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04. April 2006

 

 

Wege zur deutschen Geschichte

 von Margott Bitterwolf

Gleich zwei Ziele standen im März auf dem Programm der 10. Klassen der Realschule Iffezheim.

Zunächst besuchten alle drei Klassen das Museum „Gegen das Vergessen“, eine Privatsammlung zur Geschichte der DDR in Pforzheim. Ihr Besitzer und Initiator, Herr Knabe, der ca. 4 Wochen vor dem Bau der Mauer flüchtete, hat zahllose Objekte und Dokumente aus 40 Jahren DDR-Geschichte zusammengetragen. Durch die umfangreiche Ausstellung wurden die Jugendlichen durch Herrn Knabe selbst sowie einen Zeitzeugen und eine Lehrerin vor Ort geführt. Sie sahen viele Facetten des totalitären Systems der DDR: Sperranlagen und Mauer, SED und Massenorganisationen, Opposition und Stasiüberwachung, aber auch der Alltag und das Leben als Kind und Jugendlicher sind dargestellt und ermöglichten den Schülerinnen und Schülern eine anschauliche Begegnung und Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte.

Vor wenigen Tagen fand dann für die R10a und R10b die Fahrt zum ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass statt. Sie wurde von den beiden Klassenlehrern, Frau Bitterwolf und Herr Schemel, vorbereitet und durchgeführt. Durch einen großzügigen Zuschuss des Fördervereins der Haupt- und Realschule entstanden den Jugendlichen kaum Kosten für diese ganztägige Fahrt, die auch einige unerwartete, überraschende Momente bescherte. Bei der Anfahrt zum Mont Ste.Odile, still und malerisch fast 800 m hoch gelegen, zeigte sich das Elsass winterlich kalt und verschneit. Ca. 20 cm Neuschnee aus der Nacht zuvor führte u.a. zu liegen gebliebenen Fahrzeugen, blockierten Straßen und Wartezeiten bis zur Räumung. Die klösterliche Stille, die der Einstimmung auf das Lager dienen sollte, suchte man vergebens; umfangreiche Renovierungsarbeiten sorgten für viel Lärm, und schließlich verhinderte dicker Hochnebel die sonst spektakuläre Aussicht hinunter auf die Rheinebene. Der Besuch des KZ Struthof begann mit einem Gang durch den tiefverschneiten Steinbruch, in dem die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten, und führte dann zum Lager. Leider war wegen des vielen Schnees nur die obere Terrasse mit dem Lagermuseum zugänglich, die unteren Bereich mit den Kranken- und Versuchsbaracken, den Zellen, dem Krematorium und der Leichengrube waren gesperrt. Die Exponate des Museums und der Film „Tod in den Vogesen“ mussten deshalb die unmittelbare Anschauung ersetzen.

Über dem 1943 von den Häftlingen gebauten Kartoffelkeller wurde das „Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers“ errichtet, das im Herbst 2005 eröffnet wurde. Nach dem Besuch dieses neuen Teils der Gedenkstätte konnten die beiden Klassen überraschend noch die außerhalb des Lagers gelegene Gaskammer sehen, die außer in den Sommermonaten meist nicht zugänglich ist. Es waren tiefe Eindrücke, welche die Jugendlichen an diesem Tag mit nach Hausen nahmen. Beide Exkursionen zeigten deutlich, wie wichtig die Beschäftigung mit der Geschichte ist, auch wenn sie uns erschüttert oder fassungslos macht.

 

 
Euer Kommentar an Matthias  

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