FFH-Biotope auf dem Prüfstand

Gelb eingezeichnet die vorgeschlagenen Biotope, blau schraffiert die Kompensationsflächen

Wie Bürgermeister Werler vorstellte, habe Iffezheim zur Jahrtausendwende den Forlenspitze, den Niederwald mit seinen Binnendünen und die Geggenau als FFH-Gebiete gemeldet. Insgesamt habe jedoch die Bundesrepublik Deutschland zu wenig Schutzgebiete ausgewiesen, wie der Europäische Gerichtshof entschieden habe. Er verurteilte Deutschland, unter Androhung eines Zwangsgeldes von bis zu 792 000€ täglich, dazu, weitere Gebiete auszuweisen. Diese Aufgabe sei an die Länder weitergereicht worden und über das Regierungspräsidium seien die neuen Gebietsvorschläge zur Stellungnahme an die Gemeinde weitergereicht worden. Wie Gerold Schenkel von der unteren Nautschutzbehörde ausführte, habe Deutschland bei bestimmten Lebensraumtypen wie Flachlandmähwiesen, Sand- oder Magerrasen und bestimmte Waldgesellschaften zu wenig gemeldet. Die jetzige Auswahl der Gebiete sei zunächst unter fachlichen Gesichtspunkten erfolgt, wirtschaftliche Gründe würden erst später berücksichtigt, ging Schenkel auf das Verfahren ein.
Die als FFH-Gebiete auszuweisenden Flächen würden 37,7 % der Gemarkungsfläche der Gemeinde Iffezheim umfassen, stellte der Bürgermeister die Planung vor. Sie umfasse die Vogelschutzgebiete an der Staustufe und dem Kieswerk im „Bohnemichel“, sowie die verbleibenen Rheinauen und das Kieswerk Sämann. Der Niederwald westlich der B36 sei ebenso aufgenommen worden, wie die Gewanne „In den Kirchenteilen“ und „In den schwarzen Böschen“ südlich der Sandbach, sowie „Octorfed“ und „Baschacker“ zwischen Ort und L78 a. Mit einigen Ausweisungen sei die Verwaltung nicht zufrieden und könne diese auch nicht nachvollziehen. Die Ausweisung der zuletzt genannten Gebiete entspreche nicht den Realitäten und werde abgelehnt, so Werler, da die genannten vier Gewanne intensiv landwirtschaftlich genutzt würden. In den Kirchenteilen sei eine große Erdbeerplantage eingerichtet, und das Octorfeld sei durch die kleingärtnerische Nutzung „auch nicht das Gelbe vom Ei“, ging Werler auf die Gründe der Ablehnung ein, der sich die Ausschussmitglieder anschlossen.

Intensive Nutzung in den Kirchenteilen...

... und im Octorfeld / Baschacker

Wie Werler weiter ausführte, müssten jedoch für die abgelehnten Gebiete Kompensationsflächen angeboten werden, eine reine Ablehnung genüge nicht. Als Ersatz für die „Kirchenteile“ würden die Storchenwiesen und die Sandmatten vorgeschlagen und statt des Octorfeldes das „Rheinbauloch“ mit den umgebenden Wiesen.

Die Sandmatten

Am Ringbowloch

Unverständnis herrschte im Bürgersaal, dass diese Gebiete nicht von vorne herein statt der landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgewählt worden seien. Insgesamt umfasse die von der Verwaltung vorgeschlagene Fläche 569 ha flocht Förster Norbert Kelm ein. Waldtraut Godbarsen brachte den Vorschlag der Initiativgruppe Naturschutz (INI) ein, das Gewann „Weichen“ nördlich der Rennbahn mit in das FFH-Gebiet aufzunehmen. Joachim Huber unterstützte den Vorschlag als Kompensation für die von Herbert König vorgeschlagene Herausnahme des landwirtschaftlich genutzten Gewanns „Köpfel“ vor dem Rheindamm. Der Vorschlag stieß bei Bürgermeister Peter Werler auf wenig Gegenliebe: „Wir müssen nicht alles weggeben, es kommen noch andere nach uns!“ und verwies zusätzlich auf die geplante Erweiterung der Rennbahn um eine 1 600 Meter lange Gerade. Dieser Plan könne gesichert werden, wenn nur der Wiesenteil als Storchenbiotop einbezogen würde, erwiderte Herbert König von der INI. Gerold Schenkel schlug vor, zunächst die Reaktion der Stadt Baden-Baden abzuwarten, da sich der „Weichen“ auf Sandweirer Gemarkung fortsetze und dann gemeinsam vorzugehen. Um die unstrittigen Punkte zügig in die Anhörung einzubringen, forderte er den Ausschuss auf, diese zu verabschieden. Diesem Vorschlag schloss sich der Ausschuss an und beschloss dem Gemeinderat die Annahme der Planung mit dem Tausch „Octorfeld“ gegen Rheinbauloch und „Kirchenteile“ gegen Sandmatten zuzustimmen und das Vorgehen im „Weichen“ mit der Stadt Baden-Baden abzustimmen.

Renaturierung Mühlbach

Geoökologin Judith Renner vom Ingenieurbüro Aland stellte die von der INI beauftragte und von der Umweltstiftung Rastatt finanzierte Planung zur Teilrenaturierung des Mühlbaches vor. Die Planung umfasse den etwa 1 Kilometer langen Abschnitt entlang des Gestadebruches zwischen B500 und dem Beginn der Verdolung am „Fetze-Buckel“. Der Mühlbach habe in diesem Bereich erhebliche morphologische Defizite, es fehlten z.B. Kiesbänke und Fischunterstände, ging Frau Brenner auf die gegenwärtige Situation ein. Durch die Wanderungshindernisse im Verlauf des Baches sei er isoliert und der Damm westlich des Bachlaufes schnitte ihn von der Aue ab. Ein großes Manko sei die Wasserqualität und der bedenkliche Sauerstoffgehalt der zum Teil bis auf 40% abgesackt sei. Wie Frau Renner weiter ausführte, sähe die Planung den Mühlbach als Gestaderandbach vor, bei dem die Linienführung im Großen und Ganzen erhalten bleibe, jedoch werde das Profil des Bachbettes verändert. Durch Strömungsablenker aus Totholz und Kiesanschüttungen soll der Bach zum Schwingen angeregt werden.

Mühlbach an der Verbindung zum Oertergraben

Größere und kleinere Buchten mit anschließenden flachamphibischen Zonen sollen für eine Verbindung zur Aue sorgen. Zweimal solle der Bach, so Judith Renner, auf eine Länge von 60 Metern ein neues Bett erhalten und das ursprüngliche Bett zum Altwasser werden. Der Oertergraben solle durch einen offenen Graben angebunden werden, wodurch die Isolation des Mühlbaches aufgehoben werde. Insgesamt werde die Maßnahme 160 000 € kosten, wobei gute Aussichten auf eine 80%-prozentige Förderung durch die Umweltstiftung Rastatt bestände. Für die Hälfte der verbleibenden Kosten ständen Zuschüsse vom Land im Raum, so Renner. In den genannten Kosten sei auch die Einrichtung eines Naturlehrpfades enthalten, der mit Tafeln auf die Strukturen im Bachbett, die Fische und den Auwald eingehen soll.
Auf die Anregung Jürgen Heitzs, die Qualität des Oertergrabens mit zu verbessern, schlug das Ingenieurbüro vor, durch mehrmalige Vervierfachung der den Mühlbach und Oertergraben durchfließenden Wassermenge die Gewässer zu spülen und den Oertergraben durch Gehölzpflanzungen teilweise zu beschatten.
Einstimmig beschloss der Ausschuss, die vorgelegte Planung dem Gemeinderat zur Genehmigung zu empfehlen.

Eisfläche wird zu neuem Biotop

Aus der „Not machen wir eine Tugend“ führte Peter Werler in die Thematik ein. Durch die Anlage des Eisweihers sei in das Biotop Sandmatten eingegriffen worden. Dieser Eingriff sei nicht zu heilen, da durch eine Wiederverfüllung der ursprüngliche Zustand nicht wieder hergestellt werden könne. In Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde habe man sich geeinigt, so Werler, das Gewässer als Lebensraum für Fische und Amphibien und als Nahrungsquelle für den Weißstorch zu erhalten. Dazu soll das Wasser erst zur Jahresmitte aus dem Weiher abgelassen werden. Dieter Degel von Rheinpachtgemeinschaft schlug vor, den Ablasstermin wegen der Fischlaiche um einen Monat hinauszuzögern. Gerold Schenkel von der Naturschutzbehörde, gab zu bedenken, dass dem Pächter die Gelegenheit gegeben werde müsse, der Grundstückpflege nachzukommen, damit er keine finanziellen Einbußen erleide. Einstimmig empfahl der Umweltausschuss dem Gemeinderat dem Plan zuzustimmen.

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Euer Kommentar an Matthias

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