Große Woche 2003

 
 Tja, nun gehen sie den Weg allen Irdischen, die ältesten Teile der Iffzer Rennbahn. In den 70ern bis zur Unkenntlichkeit mit Beton übergossen werden die letzten Reste der Bénazetschen Bauten abgerissen und durch einen Komplex ersetzt, der seinen Namen tragen wird. Etwas wehmütig gestaltete sich der Abschied von der alten Clubtribüne für die dortigen Mitarbeiter, manch einem schimmerte im Auge die Träne. Zum Teil verrichteten sie schon seit Jahrzehten ihren Dienst in und auf der Clubtribüne. So beispielsweise Alfred Fritz, der seit 39 Jahren am Aufgang der Freitreppe verhindert, daß Unbefugte die Mitgliedertribüne heimsuchen. Die meisten der heutigen Berechtigten zur Mitgliedertribüne kannte Alfred bereits als Windel bepackte Steppkes, die die Stufen rauf kamen.
Die Preise, zu denen man seinen Hintern auf den Stühlen der Bénazet - Tribüne niederlassen, stehen bereits fest und orientieren sich an den bisherigen Preisen oder übersteigen diese sogar. Sie sind jedenfalls in einer Höhe festgesetzt, welche den Öffnungswinkel des Geldbeutels von Otto N. weit überschreitet. Der glückliche Doktor braucht also keine Angst zu haben, daß „Bauern“ die neue Tribüne bevölkern werden. In der Lichtentaler Allee werden die verlangten Eintrittspreise gern mit dem Obulus für den Eintritt in ein Fußballstadion veglichen, wohlweislich ignorierend, daß der Rennsport in Deutschland lediglich ein Nischendasein fristet und bei wohlwollendem Rechnen keine 7 Stunden Sport, sondern gerade mal 'ne halbe Stunde geboten wird. Der Rest ist Betteln um den Wetteinsatz. 
Wo sich Otto N. im nächsten Jahr wiederfinden wird, darüber hüllt man sich in der Allee in Schweigen. Das entsprechende Konzept stände noch nicht endgültig fest. 
Genau so wenig hatte der Club ein Konzept wie das Interesse des Publikums, der VIPs und der Presse für den millionenschweren, einem mit einer Riesenfaust malträtierten Smart nicht unähnlichen Bugatti zu kanalisieren sei. Wie ein aufgeschrecktes Huhn, hastete der von Panik gezeichnete Generalsekretär vor dem Fahrzeug auf und ab, damit dem ja nichts passiere. Erst mit dem Einsatz der Iffzer Feuerwehr als Ordnungshüter entspannnte sich die Situation. Vielleicht hätte man sich vorher Gedanken machen sollen, ob man personell einem solchen Event gewachsen ist. 
Einem geschenkten Gaul schaut man zwar nicht ins Maul, dennoch soll nicht unerwähnt bleiben, daß sich die Frühstücksqualität seit dem Frühjahrsmeeting nicht verbessert hat. Oder doch? Jedenfalls war keine Musik zu hören und man brauchte sich daher nicht anzuschreien. Die unsäglichen, halb verbrannten Industriebrötchen sind weiterhin fester Bestandteil des Allerweltsbüffetts, wie es in allen Hotels für Geschäftsreisende aufgetischt wird. Es fehlt weiterhin der richtige Pepp und die richtigen Weck. Viel besser hatten es da die Kunden der Clubgastronomie, besser gesagt die der Iffezheimer Rennbahngesellschaft, denn an die wurden in den sechs Tagen 12 000 Weck aus der Backstube vom Musse Begg verfüttert. Und wenn die Würstschenqualität noch stimmte, haben die Budenkunden das bessere Ende für sich gehabt. Weckmäßig auf jeden Fall. Dies galt auch für die Kunden, die bei Brandauer sich mal 'ne Heiße reinpfiffen, denn da waren 6 000 Weck von 's Schillingers im Spiel, beziehungsweise außen rum oder neben dran.
 
Euer Kommentar an Matthias

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