Ortsmitte nimmt Formen an
Ein halbes Dutzend Ingenieure
stellte dem Rat der Renngemeinde den aktuellen Stand
der Planung der Rathaussanierung und -erweiterung und
die alternativen Modelle zur Verkehrsberuhigung vor.
Am weitesten gediehen war die Rathausumgestaltung, zu
der das Architekturbüro eine genehmigungsfähige
Planung vorlegte.
Am 10. Dezember letzten Jahres
habe das Gremium grünes Licht für den Entwurf der „Turmlösung“
der Rathauserweiterung gegeben, erinnerte Bürgermeister
Peter Werler eingangs der Sitzung. Basierend auf dieser
Entscheidung hatten die Architekten Frank Pillich und
Christoph Brink die Planung bis zur Genehmigungsreife
vorangetrieben. Architekt Pillich ging einleitend nochmals
auf die Inselsituation der Gebäude in der Ortsmitte
ein und erinnerte die Räte daran, daß Iffezheim jetzt
die einmalige Chance habe, durch drei Türme die markante
Ortsmitte aufzuspannen und damit die Stärke und
das Selbstbewußtsein der Renngemeinde herauszukehren.
Dem Wunsch der Ratsmehrheit, das
untere Geschoß des Rathausanbaues nicht nur als Tiefgarage
zu nutzen hätten die Planer Rechnung getragen, so Pillich
und präsentierte den Räten das „Sockelgeschoß“ als künftige
Heimstatt des Polizeipostens Iffezheim. Der Posten sei
in der gemeinsamen Zufahrt mit dem benachbarten Fachwerkhaus
über eine vierstufige Treppe und eine Rampe erreichbar.
Neben drei Büroräumen und der Asservatenkammer biete
das Untergeschoß noch Platz für eine Teeküche
und einen Lagerraum im Fuße des Rathausturmes. Statt
der vorgeschriebenen fünf Stellplätze könnten auf dem
Gelände lediglich drei realisiert werden. Die restlichen
müsse die Gemeinde auf anderen Grundstücken, beispielsweise
der Festhalle nachweisen.

Erdgeschoß
Durch die Unterbringung der Ordnungshüter
im Untergeschoß sei im Erdgeschoß nun der Platz für
ein 100 Quadratmeter großes Foyer frei geworden, stellte
der Planer vor. Hier könne die Gemeinde in einer Dauerausstellung
sich selbst präsentieren oder den Vereinen und Schulprojekten
Raum zur Selbstdarstellung geben, ergänzte Bürgermeister
Peter Werler. Sanitäre Anlagen komplettieren in Pillichs
Planung das Erdgeschoß des Anbaues, dessen Fußboden
im gleichen Natursteinpflaster gehalten werden soll
wie die Rathausterrasse, die somit im Erdgeschoß ihre
Verlängerung fände. In dem gleichen Material werde auch
die Außenwand des Anbaues und die erweiterte Ankerterrasse
gestaltet.

Blick aus der Hügelsheimerstraße
Die Sichtachse des heutigen Rathausgäßchen
bliebe zwar durch die Glasfront des Turmes erhalten,
erläuterte Pillich auf Rückfrage von Harald Schäfer
(SPD), man müsse jedoch durch den Eingangsbereich des
Turmes gehen, um künftig den alten Weg zu nutzen, wozu
die Planern aber auch animieren wollten.
Die derzeit zugemauerten mittigen
Fenster an der Südfassade des Rathauses sollen wieder
freigelegt werden. Dazu müsse das Bürgerbüro zum Teil
umgebaut werden, da eine Zwischenwand direkt in die
Fensternische stoße, so Pillich. Das derzeitige Personalbüro
solle als Gemeindekasse dem Bürgerbüro zugeschlagen
werden. Der EDV-Raum ginge im Verbindungsgang zum Turm
auf, stellte der Architekt vor. Deutlichen Widerspruch
zu den Änderungen im Bürgerbüro äußerte Wolfgang Neininger
(CDU), der den Planern Kosten von 50 – 60 000 €uro vorrechnete.
Der Zugewinn eines einzigen Büroraumes rechtfertige
diese Kosten nicht.

Obergeschoß
Im Obergeschoß blieben Bürgersaal,
Vorzimmer und Bürgermeisterbüro bestehen. Letzteres
würde jedoch um das freigelegte Fenster verlängert,
ging Frank Pillich auf das „Verwaltungsgeschoß“ ein.
Das Hauptamt wandere wie das Personalbüro in den Anbau,
den auf dieser Ebene ein Besprechungsraum komplettiere.

Dachgeschoß
Das Dachgeschoß bleibe im Großen
und Ganzen unverändert, dort solle nur der Flur verbreitert
werden, so der Architekt. Harald und Karlheinz Schäfer
(beide SPD) kritisierten, daß den halb so teuren Dachflächenfenstern
der Vorzug vor den aus historischen Ansichten bekannten
Dachgauben gegeben worden sei, aber beim Turmbau
keine Kosten gescheut würden.

Den bisher bis auf die Brücke
zwischen den Obergeschossen leeren Turm wird im Dachjuche
eine Treppe zum Turmzimmer füllen. Das etwa 25 Quadratmeter
große Trauzimmer wird einer 25-köpfigen Hochzeitsgesellschaft
Platz bieten können.
Ingenieur Werner Nickel stellte
den Räten fünf alternative Energieversorgungskonzepte
vor. Wobei neben der klassischen Gasheizung, Pelletheizungen
und Wärmepumpen auch in Kombination mit einer kleinen
Solaranlage zur Sprache kamen. Die ursprünglich geplante
große Solarlösung mit einem 30 000 Liter-Tank war dabei
mit einem Investitionsvolumen von etwa 150 000 € die
teuerste Lösung und ließe sich nach Angaben von Wener
Nickel wirtschaftlich und technisch nicht darstellen.
Damit entfalle auch die Notwendigkeit für den Rathausturm,
warf Harald Schäfer ein und erinnerte daran, daß die
einzige Begründung für den seiner Ansicht nach nicht
ins Ortsbild passenden Turm die Unterbringung des großen
Wassertanks gewesen sei. Anton Schniertsauer (FWG) hielt
dagegen den Turm für das Tüpfelchen auf dem i und zeigte
sich stolz darauf, die „mutige Entscheidung“ für den
Turm getroffen zu haben. Hans-Jörg Oesterle rief zur
Versachlichung der Diskussion auf, denn die ins Spiel
gebrachte Weltoffenheit mache sich nicht am Rathausturm
fest, dieser sei reine Ansichtssache. Oesterle kritisierte
weiterhin das zu üppige Raumprogramm.
Jedoch herrschte im Rat ein Grundtenor,
daß die Gemeinde in Sachen CO2-Einsparung eine Vorreiterrolle
einnehmen sollte und die Grundlast mit regenerativen
Energien abdecken sollte.

Itta Kraemer stellte den Räten
in Kürze verschiedene Möglichkeiten der Straßenraumgestaltung
vor. Ursprünglich habe sie den Straßenverlauf in ein
14 Meter langes Raster aus Parkplätzen und Baumscheiben
eingeteilt wodurch etwa 52 Stellplätze angeboten werden
könnten. Nach Rücksprache mit den Verkehrsbehörden gingen
die weiteren Planungen von einem Verzicht auf die Buchten
an den beiden Bushaltestellen aus, so Kraemer. Um weitere
Akzente entlang der Hauptstraße zu setzen, schlug sie
vor, an markanten Stellen wie vor dem Hotel zum Schiff,
dem Gasthaus zur Sonne und der seitlichen Kirchentreppe
den Belag zu verändern und zusätzlich durch Fahrbahnverengungen
die Geschwindigkeit zu drosseln.
Bei den verschiedenen vorgestellten
Varianten, mit und ohne Alleebäume, geordnete oder ungeordnete
Parkierung schwankte die Anzahl der Stellplätze zwischen
50 und 65.
Sprecher aller Fraktionen wiesen
auf die Notwendigkeit hin, den Verkehr auf dem Platz
vor Rathaus und Kirche zu beruhigen, so daß die Fußgänger
diesen nutzen und die Hauptstraße queren können.
Zur weiteren Beratung erhielten
die Fraktionen die Unterlagen zu den Energiekonzepten
und die Architektenpläne.
Diplom-Geograph Thomas Wirth von
der gemeinnützigen Stadtenwicklungsgesellschaft STEG
erläuterte dem Gemeinderat die Förderquoten für die
einzelnen Abschnitte der Rathaussanierung. Die Gemeinde
Iffezheim bekäme für jeden in den Altbau investierten
Euro 51 Cent vom Land. Beim Neubau seien es 12 Cent
und beim Turm, der zwischen Alt- und Neubau aufgeteilt
würde, 39 Cent je ausgegebenem Euro.
Gegen die Stimme von Hubert Schneider
erteilte der Rat der STEG den Auftrag für jährlich 6
500 €, die Sanierungsmaßnahmen finanziell abzuwickeln.
Der Auftrag umfasst die Sanierungsbuchhaltung, den Abruf
der Fördergelder und den Jahresabschluss mit Sachstandsbericht.
Die Beauftragung des externen Dienstleisters sei notwendig
geworden, da die Kenntnisse der Städtebauförderrichtlinien
und Beantragungsregeln nicht im erforderlichen Umfang
im Rathaus zur Verfügung stünden und aus diesem Grund
bereits Fördergelder verloren gegangen seien.
Für knapp 30 000 € beauftragte
der Rat einen iffezheimer Unternehmer das neben dem
Rathaus stehende Fachwerkhaus der ehemaligen Bäckerei
Götz abzubrechen, um Platz für den Rathausanbau zu schaffen.
Mit zwei Gegenstimmen votierte
der Rat für die Anschaffung eines neues Dienstfahrzeuges
eines bayrischen Herstellers auf Leasingbasis.
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