Begeisterndes Konzert riß Zuhörer
mit
Mit einer gegenüber dem Vorjahr noch
etwas stärker angezogen Leistungsschraube, präsentierte
sich der exquisit aufgelegte Musikverein Iffezheim bei
seinem Osterkonzert. Stimmig in allen Partien, begeisterten
die Musiker unter der Stabführung von Friedel Seifert
die Zuhörer in der bis auf den letzten Platz gefüllten
Festhalle.

Der fulminante Auftakt in einen
begeisternden Konzertabend blieb heuer dem Jugendorchester
vorbehalten, das unter dem Dirigat von Matthias Lang
mit dem „Fluch der Karibik II“ (Hans Zimmer) die Zuhörer
in das 17. Jahrhundert der Korvetten und Freibeuter
entführte. Mal harmonisch, mal aggressiv zeichneten
die Jungmusiker ein Bild der Welt des Jack Sparrow
Ordentlich groovend brachten die
Musikzöglinge Sonny Rollins Jazzstandard „St. Thomas“
mit Patrick Hoog an der Solo-Trompete mit karibischer
Lebensfreude dem begeisterten Publikum rüber. Mit einem
solchen Nachwuchs braucht es einem um die Zukunft des
Musikvereines nicht bange sein.
In
seiner bekannt ruhigen und sachlichen Art bereitete
Hubert Müller die Zuhörer in seiner Moderation auf die
Stücke des Hauptorchester vor, wobei er mit großem musikalischem
Sachverstand auf deren Entstehungsgeschichte und Dramaturgie
hinwies.
War dem „Erben Beethovens“ (Paganini)
Hector Berlioz zu Lebzeiten die breite Anerkennung versagt
geblieben, so konnten sich er und die Musiker aus Iffezheim
am Osterabend dieser sicher sein. Mit revolutionären
Klangbildern ließen sie den „Carneval Romain“ aufleben,
der sich aus der leichten Fröhlichkeit im kleinen Blech
und Holz zu gewaltigen Hymnen empor schwang, wobei sich
Young-Guk Lee mit seinem Englischen Horn exzellent in
Szene setzte. Ein brillantes Feuerwerk an Klangfarben
aus der Hexenküche der Klangzauberei, wie Müller treffend
beschrieb, das den Musikern technisch alles abverlangte
und das Auditorium mitriß.
Mit watteweichen, warmen Klängen
entführte der Klangkörper sein Publikum in die Welt
der Geschichtenerzähler und Balladensänger der Grünen
Insel. In dem auch als „Londonderry Air“ oder „Danny
Boy“ traditionellen Volksstück „Irish Tune from County“
brillierte einmal mehr Young-Guk Lee, der mit seinem
Englischen Horn für die authentische Klangfarbe sorgte.

Von einem Potpouri zu sprechen
würde der Art nicht gerecht werden, wie die Bläser die
dramatischen Gegensätze im Leben der Elisabeth Amalie
Eugenie mit Melodien aus dem Musical „Sissy“ (Michael
Kunze / Sylvester Levay) nachzeichneten. Mal schwermütig
und traurig dissonant, mal heiter im Walzertakt, maschinenartig
vom gesamten Schlagwerk zum Fortissimo Tutti getrieben,
kulminierte das eigentlich als selbstständiges Werk
zu betrachtende Stück in Elisabeths Motto „Ich gehör'
nur mir!“.
Mit Pauken und Trompeten den Einmarsch
des „Lord Tullamore“ (Carl Wittrock) in die Festhalle
ankündigend, entwickelten die Musiker ein Klanggemälde,
das an Plastizität kaum zu überbieten ist und der Phantasie
des Besuchers freien Raum ließ. Der von den Flöten dominierte
traditionelle Hüpftanz der Landbevölkerung kontrastierte
mit Jagdszenen des Landadels. Aus dem Adagio stiegen
die Register in unterschiedlichen Rhythmen empor und
im Crescendo strebte das gut sortierte Orchester auf
das alles überstrahlende Finale zu, mit dem sie die
vom Klang berauschten Zuhörer in die Pause entließen.
Mit
„The Olympic Spirit“ (John Williams), der NBC-Olympia-Hymne
aus dem Jahre 1988, sammelte der Musikverein Iffezheim
seine Zuhörer wieder im Auditorium um ihm dann ein skurril,
schwerfälliges, dennoch leichtes Stück aus der „Iffezheimer
Elefantenschule“ zu präsentieren. Ein Paradebeispiel
für die einzigartig innige Beziehung zwischen dem Tubisten
und seinem tiefen Blech bot Vorstand Manfred Burkard,
der den brillanten Solopart der „Tubagatelle“ (Fernand
Tinturier) inmitten seiner ihn stampfend begleitenden
Kollegen übernahm.
Nahtlos reihten die Musiker die
Highlights des Musicals „The Lion King“ (Calvin Custer)aneinander.
Hierbei zog der Klangkörper in Sachen Rhythmik und Dynamik
alle Register seines Könnens und spielte sich unter
der exakten Stabführung von Friedel Seifert schier trunken,
um die dramatische Geschichte um Intrigen, Macht- und
Mordlust mit dem schlußendlichen Sieg der Liebe auszumalen.
Ein
Klangerlebnis der besonderen bot Solist Matthias Lang,
der mit seinem Altsaxophon sowohl die melancholisch
dunklen Klänge, als auch die fröhlichen Tupfer zu „Summertime“
aus George Gershwins Oper „Porgy & Bess“ beisteuerte.
Pure Lebenslust versprühte er im Duett mit dem Orchester
bei Dennis Armitages „Holiday Swing“ im Big Band Sound
der Dreißiger Swing pur zelebrierten.
Zum letzten Titel des offiziellen
Programms übernahmen die Youngsters hinter dem Schlagwerk
das Kommando und gaben den Samba-Takt vor. Bei „El Cumbanchero“,
das millionenfach gespielt zig Tanzschuhe auf dem Gewissen
hat, ließen sie es nochmals richtig krachen.
Stehende Ovationen waren der gebührende
Dank des restlos begeisterten Publikums für die monatelange
Vorbereitung unter Friedel Seifert. Erst nach zwei Zugaben
ließen sich die hingerissenen Gäste in die Frühlingsnacht
entlassen. Ein Lob an Moderator Hubert, der einem das
Schrieben äußerst leicht machte.

Für jeweils 25 Jahre aktives Musizieren
im Orchester wurden Marianne Bruder, Roland Moosmann
und Christian Ziegler von Bürgermeister Peter Werler
mit der Verbandsehrennadel des Badischen Blasmusikverbandes
ausgezeichnet.
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