Ratssitzung
Ortkernsanierung
Noch erheblicher Diskussionsbedarf
über die Neugestaltung des Rathauses zeichnete sich
in der jüngsten Sitzung des Iffezheimer Gemeinderates
ab, bei der das Architekturbüro eine weitere Variante
des Erdgeschosses vorstellte.
Wie Bürgermeister Peter Werler
einleitend erläuterte, habe sich das Denkmalamt gegen
die Aufbringung eines Vollwärmeschutzes auf die Fassade
des Altbaues ausgesprochen. Daher ließe sich die beabsichtigte
50-prozentige Energieeinsparung nicht mehr realisieren.
Den Sinn dieser Dämmmaßnahme zog Hans-Jörg Oesterle
in Zweifel, der aus einem Artikel zitierte, wonach massive
Ziegelwände, wie sie im Altbau anzutreffen sind, durch
Dämmmaßnahmen nicht verbessert würden. Ingenieur
Werner Nickel und Architekt Frank Pillich teilten diese
Ansicht nicht und ergänzten, daß dieser zitierte Artikel
in der Fachwelt kritisch diskutiert würde. Aus
dieser Ausgangssituation heraus schlug Werner
Nickel den Räten die bereits in der letzten Sitzung
vorgestellten Kombination aus Wärmepumpe und Solaranlage
als künftige Energiequelle des Rathausensembles vor.
In Spitzenzeiten werde die Heizleistung durch
einen Gasbrenner unterstützt. Gegebenenfalls müsste
im Altbau die Leitungen erneuert und die Heizkörper vergrößert
werden.
Aus einem Telefongespräch mit
dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Harald Schäfer heraus
habe er die Architekten angeregt, Foyer und Bürgerbüro
in ihrer Lage im Erdgeschoss zu tauschen, so Bürgermeister
Werler. Diesen Entwurf präsentierte Architekt Frank
Pillich. Dieser beinhaltete nun das Bürgerbüro im Anbau.
Das Foyer erstreckte sich über das bisherige Bürger-
sowie das Personalbüro. Durch diese Umstellung sei die
Eingangsposition schlüssiger geworden, erläuterte Pillich.
Die großzügige Raumgestaltung rechtfertige den höheren
finanziellen Aufwand für die Demontage der Einbauschränke
und das notwendige Abfangen der Decke.

In dem Entwurf falsch verstanden
fand sich Harald Schäfer, der einer intensiven Raumnutzung
das Wort redete. Es tue ihm in der Seele weh, für an
328 Tagen leerstehende 100 Quadratmeter teures Geld
auszugeben und machte den Vorschlag, die für das Obergeschoß
des Neubaus vorgesehenen Räume statt des Foyers ins
Erdgeschoß zu legen. Damit könne ein ganzes Stockwerk
des Anbaues entfallen. Dem hingegen sah Architekt Frank
Pillich aufgrund des Aufzuges zum Obergeschoß des Altbaues
die Dreistöckigkeit des Anbaues als gegeben. Die
städtebaulichen Aspekte dürften nicht vernachlässigt
werden. Es gelte nun den Baukörper optimal für die Verwaltung
auszunutzen. Das großzügige Foyer sei nicht überkandidelt,
so Pillich. Sein Partner Christoph Brink sprang dem
Kollegen zur Seite und bat das Gremium. stringent weiterzuarbeiten
und den Entwurf nicht in Frage zu stellen. Den perfekten
Entwurf gebe es nicht.
Die Bitte des Architekten hielt
der SPD-Vorsitzende Jürgen Heitz in allen Ehren, wies jedoch daraufhin,
daß erheblicher Diskussionsbedarf bestände, da
der riesige Wasserspeicher als technische Grundlage
für den Turm nicht mehr geplant sei und jener
damit hinfällig wäre. Ins gleiche Horn stieß sein
Fraktionskollege Karlheinz Schäfer, der kritisierte,
daß für Unsummen 640 Kubikmeter umbauter Raum geschaffen
werden solle, der lediglich zwei Fußstege und ein 24
Quadratmeter großes Trauzimmer enthalte. Sollte dies
wirklich umgesetzt werden, könne man sich die geplante
Klausurtagung über die mittelfristige Finanzplanung
sparen. Harald Schäfer erinnerte daran, daß die
ursprünglich als städtebaulich ansprechend vorgestellten
Planungen keinen Turm vorsahen und der Rat sich nun
entscheiden müsse was er wolle. Wolfgang Neininger (CDU)
verwahrte sich vehement gegen Eingriffe in das Bürgerbüro,
das in seiner jetzigen Form wunderbar funktioniere.
Berthold Leuchtner (CDU) pflichtete seinem Fraktionskollegen
beim Erhalt des Bürgerbüros bei, und schlug vor, das
Foyer im Erdgeschoß des Anbaus multifunktional zu gestalten
und das Trauzimmer zu integrieren. Etwas angesäuert
wies Bürgermeister Peter Werler daraufhin, daß die Mehrheit
des Rates sich anhand des Modells für die Turmlösung
ausgesprochen hätte. Der Turm sei nicht nur eine technische
Lösung für den Pufferspeicher gewesen, sondern setze
städtebauliche Akzente. Er werde diese Lösung weiterhin
im Auge behalten und forderte die Fraktionen auf, die
vorgestellten Entwürfe zeitnah zu diskutieren damit
am 5.Mai darüber abgestimmt werden könne.
Fischgängies Schafwehr
Die Rheinkraftwerk Iffezheim GmbH
plant das Kraftwerk an der Staustufe mit einer fünften
Turbine zu erweitern. Durch die Baumaßnahme wird die
Fischgängigkeit der Staustufe Iffezheim weiter beeinträchtigt.
Für ökologische Ausgleichsmaßnahmen werden 1,5 Millionen
Euro zur Verfügung gestellt, die in vier Projekten,
darunter Maßnahmen an Murg und Kinzig, fließen. Auf
Iffezheimer Gemarkung ist geplant, die Sandbach am Schafswehr
bei der Kehler Landstraße (B36) fischgängig zu machen.
In warum auch immer nicht öffentlicher Sitzung Anfang
März hatte Martin Hesch vom hügelsheimer Büro Wald &
Corbe erste Planungen vorgestellt, erinnerte Bürgermeister
Peter Werler, und war beauftragt worden, eine Lösung
zu finden, zu der die Gemeinde keine eigenen Mittel
beisteuern müsse.

Der Planer Martin Hesch ging eingangs
seiner Vorstellung nochmals auf die Bedeutung des Schafswehres
ein. Die Anlage mit drei Schützen sichere eine beständige
Beschickung des Mühlbaches mit mindestens 50 Litern
Wasser pro Sekunde. Das aus der Zeit des Reichsarbeitsdienstes
stammende Bauwerk sei in die Jahre gekommen und
marode. Hesch zweifelte seine Standsicherheit bei einem
größeren Hochwasser an. Mit den vorhandenen Mitteln
aus der Ausgleichsmaßnahme könne kein neues Wehr gebaut
werden. Ein Aufstau der Sandbach sei aber notwendig,
da die Sohle des Mühlbaches höher als die der Sandbach
läge. Als Lösung schlug Hesch vor, das Wehr abzutragen
und eine etwa 70 Zentimeter hohe Spundwand in das Bachbett
zu setzen, an die sich bachabwärts eine rauhe Rampe
anschließe, um den Fischen die Überwindung dieses Hindernisses
zu ermöglichen. Durch eine weitere rauhe Rampe soll
der etwa 100 Meter weiter östlich gelegenen 90
Zentimeter hohe Absturz überwunden werden.

Durch die Spundwandlösung sei
die Mühlbacheinspeisung nicht mehr so optimal, da der
Wasserstand in der aufgestauten Sandbach 40 Zentimeter
niedriger werde als bisher. Aus finanzieller Sicht bedeute
diese Lösung eine Punktlandung, so Hesch. Man müsse
aber die Kröte schlucken, daß die Anbindung des Mühlbaches
über eine Rohrleitung nicht mehr fischgängig sei. Bei
extremen Niederigwasserständen der von Oos und Bühlot
gespeisten Sandbach sei die Einflußmenge von 50 Litern
nicht mehr gewährleistet . Die Fischgängigkeit des Mühlbaches
sei jedoch von den zuständigen Stellen im Landratsamtes
und Regierungspräsidiums als nachrangig eingestuft worden.
Auf Nachfrage von Anton Schniertsauer (FWG) ergänzte
Hesch, daß sich der Wasserspiegel am Oberlauf um etwa
45 Zentimeter absenken werde, was sich bis etwa 700
Meter bachaufwärts bemerkbar mache.
Hubert Schneider (CDU) konnte
sich mit dieser Lösung nicht anfreunden, da erst vor
Kurzem die aufwendige Renaturierung des Mühlbaches abgeschlossen
worden sei, und die fehlende Fischgängigkeit diese Maßnahme
konterkariere. Er regte an, daß die Gemeinde für die
Schaffung der Fischgängigkeit selbst Geld in die Hand
nehme und damit einen Durchstich durch den Sandbachdamm
finaziere.
Mit der Maßgabe, den in der Dammkrone
befindlichen Schacht zur Steuerung des Mühlbachzuflusses
als Lichtschacht auszubilden, damit die Fische die Röhre
annehmen, sowie die Kostensituation des fischgängigen
Anschlusses des Mühlbaches zu untersuchen, genehmigte
der Rat die vorgelegt Planung die den Abriss des Schafwehres
und die Ersetzung durch eine rauhe Rampe vorsieht.
Kindergartenbedarfsplanung vorgestellt
Gut im Rennen liegt Iffezheim
bei der Betreuung seiner jüngsten Rennböcke, konstatierte
Bürgermeister Peter Werler bei der Vorlage des Kindergartenbedarfsplanes
für das kommende Jahr.
Das Kindertagesbetreuungsgesetz
verpflichte die Kommunen einen bestimmten Anteil an
Betreuungsplätzen für zweijährige Kinder anbieten zu
müssen, erläuterte Bürgermeister Peter Werler. Die in
der Endausbaustufe vorgesehenen 22 Plätze würden laut
Bürgermeister bereits im kommenden Jahr erreicht. Iffezheim
sei auch bei der Betreuung von Kindern im Grundschulalter
mit 76 Plätzen in der Kernzeitbetreuung Spitzenreiter
in der Region.
Für das kommende Jahr plane der
Kindergarten St. Martin die Einrichtung eines Waldkindergartens.
Wie dessen Leiterin Hannelore Klethi ausführte, werde
sich diese 16-köpfige Gruppe zweimal in der Woche
mit vier Erzieherinnen gegen 9 Uhr im Pkw zur Hirschackerhütte
aufmachen und gegen 13:15 Uhr aus dem Wald zurückkehren.
Das pädagogische Konzept sei mit dem Kindergartenträger,
der katholischen Pfarrgemeinde, abgestimmt. Auf den
Einwand von Karlheinz Schäfer (SPD), daß an der Hütte
weder sanitäre Anlagen noch fließendes Wasser und Strom
vorhanden wären, entgegnete Klethi, daß diese Situation
mit dem Gesundheitsamt abgeklärt worden sei und so genannte
DIXI-Toiletten aufgestellt würden.
Um dieses Angebot realisieren
zu können müsse die Personaldecke um 0,4 Stellen angehoben
werden, erläuterte Peter Werler. Für die erweiterte
Betreuung der unter dreijährigen Kinder seien zusätzliche
0,3 Stellen notwendig . Damit kämen auf die Gemeinde
Personalkosten in Höhe von 20 400 Euro zu. Für
die Kleinkindgruppe im Kindergarten St. Martin gewähre
das Land einen Zuschuss in Höhe von 13 400 Euro.
Der Kindergartenbedarfsplan sieht
gemäß einer Empfehlung des Gemeindetages Baden-Württemberg
und eines Erlasses der Diözese Freiburg die Anhebung
der Kindergartenbeiträge von jeweils zwei Euro vor.
Somit müssen die Eltern für die Vormittagsbetreuung
künftig 73,55 Euro, bei verlängerter Öffnungszeit 80,55
Euro für das erste Kind berappen. Den jeweils günstigsten
Monatsbeitrag für das Zweitkind übernimmt die Gemeinde
Iffezheim. Eine Ganztagesbetreuung kostet künftig 186,55
Euro und die Betreuung von Kindern unter drei Jahren
106,55 Euro.
Der Kindergartenbedarfsplan wurde
vom Rat einstimmig verabschiedet.
Bänke gefordert
Hubert Schneider (CDU) erinnerte
daran, daß die geplanten Bänke sowie die Brücke zur
Insel im renaturierten Mühlbach noch ausständen. Andrea
Winkler (FWG) ergänzte, daß auf der ganzen Länge
des Mühlbaches Sitzbänke notwendig wären, um älteren
Spaziergängern eine Verschnaufpause zu ermöglichen.
Einstimmig beschloß der Rat die
Anschaffung eines neuen Werkstattwagens für den Eigenbetrieb
Wasserversorgung. Für gut 24 000 Euro wird ein Ersatz
für das elf Jahre alte Fahrzeug beschafft.
Aus nichtöffentlicher Sitzung teilte Peter Werler
mit, daß die Gemeinde drei Jagdbezirke verpachtet sowie
die Fläche für die Erweiterung des Auktionsgeländes
an die Baden-Badener Auktionsgesellschaft verkauft habe.
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