Jubiläumsfest Männergesangverein Liederkranz
Herrn Stumpfes Zupf- & Ziehorchester

Im Sturm eroberten die vier Gralshüter
des saftig brunnentiefen Schwäbisch die Renngemeinde
im mittelbadischen Kernland. Die Erfolgsrezeptur aus
Erzkommediantentum, hervorragendes stimmliches Können
und instrumentaler Virtuosität schlug die Zuschauer
in ihren Bann, welche die Urschwaben mit reichlich,
reichlich Beifall frenetisch feierten.
Skrupellos widmeten sich die Hausmusiker Stücken
bekannter Interpreten, die zum einen instrumental kräftig
durchgeschüttelt wurden und zum andern mit Texten von
urschwäbischer Sinnhaftigkeit versehen wurden. Aus Angelo
Branduardis Wasserflöhen wurde „Dagmar“ wegen der Mann
„Des Gwehr vom Schrank ra“ holt. Genauso runderneuert
wurde Jimmy Hendrix, der im Renndorf nach „Joseph“ rief
und statt mit E-Gitarre mit Großem Blech und Kontrabaß,
dessen Vibrationen Benny „Banano“ Jäger immer wieder
begeisterten, besetzt war. „Im Schreiner sei Gsell“
blieb mehr dem Irdischen verhaftet und fuhr beileibe
nicht über die höllische Autobahn wie einst Bon Scott
von AC/DC. Lou Reeds Spaziergang auf der
wilden Seite des Lebens wurde zur Aufforderung „Du mol
den Hond weg!“. Ins Gegenteil verkehrten die Kommedianten
Billy Swans großzügiges Hilfsangebot und machten daraus
eine Hymne für Neureiche: „I han Geld“.
Solch schalkhaft musikalische Kraftanstrengungen
mußten unweigerlich zum „Sekundendurst“ führen. Nach
Weizen für die Musiker und Vesperbrot für Alle griffen
die Schwaben aus Rücksicht auf die Mikrofone, damit
sich dort nicht wieder Monate lang Paprikalyoner festsetzt,
für „Scotch Mist“ beherzt in die Saiten.
Ihr stimmliches Talent brachten die Vier bei ihren
„Stern“, der im großen Sternenmeer strahlt, besonders
zur Geltung, jenem schweizer Volkslied, dessen Vortrag
in Helvetien rund dreieinhalb Tage dauert und in Iffezheim
so gesehen in atemberaubender Geschwindigkeit zum Vortrag
gebracht wurde.
Nicht nur musikalisch auch mit ihren Intermezzos
trugen die Erzkomiker zum Gag-Feuerwerk in der Feilufthalle
bei. So führte der bekennende „Lindenstraße“-Gugger,
Michael „Flex“ Flechsler, in einem eloquenten,
ob seines Detailreichtums seine Mitmusiker zu Tode
langweilenden Fachvortrag, die aufmerksamen Zuhörer
in die richtige Standortwahl eines Videorekorders ein,
damit weder die Kabel zu lang, noch das Bild zu quer
daher kommt.
Selbst bei dem langsamsten Schwaben wächst nach der
vermögensschädlichen Scheidung von seiner Angetrauten,
die sich bereits beim Erwerb des ehelichen Fingerschmuckes
in der obersten Preiskategorie tummelte, rasch die Erkenntnis:
„Der Reng war deier!“.
Schon früher hatten Musikanten ab und an ihre Lieblingsrezepte
in Noten verpackt, aber keiner mit einer solchen Verve
wie Marcel „Selle“ Hafner, der seine Begeisterung für
das schwäbische Nationalgericht beswingt beim „Linsengericht“
dem Publikum rüberbrachte.
Melancolisch verträumt servierte Manfred „Manne“
Arnold den „Valse d'Alsace“ am Klavier im Duett mit
„Selle“ an der Quetschkommode.
Sebstverfreilich durfte am Ende das schmerzende „Bemberle“
nicht fehlen. Das begeisterte Publikum ließ die „oifache
Kapell“ genauso selbstverständlich nicht ohne Zugaben
von der Bühne, von der aus sich die „Stumpfes“ dann
noch unter die begeisterten 600 Zuschauer und vor den
Zapfhahn mischten.
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