|
Drogengeschäft in Iffezheim

Es hätte auch ein moralinsaures
Lehrstück um Geldgier und Vertrauen werden können, hätte
es der auf Lustspiele abonnierte Autor Bernd Gombold
nicht in einen seiner berühmten Schwänke präsentiert,
welcher unter der Spielfreude der Laienschauspieler
der Kolpingfamilie Iffezheim aufblühte, die mit ihrem
Schalk im Nacken, das Premierepublikum mit sich rissen.
Viel Zoff steckte bereits im nachbarschaftlichen
Verhältnis zwischen dem naiven Gemüsebauern Franz Kohlkopf
(Matthias Schneider) und der chinesische Heilkunst betreibenden
Ökolandwirtin Maja Müslein ( Manuela Schwab ), die sich
Kosenamen wie „ökologische Bohnenstange“, „Spinatwachtel“
und „Chemie panschender Volksvergifter“ an den Kopf
warfen. Während Franz mit seiner Frau Hilde (Julia Sauter)
mehr schlecht als recht von ihrem konventionellen Landbau
lebten, erzielte die beneidete Nachbarin Müslein Höchstpreise
für ihr biodynamisch gezogenes Gemüse. Als weit lukrativer
erwiesen sich jedoch ihre Sheng Fui, Qui Gong und wie
sie alle hießen akupunktierten Massagen, an ihrer Dauerpatientin
Henneliese von Wolkenstein (Bianca Schramm), deren akkurat-penibler
Gatte Hans Hajo partout nicht unter die Erde wollte
und sie mit seinem Ordnungssinn kräftig „unter Streß“
setzte. Mal auf dem Bauch, mal rittlings durfte die
Gesundheitsfanatikerin auf dem blauen Gymnastikball
Platz nehmen, zu 210 Euro die halbe Stunde, ihre Katze
zum halben Preis.
An kurzer Leine führte Frau Müslein
ihren verschlafenen und äußerst bedächtigen Mann Klaus
(Vorstand Hermann Burkard in seiner Paraderolle) durch's
Leben. Dessen voll bewußt, daß seine Frau wußte, was
gut für ihn ist und daß er nicht der Herr im Hause ist,
nahm er auch mit dem „Dreigängemenü für Stallhasen“
bestehend aus Trockenfrüchten, Dörrobst und Dreikornmüsli
vorlieb, während seine Angetraute am Steak sich gütlich
tat.
Als Maja Müslein den Kohlkopfs
deren langjährige Kundin, die Ladenbesitzerin Berta
Lädele (Elke Path), abspenstig machte, erwies es sich
geradezu als Gunst des Schicksal, daß der zwielichtige
Mario (Andreas Zink) ihnen für die Aufzucht seiner neu
entwickelten Potenzpflanze eine Menge Geld bot. Damit
das geheime Projekt seiner „Pharmafirma“ nicht auffliege,
nistete er sich als „Miroslaw, der polnische Erntehelfer“
in Kohlkopfens Dachstube ein. Unter so vielen Männer
fühlte sich der zweite Pensionsgast, der schwuchtelige
Thorsten Weichmann (köstlich Robert Merkel) wärmstens
aufgehoben.
Franz träumte schon von der „dicken
Kohle“, wenn er erst zig Hektar unter Potenzpflanzen
stehen habe, als das Mittel auch schon seine erste Nagelprobe
zu bestehen hatte. Pizzabäcker Giovanni Tomati (Herbert
Sauter auf den Leib geschrieben), treuer Kunde von Franz
Kohlkopf, klagte diesem sein Leid beim Erfüllen der
ehelichen Pflichten, bei „Amore“, was für dicke Luft
im „La Traviata“ sorge. Er sei vom Ferrari zum rostigen
Fiat verkommen, warf ihm seine temperamentvolle Frau
Maria vor, die von Erika Hüttlin nach zwanzig Jahren
Bühnenabstinenz mit Bravour gespielt wurde.
Doch leider ging die „Pizza Potenza“
nach hinten los und brachte nichts auf Vordermann, sondern
Magen und Darm des Pizzabäckers kräftig durcheinander,
die nur durch einheimischen Selbstgebrannten wieder
zu beruhigen waren.
Als weitere Bombe platzte ins
trügerische Idyll, die Nachricht, daß Klaus Müslein
als Canabishändler per Phantombild gesucht wurde. Hatte
der Arbeitsscheue, um den Umweg übers eigene Gewächshaus
zu sparen, kurzerhand des Nachbarn Wunderpflänzchen
als besonders biologische Tomatensetzlinge auf dem Bauernmarkt
verhökert. Sein Geschäft mit dem Stoff sich in Luft
auflösend sehend, lies Mario „Miroslaw“ seine Maske
fallen und entpuppte sich als skrupelloser Drogenhändler,
der seine Zeugen beseitigen wollte, aber von dem gar
nicht mehr so weicheiigen Thorsten überwältigt wurde.
Als verdeckt ermittelnder Kommissar Frank Müller war
es diesem endlich gelungen, dem Dealer das Handwerk
zu legen.
Trotz des ernsten Themas war der
Kolpingfamilie ein vergnügliches Stück gelungen, welches
das Publikum begeisterte, das sich mit tosendem Applaus
für die Monate lange Probenarbeit und den unterhaltsamen
Abend bedankte.
|