Hochwasserschutz
und Geschiebzugabe
Vertreter
der Gewässerdirektion südlicher Oberrhein und des
Wasser- und Schifffahrtsamtes Freiburg stellten im Rat des Renndorfes
ihre Planung zur Verknüpfung von Hochwasserschutz und Geschiebezugabe
vor. Einstimmig stellte sich der Rat hinter den Plan und beauftragte
die Verwaltung mit weiteren Verhandlungen.
Baudirektor
Othmar Huppmann von der Gewässerdirektion südlicher
Oberrhein stellte zunächst die Planung des Rückhalteraums
Weil/Breisach vor. Am südlichen Oberrhein habe sich der
Rhein nach der Korrektion um bis zu sieben Meter eingegraben
und habe daher kein natürliches Überflutungsgebiet
mehr, ging Huppmann auf die Eingangsituation ein. Wissenschaftliche
Untersuchungen hätten ergeben, dass durchflutete Auwälder
die Strömungsgeschwindigkeit rapide senken würden
und dadurch Hochwasserspritzen kappen würden. Nach diesem
Prinzip solle der Rückhalteraum ausgelegt werden. Hierzu
sei es notwendig, das Rheinvorland abzusenken damit es durch
Hochwasser überhaupt wieder erreicht werden könne.
Die bereits längs des Rheins vorhanden Buhnenfelder würden
auf 90 Meter verbreitert werden. Innerhalb von 15 Jahren würden
auf einer Länge von 48 Kilometern 45 Millionen Tonnen grobkörnigen
Kieses abgebaut werden, erläuterte der Baudirektor die
Dimension des Vorhabens. Auf dem abgrabenen Gelände würden
sich binnen kurzer Zeit Silberweiden ansiedeln, die dann in
einigen Jahrzehnten einen neuen Auwald bilden würden. Schon
während der Bauphase würde sich durch jeden abgebaggerten
Kubikmeter der Hochwasserschutz für die Gebiete unterhalb
der Staustufe Iffezheim verbessern. Mit Ende der Maßnahmen
des integrierten Rheinprogramms sei ein 200-jähriger Hochwasserschutz
gegeben.
Das abgebaggerte Material solle im Kieswerk „Bohnemichel“
neben der Staustufe zwischengelagert werden, um dann sukzessive
als Geschiebezugabe im Rhein verklappt zu werden, ging Jörg
Huber vom Wasser- und Schifffahrtsamt Freiburg auf die geplante
Verwendung des Aushubes ein.

Kies als Futter für die reißenden
Wasser
Derzeit werde die Geschiebezugabe aus dem Kieswerk neben der
Staustufe gespeist, die Vorräte seien aber in zehn Jahren
erschöpft. Durch die deutsch-französischen Verträge
sei die Bundesrepublik verpflichtet, den Wasserspiegel und die
Fahrrinnentiefe auf den vereinbarten Pegeln zu halten. Durch
die Zugabe von Grobkies werde verhindert, dass sich der Rhein
weiter eingrabe. Die Alternative zur Geschiebezugabe sei der
Bau einer weiteren Staustufe bei Au am Rhein. Es böte sich
nun die einmalige Chance, so Huber, sich für die nächsten
70 Jahre die Resourcen für die Geschiebezugabe zu sichern.
Den technischen Ablauf schilderte sein Kollege Björn Berlenbach.
Große Fördermaschinen würden rechtsrheinisch
das Vorland abgraben und per Förderband über den Rhein
zu Anlegestellen am französischen Rheinseitenkanal bringen.
Dort würde das Material auf 12 000 Tonnen fassende Schubverbände
verladen, die im Oberwasser der Staustufe Iffezheim wiederum
per Förderband entladen würden. Um eine Eintrübung
des Sees bei der Kiesverklappung zu verhindern, würde der
Aushub über Rohre direkt auf den Seeboden ausgebracht.
Der See würde in seinen Ausmaßen erhalten bleiben,
jedoch bis auf eine Wassertiefe von 5-10 Meter aufgefüllt
werden. Als Vorteile für die Gemeinde stellte Berlenbach
heraus, dass die Arbeitsplätze im Kieswerk auf Jahrzehnte
hinaus ebenso gesichert sein wie die Steuereinnahmen der Gemeinde.
Für das Wasser- und Schifffahrtsamt sei mit der Maßnahme
die Geschiebezugabe gesichert und auch wirtschaftlich durchführbar.
Bei dem Abtragen des Vorlandes gehe die Berechnung von einem
10-stündigen Werktag aus, ging Jörg Huber auf Fragen
von Hubert Schneider (CDU) nach den Belastungen für die
Natur ein. Im Rahmen der wasserrechtlichen Genehmigung fände
eine Umweltverträglichkeitsprüfung statt, in der die
Auswirkungen der Zwischenlagerung auf die Fische und Vögel
im FFH-Gebiet untersucht würden. Auf die Frage nach der
Finanzierbarkeit der Maßnahme seitens Kurt Lorenz (FWG)
entgegnete Huber, dass in den Bundes- und Landesministerien
die Resourcenknappheit erkannt worden sei und der Plan von dort
Rückendeckung habe. Den Bedenken von Harald Schäfer,
der Aushub könnte durch eine mögliche landwirtschaftliche
Nutzung des Rheinvorlandes verunreinigt sein, entgegnete Othmar
Huppmann, dass der überwiegende Teil des Vorlandes aus
Wald bestände und nur vereinzelt Felder und Wiesen anzutreffen
seien. Grundsätzlich positiv standen die Ratsmitglieder
zu dem Vorhaben, wenn die finanziellen Belange der Gemeinde
berücksichtigt würden. „Wir werden den gemeindeeigenen
Kiessee nicht zur Verfügung stellen, wenn für uns
nichts dabei heraus springt“, bekräftigte Bürgermeister
Peter Werler. Einstimmig wurde die Verwaltung zu Verhandlungen
mit der Gewässerdirektion und dem Wasser- und Schifffahrtsamt
beauftragt.
Einstimmig
vergab der Rat zwei Aufträge zur Sanierung der Kläranlage.
Für 43 000 € wurde eine Firma aus Röthenbach
mit dem Bau der Phosphatfällanlage beauftragt. Für
44 000 € wurde eine Eppsteiner Firma mit dem Umbau der
Belebungs- und Nachklärbecken beauftragt.
Ebenfalls
einstimmig wurde ein neuer Stromversorgungsvertrag mit der EnBW
zum Preis von 0,96 €/kWh abgeschlossen. Ohne Gegenstimme
wurde der Anglerkameradschaft ein Zuschuss in Höhe von
500 € zur Anschaffung von Trainingsgeräten zur Verfügung
gestellt.