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27. Mai 2007

 
 

Mutmaßlicher Betrüger sponsort Rennen

 

Da werden Erinnerungen an den Februar 2000 wach: Am dritten des Monats verkündete damals der Club voller Insbrunst, daß die Firma FlowTex als Sponsor für den Großen Preis gewonnen worden sei und kegelte gleichzeitig seinen langjährigen Partner Mercedes-Benz aus dem Traditionsrennen. Vier Tage später umschmeichelten Stahlbänder die Handgelenke von Manfred Schmieder. Seine jahrelang praktizierte Betrugsmasche um nicht vorhandene Bohrmaschinen war aufgeflogen, das dem Club versprochene Preisgeld perdu.

War der Club damals noch gut- und gerngläubiges Opfer des großen Zampanos aus Ettlingen, so legte sich der Club dieses Jahr bewußt mit einem per Haftbefehl Gesuchten ins Bett: Ulrich "Richie" Engler, Geschäftsführer der "Private Commercial Office Inc." in Florida, die mit ihren Anlageprodukt "US-Land Banking" das Bénazet- Renen sponsorte, wird von der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen mehrfachen Betruges per Haftbefehl gesucht. Bei der Geschäftsadresse in Florida handelt es sich laut SZ um eine Briefkastenanschrift, die man bei UPS mieten kann.

Anfang 2001 wurde Englers Komplize Peter August Friedrich-Wilhelm H. vom Landgericht Hamburg zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er wurde als Mittäter von Ulrich Engler des Anlagebetruges beim Verkauf nicht werthaltiger Erotik-Webseiten  und bei der Gründung einer Offshore-Bank auf Basis einer gefälschten Banklizenz des nicht existierenden Staates  "Dominion of Melchizedek" wegen gemeinschaftlichem Betruges verurteilt. Die 8. Große Strafkammer des Landgericht Hamburg befindet in ihrem Urteil vom 21. Februar 2007 (3190 Js 38/05) gegen den Kompagnon H.: „Zugunsten des Angeklagten [H.; die Red.] hat die Kammer in den Fällen 1 bis 4 weiterhin berücksichtigt, dass seine Tatbeiträge im Vergleich zu den Tatbeiträgen des gesondert verfolgten Mittäters Engler eine weniger gewichtige Bedeutung haben.“ Es entstand laut vorliegender Kopie des Urteils ein Schaden von 250 000 €, wobei das Einsammeln des "Eigenkapitalanteils" der Geschädigten zum Teil direkt über Konten der "Private Commercial Office Inc." gelaufen ist.

Bereits die Daten aus Englers Lebenslauf scheinen alles andere als gesichert zu sein, denn die JP Morgan Chase hat laut SZ Klage dagegen eingereicht, daß Engler behauptet, 21 Jahre, davon zehn Jahre als Chefhändler, im Dienst des Institutes gestanden zu haben.

Wie Peter Banzhaf, technischer Direktor des Clubs, mitteilte, habe der Club um den Haftbefehl gegen seinen Sponsor gewußt. Da Geld nicht stinke, habe der Club die Offerte Englers angenommen. Englers "US- Land Banking" sei auch beim UEFA-Cup-Spiel Bayer Leverkusen - Blackburn Rovers, dem Rhein-Neckar-Musikfestival und beim EM- Qualifikationsspiel Irland - Deutschland in Dublin als Sponsor aufgetreten bzw. werde auftreten, daher habe der Club ob dieser Gesellschaft keinen Grund gesehen, Zurückhaltung zu üben. "In Schönheit sterben" gehe eben auch nicht. Es sei eine angenehme Zusammenarbeit gewesen und das Geld sei vor dem Meeting beim Club eingegangen, so Banzhaf.

Und so gab man dem Repräsentanten der Private Commercial Office Inc.  Raum und Zeit aus dem Führring und zwei Ständen heraus für die Anlage in US-amerikanisches Bauerwartungsland zu werben, bei dem eine Verdoppelung des eingesetzten Kapitals innert 4 Jahren versprochen wird.

Der geschäftsführende Vorstand des "Deutschen Instituts für Anlegerschutz",  Volker Pietsch, warnt in der SZ gerade auf Sicherheit bedachte Investoren davor, sich von Engler ködern zu lassen und auf seine Angebote [Land Banking, Daytrading; die Red.] einzugehen. Bislang hätten sich noch keine Geschädigten gemeldet. Dies sage jedoch nichts über die Seriosität der Anlagegeschäfte aus. "Eine derart wundersame Geldvermehrung schließt grundsätzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus.", wird Pietsch in der SZ zitiert.

Weiteres zu Ulrich Engler gibt es in den Quellen:

25. Mai 2007  http://www.sueddeutsche.de/ra11m4/wirtschaft/artikel/784/115669/

20. Feb. 2007 http://www.sueddeutsche.de/finanzen/artikel/798/102696/

13. April 2007 http://www.wirtschaftsfahndung.de/Brisant/engler.htm

22. Nov. 2006 Warnmeldung der österreichischen Finanzmarktaufsicht

 
Euer Kommentar an Matthias
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