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Wege zur deutschen Geschichte
von Margott Bitterwolf
Gleich zwei Ziele standen im März auf dem Programm der
10. Klassen der Realschule Iffezheim.
Zunächst besuchten alle drei Klassen
das Museum „Gegen das Vergessen“, eine Privatsammlung
zur Geschichte der DDR in Pforzheim. Ihr Besitzer und
Initiator, Herr Knabe, der ca. 4 Wochen vor dem Bau
der Mauer flüchtete, hat zahllose Objekte und Dokumente
aus 40 Jahren DDR-Geschichte zusammengetragen. Durch
die umfangreiche Ausstellung wurden die Jugendlichen
durch Herrn Knabe selbst sowie einen Zeitzeugen und
eine Lehrerin vor Ort geführt. Sie sahen viele Facetten
des totalitären Systems der DDR: Sperranlagen und Mauer,
SED und Massenorganisationen, Opposition und Stasiüberwachung,
aber auch der Alltag und das Leben als Kind und Jugendlicher
sind dargestellt und ermöglichten den Schülerinnen und
Schülern eine anschauliche Begegnung und Auseinandersetzung
mit der jüngeren deutschen Geschichte.

Vor wenigen Tagen fand dann für
die R10a und R10b die Fahrt zum ehemaligen Konzentrationslager
Natzweiler-Struthof im Elsass statt. Sie wurde von den
beiden Klassenlehrern, Frau Bitterwolf und Herr Schemel,
vorbereitet und durchgeführt. Durch einen großzügigen
Zuschuss des Fördervereins der Haupt- und Realschule
entstanden den Jugendlichen kaum Kosten für diese ganztägige
Fahrt, die auch einige unerwartete, überraschende Momente
bescherte. Bei der Anfahrt zum Mont Ste.Odile, still
und malerisch fast 800 m hoch gelegen, zeigte sich das
Elsass winterlich kalt und verschneit. Ca. 20 cm Neuschnee
aus der Nacht zuvor führte u.a. zu liegen gebliebenen
Fahrzeugen, blockierten Straßen und Wartezeiten bis
zur Räumung. Die klösterliche Stille, die der Einstimmung
auf das Lager dienen sollte, suchte man vergebens; umfangreiche
Renovierungsarbeiten sorgten für viel Lärm, und schließlich
verhinderte dicker Hochnebel die sonst spektakuläre
Aussicht hinunter auf die Rheinebene. Der Besuch des
KZ Struthof begann mit einem Gang durch den tiefverschneiten
Steinbruch, in dem die Häftlinge unter unmenschlichen
Bedingungen arbeiten mussten, und führte dann zum Lager.
Leider war wegen des vielen Schnees nur die obere Terrasse
mit dem Lagermuseum zugänglich, die unteren Bereich
mit den Kranken- und Versuchsbaracken, den Zellen, dem
Krematorium und der Leichengrube waren gesperrt. Die
Exponate des Museums und der Film „Tod in den Vogesen“
mussten deshalb die unmittelbare Anschauung ersetzen.
Über dem 1943 von den Häftlingen
gebauten Kartoffelkeller wurde das „Europäische Zentrum
des deportierten Widerstandskämpfers“ errichtet, das
im Herbst 2005 eröffnet wurde. Nach dem Besuch dieses
neuen Teils der Gedenkstätte konnten die beiden Klassen
überraschend noch die außerhalb des Lagers gelegene
Gaskammer sehen, die außer in den Sommermonaten meist
nicht zugänglich ist. Es waren tiefe Eindrücke, welche die
Jugendlichen an diesem Tag mit nach Hausen nahmen. Beide
Exkursionen zeigten deutlich, wie wichtig die Beschäftigung
mit der Geschichte ist, auch wenn sie uns erschüttert
oder fassungslos macht.
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