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Waldbegehung

In einer großen Schleife radelten
die Gemeinderäte mit den Mitglieder des Umweltausschusses
und die Jagdpächter über die feuchte und fruchtbare
Geggenau zur Sanddüne im trockenen, mageren Niederwald.
An verschiedenen Stationen erläuterten Gemeindeförster
Nobert Kelm und Forstdirektor Heinz Wicht die heutige
und künftige Nutzung des Waldes.
In
der Geggenau werde der Forst künftig verstärkt auf Esche
und Ahorn setzen, erläuterte Heinz Wicht an Hand eines
1,50 Meter tiefen Bodenprofils. Dies zeige über der
Kiesschicht der Niederterrasse eine massive lehmige
Schlickablagerung durch den Rhein. Seit der Abdeichung
vom Rhein vor drei- bis vierhundert Jahren, sei
die Geggenau von der Schlickzufuhr abgeschnitten. Durch
die Niederschläge würden die Feinstoffe in tiefere Schichten
gewaschen und begännen sich dort zu Lett- und Tonschichten
zu verdichten. Wegen der dadurch zunehmenden Staunässe
eigne sich der Standort, insbesondere in Senken, künftig
nicht mehr für Buchen. Jenen Buchen, deren mächtige
und himmelhohe Stämme in der Erinnerung jeden Gemeinderates
präsent waren.
Diese Buchen rührten vom Tiergehege
des „Jägerlouis“, dem Sohn des Türkenlouis her, welches
um 1750 angelegt worden war, erläuterte der Forstdirektor.
Die Eckern der damals zahlreich gepflanzten Buchen sollten
dem Schwarzwild als Nahrung dienen, ging Wicht die Geschichte
der Geggenau ein.
In
einem weiteren Abschnitt der Geggenau bekamen die Waldbegeher
eine Eindruck von der historischen Bezeichnung „Badischer
Dschungel“. Auf einer Wurffläche des Orkans Lothar wurde
nach der groben Beseitigung des Strumholzes der Wald
wegen der unter dem Altbestand bereits gesprossenen
jungen Bäume sich selbst überlassen. Den Besuchern bot
sich ein überwältigendes Bild eines von Waldreben überwucherten
Stangendickichts, das nach Lothar aus dem fruchtbaren
Boden geschossen war. Gerade diese dichte und wüchsige
Dynamik gebiete einen pflegerischen Eingriff, erläuterte
Nobert Kelm, denn die Waldreben würden die jungen Bäume
zu Boden drücken, so daß diese künftig nicht mehr forstwirtschaftlich
nutzbar wären. Kelm schlug vor, in einer extensiven
Bewirtschaftung einzelne, wertvolle und vielversprechende
Bäume – wie Nuß oder Kirsche- freizuschneiden, so daß
diese unbehindert wachsen könnten. Hierzu müßten Pflegeschneisen
im Abstand von 20-40 Metern angelegt werden. Zwischen
den freigeschnittenen Bäumen würde der badische Dschungel
weiter wuchern. Künftige Generationen könnten die Solitäre
als wertvolle Hölzer ernten.
Wie diese wertvollen Bäume derzeit
vermarktet würden erläuterte Kelm an Hand einer etwa
150- jährigen Eiche. Deren etwa 5,70 Meter lange und
1 Meter starke Erdstamm, also der Stammteil unterhalb
der ersten Äste, sei auf der „Bruchsaler Laubholzsubmission“
für gut 2 000 € versteigert worden. Für die ebenso lange
Zweitläge mit den zahlreichen Astansätzen seien 1 000
€ erzielt worden. Der letze, mächtige Teil des eichenen
„Sahnestückes“, zu dem der Förster die Begleiter führte,
sei für 140 € verkauft worden. Zusätzlich seien
aus der Eichenkrone Brennholz und Schlagraum erlöst
worden. Zusammen mit vier Eschen und zwei Obststämmen
habe die Eiche rund 4 500 € erlöst, summierte Nobert
Kelm auf. Eine solche Verwertung sei allerdings nur
mit sehr guten Hölzern möglich, wie sie der Endbestand
in der Geggenau zum Ziel habe.
Im Niederwald machten sich die
Räte ein Bild der Entwicklung der Sandbiotope seit der
letzten Exkursion im Jahre 2003. Entlang des alten Weges
des Förderbandes des Quartzsandwerkes Stürmlinger breitet
sich ein breiter Silberrasenteppich aus, aus dem Sandglöckchen
lugen.
Daß die 2003 beschlossene Beweidung
der Iffezheimer Sanddüne durch Ziegen Erfolge zeitigte,
davon konnten sich die Gremienmitglieder nach dem anstrengenden
Aufstieg zur Düne überzeugen. Vom dem noch 2003 vor
sich hin wuchernden Unterholz war kaum noch etwas zusehen.
Brombeeren und Robinien seien verschwunden erläuterte
Förster Kelm. Lediglich bei der wuchernden Traubenkirsche
scheinen selbst die gefräßigen Geisen nicht ausreichend
beizukommen, konstatierte Kelm. Hier seien wohl zusätzliche
menschliche Eingriffe nötig, um das Sandrasenbiotop
auf der 18 Meter hohen Binnendüne zu schützen.
Auf
dem Weg zur Sanddüne machten Kelm und Wicht die Gemeinderäte
auf eine 2009 drohende Plage aufmerksam: den Maikäfer.
Klem erläuterte, daß zur Einschätzung der zu erwartenden
Population an den Eckpunkten eines 300 mal 300 Meter
weiten Rasters jeweils 60 Zentimeter tiefe und ein Viertel
Quadratmeter weite Löcher ausgehoben würden. Anhand
der darin gefundenen Larven würde vom der Forstwirtschaftliche
Forschungs- und Versuchsanstakt (FVA) in Freiburg eine
Prognose abgegeben. Um sich von der drohenden Gefahr
zu überzeugen, ließ Kelm die Räte die in dem Loch gefundenen
einjährigen Engerlinge zählen. Das Resultat lag um das
Vierfache höher als die von der FVA definierte kritische
Grenze. Heinz Wicht erläuterte, daß unter solchen Umständen
die FVA eine Bekämpfungsempfehlung ausspreche, wie sie
heuer im Raum Durmersheim-Bietigjheim stattgefunden
habe. Der Maikäfer ließe sich gezielt nur als Käfer
bekämpfen. Gefährlich sei hingegen der zwei- und dreijährige
Engerling, der die Saugwurzeln der Bäume abfräße und
auch die dickeren Wurzeln enthäute, was den Toralverlust
des Baumes zur Folge habe. Für eine erfolgversprechende
Bekämpfung müssten sich die benachbarten Waldbesitzer
-hier Iffezheim, Bund und Sandweier - zusammenschließen,
forderte Wicht. Der Iffezheimer Gemeindewald sei in
der prekären Situation, von zwei verschiedenen Stämmen
mit unterschiedlichem Vierjahresrythmen heimgesucht
zu sein.
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