Die Gedächtnislücke

Außer Atem, mit Muskelkater im Bauchraum ließen die Iffezheimer Kolpingsjünger ihre Zuschauer nach dreistündigem Angriff auf das Zwerchfell zurück. „Die Gedächtnislücke“ wird entgegen ihrem Titel den Zuschauern in guter Erinnerung bleiben.
Alljährlich begeht die Kolpingsfamilie Iffezheim den Kolpinggedenktag mit einem Jugendgottesdienst, der vom Kolpingchor umrahmt wurde, und dem traditionellen Theaterstück am Abend. Drei sich kreuzende Handlungsstränge sorgten für reichlich Verwirrung und Gelächter. In dem beschaulichem Dorf hatten sich vor Kurzem die beiden quertreibenden „Stadtfrägge“ Ludwiga Silberstein (Annette Karle) und deren treu ergebener Ehemann Heinz-Harald (Manfred Austen) niedergelassen, in der Hoffnung, dort „absolute Ruhe“ zu finden. Doch „Guggler“, Kirchenglocken und die Probearbeit des Musikverein zerreißen lautstark die Idylle. Die Drohung mit der Rechtsaufsicht im Rücken  schritt der Durchfall geplagte Bürgermeister Franz Kübele (Michael Bosler) zur Tat, den Hahn, die Glocken und den Musikverein zum Schweigen zu bringen. Rächend schlug der Klöppel im Kirchturm an des Bürgermeisters Stirn und löschte die Erinnerung an die letzten fünf Jahre aus. Um fünf Jahre verjüngt und der nur mit bunten Pillen ertragbaren Amtslast ledig, wird der Bürgermeister Wachs in den Händen seines gnizzen Amtsboten Sepp – eine Paraderolle für Herbert Sauter -, der alles daransetzt, das Dorfleben wieder in geregelte Bahnen zu bringen und die „Landplagen“ loszuwerden. Nebenbei wurde die Gedächtnislücke des Ortsoberen zur Auffrischung der Dienstbezüge des Rathauspersonals ausgenutzt, schließlich galt es die heimischen Wirtschaften zu stützen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein und Alkohol für den Büttel gab es reichlich von „ich bin jo nedd neijgierig“ Emma (Martina Austen), der Besitzerin eines gleichnamigen Ladens, die sich damit für den neuesten Klatsch aus der Amtsstube erkenntlich zeigte. Die Neuigkeiten im Ratshaus reichten bei weitem nicht aus, um Sepps Durst zu löschen, und so entsinnt sein von den geistigen Getränken entfachter Geist, Gerücht um Gerücht, die „zu nix unn niemes ä Wordd“ versprochen, im Dorf die Runde machten.
Kein leichtes Los hatte die Sekretärin Hannelore (Manuela Schwab) gezogen, an der der balzende Psychiater Gottlieb Schibbeschein (Hermann Burkard) seine Studien über die „vollendete Weiblichkeit“  zu Ende bringen wollte, und der ihren filigranen, nach tipex-schmeckenden, kugelschreiberfarbenen Fingern verfallen war. Gottlob ließ der Professor sich mit dem „altledigen Chrischdkindl“ Rosalinde Schneggeberger (Bianca Schramm) verkuppeln, die eigentlich per Annonce mit Bürgermeisterbild von der treusorgenden Sekretärin für den Amtsboten ausgesucht war, dieser aber lieber „ledig als erledigt“ blieb. Alles reichlich verwirrend, aber großartig gespielt und letztendlich hat man sich köstlich amüsiert und kann allen, die am Ersten Advent keine Zeit hatten, empfehlen, das Versäumte am kommenden Sonntag um 18:00 Uhr in der Festhalle Iffezheim  nachzuholen.

 






 
Euer Kommentar an Matthias








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