Endlich
ist sie da, die „innigst geliebte, heiß ersehnte
Fasnachtszeit“ verkündete der ICC Vorsitzende Bernd
Hansmann freudestrahlend. Den fünfstündigen Angriff
auf Augen, Ohren und Zwerchfell quittierte das „beste
Publikum der westlichen Hemisphäre“ mit frenetischem
Applaus und zahlreichen Raketen. Die Prunksitzung wurde traditionell
vom Fanfarenzug Iffezheim eröffnet, dem Exportschlager
der in seinem 37. Jahr lautstark verkündete, daß
auch mit 66 Jahren noch nicht Schluß sei, und mit weiteren
Ohrwürmern den Saal zum Kochen brachte.
Die schönsten Pfälzer Beine präsentierten die
Gardemädels der Tanzsportgruppe Landau unter Leitung
von Uwe Speck.
Zum Großeinsatz für das Taschentuch geriet das
Debüt des Auer Plärrers Walter Fleck. Kein Auge
blieb trocken bei seiner Familiengeschichte, beginnend mit
der Geburt seines neunten Kindes, bei der er lieber "den
Schwarzen schnappt, bevor er den Rieder verwischt“,
über das vom Pfarrer initiierte Ableben seines röchelnden
Opas, bis hin zu seinem Wunsch „halb tot“ geschlagen
zu werden, wenn es nur seine „Perlmutter“ doppelt
träfe.
Ins Dschungelcamp, wo „Der Löwe schläft heut
Nacht“, lud die ICC-Minigarde ein, die „goldig
tanzend“ auf dem Weg zum Goldenen Löwen seien,
so Sitzungskopräsident Peter Härtel.
Als „Els“ und „Marja“, zwei Frauen
mittleren Alters in Wartezimmer eine Gemeinschaftspraxis,
debütierten Simon Fanz und Daniel Haas auf der Iffezheimer
Bühne. Neben den Szenen aus dem Familienleben mit drei
pupertierenden Teenies, durften die kommunalpolitischen Seitenhiebe
in Richtung Partnerschaftspläne des „noch nie richdig
schaffe miesenden“ Bürgermeisters, der sich beim
Roßbollesammeln einen Hexenschuß holte, nicht
fehlen.
Weil Fasenachd ohne Tanz wie eine Kirche ohne Musik sei, zeigte
die Südbadische Meisterin Vivian Seiler aus Schwetzingen
was sie als Tanzmariechen drauf hat.
Als Schulmädchen hielt sich Bühnennachwuchs Jolanda
Merkel nach PISA konsequent an die Arithmetik von Pippi Langstrumpf,
entdeckte beim Vergleich der Waschgewohnheiten der letzten
Jahrhunderte, daß „jede Zeit ihre Stinker hatte“.
Mit der „Tante aus Marokko“ entpuppte sie sich
als wahre Stimmungskanone und verabschiedete sich mit dem
Lied von der Maus.
Mit Ehrenbürger „Old Otto mit den sanften Wangen“
und dem frankophilen „onne geläjd un kej Wordd
geredd“ Hubert Müller machte Image-Berater Manfred
Ell deutlich, daß man sich beim Image nicht „hänken
luu“ dürfe. Als warnende Beispiele führte
er Iffezheimer Fehltritte wie das orientierungslose Walking-Schnabble
oder das Dekoflaschenverschenken an. Für seine Parteinahme
im Sprachenstreit, bei dem die Rennböcke „da Muun
schinge luu“, erntete er Standing Ovations seiner Rieder
Exil-Geber.
Reichlich Wärme auf der Bühne verbreiteten Enterprise-mäßig
die schwulen “Space Guys“ der ICC-Kids.
Mobil, agil, mit 300 Megahertz was weiß ich, senil und
teilweise blond erzählten die beiden Navigationsgeräte
„Süße Susi“ (Beate Hauns) und „Domina
Emma“ (Katrin Kratzer) von ihren Einbauzeiten in „Ej,
boj ej“ Mantas, snobistischen Porschen, Seniorenreisebussen
oder bei sonstigen nasepopelnden männlichen Fahrern.
Anflüge von Schwerathletik zeigte das ICC-Männerballett
bei der „Geisterstunde im ägyptischen Museum“.
Nicht mehr wegzudenken aus der Iffezheimer Fasenacht ist Beatrix
Pflüger, die heuer als fünfzehnjähriger Teeny
auf der Suche nach „Party, Action, Fun“ im Dauerclinch
mit der langen Liste der täglichen Pflichten, von „Tempo
aus der Hosentasche“ bis zum „Schdroß fäje“,
der engstirnigen Eltern lag.
Von „Hiigelsheim Oost“ aus hatten heuer die Iffzer
Stromer, welche ihre Dedschkapp gegen Bärenfellmütze
und Kasack eingetauscht hatten, ihre Blicke auf das Renndorf
gerichtet um zu berichten, was sich dort zugetragen: von der
Suche nach dem Handy in der Kanalisation, dem bürgermeisterlichen
Alleingang in der Partnerschaft, der Handschuhsuche des „Pfälzer
Daggels, dem alden Laggel“, ferngesteuerten Friedhofsglocken
und Öl sparenden Bäckermeistern galt es zu berichten.
Nach dem abschließenden dreifach donnernden „Iffze
Helau“ verkündete der Sitzungspräsident Bernd
Hansmann, daß je Eintrittskarte ein Euro den Flutopfern
zur Verfügung gestellt würde.