Iffze verabschiedet sich von Turmlösung
Eine Lehrstunde in Sachen Demokratie
gab am Montagabend der Gemeinderat der Renngemeinde.
Waren dessen Mitglieder in den Wochen zuvor heftigst
zerstritten, wie die künftige Dorfmitte gestaltet werden
sollte, hatten sich die Räte in den letzten vierzehn
Tagen in Treffen und zahlreichen Telefonaten auf einen
mehrheitsfähigen Kompromiss geeinigt.
Dieser von dem Fraktionsvorsitzenden
der CDU, Meingold Merkel, vorgestellte Kompromiss sieht
zur Erleichterung der zahlreich erschienenen Zuhörer
keinen Rathausturm mehr vor. Wie Merkel betonte, handele
es sich um einen schmerzhaften Kompromiss, bei dem sich
alle Beteiligten von ihren Standpunkten wegbewegen mussten.
In der Erkenntnis, daß die Zeit für eine Entscheidung
reif sei, hätten sie sich zu dieser Lösung durchgerungen,
bei der nicht alle Wünsche seiner Kollegen und der anderer
Fraktionen erfüllt werden konnten, aber dieser Vorschlag
sei mehrheitsfähig, was in einer Demokratie entscheidend
sei. Der Christdemokrat verweigerte sich einer
Betitelung als Notlösung, vielmehr reduziere sich der
Vorschlag auf die Dinge, die als notwendig und vordringlich
erkannt worden seien. Große Teile des Gemeinderats würden
diesen unter Abwägung aller relevanten Faktoren als
derzeit machbar und daher mehrheitsfähig erachten.

Der Vorschlag sieht im Einzelnen
vor, das historische Rathaus zu sanieren, es barrierefrei
zu erschließen und die Sanitäreinrichtungen auf den
neuesten Stand zu bringen. Im Gegensatz zum mit elf
zu drei Stimmen abgeschmetterten Fraktionsantrag der
SPD, der lediglich einen Bibliotheksneubau mit
Ratssaal auf dem Gelände des alten Feuerwehrhauses vorsah,
enthält der Kompromissvorschlag einen Rathausanbau.
Das Land wird sich jedoch auf dem privaten Immobilienmarkt
nach neuen Räumlichkeiten für den Polizeiposten Iffezheim
umsehen müssen. Für ihn ist kein Platz im Rathausneubau
vorgesehen. Stattdessen soll in die unteren beiden Stockwerke
die in Zusammenarbeit mit dem Borromäusverein betriebene
kommunale Bibliothek einziehen. Das zweite Obergeschoss
steht der Gemeindeverwaltung zur Verfügung. Ein transparentes
Verbindungsbauteil ohne Turm wird die beiden Gebäude
zusammenfügen. Durch die Glaskonstruktion würden die
Gebäude vom Kellergeschoß bis zum ersten Obergeschoß
barrierefrei erschlossen. Vehement wandte sich Bürgermeister
Peter Werler gegen ein unerschlossenes Dachgeschoß.
Meingold Merkel stellte es den Planern anheim, eine
verträgliche Lösung zu finden, ohne wieder den Rathausturm
ins Spiel zu bringen. Dem Kompromiss, der als vierte
Komponente den Abriß des Feuerwehrgerätehauses für einen
Park als Reserverfläche vorsieht, stimmten geschlossen
die Fraktionen der CDU und SPD sowie Andrea Winkler, die sich in ihrem leidenschaftlichen
Plädoyer mit „wir brauchen den Turm nicht und der Bürger
auch nicht“ gegen die Turmlösung wandte, und Thomas Kronimus
- ebenfalls FWG - zu.
Kurt Lorenz, Anton Schniertsauer
und Manfred Weber (alle FWG) stimmten mit Bürgermeister
Peter Werler als einzige für die von der Verwaltung
vorgeschlagene Turmlösung, den sie als „städtebaulich
absolut gelungenen Entwurf“ favorisierten.
Erfreuliche Herbstbilanz
Gute Nachrichten hatte Kämmerer
Siegbert Heier für die versammelten Räte: die im Haushaltsentwurf
geplanten Einnahmen könnten verwirklicht werden. Die
in den Sitzungsunterlagen ausgewiesenen über Planansatz
liegenden Gewerbesteuereinnahmen von 2,5 Millionen Euro
seien jedoch mit Vorsicht zu genießen, da in den letzten
Tagen einige Anträge auf Kürzung der Steuervorauszahlungen
eingegangen wären. Er gehe jedoch zuversichtlich von
der geplanten Zuführung von zwei Millionen Euro an den
Vermögenshaushalt aus. Dessen ausgewiesene Ausgaben
in Höhe von 500 000 € würden sich noch um die Abschlagszahlungen
für die Sanierung des Weierweges und des Ärztehauses
erhöhen.
Zum 1. Januar 2008 hätten die
Rücklagen der Gemeinde laut Heier 1,57 Millionen Euro
betragen.
Bürgermeister Peter Werler informierte
die Räte darüber, daß die Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg
die Bauausgaben der Gemeinde Iffezheim für die
Haushaltsjahre 2003 bis 2006 geprüft und die Bestätigung
gemäß §114 der Gemeindeordnung erteilt habe.
Spiegel bleibt weg
Peter Werler informierte auf eine
frühere Anfrage Meingold Merkels hin, daß Verkehrsspiegel
keine Verkehrszeichen im Sinne der Straßenverkehrsordnung
seien und damit in der Hoheit der Gemeinde lägen. Da
sie nach Ansicht der Verwaltung eine trügerische Sicherheit
vorgaukeln würden, werde der Spiegel an der Einmündung
der östlichen Josefstraße (Schmieroffe)
in die Rennbahnstraße nicht wieder aufgestellt. Eine
unübersichtliche Kreuzung würde die Autofahrer zwingen,
vorsichtig in den Kreuzungsbereich einzufahren.
Den durch Jürgen Heitz (SPD) vorgebrachten
Beschwerden zahlreicher Friedhofsbesucher über das ausufernde
Wurzelwerk der Hainbuchen und der unregelmäßig geschnittenen
Buchshecken werde die Verwaltung nachgehen und auf
Vorschlag einer Zuhörerin beim Heckenschnitt die periodische
Grabpflege berücksichtigen.
Auf Anregung von Andrea Winkler
wird die Verwaltung die Beleuchtungssituation auf der
Treppe zwischen Hügelsheimer- und Karlstraße überprüfen.
Peter Werler erklärte auf Nachfrage
von Harald Schäfer (SPD), daß die geplante Ausweisung
der Iffezheimer Sanddünen als Naturschutzgebiet in der
nächsten Gemeinderatssitzung behandelt werde. Zuvor
seien noch einige Fragen zu klären.
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