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Rathaus erhält Turm
Mehrheitlich stimmte der Gemeinderat
dem erstmals von den Planern vorgestellten Entwurf
eines Rathausanbaues mit Rathausturm zu. Dieser
Turm soll neben Aufzug und Treppenhaus einen Pufferspeicher
für das mit Sonnenkollektoren auf dem Dach
gewonnene Heizwasser enthalten. Der zweite Schritt
der Ortskernsanierung sieht die Beruhigung des
Verkehrs in der Ortsmitte vor. Als dritte und
letzte Maßnahme soll das Bürgerhaus realisiert
werden.
Völlig neue Ansichten des künftigen
Ortskerns präsentierten Planer Frank Pillich und
sein Partner Christoph Brink den Gemeinderäten mit ihrem
Rundgang per Endoskop durch das Modell des Zentrums
der Renngemeinde. Aus Fußgängersicht konnte sich das
Plenum ein realistisches Bild des Planungsduos machen.
Auf seinem Weg durch das Modell präsentierte Pillich
die möglichen Varianten des Rathausanbaues. Statt
dem, wie er eingestand, zu mächtigen Baukörpers der
bisherigen Planung, stelle er einen niedrigeren, von
einem Walmdach gekrönten Nebengebäude vor. Wie sein
Kompagnon Brink jedoch gleich einwarf, sei dieser Entwurf
aufgrund seiner großen Harmonie, zu langweilig.
Wegen der knapper werdenden fossilen Brennstoffe und
den damit einhergehenden steigenden Energiepreisen habe
sich das Architekturbüro Gedanken über eine energetische
Nutzung des Rathausdaches gemacht. Die Architekten hätten
sich für 100 qm Sonnenkollektorenfläche zur Unterstützung
der Heizung entschieden. Bei den Überlegungen wo die
Wärme gepuffert werden könne, sei ihnen die Idee gekommen,
den 30 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher in einem
„Turm“ zwischen Rathaus und Rathausanbau unterzubringen.
Der sechs mal sechs Meter im Geviert messende
Turm solle darüber hinaus Aufzug und Treppenhaus beinhalten.
Um ebenerdig Platz für das Foyer zu bieten, begänne
der Warmwasserspeicher erst im Obergeschoss, so Pillich.
Gekrönt werde der Turm von einem ganzseitig verglasten
Zimmer, das beste Aussicht auf den Rhein und Schwarzwald
böte, schilderte der Planer. Als Nutzung könne er sich
ein Trauzimmer hoch über den Dächern von Iffezheim vorstellen.
Aus Sicht eines Fußgängers schwebe das Trauzimmer wie
eine Laterne über dem Dach des alten Rathauses.
Der Rathausturm als Höhepunkt der Terrasse von
Alt-und Neubau sei eine große Bereicherung für die Ortsmitte,
schloss Pillich seine Ausführungen. Sein Kollege Christoph
Brink wies daraufhin, daß der Turm nicht nur Dekoration
sei, sondern sich durch die Nutzung regenerativer Energie
auf jeden Fall rechne. Die Kosten für diese Variante
bezifferten die Planer auf 1,92 Millionen Euro.

1) Rathaus 2) Anbau 3) Turm 4) Mediathek
Völlig überrascht und nach anfänglicher
Skepsis konnten sich mehr und mehr Räte mit der Idee
des Turmes anfreunden. Für Manfred Weber (FWG) stellte
der Turm die ideale Lösung dar. Auch Wolfgang
Neiniger (CDU) hielt den Turm für die optimale
Lösung und lobte die Planer für ihre gelungene Arbeit.
Der Turm sei zwar gewöhnugsbedürftig, fand Andrea
Winkler (FWG), aber unter Berücksichtigung der Energiekosten
könne man sich dieser Variante nicht verschließen.
Geschlossen gegen die Rathauserweiterung
wandte sich die SPD-Fraktion, da sie das einst kurz
vorgestellte Raumkonzept der Verwaltung für nicht schlüssig
hielt und noch Diskussionsbedarf sah. Bürgermeister Peter Werler konkretisierte den Raumbedarf und zählte neben den 120 qm für den Polizeiposten ein neues Büro für den Förster , einen neuen Besprechungsraum und ein größeres Bürgermeisterbüro mit Besprechungsecke auf. Auf die Raumreserven in dem
für einen Bruchteil des Geldes sanierbaren Dachgeschosses,
verwies der SPD Ortsvereinsvorsitzende Jürgen Heitz,
der seinen Ratskollegen zu bedenken gab, daß es nicht
Aufgabe der Gemeinde sei, der Polizei Räumlichkeiten
zur Verfügung zu stellen. Schon morgen könne, infolge
einer Umorganisation ,der Polizeiposten aufgelöst werden.
Sein Fraktionskollege Harald Schäfer sah das alte Rathaus
durch den Turm zur Hundehütte degradiert. Auch Hans-Jörg
Oesterle (CDU), der während der ganzen Diskussion dafür
eintrat , daß sich der Anbau dem Hauptgebäude unterzuordnen
habe , konnte sich mit der Turmlösung nicht anfreunden.
Gegen die Stimmen der drei Genossen und Hans-Jörg Oesterles stimmte der Rat mehrheitlich für den Rathausanbau mit Turm und der von Harald Schäfer eingebrachten Maßgabe, alternative Ernergieerzeugungsverfahren in einen Kostenvergleich aufzunehmen.
Reichlich Diskussionsbedarf gab
es auch bei der Festlegung der Reihenfolge der drei
großen Sanierungsprojekte Rathausanbau, Verkehrsberuhigung
und Bürgerhaus. Für die SPD-Fraktion votierte Karlheinz
Schäfer dafür, zunächst den öffentlichen Verkehrsraum
– auch im Hinblick auf die marode Kanalisation- neu
zu ordnen. Wenn erst das FOC in Roppenheim seine Pforten
öffne, werde der Verkehr in und um Iffezheim zusammenbrechen.
Der Ortskern müsse für den Autoverkehr uninteressant
werden. Die Bürger von Iffezheim hätten am meisten davon,
wenn es im Ortskern ruhig werde. Thomas Kronimus (FWG)
schloss sich der Meinung der Sozialdemokraten an, wurde
jedoch von der Mehrheit des Rates überstimmt, die den
Rathausanbau vorzog und das Bürgerhaus hinter die Straßenbaumaßnahmen
stellte.
Auf wenig Gegenliebe stieß bei
der SPD-Fraktion das Konzept des Bürgerhauses. Ihr fehlte
auch hier ein Entwurf zur Raumplanung. Dem hielt Bürgermeister Werler entgegen, daß die öffentliche katholische Bücherei nicht genüge, wie die Ausleihzahlen Iffezheimer Bürger in den Bibliotheken in Rastatt und Baden-Baden zeigen würden. Die Leistungen der künftigen Mediathek, welche nicht von den Ehrenamtlichen des Boromäusvereines erbracht werden könnten, müsse die Gemeinde dann einkaufen. Darüber hinaus müsse sich
die Politik dem demographischen Faktor stellen und Seniorenarbeit
in die Daseinsvorsorge aufnehmen. Außerdem müsse man
dem Heimatverein eine Heimat geben.
Nach grober Schätzung der Planer
beläuft sich der finanzielle Aufwand der vorgestellten
drei Großprojekte zur Ortskernsanierung auf etwa 6,7
Millionen Euro. Hiervon entfallen auf den Rauhausneubau
1,92 Millionen Euro. Für die energetische Sanierung
des Altbaues wurden 660 000 Euro veranschlagt. Mit 1,5
Millionen Euro schlägt das Bürgerhaus zu Buche und 2,6
Millionen Euro entfallen auf die Straßenbauarbeiten.
Die Sanierung des alten
Rathauses werde aus Mitteln des Bundes und des Landes
zu 50 Prozent bezuschusst, erläuterte Thomas Wirth
von der gemeinnützigen Stadtentwicklung Südwest. Der
Neubau hingegen werde nur mit 20 Prozent unterstützt.
Da die Straßenbaulast für die Hauptstrasse beim Landkreis
liege, erhalte die Gemeinde dafür keine Fördergelder.
Für die Gestaltung der Gehwege, Parkplätze und sonstiger
Freiflächen erhalte die Gemeinde einen Zuschuss von
höchstens 120 Euro je Quadratmeter. Wirth beurteilte die Chancen als nicht schlecht, daß Iffezheim über die bisherige, nicht ausreichende Förderung hinaus weitere Gelder bewilligt bekomme.
In der Bürgerfragestunde wies
Feuerwehrkommandant Stefan Manara auf die angespannte
Parksituation an der Ecke Karl-/Hauptstraße hin
und wollte von der Verwaltung wissen welche Maßnahme
diese zu ergreifen gedenke, damit die Löschfahrzeuge
der Feuerwehr auch künftig problemlos in die Hauptstraße
einbiegen können. Bürgermeister Peter Werler wies daraufhin,
daß vor Erteilung eines Halteverbotes die Verkehrsbehörde
anzuhören sei.
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