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15. Januar 2005
 


Fehltritte und Kommunalpolitisches

Endlich ist sie da, die „innigst geliebte, heiß ersehnte Fasnachtszeit“ verkündete der ICC Vorsitzende Bernd Hansmann freudestrahlend. Den fünfstündigen Angriff auf Augen, Ohren und Zwerchfell quittierte das „beste Publikum der westlichen Hemisphäre“ mit frenetischem Applaus und zahlreichen Raketen. Die Prunksitzung wurde traditionell vom Fanfarenzug Iffezheim eröffnet, dem Exportschlager der in seinem 37. Jahr lautstark verkündete, daß auch mit 66 Jahren noch nicht Schluß sei, und mit weiteren Ohrwürmern den Saal zum Kochen brachte.
Die schönsten Pfälzer Beine präsentierten die Gardemädels der Tanzsportgruppe Landau unter Leitung von Uwe Speck.
Zum Großeinsatz für das Taschentuch geriet das Debüt des Auer Plärrers Walter Fleck. Kein Auge blieb trocken bei seiner Familiengeschichte, beginnend mit der Geburt seines neunten Kindes, bei der er lieber "den Schwarzen schnappt, bevor er den Rieder verwischt“, über das vom Pfarrer initiierte Ableben seines röchelnden Opas, bis hin zu seinem Wunsch „halb tot“ geschlagen zu werden, wenn es nur seine „Perlmutter“ doppelt träfe.
Ins Dschungelcamp, wo „Der Löwe schläft heut Nacht“, lud die ICC-Minigarde ein, die „goldig tanzend“ auf dem Weg zum Goldenen Löwen seien, so Sitzungskopräsident Peter Härtel.
Als „Els“ und „Marja“, zwei Frauen mittleren Alters in Wartezimmer eine Gemeinschaftspraxis, debütierten Simon Fanz und Daniel Haas auf der Iffezheimer Bühne. Neben den Szenen aus dem Familienleben mit drei pupertierenden Teenies, durften die kommunalpolitischen Seitenhiebe in Richtung Partnerschaftspläne des „noch nie richdig schaffe miesenden“ Bürgermeisters, der sich beim Roßbollesammeln einen Hexenschuß holte, nicht fehlen.
Weil Fasenachd ohne Tanz wie eine Kirche ohne Musik sei, zeigte die Südbadische Meisterin Vivian Seiler aus Schwetzingen was sie als Tanzmariechen drauf hat.
Als Schulmädchen hielt sich Bühnennachwuchs Jolanda Merkel nach PISA konsequent an die Arithmetik von Pippi Langstrumpf, entdeckte beim Vergleich der Waschgewohnheiten der letzten Jahrhunderte, daß „jede Zeit ihre Stinker hatte“. Mit der „Tante aus Marokko“ entpuppte sie sich als wahre Stimmungskanone und verabschiedete sich mit dem Lied von der Maus.
Mit Ehrenbürger „Old Otto mit den sanften Wangen“ und dem frankophilen „onne geläjd un kej Wordd geredd“ Hubert Müller machte Image-Berater Manfred Ell deutlich, daß man sich beim Image nicht „hänken luu“ dürfe. Als warnende Beispiele führte er Iffezheimer Fehltritte wie das orientierungslose Walking-Schnabble oder das Dekoflaschenverschenken an. Für seine Parteinahme im Sprachenstreit, bei dem die Rennböcke „da Muun schinge luu“, erntete er Standing Ovations seiner Rieder Exil-Geber.
Reichlich Wärme auf der Bühne verbreiteten Enterprise-mäßig die schwulen “Space Guys“ der ICC-Kids.
Mobil, agil, mit 300 Megahertz was weiß ich, senil und teilweise blond erzählten die beiden Navigationsgeräte „Süße Susi“ (Beate Hauns) und „Domina Emma“ (Katrin Kratzer) von ihren Einbauzeiten in „Ej, boj ej“ Mantas, snobistischen Porschen, Seniorenreisebussen oder bei sonstigen nasepopelnden männlichen Fahrern.
Anflüge von Schwerathletik zeigte das ICC-Männerballett bei der „Geisterstunde im ägyptischen Museum“.
Nicht mehr wegzudenken aus der Iffezheimer Fasenacht ist Beatrix Pflüger, die heuer als fünfzehnjähriger Teeny auf der Suche nach „Party, Action, Fun“ im Dauerclinch mit der langen Liste der täglichen Pflichten, von „Tempo aus der Hosentasche“ bis zum „Schdroß fäje“, der engstirnigen Eltern lag.
Von „Hiigelsheim Oost“ aus hatten heuer die Iffzer Stromer, welche ihre Dedschkapp gegen Bärenfellmütze und Kasack eingetauscht hatten, ihre Blicke auf das Renndorf gerichtet um zu berichten, was sich dort zugetragen: von der Suche nach dem Handy in der Kanalisation, dem bürgermeisterlichen Alleingang in der Partnerschaft, der Handschuhsuche des „Pfälzer Daggels, dem alden Laggel“, ferngesteuerten Friedhofsglocken und Öl sparenden Bäckermeistern galt es zu berichten.
Nach dem abschließenden dreifach donnernden „Iffze Helau“ verkündete der Sitzungspräsident Bernd Hansmann, daß je Eintrittskarte ein Euro den Flutopfern zur Verfügung gestellt würde.

 




 
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