H O M E
 
 

Iffze.de> Aktuell> Neues> Neues 2006

 

09. April 2006

 

 

Ein variationsreiches Klangerlebnis

 

Normalerweise wartet der gemeine Iffezheimer und Musikfreund ein Gewitter lieber daheim am wärmenden Ofen ab. Am Osterabend ließ er es sich jedoch nicht nehmen, das Klanggewitter des Musikvereins Iffezheim in der proppenvollen Festhalle mitzuerleben

.

Mit ihren profunden Kenntnissen über Stücke und Komponisten führte Waltraud Godbarsen die Zuhörer durch die phantasievollen Klanggemälde, bei denen es die Musiker unter Leitung von Friedel Seifert mit leichter Hand verstanden, Liebe, Hass, tosende Ströme und vor sich hinplätschernde Bächlein zu zeichnen. Wie anders als mit der majestätischen Fanfare im kleinen Blech der „Concert Prelude“, dem Erstlingswerk Philip Sharkes, des zur Zeit erfolgreichsten Komponisten, konnte der Musikverein den Abend eröffnen. Jener Fanfare, die später von einer mit einem lebhaften Allegro untermalten Ostinatobegleitung der Alt- und Tenorregister abgelöst wird.

Ihr folgte als zweites Stück der „Zweite Walzer“ der „Jazz Suite Nr 2“ von Dimitri Schostakowitsch, dem schrägsten Musikclown, den das Sowjetsystem gerade noch zuließ. In diesem Stück gelingt Mitja die Vermählung des Straußschen Dreivierteltakt mit der russischen Schwermut.

In der Ode an die unbekannte Louise aus Montfoort von Michael Bergson konnte Stefanie Rohr ihr ganzes Können am Saxophon zur Geltung bringen. Mit diesem Stück hatte sie sich im vergangenen November das Jungmusikerabzeichen in Gold erspielt und konnte auch am gestrigen Abend das Publikum überzeugen, wie der begeisterte Applaus bewies.

Musikalischer Höhepunkt des ersten Konzertteils war die Blasmusikkomposition „Noah's Ark“. In vier Sätzen erzählt Bert Appermont die alttestamentarische Geschichte der Sintflut. Mit dumpfen Tuben und Trompeten schilderte das Orchester Noahs Wehmut und Pein um die gottlose, verfallende Welt. Seine Idee in einer Arche die Tiere und die Menschen guten Herzen zu retten gipfelte in der Karawane in welcher diese paarweise in das lebensrettende Schiff einzogen. Die Schleusen öffneten sich, die Gewalten stürzten auf die kleine Nußschale ein und die ein halbes Dutzend Musiker umfassende Rhythmusgruppe hatte alle Hände voll zu tun, um Sturm, Regen, Donner und Blitz brillant nachzuzeichnen.

Als winziger Punkt inmitten der öden Meereswüste harrte das Leben auf Rettung, auf die durch die Ostinati der Querflöten und zirpenden Klarinetten angekündigte Taube, deren mitgebrachter Ölzweig trockenes Land versprach. Mit Jubel blühte die Natur wieder auf, siegte das Gute.

Mit der im Stile eines John Philipp Susa gehaltenen weltweit bekannten Filmmusik „Die Schlacht um Midway“  des fünffachen Oscarpreisträgers John William entließen die Musiker des Großen Orchesters die Zuhörer in die Pause.

Den Broadway nach Iffezheim holte das Jugendorchester, das die Zuhörer unter Leitung von Mathias Lang mit dem Musical „Grease“ empfing und mit der brasilianischen Variante des Jazz in Quincy Jones „Soul Bossa Nova“ noch einen drauf setzte.

Leicht, rhythmisch und fröhlich nahm das Große Orchester mit „Joy of Music“ seinen Part wieder auf, um mit „Die glorreichen Sieben“ einen grandiosen Welterfolg zu präsentieren.  Kraftvoll breiteten die Bläser die Handlung des besten Western aller Zeiten, von der Ankunft der Sieben im mexikanischen Dörfchen, die Harmonie und Feste mit den Einwohner und schließlich den Stunden des Kampfes vor dem Publikum aus. Ein Musikbogen, der Millionen von Raucherlungen als Werbemusik des Malboro-Mannes bekannt ist. Aus den turbulenten Szenen des Kampfes tauchte das Orchester in die sanften Melodien Sachmo Louis Armstrong ein und beschrieb voll Poesie die blühenden Rosen, die Sterne, den Regenbogen, kurz „What a wonderfull World“. Nach der Erdnußserenade des frankophilen Kubaners Moises Simons sorgte der Musikverein mit „Love is blue“ für den gewissen „Aha“-Effekt. Handelte es sich dabei doch um jenen Titel, mit dem die junge Vicky Leandros 1967 für Luxemburg den vierten Platz beim europäischen Sängerwettstreit belegte. Mit dem Medley bekannter Melodien von Benny Goodman, dem „King of Swing“, kam die große Stunde von Mathias Lang, der mal jazzig dreckig, mal harmonisch swingend die Soloparts auf der Klarinette übernahm und dafür vom Publikum frenetisch gefeiert wurde. Mit „There's no Business like Show Business“ setzte der Musikverein Iffezheim im Big Band Stil einen ausdrucksstarken Schlußpunkt hinter ein gelungenes Konzert.

Daß die Bläser des Musikvereins nicht bloß ihre Backen aufblasen, sondern daß dabei noch ein variationsreiches Klangerlebnis herauskommt, dankte ihnen das Publikum mit stehenden Ovationen. Die Iffezheimer Musiker zögerten nicht, „Über sieben Brücken mußt Du gehen“ zuzugeben. Mit der Ouvertüre aus „Wilhelm Tell“ gab Friedel Seifert seinen Musikern dann den Rest.

Alfons Ruf vom Mittelbadischen Blasmusikverband nahm den großen Rahmen des Konzertes zum Anlaß Beate Müller für 25 aktive Jahre im Blasorchester mit der silbernen Ehrennadel und Willi Kobialka für ein halbes Jahrhundert aktiven Musizierens mit der großen goldenen Ehrennadel auszuzeichnen. Musikervorstand Manfred Burkart ehrte Petra Burkart, Wiebke Ziegler und Michael Hilser für je zwei Jahrzehnte aktive Zugehörigkeit zum Musikverein.

 

 
Euer Kommentar an Matthias  

Seitenanfang
Zurück
Weiter
Copyright 2006 by Iffze.de