Frühjahrsmeeting 2004

Das Meeting ist vorbei. Und?
Zweistellige Umsatzeinbrüche werden beklagt. Hierzu ist anzumerken, dass der Einbruch den Club zwar in Bezug auf die Rückerstattung der Rennwettsteuer in dem zweistelligen Umfang trifft, um die Relationen aber zurecht zu rücken, muss beachtet werden, dass im Vorjahr an jedem Tag ein Rennen mehr gelaufen wurde und schon allein durch die geringere Zahl an Rennen von einem 10% Umsatzrückgang auszugehen war. Fragen lassen müssen sich natürlich die Besitzer, wo sie ihre Pferde denn noch laufen lassen wollen. Im Vergleich zu anderen deutschen Bahnen bietet Iffezheim in den unteren Ausgleichen ziemlich gute Dotierungen. Im Vergleich zum benachbarten Ausland gilt es jedoch in der Tat einiges aufzuholen.
Und wie entledigte sich der Club seiner Hausaufgaben? Neben den berühmten Kleinigkeiten gab's am ersten Tag auch gravierendere Pannen. So mussten die wettwilligen Besucher im 2. Stock der Großen Sattelplatztribüne am Eröffnungstag um halb Zwei ungezockter Dinge wieder von dannen ziehen, weil die Kassen noch ohne Geld waren.
Mit der Beinfreiheit war es in den Logen schon immer nicht gerade üppig bestellt. Mittlerweile baumeln die Füße schon dramatisch überm Abgrund, weil sich von hinten Hildegards billigst hingezimmertes Servierdreieck in die Loge schiebt. Na gut, vielleicht haben Logenbesucher eh' kürzere Beine als ich, aber der Tausch des fünften Stuhles gegen ein Tischchen wäre dem Flair einer Loge angemessener gewesen.
Nicht so erfolgreich wie gedacht läuft's wohl auf der Bénazet-Tribüne. Während der Sponsorenbereich gut frequentiert ist, läßt der Zuspruch im Grand-Prix-Club sehr zu wünschen übrig. Und wie urteilte ein Besucher der Badener Club Restaurants: “Konnte keinen großen Unterschied zu einer Bookiebude feststellen. Es war verräuchert und wenn man an seinem Tisch saß, sah man nur den Bildschirm. Der Stehbalkon ist ....puhhh....ich hätte heulen können. „
Ansonsten scheint's die Fans und Besitzer zu freuen, wieder auf der Großen Sattelplatztribüne platzen zu dürfen. Wobei der Bereich für die Besitzer ruhig ein wenig größer als 78 Sitzplätze hätte ausfallen können, schließlich halten die ja den Rennsport am laufen. Verwaist hingegen Oleander-Turm und Bezahlteil der Iffezheimer Tribüne. Heroisch der Kampf der Parkwache, die 32 Zahlenden (incl. ein paar Besitzer) vor dem Mob der Nichtzahler zu beschützen. Selbst am Sonntag ergab eine wohlwollende Zählung eine Auslastung von höchstens einem Drittel. Möglicherweise hat der Club wirklich „nichts zu verschenken“, aber so verliert er nur. So schönes Wetter wie heuer hat es nicht alle Tage. Vor allem wenn bedacht wird, was einem da Di und Mi sportlich geboten wurde: außer dem Hauptrennen am Mittwoch nur Kreisklasse. Da brauche ich die Eintrittspreise nicht mit denen des KSC vergleichen, sondern muss die Preise beim FV Iffezheim zu Grunde legen. Da brauche ich mich dann auch nicht zu wundern, warum weniger Gäste kommen. (Anscheinend gibt's in Deutschland gar nicht so viele Sieglose für all die Rennen, betrachtet man die kleinen Felder).
Eine kleine Auffrischung hätte der Bepflanzung gut getan, deren Blütezeit leider schon vorbei war.
Auf der Rennbahn sucht der Wetter mittlerweile die Restantenkasse vergebens. Die Tickets vergangener Renntage können an allen Schaltern eingelöst werden.
Aller Orten hält der Club die Region hoch, so auch beim Tribünenneubau, bei dem er nicht müde wird, zu betonen, dass nahezu alle Aufträge in der Region vergeben wurden und hier die Menschen in Lohn und Brot brachten. Schauen wir uns gerade mal den Rohbau an: Ein Bauleiter aus Iffezheim, ein Vorarbeiter aus dem Elsass und der Rest? Ich bezweifle, dass unsere Region bis an's Schwarze Meer reicht, dort wurden die Menschen in Lohn und Brot gesetzt.
Traurig? Beschämend? die Resonanz des Hausherrn auf die Rennen. Manch Rennbahnbesucher mag sich nach dem Sinn des Gärtchens mit dem niedlichen Hufeisen samt Terrasse fragen, das nur gelegentlich von ein paar Fotografen frequentiert wird. Wo sind die Clubmitglieder? Die glänzen durch Abwesenheit! Sind es so wenig und die Clubterrasse zu groß geraten? Oder hat man/frau schlicht und einfach Besseres zu tun, als auf seinen Rennen Präsenz zu zeigen? Wer, wenn nicht der Club muss Flagge zeigen? Nur lamentieren über mangelnden Besuch und Umsatz reicht nicht.
Obertraurig geht's auf der viel gepriesenen Homepage des Clubs (www.baden-galopp.com) zu. Programm? Ergebnisse? Rennfilme? Ja, für 2003. Für's aktuelle Meeting: Fehlanzeige. Mager, sehr mager. Als Veranstalter müsste der Club hier deutlich mehr als einen Link zu pferdewetten.t-online.de bieten. Ein kleines Macro macht im Handumdrehen (wörtlich zu nehmen) aus den vom Direktorium gelieferten Daten eine HTML-Datei. Für's Ergebnisse-Eintragen veranschlagen wir mal 20 Minuten. Sind wir in der Lichtentaler Allee so klamm, dass wir das nicht mehr erbringen können?
Ein säuerliches Klima herrscht unter der Reporterschar, da nur noch auserwählt abgezählten Pressevertretern der Zugang zum Pressezentrum erlaubt ist. Selbst langegediente BT- und BNN-Redakteure, die Woche für Woche an bis zu drei Tagen über den Galopprennsport berichten und in der Region die Fahne der Iffezheimer Rennen hoch halten, stehen außen vor dem Turm.
Und was fehlt dem geneigten Besucher noch? "Rrrrennnprogrammm! Sportwelt!" so schallt es dem Besucher nicht mehr entgegen, wenn er sich den Eingängen des Hippodroms nähert. Hatte es in den letzten Jahren schon einigen Knatsch um die Unterbringung der Mannen um die Gebrüder Vorbach, deren Familie schon seit vier Generationen den Programmverkauf in- und außerhalb der Rennbahn regelt, gegeben, so eskalierte heuer die Angelegenheit. In einem kurzen Anruf wurde der Familie Vorbach mitgeteilt, dass ihre Dienste nicht mehr benötigt würden. Aus Kostengründen werde der Club den Vertrieb der Programme in eigene Hände nehmen. Ach, wie werde ich Hubert Müller's "Rrrrennnprogrammm! Sportwelt! Für Dienstag!" vermissen, das einem beim Verlassen der Bahn freudig auf den nächsten Renntag einstimmte.

Die Zahlen: