Zum Dank und zur Ehre Gottes
Mit einer Gedenkmesse ehrten
die Sänger des Männergesangverein-Liederkranz 1857 Iffzheim
ihre verstorbenen Sangesbrüdern. Mit der damals revolutionär
in der Landessprache gehaltenen „Deutschen Messe“ von
Franz Schubert umrahmten die Männer den ökumenischen
Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst marschierten die
Sänger zum Friedhof um dort einen Kranz zum Andenken
an die Verstorbenen niederzulegen, ohne die der Chor
heuer nicht sein Jubiläum feiern könnte, wie der Vorsitzende
Karlheinz Schäfer hervorhob.

Gott zum Dank und dem Allmächtigen
Ehr erhoben die Sänger zur Freude der Gottesdienstbesucher
ihr Stimmen für das Auftragswerks des Dichters Johann
Phillip Neumann, der in seinem Bogen vom Ersten Buch
Moses bis zum Neuen Bund des Neuen Testamentes die wichtigsten
Stationen der christlichen Heilslehre thematisiert und
diese mit den Sorgen und Nöten der Menschen verknüpft.
Dies wurde bereits im Eingangslied
deutlich, als der Chor der zögerlich-ängstlichen Frage
„Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich
drücken?“ sein erlösendes „Zu Dir, oh Vater“ entgegenschleuderte.
Die
eingängigen Tonfolgen der diatonischen Melodik setzten
sich im „Gloria“ fort, in dem verwundert und doch voller
Freude der Männerchor den himmlischen Heerscharen des
Lukas-Evangeliums gleich die „Ehre Gottes in der Höhe“
pries.
In dem homophon gesetzten Auftragswerk
übernahm der erste Tenor in gewohnter Präzision die
Melodieführung. Im „Credo“ führte der Chor die Gemeinde
in die Genesis zurück und pries den Schöpfer der Welt.
Der Dank der Sänger an den Schöpfer kulminierte zum
Offertorium (Du gabst, oh Herr, mir Sein und Leben),
das in seiner unnachahmlichen Anziehungskraft einer
vertonten Weihnachtskarte gleich kommt.
Die Deutsche Messe wäre nicht
von Schubert, jonglierte der Meister des Kunstliedes
nicht mit Piano- und Fortezyklen, anschwellenden Tonsilben
und Oktavsrpüngen, welche von Chorleiter Herbert Szymanski
feinst akzentuiert herausgearbeitet wurden und den Sängern
höchste Konzentration abverlangten. Diese Klippen wurden
wie im „Sanctus“ hervorragend gemeistert: Im Pianissimo,
das „Heilig“ hauchend, beginnend, dann abrupt das Kirchenschiff
sprengend ins Fortissimo wechselnd, pries der stimmgewaltige
Chor die Größe und Erhabenheit Gottes.
Zum Abschluß des Gottesdienstes
intonierte der Männergesangverein Liederkranz die Hymne
„Die Himmel rühmen“ bei der es Ludwig van Beethovens
vollendet verstand, Deklamation und Akzentuation des
Gedichtes von Christian Fürchtegott Gellert nachzuzeichnen.
Nach dem furiosen Auftakt wechselte die Melodie in den
ersten Tenor, der ostinat orgelgleich von den anderen
Stimmen in feinst ausgebildeter Dynamik unterstützt
wurde. Dabei erzeugte der Chor unter der exakten Stabführung
von Herbert Szymanski eine schier unerträgliche Spannung,
die sich in der von den Herren majestätisch in das Kirchenschiff
geschmetterten unisonen „Ehre Gottes in der Natur“ entlud
und dabei die Gottesdienstbesucher tief in ihrem Innern
berührte. Vielen füllten sich dabei die Augen mit Tränen
der Rührung und bestätigten damit den Rezensenten der
Leipziger „Allgemeinen musikalischen Zeitung“, der schon
vor 200 Jahren festhielt: Wer durch [diese] Musik, wie
vornehmlich von der Stelle an: <Wer trägt der Himmel
unzählbare Sterne> bis zu Ende, nicht bewegt wird,
der wird schwerlich durch eine Musik [...] bewegt werden.“.

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