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20. Januar 2007

 
 

Begeisternde Mühlbachrenaturierung

 

Begeisterung leuchtete aus den Augen der Gemeinderäte und den Mitgliedern der Initiativgruppe Naturschutz (INI) bei der Begehung des südlich der Renngemeinde gelegenen renaturierten Teilstückes des Mühlbaches. Einzigster Wermutstropfen für die INI war, daß der bei den Bauarbeiten zufällig entstandene Waldsumpf wieder vom Bachlauf getrennt und damit  trockengelegt werden mußte.

In Vertretung von Bürgermeister Peter Werler begrüße Kurt Lorenz die Anwesenden und bekräftigte, daß mit dem Abschluß der Arbeiten ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen sei. Die gelungene Arbeit müsse nun noch durch die Sanierung des Schaafswehres verbunden mit einem Fischpass abgerundet werden, warf Lorenz einen Blick in die Zukunft und dankte Frau Nadolni und Herrn Bostelmann von Büro Aland für die Planung, Herrn Semmelmann von der Umweltstiftung Rastatt für die großzügige Finanzierung und Herrn Immhoff von der ausführenden Firma Reiff für die gelungene Umsetzung.

Waltraud Godbarsen ging auf die Geschichte der Planung ein und erinnerte, daß die INI den Gewässerentwicklungsplan für den Riedkanal um einen Plan für den oberhalb liegenden Mühlbach ergänzen wollte. Dieser Plan sei im letzten Jahrtausend von den Aufsichtsbehörden abgelehnt worden, worüber sie nun froh sei, da die nun umgesetzte Planung des Büros Arland wesentlich mehr Vorteile böte. Sie sei froh, daß durch die durchgeführten Maßnahmen sich nun die Gewässergüte und -struktur verbessere und sich neue Lebensgemeinschaften entwickeln könnten.

Rolf Bostelmann vom planenden und baubegleitenden Büro Aland stellte an verschiedenen Stellen die von der Umweltstiftung Rastatt zu neunzig Prozent finanzierten Einzelmaßnahmen auf der etwa einen Kilometer langen Bachstrecke zwischen dem Ortsrand und der B500 vor. Ziel der Baumaßnahmen sei es, dem Bach eine Chance darzubieten, sich die Freiheit zur eigenständigen Entwicklung zu nehmen. Hierbei Kurt Lorenz streute Kurt Lorenz detail- und kenntnisreich geschichtliche Aspekte der Mühlbachentwicklung ein.  Der abschließenden Anbindung des immer noch isolierten Mühlbaches an den Örtergraben und somit an das übergeordnete Fischwegenetz stehe der Aushub des Eisweiers im Wege, erläuterte Bostelmann.

Dieser werde wohl bis zum Herbst abgetragen sein, dann könne mit dem Bau eines Bettes für den etwa 200 Meter langen Bach mit einem Durchfluß von fünzig Litern je Sekunde zwischen Mühlbach und Oertergraben begonnen werden, über den die Fische dann Besitz vom Mühlbach ergreifen könnten. Die derzeitige für Fische nicht passierbare Anbindung über einen Dohlen werde dann entfallen.

Die Sandmatten seien als Regenrückhaltebecken ausgebaut, das mit einen Damm zum Wohngebiet „Gute Morgenmatt“ abschließe, erläuterte der Planer. Am dem Einlauf des überschüssigen Regenwassers aus dem Ortsgebiet in die Sandmatten, das auf Grund der Mischkanalisation mit Fäkalien verschmutzt ist, seien zwei Buchten angelegt worden, in denen die Schwebstoffe sich absetzten könnten, um dann vom sich entwickelnden Röhricht zersetzt zu werden. Aufgrund dieses Ausbaues zum Rückhaltebecken habe er sich denn auch getraut, den westlich den Mühlbach einschließenden Damm stellenweise zu durchbrechen und dem Bach seine Aue, sein Feuchtgebiet wiederzugeben. Als Beispiel zeigte er den interessierten Zuhörern eine Stelle im ersten Drittel des Baches, an der der Bachlauf um etwa zehn Meter in die Sandmatten verschwenkt und verbreitert wurde, wobei ein Altarm reaktiviert wurde. Bereits nach sechs Wochen habe sich der angelegte Gewässerlauf verändert. Der Mühlbach habe schon eine kleine stehengebliebene Insel abgetragen, schilderte Bostelmann die neue Eigenentwicklung des Fließgewässers.

Weiter oberhalb ist der Mühlbach von Wald umgeben. Auf dem nährstoffreichen Boden wüchsen zahlreiche Bäume, schilderte Bostelmann die Ausgangssituation. Besonders begeisterten den Planer der alte und zahlreiche Ulmenbestand. Er bereitete die Anwesenden jedoch darauf vor, daß es bis in dreißig Jahren keine Ulmen  mehr in Deutschland geben werde. Der aus Amerika über Holland eingeschleppte Ulmensplintkäfer infiziere die Ulmen mit einem Pilz, der den Ulmen innerhalb Wochen den Garaus mache. Bisher gebe es kein Gegenmittel.

Um den Baumbestand großteils zu erhalten, habe man in diesem Bereich nicht so stark eingreifen können. Hier seien oft lediglich Kiesbänke zur Verminderung des Querschnittes aufgeschüttet und an einigen Stellen das Steilufer angerissen worden. An den eingebrachten Strömungsablenker hätte der Bach trotz des geringen Durchflusses von um die 500 Liter in der Sekunde bereits tiefere Gumpen ausgewaschen, als der Bach je während eines Hochwassers tief gewesen sei, beschrieb der Planer die bereits eingetretenen Veränderungen. Bostelmann lobte den Baggerführer Willi Oberrieder, der in diesem dichten Baumbestand sein Großgerät so sensibel manövriert habe, daß lediglich zwei Bäume  Kratzer davon getragen hätten.

Innerhalb des Waldes führte der Planer die Räte an eine Stelle, an der der Damm auf einer Länge von etwa 150 Metern abgetragen worden und der Bach teichartig in den Wald gelenkt worden war. Dabei sei auch  eine Kolonie Japanknöterich entfernt worden. Beim Fluten des Mühlbaches sei dieser hier über das Teichufer getreten und habe den Wald auf einer Fläche von gut 1500 Quadratmetern überflutet. Daraufhin sei der Wald durch einen Wall abgegrenzt worden. Eine Maßnahme, die vom INI-Vize Herbert König sehr bedauert wurde. Er hätte den Waldsumpf gern erhalten. Bostelmann erläuterte, daß  die Planung ihm keine andere Wahl gelassen habe. Für einen Waldsumpf hätte ein neues Genehmigungsverfahren angestrengt werden müssen, dem er, auch  wenn ihn die Idee aus Sicht des Naturschutzes begeistert habe, wenig Chancen einräumte. Dies unterstrich auch Gemeindeförster Norbert Kelm, der ausführte, daß durch  das stehende Wasser die fast hiebreifen Bäume absterben würden und damit Bachweg, B 36 und der Radweg gefährdet sein würden.

Als Abschluß des von allen Beteiligten in höchsten Tönen gelobte Werk würde in den nächsten Wochen noch die Beschilderung entworfen, schloß Bostelmann seinen Vortrag.

 
Euer Kommentar an Matthias
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