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10. Dezember 2007

 

 

Rathaus erhält Turm

 

Mehrheitlich stimmte der Gemeinderat dem erstmals von den Planern  vorgestellten Entwurf  eines Rathausanbaues mit Rathausturm zu. Dieser Turm soll neben Aufzug und Treppenhaus  einen Pufferspeicher für das  mit Sonnenkollektoren auf dem  Dach gewonnene Heizwasser enthalten.  Der zweite Schritt der Ortskernsanierung sieht die  Beruhigung des Verkehrs in der Ortsmitte vor.  Als dritte und letzte Maßnahme soll das Bürgerhaus  realisiert werden.

Völlig neue Ansichten des künftigen Ortskerns präsentierten Planer Frank Pillich  und sein Partner Christoph Brink den Gemeinderäten mit ihrem  Rundgang per Endoskop durch das Modell des Zentrums der Renngemeinde. Aus Fußgängersicht konnte sich das Plenum ein realistisches Bild des Planungsduos  machen. Auf seinem Weg durch das Modell präsentierte Pillich die möglichen  Varianten des Rathausanbaues. Statt dem, wie er eingestand, zu mächtigen Baukörpers der bisherigen Planung, stelle er einen niedrigeren, von einem Walmdach gekrönten Nebengebäude vor. Wie sein Kompagnon Brink jedoch gleich einwarf, sei dieser Entwurf  aufgrund seiner großen Harmonie, zu langweilig. Wegen der knapper werdenden fossilen Brennstoffe und den damit einhergehenden steigenden Energiepreisen habe sich das Architekturbüro Gedanken über eine energetische Nutzung des Rathausdaches gemacht. Die Architekten hätten sich für 100 qm Sonnenkollektorenfläche zur Unterstützung der Heizung entschieden. Bei den Überlegungen wo die Wärme gepuffert werden könne, sei ihnen die Idee gekommen, den 30 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher in einem „Turm“ zwischen Rathaus und Rathausanbau unterzubringen. Der sechs mal sechs Meter im Geviert  messende Turm solle darüber hinaus Aufzug und Treppenhaus beinhalten. Um ebenerdig Platz für das Foyer zu bieten, begänne der Warmwasserspeicher erst im Obergeschoss, so Pillich. Gekrönt werde der Turm von einem ganzseitig verglasten Zimmer, das beste Aussicht auf den Rhein und Schwarzwald böte, schilderte der Planer. Als Nutzung könne er sich ein Trauzimmer hoch über den Dächern von Iffezheim vorstellen. Aus Sicht eines Fußgängers schwebe das Trauzimmer wie eine Laterne über dem Dach des alten  Rathauses. Der  Rathausturm als Höhepunkt der Terrasse von Alt-und Neubau sei eine große Bereicherung für die Ortsmitte, schloss Pillich seine Ausführungen. Sein Kollege Christoph Brink wies daraufhin, daß der Turm nicht nur Dekoration sei, sondern sich durch die Nutzung regenerativer Energie auf jeden Fall rechne. Die Kosten für diese Variante  bezifferten die Planer auf 1,92 Millionen Euro.

1) Rathaus 2) Anbau 3) Turm 4) Mediathek

Völlig überrascht und nach anfänglicher Skepsis konnten sich mehr und mehr Räte mit der Idee des Turmes anfreunden. Für Manfred Weber (FWG) stellte der Turm die ideale Lösung dar.  Auch Wolfgang  Neiniger (CDU) hielt den Turm für die optimale Lösung und lobte die Planer für ihre gelungene Arbeit.  Der Turm sei zwar gewöhnugsbedürftig, fand Andrea Winkler (FWG), aber unter Berücksichtigung der Energiekosten könne man sich dieser Variante nicht verschließen.

 Geschlossen gegen die Rathauserweiterung wandte sich die SPD-Fraktion, da sie das einst kurz vorgestellte Raumkonzept der Verwaltung für nicht schlüssig hielt und noch Diskussionsbedarf sah. Bürgermeister Peter Werler konkretisierte den Raumbedarf und zählte neben den 120 qm für den Polizeiposten ein neues Büro für den Förster , einen neuen Besprechungsraum und ein größeres Bürgermeisterbüro mit Besprechungsecke auf. Auf die Raumreserven in dem für einen Bruchteil des Geldes sanierbaren Dachgeschosses, verwies der SPD Ortsvereinsvorsitzende Jürgen Heitz, der seinen Ratskollegen zu bedenken gab, daß es nicht Aufgabe der Gemeinde sei, der Polizei Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Schon morgen könne, infolge einer Umorganisation ,der Polizeiposten aufgelöst werden. Sein Fraktionskollege Harald Schäfer sah das alte Rathaus durch den Turm zur Hundehütte degradiert. Auch Hans-Jörg Oesterle (CDU), der während der ganzen Diskussion  dafür eintrat , daß sich der Anbau dem Hauptgebäude unterzuordnen habe , konnte sich mit der Turmlösung nicht anfreunden. Gegen die Stimmen der drei Genossen und Hans-Jörg Oesterles stimmte der Rat mehrheitlich für den Rathausanbau mit Turm und der von Harald Schäfer eingebrachten Maßgabe, alternative Ernergieerzeugungsverfahren in einen Kostenvergleich aufzunehmen.

Reichlich Diskussionsbedarf gab es auch bei der Festlegung der Reihenfolge der drei großen Sanierungsprojekte Rathausanbau, Verkehrsberuhigung und Bürgerhaus. Für die SPD-Fraktion votierte Karlheinz Schäfer dafür, zunächst den öffentlichen Verkehrsraum – auch im Hinblick auf die marode Kanalisation- neu zu ordnen. Wenn erst das FOC in Roppenheim seine Pforten öffne, werde der Verkehr in und um Iffezheim zusammenbrechen. Der Ortskern müsse für den Autoverkehr uninteressant werden. Die Bürger von Iffezheim hätten am meisten davon, wenn es im Ortskern ruhig werde. Thomas Kronimus (FWG) schloss sich der Meinung der Sozialdemokraten an, wurde jedoch von der Mehrheit des Rates überstimmt, die den Rathausanbau vorzog und das Bürgerhaus hinter die Straßenbaumaßnahmen stellte.

Auf wenig Gegenliebe stieß bei der SPD-Fraktion das Konzept des Bürgerhauses. Ihr fehlte auch  hier ein Entwurf zur Raumplanung.  Dem hielt Bürgermeister Werler entgegen, daß die öffentliche katholische Bücherei nicht genüge, wie die Ausleihzahlen Iffezheimer Bürger in den Bibliotheken in Rastatt und Baden-Baden zeigen würden. Die Leistungen der künftigen Mediathek, welche nicht von den Ehrenamtlichen des Boromäusvereines erbracht werden könnten, müsse die Gemeinde dann einkaufen. Darüber hinaus müsse sich die Politik dem demographischen Faktor stellen und Seniorenarbeit in die Daseinsvorsorge aufnehmen. Außerdem müsse man dem Heimatverein eine Heimat geben.

Nach grober Schätzung der Planer beläuft sich der finanzielle Aufwand der vorgestellten drei Großprojekte zur Ortskernsanierung auf etwa 6,7 Millionen Euro. Hiervon entfallen auf den Rauhausneubau 1,92 Millionen Euro. Für die energetische Sanierung des Altbaues wurden 660 000 Euro veranschlagt. Mit 1,5 Millionen Euro schlägt das Bürgerhaus zu Buche und 2,6 Millionen Euro entfallen auf die Straßenbauarbeiten.

Die  Sanierung des alten Rathauses werde aus Mitteln des Bundes und des Landes  zu 50 Prozent bezuschusst, erläuterte Thomas Wirth von der gemeinnützigen Stadtentwicklung Südwest. Der Neubau hingegen werde nur mit 20 Prozent unterstützt. Da die Straßenbaulast für die Hauptstrasse beim Landkreis liege, erhalte die Gemeinde dafür keine Fördergelder. Für die Gestaltung der Gehwege, Parkplätze und sonstiger Freiflächen erhalte die Gemeinde einen Zuschuss von höchstens 120 Euro je Quadratmeter. Wirth beurteilte die Chancen als nicht schlecht, daß Iffezheim über die bisherige, nicht ausreichende Förderung hinaus weitere Gelder bewilligt bekomme.

In der Bürgerfragestunde wies Feuerwehrkommandant Stefan Manara  auf die angespannte  Parksituation an der Ecke Karl-/Hauptstraße hin und wollte von der Verwaltung wissen welche Maßnahme diese zu ergreifen gedenke, damit die Löschfahrzeuge der Feuerwehr auch künftig problemlos in die Hauptstraße einbiegen können. Bürgermeister Peter Werler wies daraufhin, daß vor Erteilung eines Halteverbotes die Verkehrsbehörde anzuhören sei.

 
Euer Kommentar an Matthias
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