Ratssitzung 02. April 2007
Pläne zur Ortskernsanierung vorgestellt
Ausgehend von den Ideen aus dem
städtebaulichen Wettbewerb Mitte der Neunziger Jahre
stellten Werner Gerhardt und Bernadette Fink ihre Ideen
zur Umgestaltung des Carées um Rathaus und Kirche vor.
Diese sehen als zentrale Elemente einen Neubau als Rathauserweiterung
und eines Bürgerhauses statt des alten Feuerwehrhauses
vor.

Altes Feuerwehrhaus
Bürgermeister Peter Werler führte
erläuternd ein, daß die Gemeinde im Jahr 2005 in das
Landessanierungsprogramm aufgenommen worden sei und
nun festgelegt werden müsse, welche Räumlichkeiten für
öffentliche Zwecke umgenutzt sowie der rollende und
ruhende Verkehr in Hügelsheimer und Hauptstraße neu
geordnet werden solle. Der Anregung von Berthold Leuchtner
(CDU) den Tagesordnungspunkt als Informationsveranstaltung
ohne Beschlußfassung aufzufassen, pflichtete Werler
bei. Die Beratungen in den Fraktionen und dem Rat sollten
in 2007 abgeschlossen sein, damit im nächsten Jahr mit
der Umsetzung der Planung begonnen werden könne. Dem
Drängen des Bürgermeisters die Beratungen vor der Sommerpause
abzuschließen widersprach Harald Schäfer (SPD) der das
Ortsbild so stark beeinflussende Maßnahme nicht über
das Knie brechen wollte.
Wie Werner Gerhardt vom planenden
Ingenieurbüro Voegele und Gerhardt ausführte, lägen
den Planungen die Ideen des städtebaulichen Wettbewerbs
aus den Neunziger Jahren zugrunde, die aufgrund der
durch Baumaßnahmen veränderten Situation sowie der geänderten
Förderpraxis überplant worden seien. Pikant an der von
seiner Kollegin Bernadette Fink vorgetragenen Detailplanung
sei, daß diese auch private Grundstücke beinhalte. Gerhardt
wies nochmals daraufhin , daß es sich hierbei nur um
Ideen handle, die nicht zwingend so umgesetzt werden
müssen.
Frau Fink stellte zunächst noch
einmal die Situation im Ortsbild prägenden Carée um
Rathaus und Kirche vor. Hierbei falle vor allem der
ungeordnete Bereich unterhalb des Pfarrhauses mit dem
alten Feuerwehrhaus und der Autowerkstatt ins Auge.
Das alte Feuerwehrhaus selbst sei in seiner Substanz
ungeeignet für eine weitergehende öffentliche Nutzung.
Die Autowerkstatt sei an einer anderen Stelle des Ortes
besser untergebracht. Das Fachwerkhaus der ehemaligen
Bäckerei Götz unterhalb des Rathauses sei in einem schlechten
Zustand und wegen seiner geringen Raumhöhe für eine
Rathauserweiterung nicht geeignet. Darüber hinaus sei
es vom Denkmalamt als nicht erhaltenswert eingestuft
worden. Dieser Aufzählung stellte Bernadette Fink
den räumlichen Bedarf in der Ortsmitte gegenüber. Dieser
bestehe in einer Rathauserweiterung um zwei bis drei
Büroräume, neue Räumlichkeiten für den Bürgermeister
und seiner Sekretärin und einem weiteren Besprechungsraum.
Angedacht seien weiterhin ein Trauzimmer und ein neuer
Bürgersaal in dem auch Ausstellungen stattfinden könnten.
Weiterhin würden Räumlichkeiten für die neue Polizeistation,
einen Seniorentreff, den Heimatverein und eine Mediathek
benötigt, zählte Frau Fink auf. In mehreren Varianten
stelle Frau Fink vor, wie die aufgezählten Räumlichkeiten
auf die beiden neuen Gebäude Rathauserweiterung und
altes Feuerwehrhaus aufgeteilt werden könnten.

Bäckerei Götz und Rathaus
Die größte Variante des Rathausnebengebäudes
sah dabei zusätzlich den Abriss des Hauses Hauptstr.
58 (Egon Fritz) vor, an dessen Stelle Parkplätze eingerichtet
werden sollten über die auf Stelzen der neue Bürgersaal
ragt. Um Kirche und Rathaus von parkenden Autos zu befreien,
sah eine Variante des Bürgerhauses eine darunterliegende
Tiefgarage vor. Der Vorplatz der KFZ-Werkstätte soll
nach vorgestellter Planung ebenfalls öffentlichen Parkplätzen
weichen. Anstelle des Werkstattgebäudes und des Wohnhauses
sieht die Planung ein neues Wohngebäude vor.
Wie Frau Fink weiter ausführte
sollen die Fahrbahnen von Haupt -und Hügelsheimer Straße
auf je sechs Meter verengt werden, wodurch am seitlichen
Straßenrand Parkplätze entstünden. Auf dem zentralen
Dreieck zwischen Rathaus und Kirche sei ein Pflasterbelag
und eine Möblierung mit Bänken vorgesehen.
Wie Peter Werler weiter ausführte,
sei er derzeit im Gespräch mit betroffenen Anwohnern.
Es gehe ihm nicht darum Fakten zu schaffen. Es müsse
aber erlaubt sein über alle Fragen nachzudenken und
für morgen zu planen. Der vom Bürgermeister angestrebten
Dynamik im Planungsprozeß mochten sich die Räte nicht
so gerne anschließen und warnten wie Meingold Merkel
(CDU) vor einem Schnellschuß.
Als erste Maßnahme im Rahmen der
Ortskernsanierung wurde die Sanierung des Anwesens Josefstraße
32 (links neben dem Stäffele) genehmigt. Der billigte
einen Zuschuss von 34 000 € für die Sanierung.
Ausgleichsmaßnahmen an Schwarzem
und Bannscheidgraben
Im Rahmen des Planfeststellungsverfahren
zur Verlegung der zweiten Röhre der Ferngasleitung der
Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) wurde die Firma
als Ausgleich für zerstörte Feldgehölze zu Ausgleichsmaßnahmen
verpflichtet. Zunächst war vorgesehen, im Gewann Klosterlehle
42 Obstbäume zu pflanzen, was inklusive Pflegeaufwandskosten
in Höhe von 85 000 € verursacht hätte. Mittlerweile
wurde von der Planung abgerückt und Ausgleichsmaßnahmen
an der Mündung des Schwarzen Grabens in die Sandbach
und am Bannscheidgraben ins Auge gefasst. Wie Bürgermeister
Peter Werler mitteilte hätten bei einer Begehung Mitte
Januar Vertreter der Naturschutzbehörde des Landratsamtes
und der Wasserwirtschaft des Regierungspräsidiums, sowie
des gemeindlichen Forstes teilgenommen.

Zusammenfluß der Sandbach und des
Schwarzen Graben
Die Teilnehmer der Begehung sowie
des Umweltausschusses empfahlen eine Änderung des Planfeststellungsverfahrens
zuzustimmen und statt der geplanten Obstbäume
die fischgängige Änderung der Einmündung des Schwarzen
Grabens in die Sandbach sowie die Vertiefung des Bannscheidgrabens
zwischen der Pferdeklinik und der Gemarkungsgrenze
Wintersdorf als Ausgleichsmaßnahme festzulegen. Harald
Schäfer (SPD) lag vor allem die gesicherte Finanzierung
der beiden Maßnahmen am Herzen. Er befürchtete, daß
die Gemeinde auf den Restkosten sitzen bleiben würde
sollten die beiden Maßnahmen den Ursprungsbetrag von
85 000 € übersteigen. Sollte das Planfeststellungsverfahren
entsprechend geändert werden, müsse die TENP die Ausgleichsmaßnahmen
bezahlen, stellte Bürgermeister Peter Werler fest. Er
bezweifelte jedoch, daß die TENP die Änderung des Planfeststellungsverfahren
beantragen werde, sollten die Kosten der beiden neuen
Maßnahmen zu hoch werden. Denn schließlich habe sie
die Alternativmaßnahme vorgeschlagen um die geplanten
Kosten für die Ausgleichsmaßnahmen zu senken.
Ingenieurarbeiten vergeben
Einstimmig beauftragte der Gemeinderat
das Hügelsheimer Ingenieurbüro Wald + Corbe mit der
ingenieursmäßigen Betreuung der Sanierung der Schillerstraße
mit einem Auftragswert von ca. 76 000 € , sowie für
die anstehenden Tief- und Straßenbauarbeiten im Zuge
der Ortskernsanierung.
Beschattung Grundschule wird
vervollständigt
Für 11 000 € erhielt die Badener
Firma Jost den Auftrag zur Vervollständigung der Beschattung
der Fenster an der Grundschule entlang der Hauptstraße.
Ganztagsschule vom Tisch
Wie Bürgermeister Peter Werler
den Räten mitteilte habe das Regierungspräsidium den
Betrieb einer Ganztagesschule in gebundener Form an
der Haupt-und Realschule abgelehnt. Ganztagsschulen
dieser Form seien nur an sozialen Brennpunkten vorgesehen.
Ein Ganztagesbetrieb sei in Iffezheim nur in offener
Form genehmigungsfähig, wobei hier die Gemeinde für
die pädagogische und bauliche Maßnahmen aufkommen
müsse. Er habe den Plan der gebundenen Ganztagesschule
auf Eis gelegt und sehe derzeit keinen Handlungsbedarf.
Auf Anfrage von Andrea Winkler
(FWG) teilte der Bürgermeister mit, daß die Etat mäßige
Leiterin des Jugendhauses, Vanessa Schmieder, auf nicht
absehbarer Zeit krank sei, deren Vertreterin aber voraussichtlich
nach Ostern wieder zur Verfügung stünde.
Von der Öffentlichkeit gemeinderätlicher
Sitzungsarbeit
Hartnäckig hält sich das Gerücht,
ein Gemeinderat könne nicht öffentlich verhandeln, wenn
es dem Vorsitzenden gerade so in den Kram paßt. Zum
Leidwesen manches Ortsoberen hält die Gemeindeordnung
Baden-Württemberg aber gar nichts davon. Sie begrenzt
die nicht öffentlich zu behandelnde Themen auf solche,
die das öffentliche Wohl oder berechtigte Interessen einzelner tangieren.
Dazu gehört sicher nicht die Überplanung der ehemaligen
Gastboxen
im Schmieroffe mit Wohnbebauung.
Argumente dafür, aus dem Recht
der nicht öffentlichen Vorberatung in Ausschüssen auf
ein Recht der nicht öffentlichen Vorberatung des Gemeinderates
zu schließen, gibt die Gemeindeordnung nicht her.
Klausurtagungen des Rates haben in der Gemeindeordnung
ebenfalls keinen Platz, erst recht nicht eine über
ein solch wichtiges Projekt wie die Ortskernsanierung. Wie soll denn für den mündigen Bürger die
Entscheidung transparent sein/werden, wenn sich ihm
die Türen vor der Nase schließen? Über das politisches Desinteresse des
ausgesperrten Bürgers braucht sich dann niemand zu wundern. Aber vielleicht
ist das auch Absicht, denn wie schön läßt es sich ohne
Volk regieren.
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