 |
|
|
|
Aus der Not eine Tugend
Umrahmt von
einem bunten Programm, gestaltet von den Schülern der Haupt- und
Realschule, der Astrid-Lindgren-Schule und Sportlern des Turnvereins,
wurde die Turnhalle an der Haupt- und Realschule eingeweiht und nach
überlanger Bauzeit ihrer Bestimmung übergeben.
Ein „herausragendes Gebäude“, eine ausgesprochen schöne Halle
sei für die stolze Summe von 3,5 Millionen Euro entstanden,
eröffnete Bürgermeister Peter Werler nach einer musikalischen
Einführung des Musikvereines den Redereigen. Nach etlichen noch
nicht nachvollziehbaren Verzögerungen, Nachbesserungen
mangelhafter Bauausführungen, stände die „ganz hervorragende
Halle“ nun dem Sport zur Verfügung. Die 45 mal 27 Meter
große Halle ließe sich in drei unabhängige
Hallendrittel teilen und durch die Warmlaufbahn im Obergeschoss
stände zusätzlicher Trainingsraum zur Verfügung,
ging Peter Werler auf Einzelheiten ein. Bei Wettkämpfen böte
die ausfahrbare Tribüne 500 Zuschauern Platz. Beachtliche Summen
seien in den Umweltschutz geflossen: Mit der Solaranlage auf dem Dach
und der Geothermieanlage, deren Rohre sich vor der Halle 99 Meter tief
in den Boden grüben, könne die Halle beheizt werden. Für
Spitzenlastzeiten stünde zusätzlich eine Gastherme zur
Verfügung.
Nachdem aus dem Sichtbeton nichts geworden sei, habe man aus der Not
eine Tugend gemacht. Ein glücklicher Umschwung, so Werler, denn
das Farbkonzept von Fritz Fuchs sei meisterhaft gelungen. Dies
empfanden auch die Besucher so, bei denen die im Erdgeschoss in
Erdtönen beginnenden und im Obergeschoss in Himmelsfarben
endenden, von der Anthroposophie beeinflusste Lasuren
weit höheren
Anklang fanden als der geplante graue Sichtbeton.
Durch die neue Halle sei Schul- und Vereinssport auf hohem Niveau
möglich, konstatierte der Bürgermeister. Daß in
Iffezheim die Schulbildung einen hohen Stellenwert geniese, zeigten die
derzeitigen Sanierungsmaßnahmen in der Haupt- und Realschule,
welche mit 800 000 € zu Buche schlügen, fuhr er fort. Weitere 700
000€ würden in den Umbau des Schulhofes fließen. Mit dem
Dank an den Gemeinderat, Mitarbeiter, Architekt und Ingenieur schloss
Peter Werler seine Ausführungen. Diesem Dank schloss sich der
Architekt Herbert Basler an, der die gestalterischen Elemente Beton,
Asphalt, Holz, Glas und Stahl hervorhob, die ihre Funktion
überall sichtbar zeigten. Als „glücklichen“ Tag wertete
Rektor Hans-Jörg Deck die Einweihung der Turnhalle. Sport
sei integraler Bestandteil einer umfassenden Bildung, so der Rektor.
Der Schulsport wirke sich positiv auf die soziale, körperliche und
geistige Entwicklung der Schüler aus und fördere Toleranz,
Fairness und Teamgeist. Diesen Aspekt stellte auch Schulamtsdirektor
Lothar Wurz in den Mittelpunkt seiner Ausführungen und hob das
Engagement Iffezheims hervor, in Zeiten, in denen Kommunen bis an die
Schmerzgrenze sparten, eine solche Sportstätte zu bauen.
Mit dem Versprechen, durch Engagement und Fleiß sich des
Geschenkes würdig zu erweisen, dankte Vereinssprecher Peter
Banzhaf der Gemeinde.
Voll des Lobes war auch Wilfried Herbold, Rektor der
Astrid-Lindgren-Schule. Ein Bauwerk sage viel über dessen
Erbauer aus, so Herbold. Die Turnhalle zeige die für Iffezheim
typischen Merkmale wie Wohlstand, Bürger- und Gemeinsinn,
Aufgeschlossenheit und eine Großzügigkeit, wie man sie
selten fände. Er sei sehr glücklich darüber, vor zehn
Jahren in Iffezheim eine Heimat gefunden zu haben, und als Teil des
Ganzen angenommen worden zu sein, schloss Wilfried Herbold. In ihrer
Weihe gingen die beiden Pfarrer Walfried Asal und Michael Winkler auf
den Zusammenhang zwischen Körper und Seele, dem Leib als „Tempel
des Heiligen Geistes“ ein.
Die begeistert aufgenommenen Tänze der Haupt- und Realschüler
und die Vorführungen der Leistungsriegen des Turnvereines
lockerten den offiziellen Teil angenehm auf.
Was es sonst noch dazu zu sagen gibt? Im Großen und Ganzen eine
tolle Halle, die endlich Wettkampfmaße hat und dadurch
Möglichkeiten für weitere Sportarten bietet. Die
Großzügigkeit der Sportstätte bietet den Vereinen (wie
dem Tischtennisclub) zusätzlich die Möglichkeit,
Hobbysportlern Gelegenheit zu geben, mit anderen ihrem
Freizeitvergnügen zu frönen.
Welchem Pfadfinder es zu verdanken ist, daß der Musikverein in
dem Liniengeflecht seinen Orchestergraben gefunden hat, ließ sich
nicht ermitteln. In der Tat beneide ich keinen Linienrichter, der sich
in dem Gestrüpp aus drei quer- und einem längsliegenden und
diesen grünen mehrfach übereinanderliegenden Feldern zurecht
finden soll. Farbenblindheit ist dabei wohl nicht angesagt.
Für Schuh Leuchtner umsatzsteigernd wird sich auswirken, daß
die Halle nicht mehr mit unweißen Sohlen betreten werden darf.
Der Streffer wegen. Ich weiß, ich weiß, in anderen Hallen
ist es ebenso. Aber die Frage sei erlaubt, warum in den letzten zehn
Jahren auf diesem Gebiet keine Fortschritte erzielt worden sind und
dabei ein Hallenboden herauskam, bei dem das wöchentliche
Naßwischen die Streffer wie von Zauberhand mitnimmt. Ein Hinweis
auf die präferierte Sohlenfarbe im GA hätte manch einen beim
halbjährlichen Schuhwerkskauf für die
schnellsprießenden Sprößlinge vor dem Fehlkauf
bewahrt. Alternativ hätte der Hallenboden auch in jenem
freundlichen Schwarz, dem Alptraum
jeder Hausfrau, gehalten werden,
welches die Flure und Treppen ziert. Obs, dann wären ja die
weißen Sohlen ... .
Ja, ja die Glasbausteine: Zugegebenermaßen werden die Konturen
des Umkleidenden erst ganz deutlich, wenn sich der Abstand des Selbigen
zu der Glaswand auf ein Minimum reduziert. Aber es geht ja nicht um den
Ausblick des Sehenden, sondern um den subjektiven Eindruck des
Gesehenen. Zumal die anderthalb Lux, die aus der Decke fallen, in
der Kabine nicht für die Erleuchtung sorgen. Dafür ist nach
wie vor das Badenwerk zuständig.
Gottlob hat Bold gepfuscht und aus dem Sichtbeton wurde nichts, denn
ansonsten hätte sich die Halle im biederen Gewande der ARD anno
1966 präsentiert.
Wie 500 Zuschauer aus der Single-Küche zu
bewirten sind,
dürfte eine interessante Frage für „Schöner Wöhnen“
sein. Handelt es sich bei dem verwendeten Beton tatsächlich um
jenes High-Tech-Produkt mit Steinzeugoberfläche, das Fliesen
überflüssig macht?
Heed Schauff sääle Ozeijedafel fer umme
hergänn? Odda
hämm ma bloß ä Driddel vum ä Driddel zahle miese
wu doch dess middlere Driddel vun der Dafel blos Werbung isch?
Mit dem gleichen Elan, mit dem die WC's und Duschen zur Einweihung
einsatzbereit wurden, werden wohl auch die weiteren Kleinigkeiten, wie
die Vervollständigung der Drückergarnituren
bei den
Besucherklos oder die fehlende Dämmung in
den Fensterleibungen
gerichtet werden, damit keiner ob seiner längeren Sitzung vom
Thron gestoßen wird, oder sich der Gammel um die Vereinsfenster
breit macht. Läßt es sich im Foyer, das ob der Wärme an
sommerlichen Sonnentagen ebenso wenig zur Kommunikations einlädt
wie jenes im Neubau der Grundschule, auch richten? Dürfen
Rollstuhlfahrer auf einen barrierefreien Zugang hoffen?
Vielleicht findet die gemeindliche
Vereinsaktivitätenkoordinierungsstelle künftig
konfliktfreiere Termine: Einschulung – Einweihung – Einschießen –
Einkleidung sind für einen Tag recht üppig.m
|
|
|
|