Begeisternde Mühlbachrenaturierung
Begeisterung leuchtete aus
den Augen der Gemeinderäte und den Mitgliedern der Initiativgruppe
Naturschutz (INI) bei der Begehung des südlich der Renngemeinde
gelegenen renaturierten Teilstückes des Mühlbaches.
Einzigster Wermutstropfen für die INI war, daß der bei
den Bauarbeiten zufällig entstandene Waldsumpf wieder
vom Bachlauf getrennt und damit trockengelegt
werden mußte.
In Vertretung von Bürgermeister
Peter Werler begrüße Kurt Lorenz die Anwesenden und
bekräftigte, daß mit dem Abschluß der Arbeiten ein lange
gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen sei. Die gelungene
Arbeit müsse nun noch durch die Sanierung des Schaafswehres
verbunden mit einem Fischpass abgerundet werden, warf
Lorenz einen Blick in die Zukunft und dankte Frau Nadolni
und Herrn Bostelmann von Büro Aland für die Planung,
Herrn Semmelmann von der Umweltstiftung Rastatt für
die großzügige Finanzierung und Herrn Immhoff von der
ausführenden Firma Reiff für die gelungene Umsetzung.
Waltraud Godbarsen ging auf die
Geschichte der Planung ein und erinnerte, daß die INI
den Gewässerentwicklungsplan für den Riedkanal um einen
Plan für den oberhalb liegenden Mühlbach ergänzen wollte.
Dieser Plan sei im letzten Jahrtausend von den Aufsichtsbehörden
abgelehnt worden, worüber sie nun froh sei, da die nun
umgesetzte Planung des Büros Arland wesentlich mehr
Vorteile böte. Sie sei froh, daß durch die durchgeführten
Maßnahmen sich nun die Gewässergüte und -struktur verbessere
und sich neue Lebensgemeinschaften entwickeln könnten.
Rolf Bostelmann vom planenden
und baubegleitenden Büro Aland stellte an verschiedenen
Stellen die von der Umweltstiftung Rastatt zu neunzig
Prozent finanzierten Einzelmaßnahmen auf der etwa einen
Kilometer langen Bachstrecke zwischen dem Ortsrand und
der B500 vor. Ziel der Baumaßnahmen sei es, dem Bach
eine Chance darzubieten, sich die Freiheit zur eigenständigen
Entwicklung zu nehmen. Hierbei Kurt Lorenz streute Kurt
Lorenz detail- und kenntnisreich geschichtliche Aspekte
der Mühlbachentwicklung ein. Der abschließenden
Anbindung des immer noch isolierten Mühlbaches an den
Örtergraben und somit an das übergeordnete Fischwegenetz
stehe der Aushub des Eisweiers im Wege, erläuterte Bostelmann.

Dieser werde wohl bis zum Herbst
abgetragen sein, dann könne mit dem Bau eines Bettes
für den etwa 200 Meter langen Bach mit einem Durchfluß
von fünzig Litern je Sekunde zwischen Mühlbach und Oertergraben
begonnen werden, über den die Fische dann Besitz vom
Mühlbach ergreifen könnten. Die derzeitige für Fische
nicht passierbare Anbindung über einen Dohlen werde
dann entfallen.

Die Sandmatten seien als Regenrückhaltebecken
ausgebaut, das mit einen Damm zum Wohngebiet „Gute Morgenmatt“
abschließe, erläuterte der Planer. Am dem Einlauf des
überschüssigen Regenwassers aus dem Ortsgebiet in die
Sandmatten, das auf Grund der Mischkanalisation mit
Fäkalien verschmutzt ist, seien zwei Buchten angelegt
worden, in denen die Schwebstoffe sich absetzten könnten,
um dann vom sich entwickelnden Röhricht zersetzt zu
werden. Aufgrund dieses Ausbaues zum Rückhaltebecken
habe er sich denn auch getraut, den westlich den Mühlbach
einschließenden Damm stellenweise zu durchbrechen und
dem Bach seine Aue, sein Feuchtgebiet wiederzugeben.
Als Beispiel zeigte er den interessierten Zuhörern eine
Stelle im ersten Drittel des Baches, an der der Bachlauf
um etwa zehn Meter in die Sandmatten verschwenkt und
verbreitert wurde, wobei ein Altarm reaktiviert wurde.
Bereits nach sechs Wochen habe sich der angelegte Gewässerlauf
verändert. Der Mühlbach habe schon eine kleine stehengebliebene
Insel abgetragen, schilderte Bostelmann die neue Eigenentwicklung
des Fließgewässers.

Weiter oberhalb ist der Mühlbach
von Wald umgeben. Auf dem nährstoffreichen Boden wüchsen
zahlreiche Bäume, schilderte Bostelmann die Ausgangssituation.
Besonders begeisterten den Planer der alte und zahlreiche
Ulmenbestand. Er bereitete die Anwesenden jedoch darauf
vor, daß es bis in dreißig Jahren keine Ulmen mehr
in Deutschland geben werde. Der aus Amerika über Holland
eingeschleppte Ulmensplintkäfer infiziere die Ulmen
mit einem Pilz, der den Ulmen innerhalb Wochen den Garaus
mache. Bisher gebe es kein Gegenmittel.
Um den Baumbestand großteils zu
erhalten, habe man in diesem Bereich nicht so stark
eingreifen können. Hier seien oft lediglich Kiesbänke
zur Verminderung des Querschnittes aufgeschüttet und
an einigen Stellen das Steilufer angerissen worden.
An den eingebrachten Strömungsablenker hätte der Bach
trotz des geringen Durchflusses von um die 500 Liter
in der Sekunde bereits tiefere Gumpen ausgewaschen,
als der Bach je während eines Hochwassers tief gewesen
sei, beschrieb der Planer die bereits eingetretenen
Veränderungen. Bostelmann lobte den Baggerführer Willi
Oberrieder, der in diesem dichten Baumbestand sein Großgerät
so sensibel manövriert habe, daß lediglich zwei Bäume
Kratzer davon getragen hätten.

Innerhalb des Waldes führte der
Planer die Räte an eine Stelle, an der der Damm auf
einer Länge von etwa 150 Metern abgetragen worden und
der Bach teichartig in den Wald gelenkt worden war.
Dabei sei auch eine Kolonie Japanknöterich entfernt
worden. Beim Fluten des Mühlbaches sei dieser hier über
das Teichufer getreten und habe den Wald auf einer Fläche
von gut 1500 Quadratmetern überflutet. Daraufhin sei
der Wald durch einen Wall abgegrenzt worden. Eine Maßnahme,
die vom INI-Vize Herbert König sehr bedauert wurde.
Er hätte den Waldsumpf gern erhalten. Bostelmann erläuterte,
daß die Planung ihm keine andere Wahl gelassen
habe. Für einen Waldsumpf hätte ein neues Genehmigungsverfahren
angestrengt werden müssen, dem er, auch wenn ihn
die Idee aus Sicht des Naturschutzes begeistert habe,
wenig Chancen einräumte. Dies unterstrich auch Gemeindeförster
Norbert Kelm, der ausführte, daß durch das stehende
Wasser die fast hiebreifen Bäume absterben würden und
damit Bachweg, B 36 und der Radweg gefährdet sein würden.

Als Abschluß des von allen Beteiligten
in höchsten Tönen gelobte Werk würde in den nächsten
Wochen noch die Beschilderung entworfen, schloß Bostelmann
seinen Vortrag.
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