und Wilma (Beate Hauns und
Karin Kratzer) aus, in deren Alter nur noch die Heizung
für heiße Nächte sorge. Ob wegen Brockhäusern auf dem
heimischen Grundstück oder dahinschwimmender Toupets,
gab es für die beiden genügend Gelegenheiten über einander
zu lästern.
Als Meister des tiefgründigen
Unsinns brachten die „Original Homberle Blech Bänd“
kinzigtäler Firlefanz auf die Bühne. Ob auf Maja's Wiese
die nuddeldicke Dirn Birnen pflückte, Schotten ihre
Königin rasierten oder Absolventen der südgrönländischen
Jodelschule ans Mikro durften, unter dem wieselflinken
Frontmann Rudolf „Rudl“ Schmieder sorgte die die Truppe
mit „Jungen Melodien aus altem Blech“ für Furore in
der ehrwürdigen Halle zu Iffezheim.
Mit stehenden Ovation wurden Präsident
Bernd Hansmann und sein Vize Peter Härtel von der Kommandobrücke
des Narrenschiffes verabschiedet.
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