Mutmaßlicher Betrüger sponsort Rennen
Da werden Erinnerungen an den
Februar 2000 wach: Am dritten des Monats verkündete
damals der Club voller Insbrunst, daß die Firma FlowTex
als Sponsor für den Großen Preis gewonnen worden sei
und kegelte gleichzeitig seinen langjährigen Partner
Mercedes-Benz aus dem Traditionsrennen. Vier Tage später
umschmeichelten Stahlbänder die Handgelenke
von Manfred Schmieder. Seine jahrelang praktizierte
Betrugsmasche um nicht vorhandene Bohrmaschinen war aufgeflogen,
das dem Club versprochene Preisgeld perdu.
War der Club damals noch gut-
und gerngläubiges Opfer des großen Zampanos aus Ettlingen,
so legte sich der Club dieses Jahr bewußt mit einem
per Haftbefehl Gesuchten ins Bett: Ulrich "Richie"
Engler, Geschäftsführer der "Private
Commercial Office Inc." in Florida, die mit ihren
Anlageprodukt "US-Land Banking" das Bénazet-
Renen sponsorte, wird von der Hamburger Staatsanwaltschaft
wegen mehrfachen Betruges per Haftbefehl gesucht. Bei
der Geschäftsadresse in Florida handelt es sich
laut SZ um eine Briefkastenanschrift, die man bei UPS
mieten kann.
Anfang 2001 wurde Englers Komplize
Peter August Friedrich-Wilhelm H. vom Landgericht Hamburg
zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er wurde als Mittäter
von Ulrich Engler des Anlagebetruges beim Verkauf
nicht werthaltiger Erotik-Webseiten und bei der
Gründung einer Offshore-Bank auf Basis einer
gefälschten Banklizenz des nicht existierenden Staates
"Dominion of Melchizedek" wegen gemeinschaftlichem
Betruges verurteilt. Die 8.
Große Strafkammer des Landgericht Hamburg befindet in
ihrem Urteil vom 21. Februar 2007 (3190 Js 38/05) gegen den Kompagnon H.: „Zugunsten des Angeklagten
[H.; die Red.] hat die Kammer in
den Fällen 1 bis 4 weiterhin berücksichtigt, dass seine
Tatbeiträge im Vergleich zu den Tatbeiträgen des gesondert
verfolgten Mittäters Engler eine weniger gewichtige
Bedeutung haben.“ Es entstand laut vorliegender Kopie
des Urteils ein Schaden von 250 000
€, wobei das Einsammeln des "Eigenkapitalanteils"
der Geschädigten zum Teil direkt über Konten
der "Private Commercial Office Inc." gelaufen
ist.
Bereits die Daten aus Englers Lebenslauf scheinen alles andere
als gesichert zu sein, denn die JP Morgan Chase hat
laut SZ Klage
dagegen eingereicht, daß Engler behauptet,
21 Jahre, davon zehn Jahre als Chefhändler, im
Dienst des Institutes gestanden zu haben.
Wie Peter Banzhaf, technischer
Direktor des Clubs, mitteilte, habe der Club um den
Haftbefehl gegen seinen Sponsor gewußt. Da Geld
nicht stinke, habe der Club die Offerte Englers angenommen.
Englers
"US- Land Banking" sei auch beim UEFA-Cup-Spiel Bayer
Leverkusen - Blackburn Rovers,
dem Rhein-Neckar-Musikfestival und beim EM- Qualifikationsspiel
Irland - Deutschland in Dublin als Sponsor aufgetreten bzw.
werde auftreten, daher habe der Club ob dieser
Gesellschaft keinen Grund gesehen,
Zurückhaltung zu üben. "In Schönheit sterben"
gehe eben auch nicht. Es sei eine angenehme Zusammenarbeit
gewesen und das Geld sei vor dem Meeting beim Club eingegangen,
so Banzhaf.
Und so gab man dem Repräsentanten
der Private Commercial Office Inc.
Raum und Zeit aus dem Führring und zwei Ständen heraus für die Anlage in
US-amerikanisches Bauerwartungsland zu werben,
bei dem eine Verdoppelung des eingesetzten Kapitals
innert 4 Jahren versprochen wird.
Der geschäftsführende Vorstand
des "Deutschen Instituts für Anlegerschutz",
Volker Pietsch, warnt in der SZ gerade auf Sicherheit
bedachte Investoren davor, sich von Engler ködern zu
lassen und auf seine Angebote [Land Banking, Daytrading;
die Red.] einzugehen.
Bislang hätten sich noch keine Geschädigten gemeldet.
Dies sage jedoch nichts über die Seriosität der Anlagegeschäfte
aus. "Eine derart wundersame Geldvermehrung schließt
grundsätzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems
nicht aus.", wird Pietsch in der SZ zitiert.
Weiteres zu Ulrich Engler
gibt es in den Quellen:
25. Mai 2007 http://www.sueddeutsche.de/ra11m4/wirtschaft/artikel/784/115669/
20. Feb. 2007 http://www.sueddeutsche.de/finanzen/artikel/798/102696/
13. April 2007 http://www.wirtschaftsfahndung.de/Brisant/engler.htm
22. Nov. 2006 Warnmeldung
der österreichischen Finanzmarktaufsicht
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