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11. April 2005

 

 

Trockenvergärung kommt

 

Gegen die Stimmen von Harald Schäfer und Jürgen Heitz stimmte der Rat der Renngemeinde dem Neubau einer Trockenvergärung auf dem Gelände des Forlenhofes zu. Laut Landratsamt und Gemeindeverwaltung hatte die Gemeinde keine rechtliche Handhabe, das Vorhaben zu verhindern.

Wie Bürgermeister Peter Werler in die Thematik einführte, habe sich durch das Europarechtsanpassungsgesetz das Baurecht geändert. Durch diese Änderung zählten Biogasanlagen in bäuerlichen Betrieben im Außenbereich nun zu den privilegierten Bauvorhaben. Grundsätzlich sie dies positiv zu bewerten, so Werler, durch die Nähe der geplanten Anlage zur Wohnbebauung und dem Gewerbegebiet habe die Vermeidung von Geruchsbelastungen aber oberste Priorität.

Das Prinzip der Anlage selbst, die in der Planungsphase gemachten Auflagen und der rechtliche Rahmen wurden von Udo Götz, dem Vertreter des Umweltamtes im Landratsamt Rastatt als Fachbehörde an der Planung beteiligt, vorgestellt.

Durch die Verkleinerung der Anlage gegenüber den letztes Jahr abgelehnten Entwurf auf eine Feuerungswärmeleistung von 0,5 Megawatt sei eine immisionsrechtliche Erlaubnis nicht mehr nötig, so Götz, es handele sich um ein rein baurechtliches Verfahren.

Die Anlage werde aus vier Garagen ähnlichen Fermentern bestehen, wobei wöchentlich einer neu bestückt würde. Die neu bestückten, gasdichten Fermenter würden mit Perkolat, einer organisch hochbelasteten Flüssigkeit, berieselt, um den Gärungsprozess in Gang zu setzen und zu unterhalten. Gegenüber der ersten Planung sei die Auflage erteilt worden, die Böden der Anlagen nach hinten abfallen zu lassen, damit keine Flüssigkeit austreten könne. Darüber hinaus sei jeder Fermenter so auszulegen, daß er die komplette Flüssigkeit des Gesamtkreislaufes bei offenen Tor fassen könne. Udo Götz machte vor allem dieses Perkolat für den Gestank verantwortlich.

Während des wöchentlichen Leerens würde eine Absauganlage die Abluft über als Biofilter dienende Kompostmieten gereinigt an die Umwelt abgeben. Das entnommene Gärgut müsse dann auf belüfteten Mieten abgesetzt werden, die mit Folie abdeckt würden um Gerüche einzuschließen. Durch die Belüftung würde das Substrat von anaerober in aerobe Gärung übergehen und nicht mehr stinken, so das Umweltamt. Damit auch während des Ausfalls des Brenners kein Biogas an die Umwelt abgegeben würde, seien zwei zusätzliche Folientanks vorgeschrieben worden, beendete Götz die Beschreibung der Anlage.

Durch diese Maßnahmen solle sichergestellt werden, daß die Biogasanlage die Geruchsemmisionsrichtlinie (GIRL) einhalte. Nach dieser Richtlinie handele es sich um eine Anlage die in puncto Geruchsbelästigung „irrelevant“ sei, da sie in weniger als zwei Prozent der Jahresstunden Gerüche abgebe und damit genehmigungsfähig sei. Um diese Irrelevanz nicht nur theoretisch über die Auflagen zu gewährleisten, werde mit Start des Betriebes ein unabhängiger Gutachter die Anlage bewerten, so Udo Götz. Gegebenenfalls würden zusätzliche Maßnahmen eingefordert werden. An eine „Irrelevanz“ der Anlage wollte Harald Schäfer (SPD) nicht glauben. Schon allein durch die Öffnungszeiten zum Entleeren und Befüllen würden die zwei Prozent überschritten, zumal nicht nur das Perkolat sondern auch die Masse an sich stinke, egal ob es sich wie vorgesehen lediglich um Rindermist und schnell nachwachsende Rohstoffe oder um Bioabfall handele. Anton Schniertsauer (FWG) gab ebenfalls seinen Bedenken Ausdruck und bekam von Udo Götz zugesichert, daß schlimmstenfalls die Anlage stillgelegt würde. Nicht nochmals Versuchskaninchen für eine Pilotanlage wollte Karlheinz Schäfer (SPD) ebenso wenig spielen wie sein Fraktionskollege Jürgen Heitz, der den „blumigen Lettern und schönen Zahlen“ nicht traute und vom Bürgermeister die Möglichkeiten, die Anlage zu verhindern, wissen wollte. Rein rechtlich bestünden keine Möglichkeiten, da das Bauamt sowie das Umweltamt mit den vorgestellten Auflagen die Anlage genehmigt hätten. Meingold Merkel sah hier die Position der CDU-Fraktion bestätigt, daß der Rat kein Ermessensspielraum in seiner Entscheidung habe. Gegen die Stimmen von Harald Schäfer und Jürgen Heitz stimmte der Rat dem Antrag denn zu.

Einstimmig stimmte der Rat dem Bebaungsplan „Tierklinik“ zu, der nur bei den Stellplätzen vom ursprünglichen Plan abweicht. Statt im Norden, werden die Stellpätze nun auf dem für den ursprünglich vorgesehenen Rekonvaleszenzbau benötigten Geländeabschnitt angelegt.

Unisono stimmte der Rat einer Wiederbeschaffung von neun Ölsperren à zehn Metern Länge zu. Die alten Sperren gingen bei einem Einsatz im Frühjahr 2004 verlustig. Wie Feuerwehrkommandant Kurt Schäfer im Vorfeld der Sitzung berichtete, seien die Sperren beim Untergang eines mit 40 000 Litern Diesel beladenen Schwimmbaggers im elsäßischen Kriegersee zur Eindämmung der Ölpest zum Einsatz gekommen. Beim späteren Herausziehen durch den Kiesbergeigners seien neun der zehn Sperren irreparabel beschädigt worden. Der Verlust sei zwar von der Versicherung ersetzt worden, jedoch reiche der Betrag nicht ganz für die Neuanschaffung aus.

 
Euer Kommentar an Matthias  

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