CDU diskutierte den Haushaltsentwurf 2004
von Hans-Jörg Oesterle und den Scans von
Michael Bauer
Ganz
im Sinne von Bürgermeister Werler diskutierte die CDU Iffezheim
die Gemeindefinanzen für 2004 : nämlich zeitnah. Der
Bürgermeister will erklärtermaßen alsbald Planungssicherheit
für die Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde für das
kommende Jahr haben und hatte die im Gemeinderat vertretenen
Fraktionen zu einer zügigen Behandlung in den Parteigremien
angehalten. Und gerade mal eine Woche nach der Präsentation
des Rathausentwurfs im Gemeinderat befasste sich die CDU damit.
Um das Ergebnis der über vierstündigen, teilweise
kontrovers geführten Diskussion vorwegzunehmen: Im Großen
und Ganzen wird der Bürgermeister mit den Überlegungen
der Christdemokraten wohl leben können - oder müssen
!
Grundsätzliche
Zustimmung – frühzeitige Planung
Wie der CDU-Ortsverbandsvorsitzende und Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion
Meingold Merkel nämlich am Montagabend auf einer gut besuchten
öffentlichen Veranstaltung im Gasthaus Pferdestall einleitend
und positiv feststellen konnte, habe die Gemeindeverwaltung
erstmals noch vor Beginn des neuen Jahres ihre finanziellen
Überlegungen für das kommende Jahr 2004 dem Gemeinderat
unterbreitet. Dabei könne die Iffezheimer CDU fast allen
Planungungsansätzen im Verwaltungshaushalt und auch im
Vermögenshaushalt zustimmen. Allerdings gäbe es für
den einen oder anderen Betrag schon noch Erklärungsbedarf
durch die Gemeindeverwaltung, den man auf der nächsten
Gemeinderatssitzung einholen wolle.
Eingeteilt
hatte die CDU-Fraktion diese erste Haushaltsdiskussion in vier
Themenbereiche: Erstens und zweitens in Lob und Tadel, zum dritten
und vierten dann Änderungswünsche und ergänzende
eigene Vorschläge der Iffezheimer CDU. Lob deswegen, weil
man trotz der von der Gemeindeverwaltung eingeforderten konstruktiven
Kritik auch und gerade die positiven Haushaltsaussagen würdigen
müsse. Tadel dann, wenn aus der Sicht der Iffzer CDU dem
einen oder anderen Haushaltsansatz nicht gefolgt werden könne.
Visualisierter
Haushaltsplan
Hilfreich im Verlauf der abendlichen Erörterung waren die
Bildschirmpräsentationen von Vorstandsmitglied Michael
Bauer, der mangels einer digitalen Datenverfügbarkeit seitens
des Regionalen Rechenzentrums in Karlsruhe alle rund 125 Papierseiten
des Haushaltsentwurfs eingescannt und für alle Gesprächsteilnehmer
höchst informativ und plakativ mit einem Beamer auf eine
Leinwand projizierte. So wusste jeder Versammlungsteilnehmer
immer, um was es gerade ging. Ein Verfahren, das für die
anstehenden Haushaltsberatungen im Bürgersaal eigentlich
auch nur allerwärmstens empfohlen werden kann!
Grundsteuer
und Gewerbesteuer werden nicht erhöht
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bertold Leuchtner
moderierte dann die Planungsansätze der Gemeindeverwaltung
im Verwaltungshaushalt und anschließend den Vermögenshaushalt,
in welchem die vorgesehenen Baumaßnahmen dargestellt sind.
Positiv stellte Leuchtner heraus, dass die Gemeindeverwaltung
für 2004 weder die Grundsteuer noch die Gewerbesteuer erhöhen
wolle. Das sei auch richtig so, pflichteten die Anwesenden bei.
Denn eine Erhöhung dieser Realsteuern wäre in einer
Zeit, in der landauf landab Beiträge erhöht und Leistungen
gekürzt würden, auch für Iffezheim ein falsches
Signal gewesen.
Verwaltungshaushalt
erwirtschaftet Plus, geringe Darlehensaufnahme
Besonders wichtig und beachtenswert sei, dass der Verwaltungshaushalt
mit einem geplanten Überschuß von 542.000 €
im Plus abschließe und zusammen mit einer Entnahme aus
der allgemeinen Haushaltsrücklage von 3.130.000 €
zur Finanzierung der vorgesehenen Baumaßnahmen im Vermögenshaushalt
diene. Dagegen stelle sich die mit 322.000 € geplante Darlehensaufnahme
eigentlich relativ bescheiden dar.
Stille Planreserven auflösen, beim Aufwand sparen
Bürgermeister Werler hatte letzte Woche bei der Präsentation
des Haushaltsentwurfs gefordert, dass der Gemeinderat der Erhöhung
der Abwassergebühren um über 300.000 € zustimmen
müsse, damit die Investitionsfähigkeit der Gemeinde
erhalten werden könne. Dem hielt Bertold Leuchtner jetzt
entgegen, daß die Gemeindeverwaltung zunächst mal
selbst im Verwaltungshaushalt nach Einsparungsmöglichkeiten
suchen müsse. Außerdem wären bei vielen Ausgabeposten
Beträge eingeplant worden, die aufgrund der Erfahrungen
in der Vergangenheit in dieser Höhe gar nicht anfallen
brauchen, sogenannte stille Planreserven. Beispielsweise führte
er an, dass für Bewirtungskosten Ausgaben von 20.000 €
vorgesehen wären oder für die Bezahlung von Sachverständigen
Honorare von 30.000 €. Auch bei der Gesundheitsförderung
wären 21.000 € mehr angesetzt worden als wahrscheinlich
gebraucht würden. In Frage gestellt werden müssen
auch die für Werbung geplanten 25.000 €.
Auch
müsse bei den möglichen Einnahmen geprüft werden,
ob denn alles ausgeschöpft sei. So solle beispielsweise
die Miete, die der Landkreis für die Nutzung der gemeindeeigenen
Sporthalle durch die Astrid-Lindgren-Schule an die Gemeinde
zu zahlen habe, an das Niveau der im kommenden Frühjahr
fertiggestellten neuen Sporthalle angepasst werden.
Genauso
müsse im Verlauf der Haushaltsberatung auf der nächsten
Ratssitzung im Bürgersaal hinterfragt werden, für
welchen Zweck denn erstmals 10.000 € für kulturelle
Veranstaltungen ausgegeben werden sollen, obwohl überhaupt
keine Eintrittsgelder dagegengesetzt werden.
Erläutern
solle die Gemeindeverwaltung auch, warum bei der Pflege der
Grünanlagen nächstes Jahr rund 100.000 Euro mehr als
für 2003 ausgegeben werden sollen. Was die Feldwegeunterhaltung
angehe, geplant wären Ausgaben von 30.000 €, sei bedauerlich,
daß die vor Jahren bei den Pachtverhandlungen mit den
Landwirten ausgehandelte Mithilfe nicht praktiziert werde.
Lob
wegen Sozialarbeiter – Zurückhaltung beim Jugendzentrum
Begrüßenswert seien die eingeplanten Ausgaben für
einen Sozialarbeiter für die offene Jugendarbeit. Wobei
das Jahressalär wohl nur zur Hälfte, und deswegen
mit einem haushaltsmäßigen Sperrvermerk versehen
und auch nur dann gebraucht werde, wenn die an eine auswärtige
Jugendorganisation in Auftrag gegebene und noch ausstehende
Konzeption schlussendlich vom örtlichen Gemeinderat gutgeheißen
werde. Grundsätzlich anfreunden kann sich die örtliche
CDU durchaus mit den Ausgaben für einen sogenannten Streetworker,
der in den Nachmittagsstunden und auch abends dort unterwegs
ist, wo sich die Heranwachsenden im Dorf treffen. Zunächst
einmal kritisch dagegen sieht die CDU die im Investitionsplan
für die nächsten Jahre eingeplante stolze Summe von
einer Million Euro für den Bau eines Jugendzentrums. Darüber
könne, so der einmütige Tenor aller Versammlungsteilnehmer,
nur nach eingehender und grundsätzlicher Abwägung
aller Gesichtspunkte befunden werden.
Abwassergebührenerhöhung
um 58% jenseits von Gut und Böse
Die Gemeindeverwaltung schlage höhere Abwassergebühren
vor. 2002 waren 551.347 Euro eingenommen worden. Im kommenden
Jahr sollen es 872.000 Euro sein. Das sind rund 320.000 Euro
mehr und entspräche somit einer Steigerung von 58%. Dies
sei jenseits von Gut und Böse. Dabei hätten sich nach
Sicht der CDU bei den tatsächlichen Ausgaben für Löhne,
Betriebsstrom und Schlammverwertung usw. nur „normale“
Erhöhungen ergeben. Der dicke Brocken ergebe sich, weil
die Verwaltung Jahr um Jahr immer wieder versuche, bei der Gebührenberechnung
kalkulatorische Zinsen einzuberechnen. Diesmal sollen 225.340
Euro kalkulatorische Zinsen angesetzt und durch überhöhte
Gebühren auch noch Gewinn von rund 150.000 Euro gemacht
werden. Damit würden 375.340 Euro mehr an Gebühren
erhoben als Kosten entstünden.
Seite
47 “Abwasserbeseitigung“ des Haushaltsplan
Nach
Auffassung der Iffzer CDU dürfe der Gebührenzahler
aber erwarten, daß in die Gebührenberechnung nicht
künstlich sogenannte kalkulatorische Kosten eingerechnet
würden, die gar nicht entstanden sind. Bekanntermaßnahmen
wären Kläranlage und Kanalisation immer ohne nennenswerte
Kreditmittel und folglich ohne Bankzinsen gebaut worden. Deshalb
sei jeder Euro, der als sogenannter kalkulatorischer Zins über
die Gebühren erhoben werde, eigentlich Gewinn für
die Gemeindekasse und müsste konsequenterweise einer zweckgebundenen
Rücklage zugeführt werden.
Moderate
Gebührenanpassung denkbar
Die CDU plädiere deshalb, wie in den Vorjahren auch, nur
einen Teil der kalkulatorischen Zinsen in die Gebührenberechnung
einzubeziehen. Vor dem Hintergrund, daß seit 1999 die
Abwassergebühren nicht mehr erhöht worden sind, die
Lohn- und Energiekosten aber gestiegen sind, sei für die
CDU allenfalls eine moderate Gebührenanpassung denkbar.
Anzustreben sei eine einvernehmliche Regelung im Gemeinderat.
Festhalten will die CDU auch am Grundsatz der bisherigen Kostenverteilung
zwischen Schmutzwasser und Niederschlagsentwässerung. Für
einen anderen Aufteilungsmaßstab reichen die von der Verwaltung
bislang angestellten Überlegungen und vorgelegten Berechnungen
jedenfalls nicht aus.
Positiv:
Vermögenshaushalt
Was den Vermögenshaushalt betreffe, so handele es sich
aus der Sicht der CDU um maßvolle Ansätze und realisierbare
Vorhaben. Positiv sei, so Bertold Leuchtner, die Sanierung der
Kapellenstraße. Für diese Baumaßnahme sind
rund 900.000 Euro vorgesehen. Das sei zwar eine Menge Geld,
aber die Kostenschätzungen für die Straßensanierungen
der letzten Jahre hätten sich immer als realistisch erwiesen.
Betriebserlaubnis
Kläranlage – Unnötige Millionenausgaben abgewendet
Bei der Kläranlage ist besonders begrüßenswert,
daß jetzt nur noch das saniert wird, was für die
wasserrechtliche Betriebserlaubnis für die nächsten
10 Jahre erforderlich ist. Dafür scheinen die eingeplanten
100.000 Euro mehr als ausreichend. Bekanntermaßen war
von einem Planungsbüro unlängst vorgeschlagen worden,
die gemeindeeigene Kläranlage für rund vier Millionen
Euro umzubauen. Die Notwendigkeit dafür war insbesondere
von der CDU-Fraktion heftig bestritten worden.
Doppelte
Ingenieurhonorare ?
Bei den Planungsgeldern für einen Generalentwässerungsplan
– für 2004 sind 200.000 Euro eingeplant – solle
die Gemeindeverwaltung erläutern, warum jetzt noch Ingenieurhonorare
für Leistungen bezahlt werden sollen, die nach Auffassung
der CDU im Laufe der letzten Jahre bereits bei den jeweiligen
Kanalisationsbaumaßnahmen vergütet worden seien.
Die CDU will deshalb für diesen Haushaltsansatz einen sogenannten
Sperrvermerk vorschlagen.
Schulsanierung
durchziehen
Nächstes Jahr soll mit der Sanierung der Haupt- und Realschule
begonnen werden. Für 2004 sind 750.000 Euro vorgesehen.
Allein 500.000 Euro davon sind für den Austausch der über
dreißig Jahre alten Fenster veranschlagt. Eine Maßnahme,
die wegen der undichten Fensterrahmen nächstes Jahr auch
wirklich durchgezogen werden müsse.
Seite
65 “Haupt und Realschule“ des Haushaltsplan
Konfuse Situation wegen der Außenanlage
Wegen der Außenanlage um die neue Sporthalle, für
die immerhin mit Kosten von 360.000 Euro gerechnet werde, ginge
die CDU mit dem Bürgermeister einig darin, nicht alles
nächstes Jahr zu schultern. Nach Meinung der CDU solle
der Pausenhof aber gemacht werden. Über den Bereich der
Grünfläche zwischen Weierweg und neuer Sporthalle
dürfe man ruhig noch mal gründlich nachdenken. Auf
der Versammlung ergab sich eine konfuse Situation, weil niemand
beantworten konnte, wer eigentlich das geplante Atrium mit Rankgerüst
gewollt hatte. Die CDU-Mitglieder im Bauausschuß waren
der Meinung, dies sei Wunsch der Schule gewesen. Der Elternbeiratsvorsitzende
Thomas Heier hatte dies auf Seiten der Schule anders empfunden,
dass es nämlich als Wunsch des Bauausschusses an die Schule
übermittelt worden war. Die Versammlung empfahl deshalb
der Gemeindeverwaltung, dem Gemeinderat und der Schulleitung,
sich über eine sinnvolle Nutzung der bisherigen Grünfläche
in einem gemeinsamen Gespräch festzulegen.
Schulstandort
sichern ! Über Ganztagesschule nachdenken!
Vor dem Hintergrund der unlängst veränderten Lehrpläne
erarbeite die Haupt- und Realschule ein neues Schulraumkonzept,
wie Hans-Jörg Oesterle informierte. Auf der letzten Schulkonferenz
im November war ein verstärkter Nachmittagsunterricht angekündigt
worden. Es mache deshalb Sinn, sich bereits jetzt Gedanken über
die Einrichtung einer Ganztagesschule zu machen. Im Vermögenshaushalt
sollen deshalb vorsorglich Planungskosten eingestellt werden.
Vorrang habe die Sicherung des Schulstandorts Iffezheim.
Es
müssen keine Darlehen aufgenommen werden !
Die Gemeindeverwaltung schlägt zum Ausgleich des Vermögenshaushalts
vor, für 322.000 Euro Darlehen aufzunehmen. Nach Auffassung
der CDU könne man aber ohne Kreditaufnahme auskommen. Die
Gemeindeverwaltung solle sich die Umsatzsteuer, die bei den
Baukosten der neuen Sporthalle zu zahlen waren, vom Finanzamt
zurückholen. Dabei ginge es immerhin um einen stolzen Betrag
von 550.000 Euro. Nach Einschätzung der Steuerexperten
Bertold Leuchtner und Hans-Jörg Oesterle sind die rechtlichen
Voraussetzungen für eine Vorsteuererstattung durch das
Finanzamt gegeben. Von der CDU-Fraktion liegt deswegen schon
seit einiger Zeit im Rathaus ein Antrag auf Behandlung im Gemeinderat
vor. Dieser Antrag ist noch nicht behandelt worden. Sollte er
aber. Dann könne der Betrag alsbald in der Gemeindekasse
landen. Und die Gemeindekasse brauche auch nächstes Jahr
keine Kredite aufzunehmen.
Tragfähigen
Konsens anstreben
Am Ende der über vierstündigen Diskussion bedankte
sich der CDU-Vorsitzende Meingold Merkel bei den Teilnehmern
für die engagierte Mitarbeit, für die vielen Anregungen
und für den konstruktiven, immer wieder auch kontroversen
Meinungsaustausch. Ziel der CDU sei es, dass bei den Haushaltsberatungen
im Gemeinderat ein tragfähiger Konsens quer durch alle
drei Fraktionen und nach Möglichkeit auch mit der Gemeindeverwaltung
erreicht werde.
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